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IndyCar: Vorschau Indianapolis 500

von Rainer
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Am nächsten Sonntag findet der absolute Saisonhöhepunkt der IndyCar Series statt. In Indianapolis wird die 99. Auflage des 500-Meilen-Rennens ausgetragen.

Boxengasse zu Beginn der Qualifikation (c) Jim Haines/IndyCar Media

Boxengasse zu Beginn der Qualifikation (c) Jim Haines/IndyCar Media

Bei einer so langen Tradition kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Trotzdem hat es die IndyCar Series in diesem Jahr geschafft, ganz tief in den Peinlichkeitskiste zu greifen. Die neuen Speedway Aero Kits wurden erst Anfang Mai vorgestellt und am 03. Mai auf dem Indianapolis Motor Speedway getestet. Davor gab es im März nur wenige Teststunden auf dem, kaum mit dem IMS zu vergleichenden, Texas Motor Speedway. Zum Start der Trainings am 11. Mai hatten also weder die Teams noch die IndyCar Series selbst viel Erfahrung mit der neuen Aerodynamik. Am Mittwoch verlor Helio Castroneves seinen Penske-Chevrolet in Kurve 1 und schlug rückwärts in die Mauer ein. Das Auto bekam Unterluft und nach einem Luftstand von zwei bis drei Metern schlug es wieder auf dem Asphalt auf.

Am Donnerstag hatte Josef Newgarden, auch in einem Chevrolet, einen ganz ähnlichen Unfall in Kurve 1. Im letzten Training vor der Qualifikation am Sonntagmorgen erwischte es dann seinen Teamchef Ed Carpenter in Kurve 2. Auch wenn alle Fahrer unverletzt blieben, bekamen die Offiziellen nach drei fliegenden Chevrolets Panik. Wenige Minuten vor dem geplanten Start der Qualifikation änderte man schnell die Regeln:
– der zusätzliche Boost der Motoren für die Qualifikation wurde zurückgenommen
– alle Teams müssen mit der Aerodynamik das Rennen bestreiten, mit der sie sich qualifizieren
– jedes Auto hat nur einen Qualifikationslauf
– keine Fast-9 Qualifikation
– Extra-Qualifikationssegment für die Plätze 31 bis 33 im Anschluss an die Hauptqualifikation
– keine Meisterschaftspunkte für die Qualifikation

Zum einen reduzierte man so die Leistung der Motoren um 50 bis 60 PS und so die Geschwindigkeit auf unter 230 mph, zum anderen erhöhte man den Luftwiderstand der Wagen, da man im Rennen mit mehr Abtrieb im Pulk fahren muss als beim Einzelzeitfahren der Qualifikation. Besonders die Honda-Teams waren von den Änderungen wenig begeistert. Graham Rahal setzte folgende Tweets ab: „Interesting to see what potential changes are coming for qualifying…all I know is @HondaRacing_HPD shouldn’t have to change a thing!“, „This is unbelievable.“, „All I can say is I’m sorry to all the fans. This is unreal.“ und „I LOVE @justin_wilson idea, let’s just set the starting grid on drivers height! Hahaha😜👍 ????“

Die Tweets beziehen sich aber nicht nur auf die Regeländerungen hinsichtlich der Wagen, sondern auch auf die Änderung des ganzen Qualifikationsmodus und die mangelhafte Kommunikation der Offiziellen. Zur kleinen Entschuldigung muss man aber anfügen, dass die IndyCar Series nichts für den Regen konnte, der eine Qualifikation am Samstag unmöglich machte. Trotzdem waren die Aktionen am Sonntag etwas seltsam. Sicherlich muss die Sicherheit der Fahrer an oberster Stelle stehen, aber als Fan hatte man das Gefühl, dass im Hintergrund eine Menge Politik der mächtigen Teamchefs im Spiel war.

Am Montag folgte dann der nächste schwere Unfall. Ein Bruch des Verbindungsstückes zwischen dem rechten vorderen Querlenker und der Feder-Dämpfer-Einheit führte dazu, dass James Hinchcliffe mit über 220 mph in die Safer-Barrier einschlug. Hinchcliffe konnte sich nicht selbständig befreien, da sich ein Teil der Aufhängung durch sein Bein gebohrt hatte. Durch den hohen Blutverlust bestand sogar Lebensgefahr. Die Notoperation hat Hinchcliffe gut überstanden und er konnte am Mittwoch auch die Intensivstation verlassen. Ryan Briscoe wird für ihn das Rennen bestreiten.

Den Unfällen, deren Folgen und der Rolle der IndyCar Series hatte Chaos am Dienstag einen eigenen Artikel gewidmet.

Qualifikation

Scott Dixon geht zu seinem Run auf die Strecke  (c)Chris Owens/IndyCar Media

Scott Dixon geht zu seinem Run auf die Strecke (c) Chris Owens/IndyCar Media

Nach den ganzen Diskussionen wurde dann tatsächlich am Sonntag auch eine Qualifikation ausgetragen. An Position vier und damit als erster der Topfahrer musste Scott Dixon seine vier Qualifikationsrunden abspulen. Mit einem Durchschnitt von 226,76 mph setzte er eine Marke, die keiner mehr erreichen sollte. Will Power und Simon Pagenaud kamen ihm noch am nächsten und komplettieren die erste Startreihe. In Reihe zwei folgen mit Tony Kanaan und Helio Castroneves die nächsten beiden Ganassi- und Penske-Fahrer. Von Platz 6 wird Justin Wilson als bester Honda- und Andretti-Pilot starten.

Ed Carpenter musste in einem Ersatzwagen, der in nur 3,5 Stunden aufgebaut worden war, starten. Unter diesen Umständen ist Startplatz 12 ein sehr gutes Ergebnis für den Pole-Sitter der letzten beiden Jahre. Tristan Vautier qualifizierte den Dale Coyne-Dallara mit der Nummer 19 auf Platz 21. Für das Rennen wird aber James Davison das Cockpit übernehmen. NBC-Experte Townsend Bell (Startplatz 26) qualifizierte sich, genau wie Simona de Silvestro (19) und Pippa Mann (28), ohne Probleme in den Top 30.

Bryan Clauson für Jonathan Byrd's Racing (c) Chris Owens/IndyCar Media

Bryan Clauson für Jonathan Byrd’s Racing (c) Chris Owens/IndyCar Media

Dahinter wurde es aber dann richtig spannend. Da 34 Wagen gemeldet hatten, musste ein Team in der Qualifikation für die Plätze 31 bis 33 scheitern. Jack Hawksworth fuhr in seinem Run einen Durchschnitt von 223,738 mph und war damit, wie auch Stefano Coletti mit 222,001 mph, sicher qualifiziert. Für Bryan Clauson mit einem Durchschnitt von 221,258 mph wurde es hingegen noch richtig eng. Buddy Lazier gelangen im ersten Versuch 219,438 mph. In der restlichen Zeit baute man den Wagen von Lazier massiv um und gleichzeitig bereitete man Clausons für einen zweiten Run vor. Im fast letzten Augenblick ging Buddy Lazier auf die Strecke. Er knackte zwar noch die Marke von 220 mph, aber an die Geschwindigkeit von Clauson kam er nicht heran.

Im Prinzip ist es ein kleines Wunder, dass Buddy Lazier nur so knapp gescheitert ist. Durch technische Probleme behindert konnte er nur 18 Runden in den Trainings bestreiten und am ersten Qualifikationssegment nahm er gar nicht teil. Dazu kam dann noch der Umbau vor seinem zweiten Versuch und trotzdem jagte er seinen Dallara flat-out um den Kurs. Ich habe größten Respekt vor dieser Leistung.

Auf der Homepage der IndyCar Series findet man neben dem Ergebnis der Qualifikation (PDF) und der Startaufstellung (PDF) auch einen Spotter Guide (PDF).

Kurzfristig bekam Carlos Huertas mit Problemen im Innenohr am Freitagmorgen Ortszeit keine medizinsiche Freigabe für das Indy 500. Auch das Carb Day Training verpasst der Kolumbianer. Wer das Cockpit übernimmt, steht noch nicht fest. Erste Alternative wäre wohl Tristan Vautier, der ja die Nummer 19 von Dale Coyne qualifiziert hat.

Strecke

Schon 1909, als der erste Indianapolis Motor Speedway eröffnet wurde, handelte es sich um ein 2,5 Meilen großes Oval. Auch einige Umbauten, wie zum Beispiel das Verlegen von Ziegelsteinen, die dem Oval den Namen Brickyard einbrachten, haben an der Grundkonfiguration nichts geändert. Die vier 90° Kurven mit einer Länge von jeweils 0,250 Meilen und einer Überhöhung von 9°12‘ werden durch zwei lange (0,625 Meilen) und zwei kurze Geraden (0,125 Meilen) verbunden. Das geringe Banking ist untypisch für ein US-Oval und sorgt für eine schwierige Abstimmung. Die Teams müssen einen Kompromiss aus Abtrieb und Höchstgeschwindigkeit finden. Im Rennen können des Weiteren der Benzinverbrauch und der Reifenverschleiß, die beide auch von der Abstimmung beeinflusst werden, eine wichtige Rolle spielen.

Favoriten

Juan Pablo Montoya (c) Jim Haines/IndyCar Media

Juan Pablo Montoya (c) Jim Haines/IndyCar Media

Es wäre schon überraschend, wenn die Fahrer von Chip Ganassi Racing und Team Penske den Sieg nicht unter sich ausmachen würden. An allen Tagen waren die Teams ganz vorne zu finden. Die besten Aussichten hat Scott Dixon, der von der Pole-Position ins Rennen gehen wird. Bei seinem Sieg 2008 war er auch in der Qualifikation der schnellste. Das Kunststück aus Pole-Position und Sieg gelang zuletzt Helio Castroneves ein Jahr später. Die schlechteste Ausgangslage dieser Teams haben Charlie Kimball (Startplatz 14), Juan Pablo Montoya (15), Sage Karam (23) und Sebastian Saavedra (30). Aber gerade Montoya mit seiner Erfahrung würde ich noch nicht abschreiben. Dafür sind 500 Meilen eine zu lange Distanz.

Aus dem ChevroletLager muss man sicher auch die Fahrer von CFH Racing beachten. Ed Carpenter ist auf Ovalen, besonders auf seiner Heimstrecke, immer schnell. Mit JR Hildebrand hat man sich zusätzlich verstärkt. Neben Platz 2 bei seinem Indy 488,75 2011 hat er unter anderem auch Platz 10 zu Buche stehen. Josef Newgarden kam in den letzten beiden Jahren nicht über Platz 28 im Ziel hinaus. Hier sollte in diesem Jahr mehr möglich sein. Die Frage ist aber auch, wie das Team die beiden schweren Unfälle bewältigt hat. Zumindest Ed Carpenter sollte mit seiner Erfahrung eigentlich unbeeindruckt sein.

Ryan Hunter-Reay (c) Forrest Melott/ IndyCar Media

Ryan Hunter-Reay (c) Forrest Melott/IndyCar Media

Die Speerspitze von Honda sollte wieder Andretti Autosport sein. In den letzten Jahren war man eigentlich das dominierende Team beim Indy 500. Ryan Hunter-Reay ist der Titelverteidiger und erreichte Platz 3 im Jahr davor. Carlos Munoz kam auf den Plätzen 4 und 2 sowie Marco Andretti auf den Plätzen 4 und 3 ins Ziel. Dazu kamen noch zwei sechste Plätze durch EJ Viso und Kurt Busch. Eine Wiederholung dieser Ergebnisse wird aber extrem schwer. Zu langsam waren die Andretti-Honda, vor allem im Vergleich zu den Wagen von Ganassi und Penske, bisher auf dem Indianapolis Motor Speedway. Dazu kommt der Druck, dass eigentlich nur ein Sieg beim Indy 500 die verkorkste Saison noch retten kann. Nach einem knappen Drittel der Saison ist die Meisterschaft im Prinzip schon außer Reichweite.

Graham Rahal (c) Forrest Mellott/IndyCar Media

Graham Rahal (c) Forrest Mellott/IndyCar Media

Den bisher besten Hoda in diesem Jahr pilotierte aber Graham Rahal. Dazu kommt, dass am 20. Mai zum letzten Mal die Late Show von Teammitbesitzer David Lettermann auf CBS lief. Graham Rahal zusammen mit David Lettermann in der Victory Lane des Indy 500 wäre natürlich die größtmögliche Story in diesem Jahr. Mit Oriol Servia hat man sich zudem eine Menge Erfahrung ins Team geholt. Beide gehen von den Plätzen 13 und 17 ins Rennen. Im Ziel sollte mindestens einer in den Top 10 liegen.

In den fünf Rennen in diesem Jahr gab es mit Montoya, Hinchcliffe, Dixon, Newgarden und Power fünf unterschiedliche Sieger. In Anbetracht dieser Serie sollte man vielleicht sein Geld auf Helio Castroneves oder Tony Kanaan setzten.

Zeitplan (eastern time, MESZ)

Auf Jim Nabors, der sich mit 84 Jahren dann doch zur Ruhe gesetzt hat, müssen wir leider verzichten. Sein „Back Home Again In Indiana“ übernimmt die Gruppe „Straight No Chasers“, deren Mitglieder alle auf der Indiana University in Bloomington waren. Immerhin ist uns Mari Hulman George erhalten geblieben, die die berühmtesten Worte im Motorsport sprechen wird.

Freitag, 22. Mai

11:00 a.m. – 12:00 p.m. (17:00 – 18:00) – Verizon IndyCar Series Final Practice
12:30 p.m. (18:30) – Indy Lights Freedom 100 (40 Laps)

Sonntag, 24. Mai

11:00 a.m. – 3:30 p.m. (17:00 – 21:30) – ABC Broadcast Windows; ab 17:30 auch Sport1 US
11:48 a.m. (17:48) – „America The Beautiful“
11:50 a.m. (17:50) – Military Speech
11:52 a.m. (17:52) – „God Bless America“ – Florence Henderson
11:55 a.m. (17:55) – Invocation
11:59 a.m. (17:59) – National Anthem
12:10 p.m. (18:10) – „Back Home Again in Indiana“ – Straight No Chaser

12:15 p.m. (18:15) – 99th Running of the Indianapolis 500 Mile Race (200 Laps)

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1 Kommentare

Crusher75 22 Mai, 2015 - 17:23

Ergänzung Freitag 17:20 Uhr: Tristan Vautier wird die Nummer 18 für Carlos Huertas übernehmen.

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