Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Firestone 600; Kurzvorschau Toronto

IndyCar: Analyse Firestone 600; Kurzvorschau Toronto

von Rainer
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Überlegen gewann Scott Dixon das Rennen auf dem Texas Motor Speedway vor Tony Kanaan. Zu einem absolut perfekten Ovalrennen fehlte nur ein wenig die Spannung an der Spitze.

Scott Dixon und sein Team (c) Chris Owens/IndyCar Media

Scott Dixon und sein Team (c) Chris Owens/IndyCar Media

In Folge der Unfälle in Indianapolis kam die IndyCar Series mit leichten Sorgen nach Fort Worth. Chevrolet und Honda hatten Modifikation an ihren Aero Kits vornehmen müssen und so gab es noch mehr Unsicherheiten. Ein schwerer Unfall von Ryan Hunter-Reay im freien Training, den der US-Amerikaner unverletzt überstand, verstärkte noch die Sorgenfalten. Im Endeffekt war das aber unbegründet. Ohne Zwischenfall spulten die Fahrer am Samstagabend 248 Runden ab. Nur eine Debris-Caution ab Runde 84 teilte das Rennen in zwei Hälften. Die beiden langen Grünphasen, mit der sich ändernden Strecke durch den Sonnenuntergang, waren so auch das prägende Merkmal dieses Rennens. Ohne Gelbphasen konnten die Topfahrer ihren Speed komplett nutzen und sich einen Vorsprung herausarbeiten. Die Unterschiede waren so groß, dass am Ende nur die Top 5 alle 248 Runden absolviert hatten. Das restliche Feld kam mit einer bis sieben Runden Rückstand ins Ziel.

Insgesamt dominierten wie beim Indy 500 wieder die Chevrolet von Team Penske und Chip Ganassi Racing. Die Anfangsphase gehörte Simon Pagenaud und Will Power. Beide setzten auf wenig Abtrieb an ihren Autos und konnten von der Clean-Air an der Spitze profitieren. Ab Runde 28 aber schon verschlechterte sich das Handling von Powers Wagen und im Kampf mit Konkurrenten verlor er einige Plätze. Mit sinkender Streckentemperatur verschlechterte sich das Fahrverhalten weiter und in Runde 195 touchierte er die Mauer. Das Handling wurde so auch nicht verbessert. Immerhin konnte er das Rennen beenden, wenn auch nur auf Platz 13.

Helio Castroneves mit nur einem Zusatzflügel hinter dem rechten Hinterrad (c) Chris Owens/ IndyCar Media

Helio Castroneves mit nur einem Zusatzflügel hinter dem rechten Hinterrad (c) Chris Owens/ IndyCar Media

Beim Stopp in der Gelbphase verlor Simon Pagenaud einiges an Zeit, als sein Motor abstarb. Im Feld ereilte ihn das gleiche Schicksal wie Will Power. In der Dirty-Air war sein Wagen unfahrbar und er beendete das Rennen auf Platz 11. Je kälter die Strecke wurde, desto besser wurden die Wagen mit mehr Abtrieb. Bei Power und Pagenaud verzichte Team Penske auf die Winglets hinter den Hinterrädern. Bei Helio Castroneves war nur hinter dem rechten Hinterreifen der Extraflügel montiert. Bei Chip Ganassi Racing sowie allen Hondateams setzte man grundsätzlich auf mehr Abtrieb.

Nach dem Restart in Runde 97 konnten Juan Pablo Montoya und Helio Castroneves kurzzeitig die Führung übernehmen. In Runde 102 wollte Montoya, der immer mehr unter Übersteuern litt, seinen Teamkollegen innen vorbeilassen. Castroneves blieb aber außen, um die folgenden Wagen zu blocken. Dieses Missverständnis nutzen Scott Dixon und Tony Kanaan und gingen innen an beiden Penske vorbei. Drei Runden von Boxenstopps und eine Vielzahl an Überrundungen sorgten für keine Änderung mehr an der Spitze. Scott Dixon war einfach zu schnell. Die Renndistanz von etwa 600 Kilometern absolvierte Dixon mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 309 km/h. Im Ziel hatte er 7,8 Sekunden Vorsprung vor seinem Teamkollegen. Dahinter folgten Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya mit 9,9 beziehungsweise 10,5 Sekunden. Marco Andretti auf Platz 5 durfte als letzter Fahrer 248 Runden beenden.

Nach Detroit war dies das zweite gute Wochenende für Andretti Autosport in Folge, denn Carlos Munoz kam auf Platz 6 ins Ziel. Er konnte sich, wie auch Marco Andretti, einen Tankstopp sparen. Der Vorteil von neuen Reifen im Zusammenspiel mit der Performance von Penske und Ganassi war aber deutlich größer, als die Zeit, die man bei einem Stopp verlor. Eine Chance auf den Sieg hatten Andretti und Munoz nicht. Für Ryan Hunter-Reay war es hingegen ein Wochenende zum Vergessen. Der Ersatzwagen war unfahrbar und mit sieben Runden Rückstand kam er auf Platz 18 ins Ziel.

Ed Carpenter (c) Chris Owens/IndyCar Media

Ed Carpenter (c) Chris Owens/IndyCar Media

Das Phänomen des unfahrbaren Wagens war aber eher die Regel als die Ausnahme im Feld. Fast alle Fahrer klagten über fehlende Bodenhaftung. Nach nur wenigen Runden bauten die Reifen so ab, dass die Wagen zuerst über die Vorderräder und dann plötzlich in der Kurve über die Hinterräder wegrutschten. Ed Carpenter brachte es mit „This car is a joke.“ auf den Punkt. In der ersten Rennhälfte, als die Sonne noch schien, mussten einige Teams nach nur 30 Runden die Reifen wechseln. Das Benzinfenster betrug 45 bis 50 Runden und nur Team Penske und Chip Ganassi Racing konnten es zu Beginn auch ausfahren. Graham Rahal zum Beispiel war in Runde 31 an der Box und verlor zwei Runden auf Simon Pagenaud, den gerade Führenden. In Runde 40 hatte Rahal Pagenaud auf der Strecke eingeholt, aber erst in Runde 43 konnte er ihn auch überholen. Viel brachte Graham Rahal dieses Manöver nicht ein, denn insgesamt sollte er fünf Runden verlieren und auf Platz 15 ins Ziel kommen.

Die starken Unterschiede im Handling der Wagen sorgten für eine Vielzahl an Überholmanövern. Meist konnte sich der Vordermann nicht wirklich verteidigen. Ab Runde 55 gab es aber zum Beispiel einen sehr engen Kampf zwischen Ed Carpenter, Sage Karam und Marco Andretti. Rookie Karam hielt dabei gut mit den beiden alten Ovalexperten mit. Später musste Carpenter seinen Wagen mit einem Motorschaden in der Box abstellen.

Neben den Andretti waren auch die beiden Schmidt Petersons Motorsports Honda sehr gut unterwegs. Ryan Briscoe zeigte, dass auch der Ausflug nach Le Mans seine Ovalvertigkeiten nicht schmälert. Als Ersatz für James Hinchcliffe, der aus Indianapolis zugeschaltet der Grand Marshal des Rennens war, belegte er einen guten achten Rang. Auf neuen Reifen konnte er sogar das Tempo von Tony Kanaan und Scott Dixon halten. Sein Teamkollege James Jake kam nur einen Platz hinter Briscoe ins Ziel.

Gabby Chaves (c) Chris Jones/ IndyCar Media

Gabby Chaves (c) Chris Jones/ IndyCar Media

Ein ganz starkes Rennen lieferte Rookie Gabby Chaves für Bryan Herta mit Platz 10 ab. Er absolvierte seine 246 Runden nicht nur mit einer guten Geschwindigkeit, sondern auch absolut fehlerfrei. Auch ohne Unfall gelang das nicht allen Piloten. Takuma Sato, Sebastien Bourdais und Josef Newgarden überholten das Pace Car während der einzigen Gelbphase. Alle drei mussten eine Stop-and-Go-Penalty absitzen. Sage Karam fuhr unsauber in die Boxengasse und musste diese als Strafe noch einmal passieren. Stefano Coletti überfuhr zweimal die Linie zur Pit-Entry und war dabei einmal auch noch zu schnell. Als Strafe musste er eine Drive-Through- und eine Stop-and-Go-Penalty absolvieren.

Das ganze Ergebnis findet man hier auf der Homepage der IndyCar Series.

Durch den Sieg konnte Scott Dixon seinen Rückstand auf Juan Pablo Montoya (348) und Will Power (313) deutlich verkürzen. Mit jetzt 305 Punkten liegt er vor Helio Castroneves (286) und Graham Rahal (261). Mit vier Top-6-Ergebnissen in Folge konnte sich Marco Andretti (255) auf Platz 6 verbessern. Die Rennsieger Sebastien Bourdais (244) und Josef Newgarden (215) liegen auf den Plätzen 7 und 8. Ganz dicht dahinter folgen Tony Kanaan (215), Charlie Kimball (214) und Simon Pagenaud (213).

Auf der Statistikseite der IndyCar findet man die komplette Meisterschaftswertung sowie die getrennten Wertungen für Straßen- und Ovalkurse.

Da die IndyCar Series gerade so gut im Fluss ist, geht es auch schon am nächsten Wochenende weiter. Es steht der Honda Indy Grand Prix in Toronto auf dem Programm.

Streets of Toronro (c) John Cote/ INdyCar Media

Streets of Toronro (c) John Cote/ INdyCar Media

Aufgrund der Pan-Am-Games findet in diesem Jahr nur ein Rennen in Toronto statt. Es ist gleichzeitig auch schon das letzte Stadtrennen der Saison. Bis zum Finale auf dem Sonoma Raceway müssen die Fahrer noch vier Ovalrennen und das Rennen in Mid-Ohio absolvieren. So langsam nähert sich die IndyCar Series ihrem Saisonendspurt und das ist traditionell die beste Zeit von Scott Dixon. Mit dem Sieg in Texas hat er wohl schon zu einem langen Zielsprint angesetzt.

Strecke

Toronto_TrackMapDie Strecke mit einer Länge von 1,75 Meilen (2,82 km) führt durch den Exhibition Place, einen multifunktionalen Veranstaltungsort direkt am Ontario See. An der größten Messehalle Canadas liegt die Start- und Zielgerade, die in einer 90 Grad Rechtskurve endet. Die folgende schnelle Rechtskurve führt auf die längste Gerade der Strecke. Am Ende lädt eine enge Rechtskurve zu Überholmanövern ein. Ein schneller Linksknick führt auf eine kurze Gerade, die in einer 90 Grad Linkskurve endet. Nach einer langgezogenen Rechtskurve, um das Queen Elizabeth Theater herum, folgt eine weitere, leicht gebogene Gerade. Vor dem Horse Palace biegt die Strecke in einer 90 Grad Rechtskurve in Richtung BOM Field ab. Eine 90 Grad Linkskurve führt in eine schnelle Rechts-Links-Passage, die die Fahrer schon wieder auf die Start- und Zielgerade bringt. Im Prinzip ist es einer der üblichen amerikanischen Stadtkurse, mit den üblichen Problemen: enge Strecke, nahe Betonwände, nicht unbedingt überholfreundlich.

Favoriten

Die Frage nach den Favoriten ist immer auch eine Frage des Wetters. Aktuell ist am Sonntag mit Regen in Toronto zu rechnen. Das Wochenende in Detroit hat wieder mal gezeigt, dass Regen das ganze Feld durchwürfeln kann. Unter normalen Umständen sollten wieder die Fahrer von Chip Ganassi Racing und Team Penske vorne zu finden sein. Von neun Saisonrennen konnten die Fahrer dieser beiden Teams fünf gewinnen. Dazu kamen elf weitere Podiumsplatzierungen.

Nach einem sehr schwachen Saisonstart geht es bei Andretti Autosport so langsam bergauf. Vor allem Marco Andretti hat mit vier Top-6-Platzierungen in Folge einen guten Lauf. In den letzten beiden Jahren war Toronto aber kein gutes Pflaster für die Fahrer von Andretti Autosport. Einem vierten Platz durch Marco Andretti stehen auch viele Plätze außerhalb der Top 15 gegenüber. Ohne ein wenig Chaos dürfte ein Platz auf dem Podium nicht möglich sein.

Etwas anders ist die Einschätzung von Graham Rahal. Immerhin hat er schon dreimal das Podium in diesem Jahr erreicht. Die Liste der Favoriten für das Podium ist damit eigentlich schon geschlossen. Selbst die beiden Rennsieger Josef Newgarden und Sebastien Bourdais müssen auf Fehler der beiden Topteams hoffen. Aus eigener Kraft wird schon eine Top-5-Platzierung sehr schwer. Team Penske und Chip Ganassi Racing stellen halt allein schon sechs absolute Topfahrer. Dazu kommt noch Charlie Kimball, der bei beiden Rennen in Indianapolis und auch in Texas Topplatzierungen einfahren konnte.

Zeitplan (local time, MESZ)

Freitag, 12. Juni

10:45 – 11:45 a.m. (16:45 – 17:45) – Verizon IndyCar Series practice
2:45 – 3:45 p.m. (20:45 – 21:45) – Verizon IndyCar Series practice

Samstag, 13. Juni

10:40 – 11:40 a.m. (16:40 – 17:40) – Verizon IndyCar Series practice
2:30 – 4:00 p.m. (20:30 – 22:00) – Three rounds of Verizon IndyCar Series knockout qualifications

Sonntag, 14. Juni

11:00 – 11:30 a.m. (17:00 – 17:30) – Verizon IndyCar Series warm-up
3:00 p.m. (21:00) – Übertragungsbeginn NBC SN; Sport1 US
3:37 p.m. (21:37) – Honda Indy Toronto green flag, 85 laps/148.8 miles

 

Ed Carpenter (c) Chris Owens/IndyCar Media
Gabby Chaves (c) Chris Jones/ IndyCar Media
Helio Castroneves mit nur einem Zusatzflügel hinter dem rechten Hinterrad (c) Chris Owens/ IndyCar Media
Scott Dixon und sein Team (c) Chris Owens/IndyCar Media

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