Home GT-Serien24H Series Vorschau: 24 Stunden von Austin 2017

Vorschau: 24 Stunden von Austin 2017

von Philipp Körner
0 Kommentare

Gute zehn Monate liegt der Saisonstart der 24H-Series-Meisterschaft 2017 schon zurück. Bei den 24 Stunden von Dubai triumphierte der #911 Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R, der auch beim Abschluss auf dem Circuit of the Americas als Siegkandidat gilt. Für das Championat und den Veranstalter Creventic ist es der erste Schaulauf in den Vereinigten Staaten.

Die Strecke

Der 5,513 Kilometer lange Circuit of the Americas (kurz: COTA) ist vor allem dank der nun insgesamt sechs Läufe der Formel 1 international bekannt. Doch auch abseits des Monoposto-Sports haben schon einige größere Serien ihre Zelte in Sichtweite der Kulturstadt Austin aufgeschlagen. So war das texanische Asphaltband für die Sportwagenweltmeisterschaft WEC ebenfalls jahrelang die Heimat in Amerika. Sie kehrt 2019 jedoch wieder nach Sebring, also zu ihren Wurzeln, zurück. Auch ihr nordamerikanisches Pendant in der Form der IMSA SportsCar Championship hat die Strecke wieder aus dem Kalender genommen. Man wird dem DPi-Neueinsteiger Acura zuliebe stattdessen nach Ohio reisen, wo Honda Werksanlagen besitzt.

Demnach ist mit der Pirelli World Challenge also nur noch eine größere Sportwagenveranstaltungsreihe übrig geblieben. Ein nennenswerter Grund für das große Abwandern ist zweifelsohne der anhaltend geringe Zuschauerzuspruch in der Region. Während für die Formel 1 und die Moto GP noch Menschen aus ganz Amerika die Anreise auf sich nehmen, sind die kleineren Serien meist vom schwachen Einzugsgebiet abhängig. Der 24H Series kann dies aber eh egal sein, da Zuschauer für sie höchstens gern gesehenes Beiwerk sind.

Die 2012 eröffnete Strecke setzt sich aus drei Charaktertypen zusammen: Zunächst besitzt sie einige Vollgaspassagen wie die Start-Ziel-Gerade, die Bergabfahrt und das Verbindungsstück zwischen der Haarnadelkurve (T11) und der Einfahrt in das Motodrom für Arme (T12). Für die 24H Series mitsamt ihrer stark ausgeprägten Klassenstruktur sollte das hinsichtlich des Verkehrs nützlich sein. Die schnelleren Boliden, also vor allem die GT3-Renner, können es dementsprechend ruhiger in den S-Sektionen angehen lassen – dem zweiten Charakterzug der Strecke. Nach dem Eintauchen in die anfangs noch leicht geschwungenen Kurven nimmt die Komplexität immer mehr zu, was nicht allen Fahrern gefällt.

Vergleichsweise unbeliebt ist auch das bereits erwähnte Motodrom für Arme. Dieses bricht nicht nur den Fluss der ersten beiden Sektoren, sondern umfasst auch noch ordentlich Streitpotential – man denke nur an die Causa Max Verstappen. Die Frage der Streckenbegrenzungen ist hier zudem am dringlichsten, was bislang alle Sportwagenserien gezeigt haben. Das Areal am Fuße des Aussichtsturms wird mit großer Sicherheit auch für die Creventic-Rennleitung zum Arbeitsschwerpunkt.

Das Format

Im Gegensatz zum Lauf in Dubai ist die kommende Debüt-Ausgabe kein klassisches 24h-Rennen, da man sie in zwei Sitzungen aufgeteilt hat (Geräuschvorgaben). Der erste Teil beginnt am Samstag um 09:00 Uhr Ortszeit (16:00 Uhr MEZ) und wird um 23:00 Uhr (06:00 Uhr) abgewinkt. Die restlichen zehn Stunden werden am Sonntag um 08:00 Uhr (15:00 Uhr) freigegeben. Auf diesem Weg minimiert man neben der körperlichen und geistigen Belastung auch die Nachtstunden. Je nach Rechnungsweise sind nur eine Handvoll Stunden im Dunkeln realistisch. Das Aufspalten bietet zwar durchaus Raum für Kritik, aber es steht auch für den konsequenten Fokus auf Amateursport.

Bei den restlichen Vorgaben orientiert man sich am Standardregelwerk. Im Mittelpunkt steht wie immer die zentrale Tankstellenzone, welche sich alle Nennungen teilen werden. Dadurch sollen sich die Teams die Kosten für eigene Anlagen (auch im Auto) sparen und des Weiteren wird das Sicherheitsrisiko minimiert. Dies bietet wie immer Gelegenheiten für strategische Spielereien und enormen Zeitverlust, denn wer zuerst kommt, tankt auch zuerst und die Zapfsäulenanzahl ist begrenzt. Dank der relativ ähnlichen Spritfenster kann man sich zumindest innerhalb der Klassen auf wohl spannende Verläufe freuen (vgl. Wegfall der Abstände innerhalb einer Runde nach 14 Stunden).

Die Wechsel der Hankook-Pneus und der Fahrer erfolgen wie gewohnt in der normalen Boxengasse. In Folge der gewollt großen Fahrerkader sollten die Stintabläufe relativ gleich sein – auch wenn der schnellste Pilot sicher mal länger hinter dem Steuer sitzen wird.

Einen wohl lang ersehnten Abschied werden die „Minimumreferenzrundenzeiten“ in der A6-Am feiern. Die GT3-Nennungen mit einem Fokus auf Amateure müssen also nur noch einmal spezielle Zeitgrenzen im Rennen beachten. In Amerika haben sie demnach zum letzten Mal zehn Joker-Laps (zehnmal schneller als die Zeitvorgabe) zur Verfügung, weshalb der Gesamtsieger mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus der A6-Pro stammen wird. Weitere Feinheiten des 24H-Series-Reglements (z.B. Code-60-Prozedur) erklärt das Radio-Le-Mans-Team mit gewohnt großer Akribie im Verlauf des Wochenendes.

Die Teilnehmer

Das Feld des Saisonabschlusses umfasst knapp 40 Nennungen. Die schnellste Klasse ist wie gewohnt die A6, die in Pro und Am unterteilt wurde. Sie umfasst hauptsächlich GT3-Boliden, aber Super-Trofeo-Lamborghinis und Exoten wie die Chevrolet Corvette C6-ZR1 sind ebenfalls erlaubt. In Austin werden insgesamt elf A6-Teilnehmer an den Start gehen (Pro: 5; Am: 6). Die nächste Division ist die 991, welche passend zum Namen sechs Cup-Porsche enthält. Darauf folgt die acht Autos umfassende SP2, welche eine bunte Mischung bietet. Neben Mercedes-AMG-GT4-Testträgern von Black Falcon und Winward Racing (via HTP Motorsport) beherbergt sie MARC Cars, weitere Cup-Porsche und einen BMW M3 F80 Endurance von JR Racing. In der SP3 werden zum letzten Mal GT4-Maschinen zu finden sein, da 2018 eine eigene Klasse debütieren wird.

Für den Lauf in Texas wurden unter anderem zwei Brookspeed International Motorsport Porsche Cayman GT4 MR sowie ein Speedworks Motorsport Aston Martin Vantage GT4 in der SP3 gemeldet. Möglicherweise werden selbige aber vom #232 Aston Martin Lagonda Vantage GT8 in den medialen Schatten gestellt. An Bord des Vantage werden nämlich RLM-Macher John Hindhaugh und Aston-Martin-Lagonda-Chef Andy Palmer Platz nehmen.

Die leider etwas kleine TCR-Klasse wird zum Schauplatz eines Duells zwischen Seat und Peugeot. Beide europäische Marken sind jeweils zweimal vertreten. Abgerundet wird die Starterliste von vier BMW M235i Racing Cup in der CUP1 und drei straßenfahrzeugnahen A2-Rennern (ein Peugeot RCZ und zwei Honda Civic Si).

Die Sieganwärter

Porsche

Beim Blick auf den bisherigen Saisonverlauf erkennt man schnell die ergebnistechnische Stärke des #911 Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Daniel Allemann-Ralf Bohn-Robert Renauer-Alfred Renauer). Von den sechs gewerteten Meisterschaftsläufen (Spa und Austin gehören nicht dazu) gewann man drei. Die andere Hälfte wurde vom #11 Scuderia Praha Ferrari 488 GT3 dominiert, der jedoch nicht nach Austin gereist ist. Demnach ist Herberth Motorsport fraglos der Hauptanwärter.
Eine ernsthafte Gefährdung innerhalb der Marke wird der #13 Manthey Racing Porsche 911 GT3 R (Steve Smith-Randy Walls-Hari Proczyk-Dennis Olsen) sein, der dank Carrera-Cup-Deutschland-Meister Olsen möglicherweise die Lücke zur #911 schließen kann.

Mercedes

Alle anderen A6-Pro-Nennungen haben einen Stern auf der Front kleben. Die Speerspitze ist aller Wahrscheinlichkeit nach der #3 Black Falcon Mercedes AMG GT3 (Ben Keating-Jeroen Bleekemolen-Abdulaziz Al Faisal-Luca Stolz), der zweifelsohne das beste Fahreraufgebot hat. Die Truppe des #31 ROFGO Racing Mercedes AMG GT3 (Roald Goethe-Stuart Hall-Jamie Campbell-Walter-Nicolas Minassian) könnte vor allem durch ihre Erfahrung einen Vorteil im Rennverlauf haben. Etwas Glück bräuchten dagegen die Mannen des französischen #17 IDEC SPORT RACING Mercedes AMG GT3 (Patrice Lafargue-Paul Lafargue-Dimitri Enjalbert-Alban Varutti), da ihnen die Erfahrung in der Spitze noch abgeht.

Außerdem sei noch der #1 Hofor-Racing powered by Car Collection Mercedes AMG GT3 (Michael Kroll-Chantal Kroll-Kenneth Heyer-Christiaan Frankenhout-Jörg Viebahn) aus der A6-Am genannt. Dank der Am-Klassenfeldstärke ist man nämlich A6-Meister geworden und durch ihre traditionell große Konstanz werden sie sicherlich wieder nach vorne gespült.
[Update 11.11.2017: Man wurde auf A6-Pro hochgestuft und hat nun ernsthafte Siegeschancen.]

Abschließendes

Die erweiterte Nennliste mit allen Fahrern und Vorschaubildern ist hier zu finden. Eine Übersicht des Stream-Zeitplanes gibt es wie immer in unserer detaillierten Kategorie, welche auch Informationen zum Qualifying und Nachttraining enthält. Da bereits in der nächsten Woche der Macau Grand Prix ansteht, ist leider keine Analyse möglich. Das wird aber angesichts dieses absoluten Jahreshighlights verschmerzbar sein.

© Macau Sports Bureau

Bilderquelle / Copyright: 24H Series; Blancpain GT Series; Macau Sports Bureau; Pirelli World Challenge; Porsche

Das könnte Dir auch gefallen