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Formel Eins: Gedanken zu BrawnGP

von DonDahlmann
5 Kommentare

Ich habe gestern die Zeiten von BrawnGP mehr oder weniger unreflektiert weiter geben. Darauf kamen viele kritische Kommentare.

bgp001-10Etliche Kommentatoren waren der Meinung, das Brawn im Moment nur sogenannte „Vorstandzeiten“ fährt. Also Zeiten, mit denen man eventuelle Sponsoren anlocken kann. Das Gerücht macht die Runde, dass Brawn die Zeiten nur fahren kann, weil man nicht mit dem eigentlichen Startgewicht unterwegs ist. In der Tat ist es für die Teams eigentlich leicht, das Gewicht das Wagens bei Testfahrten so weit zu reduzieren, dass man gute Zeiten erzielen kann. Die FIA kontrolliert die Gewichte nicht, weil es sich um „private“ Tests handelt. 50kg machen schon viel aus und gerade ein Team, dass mit einem Minimum an Budget auskommen muss, kann jeden Cent an Sponsorengeld gebrauchen. Die Frage ist aber: Warum sollte BrawnGP das machen?

Um es klar zu sagen: Niemand, nicht mal der bestinformierte F1-Journalist, weiß wirklich, was im Vertrag zwischen Honda und Ross Brawn steht. Laut seiner eigenen Aussage ist Brawn 100%iger Besitzer des Teams. Da gibt aber nur zwei Möglichkeiten:

1. Brawn hat Investoren, die nicht nur das Geld gegeben haben, damit er Honda das Team abkaufen konnte, sondern auch so viel zur Verfügung gestellt haben, dass er die Saison 2009 überstehen kann. Alles andere machte keinen Sinn, weil kaum einer sich auf Wagnis einlassen würde, das bei der schwierigen Wirtschaftslage in der Saison noch ein weiterer Sponsor an Bord kommt. Da es sich um Investoren und nicht um Sponsoren handeln könnte, wollen die ihr Geld auch irgendwann zurück. Das würde aber bedeuten, dass er zumindest im ersten Halbjahr keine Sponsoren braucht. Marketing-Budgets für das komplette folgende Jahr werden meist in den Monaten Juli, August, September beschlossen, also macht es mehr Sinn, dann schnell zu sein, nicht im März, wenn noch keiner schaut und schon gar nicht dann, wenn keine Kameras dabei sind.

2. Brawn hat nur einen symbolischen Euro gezahlt. Den Rest der Summe hat er von Honda und Ecclestone bekommen. Die Rechnung klingt unlogisch, ist sie aber nicht. Honda hätte der Ausstieg laut Medienberichten rund 75 Millionen Euro gekostet. Die Summe ergibt sich aus den laufenden Kosten der Anlage und den Lohn- und Abschlagszahlungen für die 700+ Angestellten. Dabei nimmt allein Jenson Button angeblich rund 24 Millionen ein, da er im Oktober seinen Vertrag für 12 Millionen Euro/Jahr bei Honda verlängert haben soll. Also soll Honda Brawn die Summe, die man eh hätte zahlen müssen, zur Verfügung gestellt haben. Dazu kommen die Vorauszahlungen von Ecclestone aus dem TV-Topf, die zwischen 15 und 30 Millionen Euro betragen sollen. Aber auch hier wäre dann zu sagen, dass Brawn keine Notwendigkeit hat, jetzt schon mit Fabelzeiten auf sich aufmerksam zu machen.

Natürlich sind diese Überlegungen aus der Entfernung getroffen. Niemand kennt die finanzielle Situation von BrawnGP genau. Aber mein Eindruck sagt mir, dass Ross Brawn sich mit seinem Namen und Geld nicht auf ein rasend schwieriges Stück Arbeit eingelassen hätte, wenn die Sache nicht wasserdicht wäre. Er ist seit mehr als 30 Jahren in der Formel Eins und kennt alle Höhen und Tiefen, die ein Team in Sachen Erfolg aber auch Finanzierbarkeit durch machen kann. Er hat 1978 als Techniker bei Williams angefangen, war bei Arrows, Jaguar, Benetton und Ferrari. Niemand hätte es ihm negativ angerechnet, wenn er sich aus der Sache zurück gezogen hätte. Nun steht er aber mit seinem Namen hinter einem Team und er wird sich das als erfolgsverwöhnter Mensch lange und gut überlegt haben. Ich bin der Meinung: wenn nicht zumindest die Saison 2009 gesichert wäre, würde er es nicht machen.

Und von diesen Argumenten ausgehend, halte ich es für ausgeschlossen, dass er „Vorstandszeiten“ fährt. Dass das Team diese Zeiten an Rennwochenende in der Qualität nicht wird halten können, ist eine andere Sache. Auf lange Distanz möchte ich das erst mal sehen. Aber Brawn ist ja einer, der weiß was er macht. Sollte er in Australien in die Top 8 kommen, wird man schon von einem großem Erfolg sprechen können. Ich traue BrawnGP nach den bisherigen Zeiten einen solchen Erfolg zu.

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5 Kommentare

Art Vandelay 12 März, 2009 - 18:36

Ich habe den Verdacht, dass kein Team außer BrawnGP wirkich zeigt was es kann. Das übliche Versteckspiel gibt es doch vor jeder Sasion. Ich erinnere nur an BMW letztes Jahr. Wenn das allerdings stimmt, sind die Autos heuer verdammt schnell. Ich hätte nicht gedacht, dass die Slicks derart viel bewirken und die abgespeckte Aerodynamik sogar überkompenzieren.

hwk 13 März, 2009 - 22:04

irgendwie versteh ich nicht. Viele schreiben „ohne Kers, mit weniger Gewicht“ etc.
Ich denke/dachte das Auto muss ein festes Gewicht aufweisen, inklusive Fahrer. Es ist doch nicht so, dass die Teams ohne KERS mit einem 30 oder 50KG weniger unterwegs sind.

Prometheus 13 März, 2009 - 22:26

Stimmt schon, aber je leichter das Auto (inkl. Fahrer) an sich ist, desto mehr Gewichte kann man an den richtigen Stellen platzieren und durch die optimale Gewichtsverteilung wird das Fahrverhalten und die Reifenabnutzung und so besser. Das muss sich wohl ziemlich deutlich bemerkbar machen, nach dem, was man so hört (oder liest).

Aus den gleichen Gründen gibt es ja aktuell auch die Diskussion über die Fahrer, die sich immer mehr Gewicht runterhungern müssen, damit man trotz KERS mehr Gewicht frei anordnen kann. Vielleicht hätten sie besser mit der Einführung des KERS das Mindestgewicht um 20 oder 30 Kilo erhöhen sollen, aber selbst dann wäre leichter immer noch besser…

xeniC 14 März, 2009 - 11:02

Wenn ich das richtige sehe, geht es bei BrawnGP doch garnicht darum, dass man leichte Fahrer hat bzw. kein KERS nutz. Sondern darum, dass man einfach ein paar Gewichtsklötze für die Testfahrten hat ausgenommen. Sprich man ist unter dem Mindestgewicht und da es Testfahrten sind, interessiert es die FIA nicht.
Wenn BGP so nun in Melbourne auftreten würde, gäbs natürlich direkt Strafen. Aber Testfahrten sind eben nur Versuche und sonst nichts offizielles.

Ich 14 März, 2009 - 13:59

Ist eh alles nur Spekulation, und damit sinnlos. Die Teams wissen wohl selbst nicht genau, wo sie im Vergleich zu den anderen stehen. Wir aber wissen schon gleich gar nichts, und über die „Experten“ in den Foren kann man nur lachen. Ich wünschte mir nur, die Saison würde nicht so spät beginnen, dann wären wir schon schlauer.

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