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IMSA: Bericht Rennen Laguna Seca 2017 – Geht doch!

von DonDahlmann
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Die IMSA hat in Laguna Sera eines ihrer besseren Rennen in dieser Saison abgeliefert. Ein Überraschungssieger, ein Sieger, der nach der ersten Kurve im Sand steckte, und eine Dame beherrschten die abwechslungsreichen 160 Minuten.

Die IMSA wird gerade international für die Erfindung der DPi-Klasse gefeiert. So sehr, dass selbst der ACO zwischen den Zeilen überlegt, wie man die DPi in anderer Form nach Europa holen kann. Tatsächlich funktioniert die DPi besser, als die hochkomplexe LMP1. Zumindest im Motorsport der USA, der ja eher vom sportlichen Aspekt und weniger von der Hinwendung zur Technologie geprägt wird. Gleichzeitig steht die IMSA aber seit zwei Jahren vor dem Problem, wie man die BoP für DPi und die paar LMP2-Fahrzeuge hinbekommt. Was in der GTLM und GT3 gelingt, will in der Prototypen-Klasse nicht so recht klappen. Zwar schrammten LMP2-Teams mehrfach knapp an einem Sieg vorbei, mussten sich aber am Ende meist den überstarken Cadillac geschlagen geben. Deren 6.2-Liter-Motor ist vor allem „Schuld“ am Leistungsgefälle, da er mit seinem Drehmoment am Start und in der Beschleunigungsphase gegenüber dem Gibson-Motor leichte Vorteile hat.

Wobei man auch sagen muss, dass in den USA jene Teams fehlen, die lange Erfahrung mit den LMP2-Chassis haben. Die zwei Auftritte der Rebellion in diesem Jahr hatten aber schon gezeigt, dass man die DPi unter Druck setzen kann. Ein weiterer Vorteil für die DPi sind die „Holzreifen“ von Continental. Die kommen den DPi eher entgegen. Ab 2019 wechselt man im übrigen zu Michelin, das dürfte dann interessant werden.

In Laguna Seca sah es dann auch wieder so aus wie immer. Die Taylor-Mannschaft stand auf der Pole, dahinter die #5 von Action Express. Doch dahinter tauchte ein Team auf, das in diesem Saison arg gebeutelt ist. Spirit of Daytona Racing, seit einigen Jahren eher bekannt durch den Sponsor VistFlorida, war schlecht ins Jahr gestartet. Als einziges Team setzte man auf das Riley-Chassis. In Daytona ging das einigermaßen, danach sackte man ans Ende des Feldes. Im Sommer zog man die Notbremse und wechselt auf das Ligier-Chassis, ohne dass sich allerdings zunächst etwas änderte. Aber P3 in Laguna Seca, einer Strecke, die dem in Sachen Topspeed etwas unterlegenen Liger gut liegt, zeigte den Aufwärtstrend des Teams.

Der Start erbrachte aber erstmal das übliche Bild. Die WRT-Mannschaft stürmte mit dem pechschwarzen Cadillac auf P1 und man setzte sich vom zweiplatzierten Action-Express-Auto schnell ab. Dahinter hatte sich kurzzeitig der JDC-LMP2 geschoben, der aber dann vom zweiten Action Express und vom VisitFlorida wieder eingefangen wurde.

Das wäre jetzt ein langweiliges Rennen geworden, aber dann gibt es ja noch die Cautions in der IMSA. Unfälle gab es zwar keine, aber ein paar im Sand gestrandete Autos sorgten für die nötigen Unterbrechungen. Die dann natürlich das Bild an der Spitze veränderten. WRT patzte bei der zweiten Unterbrechung und wurde nach hinten gespült. Zwischenzeitlich übernahmen erst die Wheelen-Mannschaft und dann, etwas überraschend, der PR1-Ligier die Führung. Die hatten auf eine etwas andere Strategie gesetzt und führten in der letzten halben Stunde mit etwas mehr als 30 Sekunden vor Dane Cameron im Wheelen-Auto. In dessen Diffusor klemmte Renger van der Zande im VisitFlorida.

Es sah gar nicht so schlecht aus für PR1, zumal Olivier Pla auch noch die schnellsten Runden hinlegte. Klar war, dass man einen satten Vorsprung benötigen würde, um den letzten Stopp an der Box machen zu können. Aber der Routinier erlaubte sich einen seltenen Fehler, als er Eingangs des Cork Screw die Hinterachse verlor und sich kurz drehte.

In den letzten Minuten des Rennens ging es dann also nur zwischen van der Zande und Cameron um den Sieg. Champion Dane Cameron spielte die Vorteile des Cadillac geschickt aus und ließ den Ligier immer nach den Kurven etwas stehen. Van der Zande war aber auf der Bremse deutlich besser. Und dann kam eine Runde vor Schluss dann das:

Das Manöver erinnert stark an jenes, das Alex Zanardi 1996 an der selben Stelle machte und als „The Pass“ in die Geschichte einging (bei 4:30min). Ein sensationelles Manöver von van der Zande, vor allem mit so einem Auto. Wobei Cameron auch fair blieb.

Und damit gewann VisitFlorida als erstes LMP2-Team ein Rennen in der IMSA. Ausgerechnet jenes Team, das zum Start der Saison so weit hinten gelegen hatte. Dahinter lagen Cameron/Curran vor der WRT-Mannschaft und dem mal wieder starken JDC-LMP2. In der Meisterschaft führt WRT mit 288 Punkten vor den beiden Action-Express-Autos. Die #31 hat 259, die #5 258 Punkte. Diese drei Teams werden auch beim letzten Rennen der Saison, dem Petit Le Mans, die Meisterschaft unter sich ausmachen. Wobei die WRT-Mannschaft schon komplett ausfallen müsste, um den Titel noch zu verlieren.

GTLM
Bei den GTE ging es ebenfalls ziemlich bunt zu. Das Feld lag wie üblich meist sehr eng zusammen. Auf der engen Strecke in Laguna Sera hatte man eigentlich die Porsche recht weit vorne erwartet, aber die Balance-Probleme mit dem RSR plagten die Porsche auch in Kalifornien. Auch die Corvette taten sich schwer, während die BMW erstaunlich gut gingen. Alle mussten sich aber hinter dem in den letzten Rennen dominanten Risi-Ferrari anstellen, der nach dem Start die Führung übernahm. Gleich in der ersten Kurve verabschiedete sich auch zunächst der BMW von Martin Tomczyk und John Edwards, der sich drehte und erst wieder losfahren konnte, als das gesamte Feld an ihm vorbei gezogen war.

Es entwickelte sich ein sehr buntes Rennen, bei dem die Strategie eine entscheidende Rolle spielte. Aufgrund der SC-Phasen war es aber nicht leicht zu sehen, wer am Ende die Nase vorne haben würde. Die Porsche arbeiteten sich langsam nach vorne und griffen auch immer wieder nach der Spitze, was aber nicht gelang. Die Ford versuchten sich mit einer gegenläufigen Strategie, die aber in einer wichtigen Phase nicht funktionierte. Joey Hand lag zwar vorne, kam aber aus taktischen Gründen nach einer SC-Phase nicht rein. Mit alten Reifen und zum Spritsparen verurteilt, musste er das halbe GTLM-Feld an sich vorbeiziehen lassen. Am Ende blieben Ford nur die Plätze fünf und sechs.

BMW setze mit Martin Tomczyk notgedrungen auf eine andere Strategie. Man kam früher rein, was aber auch bedeutete, dass man am Ende mit älteren Reifen unterwegs sein musste. Doch gleichzeitig fielen die SC-Phasen so, dass der BMW wieder nach vorne gespült wurde. Gegen Ende hatte er die Führung inne, von hinten stürmte aber der Risi-Ferrari heran, der seinerseits einen ungeduldigen Patrick Pilet im Porsche in Nacken hatte. Dennoch reichte es für den BMW gerade so für den Sieg. Vielleicht war dieser Sieg nicht so überraschend, denn der BMW geht auf der Strecke gut, aber nach dem schlechten Start konnte man mit einem Sieg nicht rechnen.

Wermutstropfen für BMW: Gewonnen hat eigentlich das „falsche“ Auto. Tomczyk/Edwards liegen vor dem letzten Rennen zu weit in der Meisterschaft zurück. Auberlen/Sims wären besser platziert, kamen aber nur auf P8. In der Meisterschaft führt die Corvette mit Garcia/Magnussen (302 Punkte) vor dem Ford von Briscoe/Westbrook (283) und Hand/Müller (282). Auberlen/Sims haben 281 Punkte. Auch hier gilt: Corvette muss das Rennen beim Petit Le Mans sauber zu Ende fahren.

GTD
Wie immer machte das Rennen, wenn man was in den Bildern sah, in der GTD viel Spaß. Die Porsche waren hier gut aufgestellt, aber leider etwas von Pech verfolgt. Beim zeitweilig führenden 911er von Alegra Motorsports brach wohl eine Spurstange, jedenfalls stellte Patrick Long den Wagen relativ früh im Kiesbett ab. Dahinter balgten sich der Acura mit Legge/Lally mit dem Park-Place-Motorsports-Porsche und dem Scuderia-Corse-Ferrari von Balzan/Nilsen um den Sieg. Lange sah es nach einem Porsche-Sieg aus, doch man hatte sich etwas mit dem Sprit vertan und musste wenige Runden vor Schluss noch mal Benzin nachfassen. Damit war der Weg für den Ferrari frei.

In der Meisterschaft sieht es auch danach aus, als könnten Balzan/Nielsen erneut den Titel holen. Sie führen mit 317 Punkten vor dem Mercedes von Bleekemoolen (292 Punkte) und BMW-Pilot Jens Klinsmann (278). Echte Chancen hat aber eigentlich nur noch Bleekemoolen, muss aber beim Petit Le Mans mindestens auf P5 landen, während der Ferrari dann ausfallen muss. Ansonsten reichen Balzan/Nielsen eine Zielankunft auch auf dem letzten Platz für den Titel.

Bilder: IMSA

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