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GT3-EM: Vorschau Saisonfinale in Zandvoort

von StefanTegethoff
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Nach zwei Monaten Pause fährt die GT3-Europameisterschaft noch ihre beiden Abschlussrennen auf dem beliebten niederländischen Dünenkurs.

Nachdem die Serie zuletzt im August auf dem Slovakiaring antrat, könnte man ihr Saisonfinale beinahe übersehen. Der Grund für die große Lücke ist natürlich vor allem die Kalender-Abstimmung mit den zahlreichen nationalen GT3-Serien, beispielsweise kürten ja die ADAC GT Masters (Lunardi/Margaritis auf BMW), die British GT (Geddie/Geddie auf Ferrari) und auch die europaweite Blancpain Endurance Series (Franchi auf Audi) ihre Champions und es gibt zahlreiche Teams, die in mehreren dieser Serien antreten.

Diese kurze Liste von Titelträgern zeigt schon die aktuell bestehende Vielfalt der GT3-Kategorie (in der französischen GT stehen außerdem noch Porsches an der Tabellenspitze); und auch in Zandvoort werden 30 Fahrzeuge acht verschiedener Fabrikate zum Einsatz kommen.

Die Balance of Performance hat man glücklicherweise seit dem dritten Rennwochenende in Ruhe gelassen, nachdem vor stark daran rumgeschraubt worden war, v.a. um die BMW Z4 einzubremsen. Aus dieser Zeit erhalten geblieben ist allerdings ein deutlicher Vorsprung der beiden BMW-Teams Schubert (158 Punkte) und DB Motorsport (137), die in der Teamwertung nur schwer einzuholen sein werden. Graff (118), AF Corse (115) und Heico (114) sind die engsten Verfolger, werden sich aber eher um Platz 3 streiten, es sei denn die Holländer von DB Motorsport werden beim Heimspiel vom Pech verfolgt.

Es ist das erste Mal, dass die GT3-EM auf der bei Fans wie Fahrern beliebten Strecke an der niederländischen Nordseeküste antritt. Zwar ist der Circuit Park Zandvoort nicht mehr ganz so rasant wie in seiner ursprünglichen Variante, doch verfügt die Bahn immer noch über eine Reihe schneller, flüssiger Kurven sowie Kuppen. Die Tarzanbocht nach Start/Ziel mit ihrem Banking sowie die Doppel-Haarnadel und die Schikane im „neuen“ Teil der Strecke sollten bei den GT3-Boliden auch einige Überholmanöver zulassen. Ob die vermutlich bessere Streckenkenntnis den niederländischen Teams und Fahrern einen Vorteil beschert ist schwer zu sagen.

Allzu dominant kann ein Team an einem GT3-Wochenende aber so oder so nicht sein, dafür sorgt schon die Strafzeiten-Regelung, mit der die Podiumsplatzierten des vorigen Rennens im folgenden Lauf eingebremst werden. Für den ersten Lauf trifft diese Regelung einen der Graff-Mercedes (+15 Sek.), einen Gravity-Charouz-Mercedes (+10 Sek.) und den BMW von Claudia Hürtgen und Czaba Walter (+5 Sek.).

Da das Graff-Duo Giauque/Parisy noch Chancen auf die Meisterschaft hat, hat das französische Team die beiden Fahrer diesmal getrennt, sodass nur Mike Parisy im Auto mit der #3 von der Strafe betroffen ist, während der Schweizer Philippe Giauque in der #4 und mit dem starken deutschen Teamkollegen Thomas Jäger befreit zum Angriff auf die Meisterschaft blasen kann.

Die haben momentan die beiden jungen Italiener Federico Leo (23) und Francesco Castellacci (24) in Diensten des Ferrari-Teams AF Corse inne, obwohl auch sie erst ein einziges Rennen gewonnen haben. Doch mit den Strafzeiten und den BoP-Änderungen in der ersten Saisonhälfte war von vornherein klar, dass Seriensiege in dieser Meisterschaft nicht möglich sind, sondern dass man an jedem Wochenende das Maximum aus den Gegebenheiten rausholen muss. Das sieht dann im Endeffekt so aus, dass die Tabellenführer genauso oft auf dem Treppchen gestanden haben, wie sie auch außerhalb der Punkteränge ins Ziel kamen, nämlich jeweils viermal bei bisher zehn Rennen. In der Slovakei waren es die Plätze 2 und 21, sodass auch sie im ersten Lauf ohne Kompensationszeit fahren dürfen.

Da noch insgesamt 50 Punkte zu vergeben sind, ist der Kreis rein theoretischer Meisterschaftskandidaten noch recht groß. Die mit 14 Zählern Rückstand dichtesten Verfolger, Giauque/Parisy, habe ich bereits angesprochen, mit 16-23 Punkten Rückstand auf die Italiener an der Spitze folgen Lesoudier/Martin (LMP-Aston Martin), den Boer/Vos (DB Motorsports-BMW), Franchi/Ide (WRT-Audi), Sandstrom/Al-Faisal und Walter/Hürtgen (beide Schubert-BMW).

Das belgische WRT-Audi-Team verfolgt dabei die gleiche Taktik wie Graff Racing und splittet seine Piloten, Franchi bekommt Didier Andre zugeteilt, Ide mit Christopher Haase einen weiteren erfahrenen deutschen Kollegen. Die beiden BMW-Teams behalten ihre bewährten Formationen dagegen bei.

In der Tat können sich all diese Teams noch Chancen auf die Fahrerwertung ausrechnen, da eben die GT3-Rennen so schwer vorhersagbar sind. Das zeigen auch die Freitags-Trainings mit ihren bunt durcheinandergewürfelten Klassements und den vor allem in der zweiten Session geringen Abständen – die ersten 19 Wagen innerhalb von einer Sekunde!

Die Fans auf den Dünen und an den Fernsehern (bzw. Computern, denn der Stream ist neben Bloomberg TV wieder eine der Hauptbezugsquellen) dürfen sich also auf ein spannendes Entscheidungswochenende freuen. Der erste Lauf findet heute, am Samstagnachmittag um 15:45 statt, Lauf 2 am Sonntag um 13:15; wie gewohnt wird jeweils über eine Stunde gefahren, mit Boxenstopp und Fahrerwechsel. Spätestens danach – eine Entscheidung am grünen Tisch wird wohl hoffentlich ausbleiben – wissen wir dann, wer die Callaway-Corvette-Piloten Daniel Keilwitz und Christian Hohenadel beerbt, die im Vorjahr die GT3-EM dominant gewannen, ihn aber leider nicht zu verteidigen versucht haben.

(Bildquelle: Ferrari)

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