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IndyCar: Einhändig zum Überraschungssieg

von Vorsicht
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Mit einem Überraschungssieg von Ed Carpenter endete Sonntagabend ein packendes IndyCar Rennen in Kentucky. Auch die Meisterschaft bleibt spannend.

Ein spannendes Rennen auf einem der besten Ovale der IndyCar Serie brachte am Wochenende den Sieg eines echten Underdogs. Ed Carpenter gewann sein erstes Rennen – und das trotz Problemen mit seinem Helmvisier die ihm dazu zwangen, fast 20 Runden lang mit nur einer Hand zu fahren. Mit ihm feierte auch das Team von Sarah Fisher seinen ersten Erfolg. Für die kleine Mannschaft ganz besonders wichtig, denn im Vorfeld des Rennens hatte man erfahren, dass sich Sponsor Dollar General im kommenden Jahr zurückziehen wird. Eine kleine Vorentscheidung gab es in der Meisterschaft, denn Will Power hatte einmal mehr Pech. Sicher hat Dario Franchitti den Titel aber noch nicht. Am Rande des Rennens wurden auch Details zum Kalender 2012 bekannt – und der sorgt nun schon vor der offiziellen Verlautbarung für Unmut.

Auch abseits der Geheimtipp-Siegers war es ein Rennen der Überraschungen. So waren etwa beide Newman Hass-Piloten erstaunlich gut unterwegs. Vor allem Rookie James Hinchcliffe konnte mit Rang vier überzeugen. Oriol Servias sechster Platz bestätigte die gute Form des Teams. Der Katalane holte sich damit den dritten Rang in der Oval-Wertung – eine kleine Sensation. Auch Wade Cunningham aus Neuseeland wusste mit Rang sieben beim zweiten Start seiner Karriere für das Team von AFS Racing schwer zu beeindrucken.

Sehr gut auch wieder Graham Rahal – bis er einmal mehr von einer völlig unverständlichen Strategie seines Teams aus dem Kampf um die Spitze gerissen wurde. Entsprechend geladen war er auch im Interview nach dem Rennen.

Unschöne Szenen gab es auch sonst einmal mehr in der Box. Simona de Silvestro verlor bei der Ausfahrt aus der Box ihren Wagen, und drehte sich mit kalten Reifen in EJ Visos Box – wo dessen Mechaniker gerade für einen Stop bereitstanden. Dessen Chefmechaniker Darrin McMahon wurde vom Auto erfasst, und einige Meter durch die Luft geschleudert. Er zog sich dabei eine Kniefraktur zu – und muss mit dieser Verletzung vermutlich noch froh darüber sein, dass ihm nicht mehr passiert ist. In der folgenden Gelbphase kollidierten dann auch noch Marco Andretti und Alex Lloyd, der ebenfalls fast seinen Mechaniker umfuhr. Und dann landete auch noch JR Hildebrand in der Boxenmauer, wo er seinen Reifenwechsler Erik Scheumann erwischte, der dabei Verletzungen am seinem linken Bein erlitt.

Ein Frühlingsregen des Glücks ist auch das nicht gerade, was in dieser Saison über Will Power niedergeht. Nach einer dominanten Vorstellung im Anfangsviertel des Rennens kollidierte der Australier in der Box mit Ana Beatriz. Die Brasilianderin wurde  just in den Moment aus ihrer Box geschickt, als Power gerade vorbeifuhr. Die Folge: Ein havarierter Seitenkasten und mehrere Reparaturstopps (immerhin unter gelb). Am Ende sollte er als letzter Pilot aus der Führungsgruppe auf dem miserablen 19. Rang die Ziellinie überqueren.

In der Meisterschaft ist Power damit nun wieder in der Rolle des Verfolgers. Insgesamt fehlen ihm 18 Punkte auf Dario Franchitti. Das heißt, auch ein Sieg, eine Pole Position und die meisten Führungsrunden würden Power in Las Vegas nicht zum Meister machen, solange Dario Franchitti auf Platz zwei ins Ziel kommt. Sofern Franchitti auf Rang drei einfährt, kann Power aus eigener Kraft Meister werden – allerdings nur, wenn er alle oben aufgeführten Punkte auch wirklich holt.

Es sieht für den Schotten also gut aus. Aber: Grade auf einem schnellen Oval kann man mit etwas Pech schnell auch ganz aus dem Rennen (und aus den Punkten) fallen – eine entschiedene Sache ist das Titelrennen also noch lange nicht. Powers Pace in Kentucky hat bewiesen, dass der Australier spätestens jetzt auch auf den Ovalen zu den Favoriten zählen muss.

Die AJ Foyt Trophy für Rennen auf den Ovalen (zu der das Saisonfinale nicht mehr zählen wird) ist derweil schon entschieden: Scott Dixon hat diesen Titel errungen, zehn Punkte vor Dario Franchitti, der ein äußerst erfolgreiches Oval-Jahr für Target-Ganassi komplettiert. Erst nach dem erstaunlichen Servia folgt mit dem (mehrfach glücklosen) Will Power der erste Penske.

Insgesamt also gute Vorzeichen für das große Finale, das in eineinhalb Wochen auf dem recht ähnlichen Oval von Las Vegas stattfinden wird. Eine ausführliche Vorschau auf dieses womöglich wichtigste Rennen der Saison, die „IndyCar World Championships“, folgt in der kommenden Woche.

Kalender 2012: Weniger Ovale, mehr Stadtkurse

Ein erster Entwurf des Kalenders für 2012 ist am Wochenende auch aufgetaucht. Insgesamt 17 Rennen sind derzeit geplant, Überraschungen sind ausgeblieben. Auf Kritik ist der Umstand gestoßen, dass es mit dem Indy 500, Texas, Iowa, Fontana und Las Vegas nur noch fünf Ovalrennen geben wird. Dem gegenüber steht ein Ausbau der Stadtrennen: Neben einem geplanten Rennen in Tsingtao (China) wird es auch eine Rückkehr nach Belle Isle, Detroit, geben.

Nicht mehr im Kalender sind Loudon und Milwaukee. In Ermangelung eines Titelsponsors wird es wohl auch keinen weiteren Lauf in Kentucky geben – wer am Wochenende einen Blick auf die Tribünen geworfen hat, wird auch ahnen, wieso. Der geplante zweite Brasilien-Lauf in Porto Alegre ist ebenfalls in letzter Sekunde dem Geldmangel zum Opfer gefallen, könnte aber ab 2013 stattfinden. Eine schon konkret geplante Rückkehr nach Road America wurde „aus Termingründen“ erst für 2013 ins Visier genommen.

Der Grund des schleichenden Oval-Abschieds ist simpel: Die Veranstalter verlieren mit den Rennen Geld, solange es kaum Besucher und (in Folge) auch keine potenten Sponsoren gibt. Schon heuer musste die Serie die Rennen in Las Vegas und Milwaukee selbst promoten. Während man in Las Vegas einen finanziellen Erfolg erwartet, soll man mit Milwaukee angeblich eine Million Dollar verloren haben.

Genau umgekehrt sieht es mit den Stadtrennen aus, die sich neben dem Indy 500 zu den Cash Cows im Kalender entwickeln. Der aktuell niedrige Status der IndyCars in der Nahrungspyramide des US-Racing fällt dabei weniger ins Gewicht als bei den Ovalen – vor allem deshalb, weil viele Fans diese Rennen nicht so sehr aus motorsportlichem Interesse, sondern wegen der allgemeinen Party-Atmosphäre in der Stadt besuchen.

Schwieriger ist die Sache schon bei Rundkurs-Rennen. Immerhin gibt es momentan noch einige Titelsponsoren: Mid Ohio liegt nahe einer Honda-Fabrik, der Hersteller nutzt das Rennen, um VIPs an die Strecke einzuladen. Chevrolet und Penske (das Truck-Unternehmen) laden in Detroit an die Strecke. Rennen in China und Brasilien werden von vielen Sponsoren gewünscht. Teile der Kosten übernehmen auch die lokalen Regierungen, die sich internationale Aufmerksamkeit und eine Belebung der Hotel- und Gastronomie-Wirtschaft in der Region erhoffen.

Man kann diesen Mangel an Ovalen durchaus bedauern, ganz besonders in einer Rennserie, die für sich in Anspruch nimmt, die vielschichtigste der Welt zu sein. Solange die INDYCAR aber an chronischem Geldmangel leidet, und die Besucher nicht an die Speedways stürmen, wird man sich wohl leider daran gewöhnen müssen, dass nur wenige, gute besuchte Ovale am Kalender der Rennserie verbleiben.

Fotos: INDYCAR

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2 Kommentare

StefanTegethoff 5 Oktober, 2011 - 01:04

Ich hab das Rennen leider nicht sehen können, das bereu ich jetzt ein bisschen, nachdem ich gelesen hab, wie spannend es war…

Schade dass grad die beiden Einmeiler für 2012 rausfliegen, aber gut, die Gründe hast du ja genannt und wenns halt keinen Sinn mehr macht, dann muss mans halt so machen…Die Rückkehr von Detroit ist schön, da könnte auch die ALMS wieder mit am Start sein, auch wenn der Juni-Termin wegen Le Mans suboptimal ist.

Montoya12 5 Oktober, 2011 - 01:34

Welcher Idiot ist auf die dumme Idee gekommen die Pitstalls nicht mehr nach den aktuellen Ownerpoints aufzustellen sondern nach der Qualy in Loudon?

Durch so einen Unsinn werden wie man an Power sieht womöglich noch
Meisterschaften entschieden.

Die Unfälle Power/Beatriz und Andretti/Lloyd währen also vermeidbar gewesen wenn man nicht so eine dumme Regel eingeführt hätte.

Diese Regel ist doch bestimmt wieder Barnhards Werk.

Glückwunsch an Ed Carpenter und Sarah Fisher Racing.

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