Max Mosley hat sich durch gesetzt. 2010 wird es eine Budgetobergrenze geben. Und dann auch wieder nicht.
Die genaue Höhe der Budgetgrenze ist noch nicht raus, aber das spielt eigentlich auch keine große Rolle. Mosley hat bekannt gegeben, dass sie kommen wird und dass sie leicht höher ausfallen wird, als die von ihm angepeilten 30 Millionen Pfund. Ob nun 35 oder 40 Millionen spielt dabei keine Rolle. Ausgenommen von der Grenze sind Fahrergehälter, Marketing und die FIA Strafen. Sollten es 40 Millionen werden, so ist das ungefähr die Hälfte dessen, was Force India gerade ausgibt. Eine Verpflichtung die Grenze einzuhalten gibt es aber nicht, was die ganze zu einem Paragraphenmonster werden lässt und noch für einigen Ärger sorgen kann. Aber die Sache hat durchaus positive Seiten.
Die Stoßrichtung der FIA ist klar – man will die Kosten radikal senken. Das ist auch nötig, denn in einer Zeit, in der allen das Geld ausgeht, macht es sich nicht gut, wenn man 350+ Millionen in das Abenteuer Formel Eins versenkt. Die Hersteller haben die Kosten in den letzten Jahren derartig nach oben geschraubt, dass die Budgets schon im lächerlichen Bereich liegen. Niemand kann man mehr nachvollziehen, was eigentlich so viel Geld verschlingen soll und warum der Sport so viel kostet. Und was das dem Sport bringt.
Gleichzeitig will man aber auch keine aufgebohrte GP2 als Formel Eins verkaufen, in dem man ein Einheitsreglement einführt. Die Serie lebt davon, dass sie immer wieder neue technische Entwicklungen zeigt und ihrem Ruf als Königsklasse des Motorsports gerecht wird. Und daher hat die FIA das Reglement nun geteilt:
1. Die, die sich an die Budgetgrenze halten, bekommen mehr Freiheiten. Keine Motorenbegrenzung, keine Drehzahlbegrenzung, freie Tests in der Saison, größere Verstellwinkel des Frontflügels, mehr KERS Leistung, andere Antriebskonzepte.
2. Die, lieber Geld ausgeben unterliegen wie bisher den Beschränkungen.
Die FIA erhofft sich zum einen, dass die Hersteller den Unsinn mit den Ausgaben einsehen, zum anderen setzt man auf die „gute alte Zeit“, der 60er und 70er Jahre, als Leute wie Colin Chapman und andere andauernd einen neuen Geniestreich aus dem Ärmel zauberten. Das kann durchaus Sinn machen, denn so bekommt man mehr unterschiedliche Konzepte zu sehen, so lange sie finanzierbar sind. Wie stark die Serie von Veränderungen im Reglement profitieren kann, zeigt dieses Jahr. Das Reglement noch weiter zu öffnen, gleichzeitig die Ausgaben aber zu kontrollieren, ist also keine schlechte Idee an sich. Die Teams werden sich entscheiden müssen, welchen Weg sie einschlagen.
Die FIA entledigt sich nebenbei auch elegant der Abhängigkeit durch die Hersteller. Deren momentane Probleme können der Serie schnell zum Verhängnis werden. Es ist noch längst nicht klar, ob Toyota, Renault und BMW 2010 antreten werden. Die Kappung hilft den kleinen Teams und schafft Anreize für Neueinsteiger, die man offenbar auch nicht mehr mit der „12-Team“ Regel ausgrenzen will. Jeder ist willkommnen und es gibt schon einige Interessenten wie ART, Lola, USGP usw. Dass man die Marketingausgaben nicht beschränkt ist eine gute Entscheidung, denn das würde den „Glam-Faktor“ der Serie nehmen.
Die Sache hat nur ein paar Haken:
1. Wer kontrolliert die Geldausgaben und wie soll das gehen? Die Hersteller werden kaum ihre internen Unterlagen freigeben wollen.
2. Das viel größere Problem ist, das Hersteller Entwicklungskosten sehr leicht verstecken können. Wie soll man kontrollieren, dass nicht irgendwo in einer völlig anderen Abteilung an etwas geforscht wird, oder man einen Deal ohne Rechnung mit einem Zulieferer hat? Da ist der Ärger jetzt schon vorprogrammiert und die FIA kann gleich zum jedem Rennen ein paar Richter einfliegen lassen.
3. Wer soll dann noch die Rennen einem zufälligen Betrachter erklären können?
Eine Zweiklassengesellschaft ist keine gute Idee. Ich vermute, dass Mosley darauf hofft, dass sich alle der freiwilligen Beschränkung unterziehen wollen, was mich aber schon wieder stutzig machen und zu Punkt 2 führen würde. Die Serie wird damit extrem unberechenbar. Was einerseits interessant ist, andererseits ist nicht gut, wenn es keine Konstanten mehr gibt.
Ich würde auch nicht davon ausgehen, dass die Sache jetzt schon in Stein gemeißelt ist. Wie man alleine in diesem Winter gesehen hat, werden vom Weltmotorsportrat hochtrabend gefasste Beschlüsse auch gerne mal wieder einkassiert.
9 Kommentare
Viel wichtiger als Deine Punkte ist IMHO, dass die FIA sich ausdrücklich das Recht ausbedingt, die Regeln nach Gutdünken zu verändern, um die Wettbewerbsfähigkeit der Teilnehmer zu beeinflussen. Dazu zwei Überlegungen:
(1) Wie gut diese Modell funktioniert, kann man seit Jahren in der WTCC sehen. Wer kann sich sowas auch für andere Serien wünschen?
(2) Welchen Wert hat ein potentieller Titel, wenn er von der FIAs Gnaden ist? Wer fällt auf den Schafspelz mit der Aufschrift „mehr Entwicklungsfreiraum“ herein, unter dem sich doch nur der altbekannte Max steckt, mit einem monogramierten Lederpadel in der einen Hand, und jederzeit bereit, mit einem Federstrich das Regelbuch neu zu schreiben?
Also ich sehe durchaus die Notwendigkeit, dass man die Budgets weit unter 100 Millionen bekommen muss. Von daher finde ich das Bestreben von Herrn Mosley grundsätzlich richtig. Das dies nicht leicht zu realisieren ist, ist bei der Komplexität der Materie nachvollziehbar.
Was ich mich Frage, ist wie Effizient die Topteams mit ihren riesigen Budgets umgehen? Ohne das im Detail Beurteilen zu können, bin ich der Meinung das die aktuellen F1-Boliden auch für weit unter 100 Millionen Dollar realisierbar sind. Ich finde, wenn man das Reglement im Bereich der Motoren, Getriebe, KERS konstant hält und so ein Blödsinn wie die Doppeldiffusor-Problematik vermeidet, ist man auf einem guten Weg.
2 Reglements und WTCC-Verhältnisse wären für mich der absolute Super-GAU. Ständiger technischer Wettbewerb auf hohem Niveau kostet Geld.
Oder jedes Team überweißt der FIA zu bestimmten Stichtagen das geplante Jahresbudget und darf dann nur mit dem auf dem Konto hinterlegten Budget operieren!?
Ich lese jetzt schon die Schlagzeile „Schwarzgeldaffäre“ vor meinem geistigen Auge.
Generell ist die Budgetgrenze eine super Idee, aber kontrollieren kann das wohl keiner. Richtig gut gefällt mir der Gedanke das Geld stark zu begrenzen und dafür die Regeln weit zu öffnen. Die Möglichkeit mit freien Budget nach den alten Regeln weiter zu machen sollte man aber weglassen. Da gibt es dann wirklich zu viel Verwirrung, wenn es überhaupt etwas bringt. Die Drehzahl und Motorenbegrenzung hat mir eigentlich auch bisher gut gefallen, da sie den Sport näher an die Straße bringt.
Und mit den ganzen anderen Dingen, die die FIA auch wieder „beschlossen“ hat (die Anführungsstriche mach ich deshalb, weil bei denen ja ein Beschluss noch lange nicht heißt, dass es endgültig ist^^) haben wir wieder die „guten alten“ 80er: kein Nachtanken und keine Heizdecken für die Reifen, dazu die Zwei-Klassen-Gesellschaft bei der Budgetgrenze, wie damals mit Turbos und Saugern (ich denke nicht, dass viele von den aktuellen Teams es schaffen, so weit runter zu kommen in enem Jahr, das wird eher für die neuen Teams und einige Privatteams interessant sein).
Ich hätte mir eher eine Budgetgrenze gewünscht, die für alle gilt und vielleicht anfangs etwa im Bereich dessen liegt, was Force India ausgibt, und die hätte man dann in den Folgejahren weiter senken können.
Das beste an der ganzen Sache: wenn das Nachtankverbot kommt, gibt es endlich wieder ein rchtiges Qualifying, in dem der Schnellste auf der Pole steht! :-)
45 Mio EUR soll wohl laut Spiegel die Obergrenze sein.
http://www.spiegel.de/sport/formel1/0,1518,622219,00.html
Ich stells mir auch schwervor eine 2 Klassengesellschaft in der F1 zu etablieren. Irgendeiner wird immer Vorteile haben. Wenn wir mal die Diffusor Geschichte betracht, ist diese ja noch recht klein, gegenüber dem was die FIA den Budget-Teams erlauben will.
Nun wäre wirklich der Zeitpunkt für die Hersteller, inklusive Ferrari, aus der F1 auszusteigen und eine eigene Serie auf die Beine zu stellen. Das Hauptproblem sehe ich darin, dass von Anfang an die weltweite Platzierung live im Free-TV garantiert sein müsste. Aber das sollte man auch hinbekommen können. Ich fürchte aber, dass sich die Hersteller und Teams mal wieder nicht auf einen Nenner einigen können werden.
Ich sehe das positiv, bin eh für mehr Teams (und preiswerte Kaufmotoren) und weniger Autowerke. Wenn diese gehen wollen, weil sie nicht mehr hemmungslos Geld verbrennen wollen (wie BMW für das Rumrollen am Ende des Feldes ;)) – Adieu.
Wenn tatsächlich 26 Autos am Start sein werden hat sich das schon gelohnt. Auch wenn ich mich natürlich wie jeder frage, wie die Budgetgrenze wohl kontrolliert werden soll.
„weil sie nicht mehr hemmungslos Geld verbrennen dürfen“ meinte ich natürlich.
[…] die Veränderungen in der Formel Eins bin ich gestern schon mal eingangen, ich warte jetzt mal ab, was die Woche so von den Teams zu hören […]
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