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Formel Eins: Was wissen wir nach dem ersten Rennen?

von DonDahlmann
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Ein Ferrari-Sieg, eine frustrierte Mercedes-Mannschaft, ein sehr verärgerter Fernando Alonso. Das erste Rennen der Saison 2017 brachte ein paar Erkenntnisse.

Man sollte sich hüten, zu viel aus einem Rennen zu lesen, zumal die Strecke in Australien nicht gerade typisch für die Formel Eins ist. Wenig schnelle Kurven, ein Asphalt, der sehr nett mit den Reifen umgeht, und kaum Möglichkeiten, um überholen zu können. Dennoch lieferte das Rennen ungefähr die Ergebnisse, die man nach dem Test in Barcelona erwarten konnte. Welche Erkenntnisse kann man aus dem Rennen ziehen?

Ferrari vs. Mercedes
Schaut man sich die Sektorenzeiten an, ergibt sich ein interessantes Bild. Mercedes hatte den ersten Sektor mit den beiden DRS-Zonen im Griff. Bottas fuhr hier die schnellste Zeit mit 28,885 Sekunden. Aber der Vorsprung ist nur knapp, denn die beste Zeit eines Ferrari lag bei 28,903 Sekunden (RAI). Der letzte Sektor ist in Australien der mit den meisten halbschnellen Kurven. Hier zählt einerseits Abtrieb, andererseits aber auch der mechanische Grip beim Herausbeschleunigen. Und Ferrari hat hier die Nase vorn. Vettel benötigte nur 34,385 Sekunden, Bottas 34,453 Sekunden. Das kann darauf hindeuten, dass der Ferrari, wie viele Beobachter schon in Barcelona feststellten, insgesamt etwas ruhiger liegt und in Sachen Setup ein breiteres Fenster hat.

Es kann aber auch darauf hindeuten, dass Mercedes mit weniger Abtrieb unterwegs war. Dafür spricht auch, dass Mercedes in allen Messungen schneller war als der Ferrari. Es waren maximal zwar nur 4 km/h, aber es könnte bedeuten, dass der Ferrari grundsätzlich mehr Abtrieb liefert. Das dürfte auf Strecken wie in Bahrain spannend werden. In den letzten Jahren waren der Red Bull und der Mercedes in Sachen Abtrieb top. Man konnte weniger Flügel fahren, also einen guten Top Speed erreichen, ohne die Kurvengeschwindigkeiten zu kompromittieren. Das Setup-Fenster ist also breiter, man hat mehr Spielraum. Wenn der Ferrari in diesem Jahr das Maß der Dinge sein sollte, dann hat man vor allem auf den Tielke-Strecken einen großen Vorteil.

Eine ungelöste Frage ist, ob Ferrari das bessere Reifenmanagement hat. Die Tendenz dazu: eher nicht. Die Zeiten, die Vettel fuhr, nachdem Hamilton an der Box war, sahen nicht besser aus als das, was die Mercedes konnten. Die guten Zeiten von Bottas auf den Soft im letzten Drittel des Rennens sprechen auch nicht gegen den Mercedes.

Red Bull hängt hinterher
Nein, das war nicht das Wochenende von Red Bull. Ricciardo hatte einen merkwürdigen Abflug, bei dem er sein Getriebe zerstörte. Damit ist auch schon mal klar, dass er im Laufe des Jahres mindestens einen Motor/ein Getriebe mehr als erlaubt einsetzen muss. Keine Punkte in Australien, mindestens eine Strafversetzung – da kann man jetzt schon davon ausgehen, dass der Australier keine Chance auf den Titel hat. Dazu kommt, dass der RB13 nicht der große Wurf ist. In der Quali fehlen, vielleicht auch weil Renault im Moment noch das alte MGU-K einsetzen muss, etliche Zehntel. Im Renntrimm sieht es etwas besser aus, da fehlen dann nur 5 Zehntel. Es wird schwer, diesen Rückstand aufzuholen, aber Red Bull kann das durchaus. Das Problem für Red Bull ist nur, dass Mercedes und Ferrari jetzt auf gleicher Höhe sind, man muss erst mal an beiden vorbei.

McLaren hat das langsamste Auto
Das gute Rennen von Alonso sollte einen nicht täuschen. Die Zeiten sprechen eine klare Sprache. McLaren hat das langsamste Auto. Man liegt sogar hinter den Sauber, die im Renntrimm gar nicht so schlecht waren. Die schnellste Zeit eines McLaren gelang Vandoorne mit 1.29.440 in Runde 53. Giovinazzi im Sauber schaffte eine 1.29.052. Das Rennen von Alonso wurde durch dessen guten Start, die Ausfälle und die Tatsache begünstigt, dass Rookie Ocon am Altmeister nicht vorbeikam. Realistischer ist das Rennen von Vandoorne, der am Ende zwei Runden zurücklag.

Der Honda-Motor hat weiter Probleme. Die Fahrer können nicht die volle Leistung abrufen, die Vibrationen sind weiter da, auch wenn sie etwas schwächer geworden sind. Dazu kommt, dass der Motor mehr Sprit verbraucht als die Konkurrenz. Honda muss den Motor zum Teil neu bauen, womit man auch schon begonnen hat. Im Juni soll die nächste Ausbaustufe fertig sein. Bis dahin wird McLaren hinterher fahren. Und zwar deutlich.

Renault ist schlechter als erwartet
Dass das Werksteam nicht gleich an der Spitze mitfahren würde, war klar. Dass man sich aber beiden Toro Rosso beugen musste, die deutlich schneller waren, dürfte in Enstone für Ärger sorgen. Die schnellste Runde von Hülkenberg war eine 1.28.486. Die schnellste Runde von Sainz im Toro Rosso lag bei bei 1.27.677. Das ist schon ein deutlicher Unterschied. Spricht einerseits natürlich für das neue Auto der Italiener, andererseits wird sich Renault fragen, warum man mit dem eigenen Auto nicht mal in die Nähe kommt. Bleibt die Hoffnung, dass der Renault aerodynamisch effizienter ist und seine Stärken ab Bahrain ausspielen kann. Aber da sollte man mit Wetten vorsichtig sein.

Williams im Nirvana
Es hatte sich schon bei den Tests angekündigt, dass Williams in diesem Jahr etwas besser unterwegs sein würde. Zwar musste man sich dem HaasF1 in der Quali geschlagen geben, auf der Strecke war Massa dann aber doch schneller. Verglichen mit dem nächstfolgenden Auto von Force India ist man deutlich besser. Aber auf die Red Bull fehlt rund eine Sekunde. Die wird man nur schwer aufholen können, also steht Williams eine Saison bevor, in der man vermutlich die meiste Zeit alleine unterwegs sein wird. Das sollte das Leben für Lance Stroll auch etwas einfacher machen, der im Rennen keine schlechte Figur machte und immerhin für ein paar Überholmanöver sorgte.

Abstand zwischen Top Teams und Mittelfeld
Massa verlor in Australien im Rennen rund 1,4 Sekunden pro Runde. Force India und Toro Rosso knapp zwei. Bis auf den Williams auf P6 überrundeten die Top-Team alle Fahrzeuge. Der Abstand ist erschreckend groß. Dabei muss man aber auch sehen, dass Williams und Force India mit der letzten Ausbaustufe des Mercedes-Motors unterwegs sind. Es liegt also nicht an der Leistung, sondern an der Aerodynamik. Aber wieso sind die Unterschiede so groß, wo doch die Nutzung des Windkanals und die CFD-Stunden für alle gleich limitiert sind?

Die Antwort liegt beim Budget. Wo mehr Geld ist, da arbeiten mehr und teilweise bessere Ingenieure. Die Top-Teams haben andere Strukturen, können mehr ausprobieren und schneller entwickeln. Da kann auch ein verhältnismäßig gut aufgestelltes Team wie Williams nicht mithalten.

Aber der Abstand ist erschreckend und er ist nicht gut für die Show. Das Salz in der Suppe der Formel Eins sind die „kleinen“ Teams, die ab und an die „Großen“ mal ärgern können. Natürlich war es schon immer so, dass das Team gewinnt, dass das meiste Geld hat. Aber dass in der Quali der Wagen auf P8 2,3 Sekunden Rückstand hat und diese Zeit auch im Rennen verliert, ist zu viel.

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