Da die Strecke heute morgen nass war, kann man relativ wenig aus den Zeiten lesen. Derweil droht dem Saisonstart der Formel Eins eine Absage.
In Bahrain gehen die Proteste gegen den König und seine Regierung weiter. Die Proteste sind nicht ganz so leicht zu erklären, wie jene in Ägypten oder Tunesien, aber der Spiegel hat eine gute Zusammenfassung der Hintergründe. Die meisten Regierungsformen auf der arabischen Halbinsel sind Monarchien, manche funktionieren ganz gut, manche weniger. Bahrain steht auf der Liste „Rangliste der Pressefreiheit“ der Pressefreiheit der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ auf Platz 144 von 178. Im dem vom Economist erstellten Liste „Demokratischer Index“ (großes pdf) nimmt Bahrain Platz 122 von 167 gelisteten Staaten ein. Beides also Indizien dafür, dass es Bahrain, nach westlichen Maßstäben, nicht sonderlich frei zu geht. Die Ereignisse der letzten Tage machen die Austragung eines Grand Prix in drei knapp drei Wochen eigentlich unmöglich. Bernie Ecclestone wäre gut beraten, das Rennen abzusagen oder zumindest zu verschieben.
Wie immer sieht Ecclestone das noch etwas anders. In einem Radio Interview mit der BBC meinte er heute, dass man die Lage erst einmal beobachten würde. Gleichzeitig tauchten aber schon Stimmen von nicht näher benannten Teamverantwortlichen auf, die meinten, dass man auf die Durchführung eines Rennens in Bahrain verzichten sollte.
Es wäre meiner Meinung nach eine fatale Fehlentscheidung, den Saisonstart mit aller Gewalt durch zu ziehen. Man kann schlecht in den VIP Logen der Rennstrecke feiern, während diese von der Armee mit Panzern gesichert wird und man um die Ecke auf Demonstranten schießt. Ein Start wäre eine moralische Bankrotterklärung, sollte man in Bahrain nicht kruzfristig eine friedliche Lösung finden. Mitglieder des GP2 Asia Tross, deren Rennen ja abgesagt wurde, berichteten in den letzten Tagen via Twitter, dass die Zustände erbärmlich seien, die Arbeit der Kamerateams wurde mehrfach behindert. Vermutlich wird Bahrain von sich aus das Rennen absagen, denn man will wohl kaum einen Haufen internationaler Journalisten im Land haben, während man massenweise Demonstranten niederknüppelt.
Das Problem für Ecclestone und alle Teams ist aber, dass man eigentlich schon ab Mitte nächster Woche mit dem Transport etlicher Teile nach Bahrain beginnen müsste, um die Tests über die Bühne zu bringen. Natürlich kann man den Test ausfallen lassen oder um die Ecke nach Abu Dhabi verschieben, aber ein gutes Signal würde man damit nicht senden. So wie die Sache im Moment aussieht, ist der Saisonstart in Bahrain unwahrscheinlich. Man kann das Rennen nicht einfach komplett nach Abu Dhabi verlegen, weil es eine Menge Sponsorverträge usw. gibt. Deswegen kommt auch keine Verschiebung nach Europa in Frage.
Zum Sport: Da die Strecke in Barcelona heute morgen nass war, kam man immerhin dazu die Regenreifen und Intermediates von Pirelli mal auszuprobieren. Erst nach Mittag war die Strecke so weit trocken, dass man richtige Tests fahren konnte. Eine Analyse kann man aus den Zeiten aber nicht machen. Zwar war die schnellste Runde von Vettel ziemlich genau so schnell, wie die letztjährige schnellste Runde von Webber, lag aber knapp 5 Sekunden über der Pole-Zeit. Zu dem waren die Abstände mal wieder riesig, denn zwischen Schumacher und Vettel lange mehr als 3 Sekunden. Man wird die nächsten Tage abwarten müssen und schauen, wie die Sache bei den Longruns aussieht. Bisher hat sich da noch kein Vergleich angeboten.
Es gab einige Unterbrechungen durch stehende Fahrzeuge, aber nichts wirklich dramatisches. Schließlich sind Tests ja auch dafür da, die Schwachpunkte der Wagen zu finden. Nur bei Renault ging heute kaum etwas, weil technische Probleme den R31 immer wieder einbremsten. Schlecht für Petrov, der heute dran war, morgen sitzt Heidfeld im Wagen.
Auch endlich dabei: HRT. Die waren aber nur mit dem alten Wagen unterwegs.
1 Vettel Red Bull 1m24.374s
2 Alonso Ferrari 1m25.485s +1.111
3 Alguersuari Toro Rosso 1m25.638s +1.264
4 Kobayashi Sauber 1m25.641s +1.267
5 Button McLaren 1m26.365s +1.991
6 Di Resta Force India 1m26.575s +2.201
7 Barrichello Williams 1m26.912s +2.538
8 Schumacher Mercedes 1m27.512s +3.138
9 Karthikeyan HRT 1m28.393s +4.019
10 Kovalainen Lotus 1m30.065s +5.691
11 D’Ambrosio Virgin 1m30.950s +6.576
12 Petrov Renault 1m35.174s +10.800
13 Heidfeld Renault 1m44.324s +19.950
Bilder: Bahrain Flagge: CC Lizenz Justdonque, Ferrari, Team Lotus, Force India
2 Kommentare
ich überlege das rennen sollte es durchgezogen werden zu boykottieren.
ändert zwar nichts aber ich denke es ist pietätslos sich das rennen reinzuziehen während nebenan die leute die für demokratie kämpfen abgemurkst werden.
was denkt ihr da draussen?
Manuel Xavier Maurer schrieb:
hatte dies hier schon im gp2 artikel geschrieben. „…ganz ehrlich…ich bin kein freund davon wenn politik und sport vermischt wird oder das eine mit dem anderen zu tun hat. aber ich finde was da unten zur zeit abgeht ist ne nummer zuviel und die f1-bernie und co sollte zeigen das sowas nicht funktioniert. sie sollten das rennen da unten jetzt schon sausen lassen und sich auf eine andere strecke konzentieren…“
und ich füge hinzu…die fia oder fom sollte es schnellstens durchziehen. wenn ich heute in den nachrichten höre das jede neue art von protest sofort wieder niedergeknüppelt werden soll…ist es nur eine fragen der nächsten toten dort.
klar sind bei einen formel 1 rennen auch viel verträge und millionen an euros unterwegs. aber so wie es jetzt da unten ist wird es bleiben und härter werden. die leute haben ja in den anderen 2 ländern gesehen das es funktioniert hart zubleiben. das da unten ist ein hexenkessel und wird es für die nächste zeit auch bleiben. und genau aus dem grund sollten sie es jetzt schon abhaken.
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