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Formel 1 Vorschau: Türkei 2010

von Chaos
3 Kommentare

Man könnte meinen, dass die Formel 1 am kommenden Wochenende neben Indy 500 und Coca Cola 600 schon fast ein bisschen untergeht. Dazu fährt man auch noch auf der „toten“ Strecke in der Türkei. Immerhin fahrerisch ist der Kurs aber recht anspruchsvoll.

Das erste Formel 1 Rennen auf dem „Istanbul Otodrom Circuit“, welcher auf der asiatischen Seite des Bosporus liegt, fand im Sommer 2005 statt. Die Strecke, die von Hermann Tilke geplant wurde, ist knapp 6 Kilometer lang und, wie es Tilke-Strecken so an sich haben ewig – nämlich bis zu 22 Metern – breit. Kein Vergleich also zu Monaco. Jedoch ist die Strecke fahrerisch durchaus anspruchsvoll, einige Fahrer zählen sie sogar zu ihren Lieblingsstrecken, auch wenn die Überhohlmöglichkeiten rar sind. Eine der wenigen ist das Anbremsen nach der Gegengeraden auf Kurve 12, die Start-Ziel-Gerade eignet sich auf Grund ihrer „Kürze“ von fast 700m leider weniger. Allerdings befindet sich vor der Start-Ziel-Geraden eine anspruchsvolle links-rechts-links-Kombination. Hier kann man ordentlich Zeit liegen lassen.


Die Strecke ist hügelig, schnell und es gibt eine Kurve, die sie auszeichnet: Kurve 8. Sie ist schon fast legendär. Die Kurve hat 4 Scheitelpunkte und ergibt insgesamt eine lange 180° links, welche voll geht, wenn der Wagen genügend Abtrieb generiert, der Tank leer ist, und der Fahrer sich traut, auf dem Gas zu bleiben. Die G-Kräfte liegen die ganze Zeit bei weit über 4.0.Das Besondere ist, dass man die Linie hier wirklich schon fast auf den Millimeter genau treffen muss, sonst verliert man Zeit. Allerdings wird darum gestritten, speziell im Qualifying, wie viel Kurve 8 Vollgas genommen, wirklich bringt. Man geht von 1-2 Zehnteln aus, allerdings sollte man es mit neuen Reifen wohl besser etwas langsamer angehen lassen, da man sich den Zeitvorteil mit dem immensen Gummiabrieb kaputt macht und man deshalb hinten raus in den langsamen Kurven zurück zu Start-und Ziel zu viel Zeit verliert.

Auf Grund der Charakteristik der Strecke, die ein ständigen Wechsel aus schnellen und langsamen Kurven bietet, ist die Abstimmung hier auch nicht so ganz einfach. Ein großes Problem in der Türkei war, bis man das Rennen von August auf Ende Mai vorverlegte, die immense Hitze. Dieses Wochenende soll es mit bis zu 30° noch im Bereich des erträglichen bleiben, Regen soll es, wie zu erwarten war, keinen geben. Spannend wird auch wie viele Zuschauer man dieses Jahr an die Strecke holen kann. Nach guten Anfangszahlen ging es immer mehr bergab, bis letztes Jahr nur noch  30.000 Besucher da waren – was wohl an den selbst für F1-Verhältnisse astronomisch hohen Eintrittspreisen liegt. Man wollte da dieses Jahr von Veranstalterseite aus etwas tun. Man darf also gespannt sein, wie voll beziehungsweise leer die Tribünen sein werden.

In der Türkei kann man vorne wohl mit den üblichen Verdächtigen rechnen. RedBull wird wie immer vorne dabei sein, spannend zu beobachten dürfte dort weiterhin besonders das Duell zwischen Vettel und Webber sein. Immerhin hat Dietrich Mateschitz dieser Tage gesagt, dass es keine Teamorder geben würde – ich hoffe sie halten sich daran. Desweiteren werden sie in den Trainings das erste Mal ihre Version vom F-Schacht ausprobieren.

Bei Ferrari, die mit Sicherheit den F-Schacht wieder einsetzen werden, könnte Alonso gegen Massa in die nächste Runde gehen. So etwas wie bei der Boxeneinfahrt in China darf Massa nicht nochmal passieren, sonst riskiert er seinen emotionellen Nummer 1 Platz im Team. Ein ganz besonderes Auge sollte man jedoch auf McLaren werfen. Ich kann mir gut vorstellen, dass der F-Schacht bei diesem Streckenlayout richtig gut funktioniert. Und auch wenn die anderen Teams nachziehen, könnte Ihrer der sein, der am Besten funktioniert.

Wie fast alle Teams bringt auch Mercedes Updates mit in die Türkei, darunter wieder den langen Radstand, einen neuen Heckflügel und den schon oft genannten F-Schacht. Mercedes geht hierbei, wie Norbert Haug andeutete, wohl einen anderen Weg – angeblich wird es dort einen automatischen F-Schacht geben, den der Fahrer nicht mehr mit Handrücken oder Kniescheiben betätigen muss. Das sollte bei dem Millionen-Business Formel-1 ja bitte auch möglich sein.

Noch kurz zur Schumacher/Alonso Geschichte in Monaco. Mercedes hat den Protest zurückgezogen, da einerseits wenig Aussicht auf Erfolg bestand, was man so offen natürlich nicht sagt, und weil andererseits die FIA angekündigt hat, die Regeln zu überarbeiten. Das man darüber erst Ende Juni entscheidet ist typisch Formel 1. In Amerika ändert man Regeln von heute auf morgen und in der Formel 1 dauert es über einen Monat – naja.

Die Renaults sollten mit der Strecke weniger gut zu Recht kommen, als in Monaco, aber für eine Überraschung ist zumindest Kubica ja eigentlich immer gut. Bei ihm hat man das angenehme Gefühl, dass er, anders als bei BMW die „Freude am Fahren“ wiedergefunden hat. Force India wird vermutlich wie immer an den Top 10 kratzen, sie bringen auch einen F-Schacht mit. Dahinter Toro Rosso, Williams. Sauber sieht sich in Istanbul mit diesen Teams auf einem Level, weil sie hoffen, dass Ihnen die Strecke in der Türkei gut liegen wird. Danach logischerweise Lotus und Virgin. Am Ende des Feldes wird wohl wieder HRT auftauchen, die in dieser Woche offiziell das Ende ihrer unglücklichen Ehe mit Chassis-Hersteller Dallara verkündet haben.

Die freien Trainings sind diesmal wieder ganz normal am Freitag, im Rahmenprogramm fahren die GP2 und die GP3. Der Porsche Supercup tritt erst in einem Monat in Valencia wieder im F1-Rahmenprogramm auf.

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3 Kommentare

Montoya12 27 Mai, 2010 - 20:29

Schöne kurze knappe Vorschau @Chaos.
Super Arbeit

Der Türkei GP 2010 ist mein letzter GP bei SKY.Ich danke SKY noch mal für die Kündigung zum 31.05.2010 und das ich nicht selber kündigen musste.

Allen anderen die weiterhin die F1 auf SKY schauen wünsche ich viel Spass.

Prometheus 27 Mai, 2010 - 21:51

Meine Lieblingskurve in Istanbul ist noch nichtmal Turn 8, sondern Turn 3, die mittelschnelle Links direkt hinter der Kuppe. Und könnte bitte mal irgendwann jemand auf die Idee kommen, den Kurven Namen zu geben? Und wenns nur ein paar Sponsoren-Namen sind, aber dass auf all den Strecken, die in diesem Jahrtausend gebaut wurden, immer nur von „Turn X“ gesprochen wird, geht mir ziemlich auf den Keks.

Und die Passage vor Start/Ziel ist auch deshalb klasse, weil dort immer wieder Konter und Überraschungsmanöver möglich sind, wie die letzten Grands Prix gezeigt haben.

Ein weiterer Grund für die niedrigen Zuschauerzahlen dürfte auch der ungünstige Standort bzw. die schlechte Erreichbarkeit sein. Die gut 40km aus Istanbul-City müssen wohl eine ziemlche Zumutung sein, was man so hört. BBC-Moderator Jake Humphrey (@jakehumphreyf1) twitterte etwa heute Abend: „Longest day of my life…2 hours later I think I’m still queuing on the same stretch of Turkish road…it better be a good GP!“

@Montoya12: Ich muss sagen, ich vermisse Sky tatsächlich. Meine F1-Begeisterung hat merklich gelitten, seit ich gezwungen bin, RTL zu schauen.

Chaos 28 Mai, 2010 - 15:51

@Montoya12: Danke :) Vorsicht hat aber nochmal drüber geschaut, mir gebührt also nicht allein das ganze Lob ;)

Jap Formel 1 auf Sky, zumindest für mich liegen zwischen Sky und RTL Welten…

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