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IndyCar: 500 Meilen knappes Finale in Fontana

von Vorsicht
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Zu Finale einer sportlich spannenden Saison winkt mit 500 Meilen in Fontana noch einmal ein Highlight. Zumindest dann, wenn er gelingt, auch in Kalifornien das Pack-Racing zu verhindern.

Will Power und Ryan Hunter-Reay liegen in der Meisterschaft Kopf an Kopf // (c) INDYCAR/LAT USA

Will Power, Ryan Hunter-Reay und Scott Dixon heißen die drei Titelaspiranten vor dem großen Finale in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Realisitische Chancen haben aber nur noch Power und Hunter-Reay – denn sobald Will Power das Rennen startet (und dafür 10 Fixpunkte bekommt), ist Dixon aus dem Rennen. IndyCar-Fans können sich somit auf das Duell der beiden Saison-Dominatoren konzentrieren, aus deren unterschiedlichen Voraussetzungen sich eine spannende Renn-Dynamik ergeben könnte. Kurz zusammengefasst: Wenn Power ein anständiges Ergebnis einfährt, muss Ryan-Hunter Reay vermutlich gewinnen. Gelingt ihm das, kann Power trotzdem noch Meister werden, wenn er unmittelbar hinter Hunter-Reay ins Ziel kommt. Fast ein Jahr nach dem Tod Dan Wheldons darf man auf ein Rennen hoffen, das seine Spannung nicht mehr aus der schieren Gefahr bezieht. Die Serie ist wie schon in Texas bemüht, das gefährliche Pack-Racing zu verhindern. Ganz auszuschließen ist das Risiko aber nie – dessen sind sich auch die Fahrer bewusst, wie der Oval-Rücktritt von Foyt-Pilot Mike Conway kurz vor dem Rennen beweist.

Um gleich zu Beginn noch etwas genauer auf die Meisterschaftsszenarien einzugehen: Ryan Hunter-Reay, der vermutlich bessere Oval-Fahrer der beiden, muss bei einem Ausfall von Will Power eine Platzierung innerhalb der Top-Sieben erreichen, um überhaupt eine Chance auf den Titel zu haben. Für Fall das Power das Rennen beendet, muss er einige Positionen vor dem Australier landen. Sollte Hunter-Reay das Rennen allerdings gewinnen, muss sich plötzlich Rundstrecken-Spezialist Power strecken: Dann braucht er nämlich (je nach Bonus-Punkten für Pole und schnellste Runde) einen der beiden Plätze auf dem Podium.

Die besseren Chancen liegen also einmal mehr bei Will Power. Der Australier hat sich in den vergangenen Jahren auch auf den Ovalen deutlich gesteigert – vor allem seitdem es dank neuem Auto und weniger Abtrieb auch auf schnellen Ovalen stärker auf klassisches Fahrkönnen ankommt. Allerdings hat er bei vergangenen Titelkämpfen schon mehrfach eine gewisse Unfähigkeit gezeigt, mit dem Druck des Titelkampfes umzugehen. Deutlich war das etwa im vergangenen Jahr, als er schon vor dem Start des schicksalhaften Saisonfinales die Hoffnung auf den Titel fast aufgegeben hatte, obwohl ihn nur wenige Punkte von Tabellenführer Franchitti trennten. Ähnliches war auch beim letzten Rennen in Baltimore zu erkennen, als er in der Schlussphase deutlich Positionen verlor, sobald feststand, dass Hunter-Reay das Rennen wohl gewinnen würde – und sich auch in den ersten Interviews nach dem Rennen ein wenig resigniert gab.

Eine kleine Rolle könnte im Titelkampf auch das leidige Thema Motorenwechsel spielen. Allgemein wird aber davon ausgegangen, dass nicht nur Power und Hunter-Reay, sondern auch sonst große Teile des Spitzenfeldes ein neues Aggregat verwenden werden – und die Strafe in Höhe von 10 Startpositionen dafür in Kauf nehmen. Abgesehen davon, dass vielleicht einige Piloten aus kleineren Teams am Anfang an der Spitze des Feldes fahren könnten (wovon eher Power profitieren könnte, der ja nicht gewinnen muss), sollten sich die Auswirkungen im Kampf um die Meisterschaft also im Grenzen halten.

Auch, wenn sich natürlich alles auf das Titelduell konzentrieren wird – das nach dem Ausfall des China-Rennens auf 500 Meilen verlängerte Finale bietet auch sonst einige Spannungfaktoren: Wie wird sich etwa Rubens Barrichello schlagen, der nach einigen guten Resultaten bei den letzten Rennen endlich so richtig in der Serie angekommen ist? Nach einem „Motorschaden“ vor dem Start des Laufes in Texas ist es das erste Rennen, das der ehemalige Formel 1-Star auf einem der ganz großen Ovale bestreitet.

Für Lotus ist es dagegen ein Abschied. Nach nur einem Jahr in der IndyCar Serie, das sich in Puncto Erfolg in etwa mit dem Andrea Moda Formel 1-Team vergleichen lässt, zieht sich der Sportwagenhersteller mit Ende des Jahres aller Wahrscheinlichkeit nach als Motorenpartner zurück. Das sind schlechte Nachrichten für Freunde der Vielseitigkeit und für jene IndyCar-Verantwortlichen, die sich von Lotus Hilfe bei der Promotion der eigenen Rennserie erhofft hatten. Für Simona de Silvestro und HVM Racing ist es allerdings ein Befreiungsschlag – vorausgesetzt man findet für die kommende Saison eine gütliche Einigung mit Honda oder Chevrolet.

Nicht dabei ist am Sonntag Mike Conway. Womöglich unter dem Eindruck seiner heftigen Crashes beim Indy 500 im Jahr 2010 und 2012 und des Todes von Dan Wheldon im vergangenen Jahr ist sich der Brite darüber klar geworden, dass er sich „auf Ovalen nicht mehr wohlfühlt“. Larry Foyt, der Teammanager von AJ Foyt Racing meinte dazu in einer ersten Reaktion (Link führt auf die Homepage des Teams, eine Einzelverlinkung zur Meldung ist leider nicht möglich), dass er die Entscheidung und den Mut Conways, diesen Schritt zu setzen, respektiere. Ersatzmann ist der Neuseeländer Wade Cunningham, der schon im vergangenen Jahr einige Rennen (mit recht guten Leistungen) bestritten hat. Conway seinerseits betont, dass er nicht seine Karriere als Rennfahrer beenden will, sondern lediglich nicht mehr an Ovalrennen teilnehmen möchte.

Insgesamt werden 26 Fahrer das Rennen in Angriff nehmen, an der personellen Besetzung hat sich sonst nur wenig getan. Von den regulären Startern wird einzig Sebastien Bourdais nicht am Rennen teilnehmen, und stattdessen seinen Wagen einmal mehr an Katherine Legge abtreten. Neu dabei ist dagegen Sebastian Saavedra, der sich einen Platz bei Andretti Autosport (unter der Flagge von AFS Racing) geleistet hat.

Die Autos sollten für den regulären Zuschauer leicht erkennbar bleiben, bei den Sponsoren hat sich in diesem Rennen wenig verändert. Einzig Oriol Servia wird zum Saisonfinale im ungewohnten Gelb seines Geldgebers „Wix Filters“ antreten.

Die Strecke

Der 1997 eröffnete Auto Club Speedway in Fontana, Kalifornien (nahe Los Angeles, Länge: exakt 2,0 Meilen, das sind rund 3,2 km) ist aus unzähligen NASCAR-Rennen in meist langweiliger, aus CART-Zeiten aber leider auch in tragischer Erinnerung: 1999 verunglückte dort Greg Moore tödlich in der neunten Runde des Saisonfinales.

Der Unfall war Anlass für einige Umbauten, und vor allem dafür, das Gras im Infield am Kurvenausgang durch Asphalt zu ersetzen, um ein Überschlagen des Autos – wie damals bei Greg Moore – zu verhindern.

Die Strecke bleibt aber eines der schnelleren Oval auf dem Kalender der IndyCar-Serie – man muss also hoffen, dass die Verantwortlichen es wie in Texas geschafft haben, die Aerodynamik der Autos so einzustellen, dass es nicht zum gefährlichen Pack-Racing kommt. Wie Moores Unfall zeigt, kann aber auch ein zu großer Mangel an Downforce das Auto auf einer Strecke wie in Fontana am Kurvenausgang in Probleme bringen – und dann dreht man sich eben immer noch mit Geschwindigkeiten über 300 km/h von der Bahn.

Daher die gleiche persönliche Anmerkung, wie ich sie auch in längerer Form schon zum Rennen in Texas gebracht habe: Ein Open Wheel-Rennen auf dem Oval birgt immer gewisse Gefahren, ganz besonders auf einem so schnellen wie jenem von Fontana. Ob man das trotzdem sehen will, bleibt jedem selbst überlassen – jedenfalls sollte man sich dieser Tatsache vor dem Einschalten bewusst sein.

Im TV

Wie (zumindest noch 2012?) fast immer, ist auch dieses Rennen nicht im deutschsprachigen Fernsehen zu sehen. In den USA übertragt NBC Sports, und zwar sowohl das Qualifying in der Nacht auf Samstag (1:30 Uhr) als auch das Rennen in der Nacht auf Sonntag (ebenfalls 1:30 Uhr, Green fällt wohl gegen 2:50 Uhr). Das Indy Lights Rennen ist dagegen leider nicht live zu sehen, aber möglicherweise im Vorlauf der IndyCar-Übertragung.

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