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Formel Eins: Analyse Longruns Australien FP1 2014

von DonDahlmann
2 Kommentare

Endlich gibt es mal Zeiten von den Longruns aus Australien. Und damit eine Vergleichsmöglichkeit der Teams. Und so wie es aussieht, liegen die Teams enger zusammen als gedacht.

F1_FP1_Australia_2014_r00014Leider gab es bei den Wintertests keinerlei Möglichkeit, die einzelnen Rundenzeiten zu analysieren. Mit dem ersten und zweiten freien Training ändert sich das nun, da die FIA die einzelen Rundenzeiten rausrückt. Und das Ergebnis ist überraschend, denn die Team liegen enger zusammen, als es bei den Tests den Eindruck machte. Natürlich gibt es Unterschiede, was das Gewicht der Wagen angeht. Bekanntermaßen fahren einige Teams mit mehr Sprit an Bord als andere. Allerdings hat sich in den letzten Jahre gezeigt, dass die Unterschiede nicht so groß sind. Ferrari und Williams waren 2013 am Freitag eher schwerer unterwegs, Red Bull, Mercedes und McLaren tendenziell leichter. Als Grundlage für den Vergleich dient FP2, da in FP1 eher das Setup getestet wurde. (Immer eine 1 vor den Zeiten denken, also 1:34.xxx min. Das sind auch alles nur Annäherungswerte, ohne die Spritmenge und das Alter der Reifen zu kennen, aber es verschafft einen Eindruck.)

Vettel
35.173, 34.294, 33.900, 34.043, 34.545, 33.986, 34.726, 35.997, 36.918, 35.109, 34.504, 34.426, 34.397, 36.417
Durchschnitt: 1:34.8 min

Rosberg
34.825, 34.192, 34.227, 33.489, 33.619, 33.739, 33.441, 33.576, 34.542, 34.171, 39.748, 34.580
Durchschnitt [ohne die 39.7]: 1:33.9 min

Hamilton
34.194, 33.597, 39.786, 34.251, 34.304, 44.533, 33.993, 33.936, 35.805, 35.386, 33.910, 33.606, 33.600
(Durchschnitt [ohne die 39.7 und 44.5]: 1:34.1 min)

Alonso
34.632, 34.594, 34.786, 35.225, 34.630, 35.572, 35.638, 35.375, 35.271, 35.441
Durchschnitt: 1:34.9 min

Massa
36.430, 35.991, 36.100, 35.545, 35.483, 35.550, 35.680, 35.381, 35.606, 36.064, 35.771, 35.682, 36.187, 35.963, 36.330, 36.364, 36.167, 36.286
Durchschnitt: 1:35.8 min (Gewichtskorrektur pro Runde im Schnitt 0,8 -> 1:35:0 min)

Button
35.222, 34.304, 34.794, 34.625, 35.047, 35.128, 35.495, 34.940, 34.939, 35.138, 35.382, 35.842, 37.594
Durchschnitt: [ohne die 37,9] 1:35.0 min

Hülkenberg
35.724, 35.332, 35.467, 35.480, 36.159, 35.305, 36.220, 35.406, 34.965, 35.339, 35.083, 35.150, 35.282, 35.503, 35.679, 35.145, 34.934
Durchschnitt: 1:35.3 min (Gewichtskorrektur pro Runde im Schnitt ca. 0,3 -> 1:35.0 min)

Perez
34.868, 34.703, 34.961, 35.201, 34.885, 35.116, 34.798, 34.879, 35.162, 35.183, 36.069, 35.956, 35.438, 35.438
Durchschnitt: 1:35.1 min

Die Hackordnung vorne wäre dann zusammengefasst so

Mercedes 1:34.0 min
Red Bull: 1:38.8 min
Ferrari: 1:34.9 min
McLaren: 1:35.0 min
Force India: 1:35.0 min
Williams: 1:35.0 min*

* Massa hat mit Abstand den längsten Stint gefahren, es ist schwer die Zeiten einzuschätzen, weil die Reifen ja auf die Dauer auch abbauen. Vermutlich liegen sie bei 1:34.8 bis 1:34.5 min

Es gibt ein paar Tendenzen, die man feststellen kann:

– Mercedes hat nicht nur den schnellsten Wagen für eine Runde, auch auf den Longruns sehen sie extrem gut aus. Selbst wenn man 0,5 Sekunden für mehr Sprit einrechnen würde, sind sie immer noch scheller als der Rest. Als einziges Team konnte man mehrere 33er Zeiten in den Longruns hinlegen. Auffallend ist aber, dass die Rundenzeiten nicht immer konstant sind. Das mag am Verkehr gelegen haben, das mag auch daran gelegen haben, dass man verschiedene Programme ausprobiert hat. Wird man beobachten müssen, ob die Mercedes mal wieder mit den Reifen kämpfen.

– Der Red Bull geht gut, verliert aber dennoch viel Zeit. Christian Horner sprach nach dem Training davon, dass man vor allem auf den Geraden viel Zeit liegen lassen würde. Das kann zwei Dinge bedeuten. Entweder ist man im Training noch nicht mit der vollen Leistung unterwegs gewesen oder dem Renaultmotor fehlt es generell an Leistung. Insgesamt ist man deutlich zu langsam, verglichen mit Mercedes. An Abtrieb scheint es dem RB10 allerdings nicht zu mangeln. Einige Fahrer, die hinter dem Red Bull unterwegs waren, berichteten von erstaunlichen Kurvengeschwindigkeiten.

– Der Ferrari geht gut auf eine Runde und kann dort mit Mercedes einigermaßen mithalten. Auf den Longruns sah man allerdings gar nicht gut aus. Weder konstant, noch schnell. Da ist man auf dem Niveau von Red Bull und McLaren. Auch hier gilt, dass Ferrari am Freitag tendenziell eher schwer unterwegs ist. Bei Räikkönen gab es Probleme mit den Bremsen.

– McLaren war nicht so schnell wie erwartet, aber die Longruns sahen nicht schlecht aus. Man geht selber davon aus, dass im Moment rund eine Sekunde auf Mercedes fehlt. Dafür scheinen die Longruns konstanter zu sein. Verglichen mit 2013 hat man natürlich einen großen Schritt nach vorne gemacht. Im Rennen schätze ich sie durchaus stark ein.

– Auf die Williams war man sehr gespannt und sie haben nicht enttäuscht. Auch wenn die Zeiten auf den ersten Blick nicht so doll aussehen, bei Williams weiß man, dass man den Freitag stur für die Rennabstimmung nutzt. Der lange Stint von Massa zeigt, dass man einen Rennabschnitt simuliert hat, zumal er auch länger war als beim Rest. Zieht man dann die 0,5 bis 0,7 Sekunden für den Sprit ab, dann ist Williams knapp vor McLaren, aber hinter Mercedes.

– Auch Force India sieht besser aus, als es vielleicht am Bildschirm rüber kam. Der Stint von Hülkenberg sieht wirklich sehr, sehr gut aus, auch wenn ich vermute, dass man etwas leichter als die Williams unterwegs war. Aber dennoch – die Rundenzeiten sind sehr konstant und schnell, was deutlich macht, dass Force India durchaus eine gute Chance auf vordere Platzierungen hat.

Es scheint deutlich zu werden, dass Mercedes, wie erwartet, im Moment die Nase vorne hat. In der Qualifikation dürfte der Abstand zu Red Bull und Ferrari etwas geringer sein, im Rennen dürfte er sich auf 0,7 bis 1,3 Sekunden/Runde einpendeln. Eine mögliche Rennstrategie sähe für Mercedes dann so aus: Quali P1/P2, dann Abstand auf zehn bis 15 Sekunden rausfahren und halten.

McLaren, Ferrari, Williams, Force India und Red Bull liegen sehr eng zusammen, das dürfte im Rennen interessant werden.

Auch ist deutlich geworden, dass man vermutlich nicht mit einem Stopp auskommen wird. Die Hinterreifen verschleissen selbst bei den Medium schneller als gedacht. Vermutlich wird man die „Soft“ zehn bis zwölf Runden durchschleppen, ein zweiter Stopp dann um Runde 30 bis 35 herum.

Ein paar andere Dinge sind ebenfalls aufgefallen: Fast alle Fahrer haben Probleme mit den neuen Bremsen. Es gab viele kleine Ausrutscher, selbst Alonso erwischte es. Das „brake-by-wire“-System macht offenbar noch Sorgen.

Lotus und Caterham sind kaum gefahren. Bei Caterham hat das überrascht, waren sie doch bei den Tests sehr zuverlässig. Der neue Lotus sieht dagegen nach einer kompletten Baustelle aus. Und unfahrbar scheint er auch sein. Grosjean, der immerhin ein paar Runden drehen konnte, rutschte mehrfach ins Kiesbett.

Bilder: Red Bull/Gepa, Daimler AG, Ferrari, Lotus, McLaren, Force India, Sauber, Marussia, Caterham

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2 Kommentare

Sir_Bratwurst 14 März, 2014 - 18:20

Interessante Aufschlüsselung! Sind auch Sektorzeiten bekannt? Sektor 2 galt in der Vergangenheit als Motorenabschnitt, während Sektor 3 als Gewichtssektor bekannt war, der auch Aufschlüsse über die Aero-Effizienz geben konnte. Wenn nun tatsächlich alle Renault-Teams in Sektor verlieren, könnte man den Unterschied wohl auch in Zeit fassen. Leider habe ich bislang keine Auflistung mit Sektoren gefunden um da weiter zu graben

DonDahlmann 14 März, 2014 - 18:37

Nein, die FIA gibt in den Listen keine Sektorenzeiten bekannt. Und offensichtlich auch nicht mehr im Livetiming, weil sie ihre iPhone/Android App verkaufen wollen. Was doppelt ärgerlich ist. Sektor Drei ist ein Gewichtssektor, aber auch einer, in dem man sehen kann, ob jemand viel oder wenig Abtrieb fährt. Aber Australien ist auch eher eine schlechte Strecke um den Abtrieb einzuschätzen, das geht in 14 Tagen in Malaysia deutlich besser.

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