Es geht wieder los. Die Formel Eins startet in ihre neue Saison und es gibt in diesem Jahr einige Neuerungen.
Die Fragen, die sich vor der Saison stellen, sind spannend. Kann jemand Mercedes schlagen und wann, ja, wer wird es sein? Wird Vettel durch Leclerc unter Druck gesetzt? Hat Honda den Anschluss an die anderen Hersteller geschaffte? Wird Renault den Top Drei näher kommen? Wie schlägt sich Hülkenberg gegen Ricciardo? Schafft es Williams sich aus dem Tal zu arbeiten? Und was bringen die ganzen technischen Veränderungen? Es gibt also einige interessante Storylines, die es in diesem Jahr beachten gibt.
Was gibt es Neues?
Technisch gibt es dieses Jahr ein paar Neuigkeiten. Die FIA hat im letzten Jahr, sehr zum Ärger einiger Teams, Änderungen an der Aerodynamik beschlossen. Der Frontflügel ist breiter geworden, dafür darf er nur noch fünf Elemente besitzen. Das verändert den Luftfluss vorne enorm. Alle Teams haben über den Winter einen komplett neuen Vorderbau entwickelt. Auch die Seitenkästen sind auf Grund der Änderung neu. Der Heckflügel ist etwas größer geworden, ebenso die Öffnung des DRS. Die Änderungen sollen das Überholen verbessern. Die Wintertests brachten hierzu aber einen keinen richtigen Aufschluss.
Pirelli hat in diesem Jahr neue Reifen und neue Namen für die Mischungen. Es wird dieses Jahr fünf Mischungen geben (letztes Jahr sieben), die auf den Namen C1 bis C5 hören. C1 ist die härteste Mischung, C5 die weichste. Im Rennen selber soll die Mischungen nur noch „Hard“, „Medium“ und „Soft“ heißen. Wir werden hier aber die Angaben C1 bis C5 verwenden. Pirelli und die FIA wollen es so Fans leichter machen, die nur selten die Serie schauen. Das ist nachvollziehbar, ob es was bringen wird, ist dann wieder eine andere Frage.
Ansonsten gibt es keine nennenswerten Veränderungen. Der Kalender hat sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls nicht verändert. Neue Rennen gibt es erst ab 2020 (Vietnam und Miami).
Eine Rangfolge der Teams ist wie immer vor der Saison schwer einzuschätzen. Bei den Wintertests in Barcelona wurde gemauert und geblufft, so dass man kaum sagen kann, wie die Abstände sind. Dazu kommt, dass das Mittelfeld, wie schon im letzten Jahr, so nahe beieinander liegt, dass sich kaum eine Aussage treffen lässt. Ein paar Dinge kann man schon festhalten.
Ferrari
Die Tests liefen super, Ferrari war konstant schneller und zuverlässig. Die meisten Beobachter attestieren Ferrari einen Vorsprung, der zwischen 0,2 und 0,5 Sekunden liegt. Über den Winter hat der neue Teamchef Mattia Binotto offenbar ganze Arbeit geleistet und die Schwächen des letztjährigen Modell ausgeglichen. Die Frage wird sein, wie Ferrari mit der Weiterentwicklung klar kommt. Im letzten Jahr verlor man den Titel auch, weil man sich zwischendrin mit den Updates verheddert hatte.
Interessant wird der Kampf zwischen Charles Leclerc und Sebastian Vettel. Ferrari hat Vettel für dieses Jahr einen Nummer Eins Status versprochen, Leclerc soll erst einmal weiter lernen. Allerdings – auf eine Runde scheint der Monegasse schon jetzt nur knapp hinter Vettel zu liegen. Für den Deutschen könnte das ein anstrengendes Jahr werden.
Mercedes
Liegen die Deutschen zurück? Die Tests liefen nicht ganz so rund, wie man das sonst gerne hat. Hamilton und Bottas sprachen beide davon, dass man noch einige Arbeit vor sich haben werde. Mercedes kam zur zweiten Testwoche mit einer komplett neuen Front, die man offenbar nicht rechtzeitig fertiggestellt hatte um sie gleich zu Beginn der Tests zu fahren. Das beeinträchtigt natürlich die Daten und die Weiterentwicklung. Von daher ist schwer zu sagen, wo Mercedes steht, zu mal das Team mal wieder die meiste mit den harten Reifen (C2) unterwegs war. Man selber sieht sich hinter Ferrari, aber man kennt das Team. Es wird oft tiefer gestapelt und man oft genug bewiesen, dass man vor allem in Sachen Weiterentwicklung fast unschlagbar ist.
Hamilton muss wieder der WM-Favorit sein. Der fünffache Weltmeister ist auch in der Lage mit einem nicht perfekten Auto schnell unterwegs zu sein. Seine mentale Stärke ist bekannt. Man muss also erst einmal ihn schlagen, was keine leichte Sache sein wird. Das gilt vor allem für Bottas. Ich sehe nicht, dass er dem Briten das Wasser reichen kann. Seine letzte Saison hat das zudem bewiesen.
Red Bull
Die spannendste Frage für Red Bull wird sein, wie stark der neue Honda-Motor sein wird. Und da gibt es keine Vorhersagen. Helmut Marko sah Red Bull nach den Tests vor Mercedes und hinter Ferrari. Aber das scheint eine sehr optimistische Annahme zu sein. Von den reinen Zeiten her sah nicht so aus. Ich hatte eher den Eindruck, dass Red Bull ein Stück hinter die beiden Top Teams gerutscht ist und sich nach hinten absichern muss. Aber genaueres werden wir erst in Australien sehen.
Bei den Fahrern wird die Sache klar sein. Gasly hat sich im Team bei den Tests keine Freunde gemacht, weil er zwei mal abgeflogen ist. Verstappen sollte die Sache eigentlich locker im Griff haben.
Renault
Ob die Franzosen schon zum Start auf P4 liegen, ist schwer zu sagen. Aber am Ende der Saison müssen sie dort liegen und sie müssen einem der drei Top Teams auf die Pelle gerückt sein. Das ist der Mindestanspruch, den man für dieses Jahr haben muss. Das Auto machte bei den Test einen guten Eindruck, aber die ganz große Begeisterung wollte sich weder beim Team noch bei den Fahrern einstellen. Kann sein, dass Renault direkt das Ziel erreicht, kann sein, dass man irgendwo im Mittelfeld steckt.
Mit den Fahrern sollte es keine Probleme geben. Hülkenberg muss ich gegen einen mehrfachen GP-Sieger und Spätbremser Ricciardo auseinandersetzen. Die Zeiten aus Barcelona versprachen da schon mal ein sehr enges Duell. Eine der spannendsten Paarungen in diesem Jahr.
(Ab hier bis Racing Point scheinen die Team praktisch gleich auf zu sein, daher ist das keine Rengfolge)
Alfa Romeo
Das frühere Sauber-Team ist nun praktisch ein B-Team von Ferrari. Man bezieht, wie Haas, Motor und Getriebe von Ferrari und hat mit Kimi Räikkönen einen Ex-Werkspiloten. Hinzu kommt Antonio Giovinazzi, der aus dem Nachwuchsprogramm von Ferrari stammt. Alfa machte in der ersten Testwoche einen bärenstarken Eindruck, fiel aber dann in zweiten Woche, als die Zeiten schneller wurden, etwas ab. Für den Moment sehe ich sieh aber mindestens in der Position, in die sie sich im letzten Jahr gekämpft haben. Wie sich das über das Jahr entwickelt, dürfte die entscheidende Frage sein. Aber Alfa könnte das Team werden, dass die letzten beiden Punkteplätze belegen kann.
HaasF1
Das zweite B-Team von Ferrari kommt mit einer neuen Lackierung und einem neuen Hauptsponsor. Dessen Energy Drink gibt es zwar irgendwie nirgendwo zu kaufen, aber etwas Geld scheint man zu haben. Haas war bei den Tests flott, aber nicht sehr konstant. Das Auto stand öfter mit Problemen andern Elektrik auf der Straße. Im dritten Jahr sollte das Team aber wieder fest im Mittelfeld etabliert sein.
Interessanterweise dürfen Grosjean und Magnussen noch ein weiteres Jahr bei Hass unterwegs sein. Es gab ja durchaus Optionen, aber man will, trotz aller Probleme vor allem mit dem Franzosen, im Moment nichts verändern. Das kann eine große Hilfe im Kampf um die B-Weltmeisterschaft sein.
McLaren
Nach mehreren katastrophalen Jahren scheint sich McLaren in diesem Jahr gefangen zu haben. Die Tests liefen sehr gut, die Zeiten sahen nicht schlecht aus. Nur die Long Runs waren noch nicht da, wo man sie haben will. Die Zeiten fallen vor allem Ende der Stint kräftig ab. Aber generell zeigten sich alle bei McLaren erleichtert und hoffen, dass man den Aufwärtstrend fortsetzen kann. Da man jetzt das einzige Team ist, dass von Renault beliefert wird, hat man auch gewisse Vorteile, sollte Renault im Jahr verbesserte Motoren bringen.
Carlos Sainz ist der klare Teamleader, der Neuzugang Lando Norris wird seine Zeit benötigen. Aber als McLaren Eigengewächs wird er dazu genug Zeit bekommen. Beide Fahrer werden zufrieden sein, wenn sie regelmäßig in die Punkte kommen.
Toro Rosso
Die Experten sind sich bei Toro Rosso extrem uneinig. Manche sehen das Team sogar vor Red Bull, manche eher im letzten Drittel des Feldes. Dies ist auch meine Einschätzung. Kann sein, dass sie zum Start weiter vorne sein können, im Laufe des Jahres dürfte das schwieriger werden. Dabei hilft dann auch nicht, dass man Designer James Key an McLaren verloren hat. Aber Toro Rosso soll ja auch keine Siege einfahren, sondern sich gut verkaufen.
Die Fahrerkombination ist interessant. Kvyat bekommt eine neue Chance bei Toro Rosso, aber gespannt bin ich vor allem auf Alexander Albon. der sehr spät zum Team kam und ein bisschen nach einer Notlösung riecht. Aber Albon zeigte bei den Testfahrten sehr gute und konstante Rundenzeiten.
Racing Point
Die Test liefen für das Team von Lawrence Stroll alles andere als gut. Man stand oft an der Box, schaffte weniger Runden als geplant und besonders schnell war man auch nicht. Aber bei den Zeiten sollte man sich nicht beirren lassen, das Team ist bei den Tests traditionell sehr konservativ unterwegs. Allerdings fehlte in diesem Jahr das ein oder andere Highlight bei den Rundenzeiten, daher sehe ich sie zum Start eher weiter hinten.
Interessant wird, wie sich Stroll gegen Perez schlägt und wie seine Rennperformance ist. Sollte Racing Point wie im letzten Jahr im vorderen Mittelfeld liegen, kann man endlich mal sehen, wie es um den Rennspeed des Nachwuchspiloten bestellt ist. Perez ist ja enorm konstant unterwegs und dürfte schwer zu schlagen sein.
Williams
Bei Williams ist mal wieder alles schief gegangen. Das Auto kam zu spät und als es kam, war es nicht fertig. Dann stellte man fest, dass auch langsam war und weil das nicht genug nah, bemängelte die FIA Teile der vorderen Aufhängung. Dort sind sechs Elemente erlaubt, Williams hat aber sieben Elemente eingebaut. Da wird man also massiv umbauen müssen. Dies alles führte dann dazu, dass man den technischen Direktor Paddy Lowe eine Woche vor dem ersten Rennen beurlaubte. Mit anderen Worten: Das Auto ist langsam, hat technische Probleme und ist führungslos. Wenn nicht ein Wunder passiert, wird Williams über die gesamte Saison am Ende des Feldes sein.
Das ist für beide Fahrer sehr bedauerlich. Robert Kubica kann sein Comeback nicht gebührend feiern und der als sehr stark einzuschätzende George Russel wird seine Qualitäten nur schwer zeigen können. Am Ende wird es dann die Frage sein. ob Williams das Jahr überhaupt überlebt.
Bilder: Ferrari, Mercedes, Alfa Romeo, Renault, Racing Point, McLaren, HaasF1, WilliamsF1, Pirelli
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