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Formel Eins: Es fehlen Geld und Autos

von DonDahlmann
8 Kommentare

Neulich meinte ein Kollege aus Österreich per Mail zu mir „Pass auf, Williams sind die nächsten“. Und offenbar hat er Recht, denn der Rennstall hat gerade einen neue Finanzspritze bekommen – von Bernie Ecclestone.

2009 Formula One Testing.15 Millionen Euro soll der Rennstall von Ecclestone als eine „Sofort-Hilfe“ erhalten haben. Seitens Williams sagte der Geschäftsführer Adam Parr, dass man mit dem Geld nun bis Ende 2010 auskommen wird. Fragt man sich natürlich, warum man jetzt die eher schmale Summe von 15 Millionen Euro benötigt, wenn man in den nächsten zwei Jahren geschätzt 250 Millionen ausgeben wird. Hätte man die nicht irgendwo einsparen können, anstatt sie sich zu leihen? Oder steckt da mehr hinter? Und weil man in Sachen Verkauf des ehemaligen Honda Teams auch nicht mehr so viel hört, sichert sich Ecclestone schon mal nach hinten ab und berichtet, dass man die Top-Teams auch mit der drei Wagen antreten könnten. Offenbar ist hinter den Kulissen jede Menge Trubel.

Zurück zu Williams. Warum also diese Finanzspritze? Und warum jetzt? Immerhin handelt es sich um einen Vorschuss aus dem Topf der TV-Einnahmen. Da liegt die Vermutung nahe, dass Williams entweder gerade mit 15 Millionen den laufenden Betrieb abdecken muss, oder aber das Geld benötigt, um irgendeinen auslaufenden Kredit sofort zu bezahlen. Da die Sponsoren des Teams nicht mehr so zahlreich sind und Gelder der Sponsoren nicht auf einem Schlag, sondern in Chargen während der Saison fließen, denke ich mal, dass es wohl die letztgenannte Variante ist, die Williams gerade in Schwierigkeiten gebracht hat. Wenn man aber aufgrund der Verschuldung des Teams keine 15 Millionen Dollar mehr hat, dann ist das kein gutes Zeichen für die laufende Saison und die sicherlich sehr intensive Entwicklungsarbeit. Das Budget ist wohl sehr eng gesteckt und läßt nicht viel Spielraum. Dass alle Teams in diesem Jahr in Sachen Entwicklung jede noch so kleine Reglementslücke nutzen werden, wird das Leben für Williams nicht einfacher machen. Der Rennstall braucht schon einen fantastischen Start in die Saison, denn ab Mitte 2009 wird man vermutlich wieder von den anderen Teams abgehängt.

Das Ecclestone Frank Williams aus der Patsche hilft, ist nicht weiter verwunderlich. Immerhin kennt man sich seit den 60er Jahren aus der Formel Eins und anderen Rennserien. Allerdings gibt es ja bei Ecclestone nichts umsonst. Und so stammt das Geld eben aus dem neuen TV-Einnahmen Topf, doch das hat einen Haken. Denn die dort liegenden Einnahmen sind von der FOTA so noch nicht abgesegnet worden, weil man mehr Geld will. Bisher war sich die FOTA da einig, aber Williams dürfte jetzt das erste Team sein, das aus der Reihe tanzen muss. Aber diese Art von Alleingängen ist man seitens Williams ja gewöhnt (Kundenchassis)

Gleichzeitig baut sich Ecclestone schon mal eine Hintertür ein, falls noch mehr Hersteller aufhören müssen. Er sagte der dpa, dass man sich schon vorstellen könne, pro Top Team drei Wagen einzusetzen. Und die Überlegung habe man wohl schon für den Fall, dass Honda nicht verkauft wird und man mit nur 18 Wagen antreten müsste, da dies sich auf den TV-Bildern nicht so gut macht. Und offenbar gab es da auch schon Gespräche, was Ecclstones erhöhte Reiselust in diesem Winter erklären könnte. Sein Besuch beim traditionellen Ferrari Ski-Fest in den Alpen geschah offenbar weniger aus Höflichkeit oder Langeweile, sondern weil es was zu besprechen gab. Gleichzeitig macht die sehr frühe Absage von Ferrari an Ross Brawn dadurch auch einen gewissen Sinn. Wenn man sich darauf einrichten muss, einen dritten Wagen einzusetzen, wird man bei Ferrari vermutlich auch in Geldprobleme kommen. Da man für die Motoren nur noch wenig bekommt, die Herstellung und Instandhaltung aber Geld kostet und ein drittes Team ebenfalls zusätzliches Geld verschlingt, wird man sich etwas einfallen lassen müssen. Das Budget bei Ferrari ist ja bekanntermaßen auch endlich, da man von Fiat keinen müden Cent sieht.

2009 scheint zwar noch nicht gesichert zu sein, aber einigermaßen durch. Es wäre schon sehr überraschend, wenn ein weiteres Team oder ein Rennen ausfallen würden. Offensichtlich gibt es aber hinter den Kulissen viel Bewegung gerade in Richtung 2010. Dass Ecclestone viel daran gelegen ist, Williams auch für 2010 zu sichern, ist nicht nur auf eine alten Freundschaft zurück zu führen. Wenn man bedenkt, dass Toyota schon klar gesagt hat, dass in diesem Jahr ein Sieg her muss und man seitens Renault hört, dass die Saison 2009 auf jeden Fall besser sein muss als 2008, dann kann man sich vorstellen, was da los ist. Sollten Ende 2009 Toro Rosso, Toyota und vielleicht auch Renault das Handtuch werfen, würden gleich sechs weitere Wagen fehlen. Dann müssten die verbliebenen Teams schon jeder einen dritten Wagen stellen, damit das Startfeld einigermaßen voll wird.

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8 Kommentare

NoteMe 27 Januar, 2009 - 11:02

Darf man die Williams-Führungsmannschaft eigentlich mittlerweile problemlos als überfordert bis unfähig bezeichnen? Egal, jeder baut sich die Pleite, die er verdient!

Dark-Hawk 27 Januar, 2009 - 11:29

@NoteMe: überfordert bis unfähig würd ich nicht unbedingt sagen. Die Probleme sind jedoach auf jeden fall selbst gemacht, man hätte damals einfach nicht so stur, dickköpfig und arogant sein dürfen BWM vor die Tür zu setzen und zu glaube alles läuft so weiter wie in den 90ern. Die Zeiten für Privatteams sind einfach vorbei. Ohne Großsponsor (wie Redbull oder den lustigen Inder) oder Werksunterstützung funktioniert ein F! Team eben nicht mehr. Auch nicht wenn man mal das ultimative Top Team war.

burgi 27 Januar, 2009 - 17:30

Ja, das sieht nicht gut aus für Frank, wenn es schon am Anfang der gesicherten 2 Jahre wegen 15 Mille eng wird…

Ich verstehe immer nicht, wie Williams als Privatteam gehätschelt wird, wo doch gerade der Eigensinn und die Kurzsichtlichkeit eines Frank Williams verhindert haben, dass wir mehr Teams in der F1 haben. Das Querstellen beim Thema Kundenchassis war sehr kontraproduktiv. Sicherlich aus seiner Sicht zum Teil verständlich, aber trotzdem nicht gut für die F1.

Ich hoffe die Kundenautos kommen doch noch, dass ein gleiches Chassis nicht gleiche Performance bedeuten haben wir mit Red Bull letztes Jahr ja gesehen.

Ich hoffe auch weiterhin einen oder besser gesagt 2 oder 3 Williams im Starterfeld zu sehen, möchte nicht auf das Senna-Logo verzichten :)

burgi 27 Januar, 2009 - 17:37

Noch was anderes…

Thema: Fahrergewicht

Da war in der Speedweek wieder ein interessanter Beitrag drinnen. Ich finde es schlimm, in welche Richtung es da geht. Da hungern sich die Fahrer runter um die Performance zu verbessern. Rosberg war es sogar peinlich zuzugeben wieviel er sich abmagern mußte. Wird ja schon fast wie beim Skispringen…

Es wäre doch am einfachsten, wenn man ein Mindesgewicht für den Fahrer definiert, vielleicht 80kg und wer leichter ist muß die Differenz als Ballast in der Sitzschale mitführen. Das wäre am fairsten, sonst haben wir bald nur noch kleine dürre Winzlinge in den Autos sitzen.

DonDahlmann 27 Januar, 2009 - 17:51

Die Entscheidung von Williams (wie auch lange von Force India), Kundenchassis nicht zu dulden ist eine rein strategische gewesen. Und auch verständlich, weil es vor zwei oder drei Jahren ja tatsächlich so aussah, als ob sich die Top-Teams eine Filiale zulegen würden. Gegen deren Material hätte dann Williams wieder keine Chance gehabt. Das gilt auch für die Trennung von BMW. Die Deutschen wollten viel mehr Einfluss haben, was Frank Williams nicht wollte. Die letzte Entscheidung mag auf den ersten Blick dumm gewesen sein, auf der anderen Seite bewundere ich Menschen, denen die Unabhängigkeit wichtiger ist, als ein toller Deal.

Was die Fahrergewichte angeht: Ja, das ist ein Witz, aber so dünn wie Skispringer können sie nicht werden, weil sie dann nicht mehr die Muskulatur haben, um den Wagen bewegen zu können.

Peter D. 27 Januar, 2009 - 18:31

Ich kann dir da nur zustimmen Don! Man kann Williams und Head nur bewundern überhaupt so weit gekommen zu sein, denn man muss sich ja nur mal erinnern wie die beiden angefangen haben!!! Und das ich mir mein Team nicht von BMW oder sonst wem „wegnehmen“ lassen wollte, zeigt nur noch deutlicher, wie sie zu IHREM Unternehmen stehen.
Und bevor ich einen Mario „Flanders“ Theissen am Kommandostand sitzen habe würde ich den Laden lieber dicht machen…

Ich hoffe nur das Williams einen guten Saisonstart hat und wieder ein bisschen aufsehen mit guten Plätzen erreichen kann!

Peter D. 27 Januar, 2009 - 18:36

Ich hab noch was vergessen ;) Zu den Kundenchassis, ich kann der Williams Entscheidung da nur voll zustimmen. Warum sollte man ein Auto bauen und entwickeln, wenn man sich auch einfach für ein paar Millionen einen McLaren oder Ferrari kaufen kann? Bei der F1 geht es zum großen Teil auch um die Kontruktion des besten Autos, wenn ich Einheitsbrei fahren bzw. sehen will, guckt man sich 95% der Rennserien neben der F1 an…

NoteMe 27 Januar, 2009 - 20:50

Und bevor ich einen Mario “Flanders” Theissen am Kommandostand sitzen habe würde ich den Laden lieber dicht machen…

… und das wäre sicherlich auch die bessere Entscheidung gewesen. Stattdessen machen sie aber seit Jahren einfach weiter auf dicke Hose und bezahlen ihr Hobby über Kredite. Kredite, die mittlerweile offensichtlich so weit aufgebläht sind, dass die Firma sie nicht mehr tragen kann.

Und spätestens an dieser Stelle steht dann nicht mehr die Frage, ob man Williams/Head als Asterix & Obelix nun gut findet oder nicht, sondern die nüchterne Feststellung, dass sie als Geschäftsleute gescheitert sind.

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