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BTCC Analyse Silverstone 2015: Es läuft für Shedden

von Sebastian Focks
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Nur ein Mal in Silverstone auf dem Podium, aber trotzdem hat Honda-Pilot Gordon Shedden vor dem Saisonfinale in zwei Wochen komfortable 23 Punkte Vorsprung, weil die anderen Meisterschaftsaspiranten unterm Strich nicht besser abschneiden konnten. Die Siege in Silverstone holten sich Mat Jackson, Andy Priaulx und Colin Turkington.

Der Honda Civic und der Silverstone National Circuit haben sich in der Vergangenheit meist nicht so gut vertragen. Insofern war der zweite Startplatz, den Gordon Shedden hinter Polesitter Mat Jackson herausfuhr, eine mehr als beachtenswerte Leistung. Führt man sich zudem vor Augen, dass Shedden auch noch volle 75 Kilo Zusatzballast an Bord hatte, kann man das als geradezu sensationell bezeichnen. Klar ist: Shedden ist derzeit in einer bestechenden Form und geht als klarer Titelfavorit in die letzten Rennen.

Shedden_0Im ersten Lauf hatte Shedden dann aber doch etwas mehr als noch in der Quali mit dem hohen Gewicht seines Arbeitsgeräts zu kämpfen. Während Polesitter Mat Jackson zu einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg enteilte, bekam es Shedden bereits beim Start mit Andrew Jordan und Sam Tordoff zu tun. Der MG-Pilot konnte erfolgreich für P2 vorbei gehen, aber Tordoff biss sich die Zähne an Shedden aus. Zeitweise konnte Shedden dann sogar den Druck auf Jordan erhöhen, hatte aber gegen Rennende den infernalisch auffahrenden Chevrolet von Dave Newsham im Rückspiegel, der sich zuvor an Tordoff vorbeigedrängelt hatte. P3 war im Ziel ein beachtenswertes Ergebnis für Shedden, auch weil mit Ausnahme von Jordan alle anderen Meisterschaftsanwärter hinter ihm ins Ziel kamen.

Shedden3Den zweiten Lauf ging Shedden basierend auf den Rundenzeiten aus Lauf 1 von Startplatz 6 an. Damit war er, mit Ausnahme des einen Platz vor ihm startenden Andrew Jordan, erneut bestplatzierter Meisterschaftsanwärter. Die VW von Plato und Turkington fanden sich gar außerhalb der Top Ten, während Teamkollege Matt Neal von Platz 10 startete. Im Rennen fuhr Shedden dann entspannt seinen Stiefel runter, ohne sich zu sehr in Zweikämpfe verwickeln zu lassen. Am Ende profitierte er zusätzlich von Reifenschäden der vor ihm fahrenden Jackson und Jordan und wurde Vierter.

Die Marschroute für den dritten und letzten Lauf verlief ähnlich. Beim Start gelang es Shedden, seinen Teamkollegen Matt Neal für P5 zu überholen, und dann brachte er das Rennen sicher über die Distanz. Zeitweise sah es so aus, als würde es zu einem Meisterschaftskampf auf der Strecke mit dem vor ihm auf P4 fahrenden Jason Plato kommen, aber Shedden ließ sich auf kein hohes Risiko ein und gönnte Plato die zwei Pünktchen, die dieser durch das um eine Position bessere Abschneiden gutmachen konnte.

Neal-4Wie schon mehrfach in dieser Saison beobachtet, hatte es Matt Neal sichtlich schwer, die Pace seines Teamkollegen mitzugehen. Das zeigte sich mit P11 ein weiteres Mal besonders eklatant in der Qualifikation. Im ersten Lauf krallte sich Neal in den Windschatten von Rob Collard, konnte gemeinsam mit diesem einige Plätze gutmachen und wurde am Ende Achter.

Den zweiten Lauf startete Neal wieder nur von Startplatz 10. Im Rennen gelang es ihm dann immerhin, bis auf den sechsten Platz – und damit eine Position hinter seinen Teamkollegen – vorzufahren. In der umgedrehten Startaufstellung des letzten Laufs musste Neal Shedden dann bereits beim Start vorbeiziehen lassen (oder hat er ihn vorbeiziehen gelassen?) und folgte diesem das gesamte Rennen über. In der letzten Runde attackierte Mat Jackson den Honda, aber Neal gelang es, P6 ins Ziel zu bringen.

Mit 37 Punkten Rückstand auf Shedden hat Neal zwar noch rechnerische Meisterschaftschancen, aber sofern Shedden beim Saisonfinale in Brands Hatch nicht komplett verwachst, wird es für ihn wohl auf eine Adjutanten-Rolle für seinen Teamkollegen hinauslaufen.

Turkington-and-Plato-will-be-gunning-for-glory-at-Brands-HatchHärteste Konkurrenten für Shedden sind die VW von Jason Plato und Colin Turkington, die nach Silverstone 23 beziehungsweise 32 Punkte Rückstand haben. Angesichts dessen, dass es vor Silverstone nur sechs Punkte Rückstand für Plato waren, muss man bilanzieren, dass der Altmeister kein zufriedenstellendes Rennwochenende hingelegt hat.

Von Motorenproblemen geplagt, die später zu einem kompletten Wechsel des Aggregats führten, reichte es in der Qualifikation nur zu Startplatz 10. Im Rennen ging dann auch nicht viel und Plato musste sich unter anderem von Neal und Collard überholen lassen. Auf P11 liegend ereilte ihn dann zu allem Überfluss auch noch ein Plattfuß in der letzten Runde, womit sogar die wenigen sicher scheinenden Pünktchen dahin waren.

Jason-Plato-heads-the-chasing-pack-behind-Shedden-Vom schwachen elften Platz startend gelang Plato im zweiten Lauf dann immerhin etwas Schadensbegrenzung. Mit einigen Überholmanövern, unter anderem gegen seinen Teamkollegen Turkington, wurde er am Ende Siebter. Das Ergebnis war gleichbedeutend mit der zweiten Startreihe für den dritten und letzten Lauf. Angesichts dieser Ausgangslage gab Plato vor dem Rennen folgerichtig die Marschroute „We’ve got to win this!“ aus. Diese Ansage beherzigte dann allerdings nicht er, sondern sein ebenfalls aus Reihe 2 startender Teamkollege Colin Turkington. Der überholte beim Start James Cole und eine Runde später den führenden Rob Collard und gewann das Rennen, während Plato knapp am Podium vorbei „nur“ auf P4 fuhr.

Mit dem Sieg hat Turkington sich einen letzten Strohhalm geschnappt, um noch beim Kampf um die Meisterschaft dabei zu sein – zumindest theoretisch. In den ersten beiden Läufen hatte es nach Startplatz 6 nur zu den Rängen 5 und 8 gereicht. Dabei fiel einmal mehr auf, dass sich Turkington im Verkehr schwerzutun scheint. Denn angesichts der souveränen Vorstellung bei seinem Sieg im dritten Rennen, wo er die beiden BMW von Collard und Tordoff erfolgreich auf Distanz halten konnte, ist die eher durchschnittliche Leistung davor jedenfalls schwer nachvollziehbar.

Jordan7Damit sind es nach Silverstone also noch vier Kandidaten auf den Titel. Mehr oder weniger raus ist leider Andrew Jordan. Der MG-Pilot gab sich auch in Silverstone größte Mühe, möglichst viele Punkte zu hamstern. Und zunächst sah es auch sehr gut aus: Einen starken vierten Startplatz konnte Jordan im Kampf mit Shedden zu einem sehr guten zweiten Rang im Ziel verwandeln. Startplatz 5 versprach für den zweiten Lauf eine ähnlich gute Ausgangslage und es sah auch erneut nach einem starken Punkteresultat für Jordan aus, als ihm ausgerechnet in der letzten Runde ein Reifen platzte. Rang 12 spielte dann im letzten Lauf auch keine Rolle mehr.

Was abseits des Meisterschaftskampfes sonst noch geschah:

Jackson-2Einmal mehr beeindruckte Mat Jackson im Ford Focus. Im Qualifying holte er sich nicht nur überlegen die Pole Position, sondern pulverisierte dabei auch gleich noch den Rundenrekord für den National Circuit von Silverstone. Im ersten Lauf 1 ließ er dann auch nichts anbrennen und fuhr souverän Saisonsieg Nummer 2 ein.

Den zweiten Lauf ging Jackson erneut von der Pole Position an, hatte diesmal aber mit dem vollen Zusatzgewicht zu kämpfen. In Runde 8 musste er die Führung an Andy Priaulx abtreten und geriet anschließend unter Druck von Jack Goff. Ein weiteres Podium schien aber dennoch möglich, als auch ihn in der 15. Runde jäh ein Plattfuß ereilte und das Rennen gelaufen war.

JacksonIm letzten Lauf stürmte Jackson dann aber, nun wieder komplett gewichtsbefreit, quer durchs Feld und wurde Siebter. Ich hab es schon mal gesagt, wiederhole es aber an dieser Stelle ein weiteres Mal: Es ist wahnsinnig schade, dass wir Mat Jackson und den Ford nicht von Beginn an in der Meisterschaft hatten. Angesichts der bislang gezeigten Leistungen dürfte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass wir mit ihm einen Meisterschaftsanwärter mehr hätten.

Erfreulich war, dass sich in Silverstone auch Jackson-Teamkollege James Cole etwas besser präsentieren konnte. Für Lauf 2 sicherte er sich immerhin den siebten Startplatz und kämpfte im Rennen munter in diversen Duellen mit Turkington, Neal, Plato und Co. Vor allem die noch mangelnde Erfahrung dürfte dazu geführt haben, dass er meistens leider den Kürzeren zog und am Ende Zehnter wurde. Ähnliches wiederholte sich dann auch im dritten Lauf, den er dank umgedrehter Startaufstellung von der Pole Position angehen konnte. Die Führung verlor er noch vor Copse Corner an Rob Collard und nach einem Schubser von Plato, der ihn mehrere Positionen kostete, war er bis zum elften Umlauf schon hinter seinen Teamkollegen zurückgefallen, der ja immerhin von ganz hinten gestartet war. Rang 9 im Ziel war dennoch ein schönes Ergebnis für Cole.

Collard-and-Tordoff-both-scored-a-podium-in-the-final-encounterBesser als zuletzt in Rockingham lief es auch wieder für die BMW. Andy Priaulx gelang bei seinem kleinen Comeback ein Sieg und Rob Collard und Sam Tordoff fuhren im letzten Rennen auf das Podium. Die BMW waren meist immer da, wo innerhalb der Top Ten Zweikämpfe stattfanden und taten munter mit. Insbesondere Rob Collards Rennspeed sorgte im ersten Lauf, als er von Startplatz 12 auf P7 vorfuhr für Aufmerksamkeit. Allein die mangelnde Konstanz, auf allen Strecken schnell zu sein, verhindert, dass ein BMW im Titelrennen noch eine Rolle spielt.

Die Reifen-Gambling-Nummer des Wochenendes geht an Jack Goff. Im ersten Lauf auf einem soliden zehnten Platz liegend steuerte der MG-Pilot wegen angeblicher technischer Probleme die Box an. Anschließend drehte er Schlag auf Schlag einige schnelle Rennrunden – ein Indiz dafür, dass man Vorder- und Hinterreifen an der Box getauscht hatte. Ergebnis: Startplatz 2 für den zweiten Lauf, den der MG-Pilot dann auch hinter Andy Priaulx ins Ziel brachte.

Autsch! Warren Scott hatte im ersten freien Training einen vehementen Abflug in Copse Corner, der ihn stumpf in eine Betonmauer einschlagen ließ. Zwei gebrochene Wirbel und das Aus für den Rest der Saison sind die Folge. Wir wünschen gute Besserung! Als Ersatz für das Saisonfinale in Brands Hatch wird logischerweise bereits Alan Menu genannt, der in dieser Saison als Coach des fahrenden Teamchefs fungiert. Für Plato und Turkington wäre zusätzliche Schützenhilfe vom Altmeister im Meisterschaftskampf sicherlich nicht unwillkommen.

Autsch II: Im zweiten heftigen Unfall des Wochenendes schlug Hunter Abbott während des dritten Laufes frontal in eine Leitplanke ausgangs Becketts ein. Der Audi-Pilot wurde vom sich drehenden Dan Welch mitgenommen und hatte keine Chance, den Aufprall zu verhindern. Abbott konnte glücklicherweise unverletzt aussteigen, aber der Audi sah schon heftig kaputt aus. Da die TBL des Teams ja bis Saisonende unter Bewährung steht, kann man nur die Daumen drücken, dass das Auto bis Brands Hatch wieder zusammengebaut werden kann.

Gilham3Wieder zusammengebaut hat man bei Gilham-Racing den in Rockingham ordentlich ondulierten Toyota. Für Silverstone schlüpfte dann der Teamchef Tony Gilham himself hinters Lenkrad und konnte im dritten Lauf sogar einen Punkt holen. Was mit dem bisherigen Stammpiloten Kieran Gallagher ist beziehungsweise wie und ob man sich von diesem getrennt hat, ist bislang etwas nebulös.

Das wars soweit aus Silverstone. In zwei Wochen wissen wir schon, wer sich BTCC-Champion 2015 nennen darf. Hier gibt es zum Abschluss noch den Link zur Übersicht über alle Resultate aus Silverstone.

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