Home IRLIndyCar IndyCar: Vorschau 5. Rennen Indianapolis 500

IndyCar: Vorschau 5. Rennen Indianapolis 500

von Rainer
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Nach einer Woche Training und der Qualifikation am letzten Wochenende geht es am Sonntag endlich richtig los. Mit den 500 Meilen von Indianapolis steht das älteste und prestigeträchtigste Rennen der IndyCar-Saison an.

Startreihe 1 mit Marco Andretti, Ed Carpenter und Carlos Munoz (C) Jim Haines/IndyCar Media

Startreihe 1 mit Marco Andretti, Ed Carpenter und Carlos Munoz
(C) Jim Haines/IndyCar Media

Was soll man noch zu diesem legendären Rennen mit seiner über 100-jährigen Tradition schreiben, was man nicht schon dutzende Male gelesen hat? Einfach alles am und im Indianapolis Motor Speedway umgibt im Mai diese ganz besondere Aura. Angefangen mit dem Mythos der 400.000 Zuschauer über Mari Hulman George, die das Kommando zum Starten der Motoren gibt, und dem letzten erhaltenen Yard Bricks auf Start-Ziel bis zur Milch für den Sieger. Für mich machen vor allem die Geschichten, die Dramen, die kleinen Tragödien und die großen Triumphe das spezielle Indy-500-Gefühl aus. Der Sieg von Dan Wheldon im Jahr 2011 zum Beispiel, nachdem JR Hildebrand in der letzten Kurve beim Überrunden seinen Panther Dallara in die Mauer setzte, die zwei Rookie-Siege in Folge (2000 JP Montoya; 2001 H. Castroneves) oder auch Takuma Sato, der im Vorjahr fast Dario Franchitti noch geschlagen hätte. Auch in diesem Jahr gibt es mit der Pole für den in Indianapolis geborenen Ed Carpenter in seinem eigenen Team eine dieser ganz besonderen Geschichten.

Strecke

Schon 1909 als der erste Indianapolis Motor Speedway eröffnet wurde, handelte es sich schon um ein 2,5 Meilen großes Oval. Auch einige Umbauten, wie zum Beispiel das Verlegen von Ziegelsteinen, die dem Oval den Namen Brickyard einbrachten, haben an der Grundkonfiguration nichts geändert. Die vier 90° Kurven mit einer Länge von jeweils 0,25 Meilen und einer Überhöhung von 9°12‘ werden durch zwei lange (0,625 Meilen) und zwei kurze Geraden (0,125 Meilen) verbunden. Das geringe Banking ist untypisch für ein US-Oval und sorgt für eine schwierige Abstimmung, da die IndyCars bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von mehr als 220 mph (354 km/h) leicht nach außen rutschen. Eine Erhöhung des Abtriebs würde das verhindern, aber den Topspeed vermindern. Gerade in der Qualifikation ist es ein diffiziles Spiel, die richtige Einstellung zu finden.

Qualifikation

In den ausgiebigen Trainingssitzungen zeigte sich schon, dass es Andretti Autosport zu schlagen gilt. Diese gute Form konnten auch alle fünf Piloten in Segment 1 der Qualifikation bestätigen und zogen in Segment 2 der schnellsten neun Fahrer ein. Dazu gesellten sich die drei Piloten von Penske Racing und Ed Carpenter als Außenseiter in seinem eigenen Wagen. Keine Chance auf eine Qualifikation in den Top 9 hatten alle Honda-Fahrer. Die Vermutung, dass es den Honda-Triebwerken ein wenig an maximaler Leistung mangelt, scheint bestätigt worden zu sein. Bester Honda-Pilot ist Alex Tagliani auf Startplatz 11. Größere Probleme hatte das Vorzeigeteam von Chip Ganassi, die nur von den Plätzen 16 (Dixon), 17 (Franchitti), 19 (Kimball) und 23 (Briscoe) ins Rennen gehen werden. Ryan Briscoe benötigte außerdem alle drei Versuche, um sich überhaupt in das Feld der ersten Qualifizierten mit 24 Piloten zu fahren. Den letzten sicheren Startplatz am Pole Day sicherte sich Simona de Silvestro.

In Segment 2 hatte dann jeder der neun Piloten nur einen Versuch über vier fliegende Runden, da die ganze Qualifikation aufgrund von Regen verspätet angefangen hatte. NBC Sports kam in so große Zeitnot, dass sie zugunsten eines Pferderennens den Anfang von Segment 2 verpassten. Allerdings zeigt das auch das Standing der IndyCar im US-amerikanischen Fernsehen. Bei ihrem einzigen Versuch gingen Penske Racing mit Castroneves und Power sowie Andretti Autosport mit Ryan Hunter-Reay zu viel Risiko und verminderten den Abtrieb zu sehr. Die Wagen rutschten in den Kurven nach außen, was die Reifen überstrapazierte und dann noch mehr Zeit kostete. So konnte sich Ed Carpenter die Pole vor dem überraschend starken Rookie Carlos Munoz und Marco Andretti sichern. EJ Viso, „Rookie“ AJ Allmendinger und Will Power bilden Startreihe 2 vor Ryan Hunter-Reay, Helio Castroneves und James Hinchcliffe.

Am Bump Day wurden die Startplätze 25 bis 33 ausgefahren. Da Katherine Legge im dritten gemeldeten Dallara von Sam Schmidt antrat, gab es sogar fast so etwas wie einen Bump Day. Da der Deal sehr kurzfristig abgeschlossen wurde, konnte Legge nur in der kurzen Sitzung am Sonntagmorgen trainieren. Auf Anhieb kam sie aber gut mit Wagen und Strecke zurecht und lieferte unter Anbetracht der Umstände sehr ordentliche Rundenzeiten ab.

Ein anderer Fahrer hingegen hatte im Laufe der Woche seine Abstimmung komplett verloren. Michel Jourdain Jr. war über alle Trainingssitzungen nicht besonders schnell, aber zur Qualifikation entwickelte sich das Fahrverhalten seines Dallara in Richtung katastrophal, sodass er zu keinem Qualifikationsversuch antreten konnte. Bei seinem Team um Bobby Rahal versuchte man alles, aber ein letzter Wechsel der Federn dauerte zu lange. Mit Katherine Legge auf Startplatz 33 haben wir so schon die nächste Indy-500-Geschichte, da es erst zum zweiten Mal vier Frauen in das Starterfeld geschafft haben. Simona de Silvestro ist mit Startplatz 24 nicht ganz zufrieden, aber immerhin die schnellste Frau in diesem Jahr vor Ana Beatriz (Platz 29) und Pippa Mann (Platz 30). Die ganze Startaufstellung ist hier zu finden.

Favoriten

Geht man von den Ergebnissen der bisherigen Saison und den Leistungen in den Trainings und der Qualifikation aus, kann nur ein Fahrer von Andretti Autosport gewinnen. Marco Andretti ist zusammen mit Ryan Hunter-Reay der stärkste Ovalfahrer bei Andretti vor James Hinchcliffe und EJ Viso. Ganz stark war auch Rookie Carlos Munoz bisher, der die Leistung aber erst einmal über die 200 Runden bringen muss. Indianapolis ist aber immer für Überraschungen gut, wie auch die Pole von Ed Carpenter zeigt. Der ist ein exzellenter Ovalpilot und durchaus auch für ein Topergebnis gut.

Auch Penske Racing nutzt die stärkeren Chevrolet-Motoren und gerade Helio Castroneves bringt immer in Indianpolis seine besten Leistungen. Will Power hat öfters mal Probleme auf Ovalen, benötigt aber nach seinem schlechten Saisonstart dringend gute Ergebnisse. AJ Allmendinger wird zwar als Rookie geführt, hat aber natürlich aus der NASCAR genug Erfahrung hinsichtlich langer Ovalrennen. Zu der Gruppe der starken Chevrolet-Teams gehören noch KV Technologie mit Toni Kanaan und Simona de Silvestro sowie Panther Racing mit JR Hildebrand, dem Indy-499,75-Sieger von 2011.

Ganz Abschreiben darf man Honda natürlich nicht. Über die Distanz von 500 Meilen ist mit Strategie und z.B. Benzinsparen viel möglich. Ein Auge sollte man deshalb auch auf Dario Franchitti haben, der dies wie kaum ein anderer beherrscht. Sein Teamkollege Scott Dixon ist übrigens der Fahrer mit den meisten Führungsrunden (346 Runden) im Feld. Takuma Sato und Justin Wilson können hingegen eine andere Besonderheit aufweisen. Beide konnten in der Formel 1 schon persönliche Rekorde in Indianapolis aufstellen. Sato holte hier 2004 seinen einzigen Podiumsplatz im BAR Honda und Wilson im Jaguar Cosworth 2003 seinen ersten WM-Punkt. Gerade Takuma Sato muss man nach seiner guten Leistung im Vorjahr und seiner sehr starken Saison bisher auf der Rechnung haben.

Zeitplan

Freitag 24.05.:

11.00 am (17:00 MESZ) – 12.00 pm Abschlusstraining; NBC Sports
12:30 pm (19:00 MESZ) Firestone Freedom 100 Indy Lights Race; NBC Sports

Sonntag 26.05.:

11:00 am (17:00 MESZ) – 12:00 pm pre-race show; ABC
12:00 pm (18:00 MESZ) Indianapolis 500; ABC

11:49 am (17:49 MESZ) Invocation
12:03 pm (18:03 MESZ) “Back Home Again in Indiana” by Jim Nabors
12:04 pm (18:04 MESZ) “Ladies & Gentlemen, Start your engines” by Mari Hulman George
12:12 pm (18:12 MESZ) 97th Running of the Indianapolis 500

Nach der Übertragung von Servus TV im letzten Jahr hat sich heuer kein Sender im deutschsprachigen Raum gefunden, dass Indy 500 zu übertragen. Wie bei allen anderen Rennen der IndyCar Series sind wir also auf Streams aus den USA oder auf das Pay TV unserer Nachbarn, z.B. ESPN UK oder Sky Italia, angewiesen.

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