Die F1 ist auf bekanntem Gebiet unterwegs. Ausgehend von den Tests sollte McLaren hier nur schwer zu schlagen sein.
Der zweite Teil des Triple Headers bringt die F1 zumindest schon mal in ein EU-freundliches Sendezeitgebiet. Abgesehen vom Rennen in Las Vegas bleibt es in diesem Jahr auch bei Sendezeiten am Sonntagnachmittag oder Abend. Das sind die guten Nachrichten. Die schlechten: Der weltweite Zollstreit hat erste Opfer gefunden. Gene Haas hat sich gemeldet und darauf hingewiesen, dass sein auf Export von Maschinen basierendes Unternehmen schon die Arbeitszeiten reduzieren musste, weil offenbar Aufträge storniert wurden. Das notorisch mit wenig Sponsoren ausgestattete Team hängt an der Finanzierung von Haas Automation. Bricht deren Geschäftsgrundlage weg, wird sich das auch auf die Finanzen des Teams niederschlagen.
Ebenso betroffen ist General Motors. Die wollen mit Cadillac ab 2026 in der F1 starten. Zwar ist das Hauptquartier in der Nähe von Silverstone (wo auch das Auto gebaut wird), aber der Konzern selbst ist von den Zöllen betroffen, da man einige Fahrzeuge komplett oder teilweise in Mexiko baut. Wie sich das dann auch die Bilanzen von GM auswirken wird, bleibt abzuwarten. Generell sind vor allem die Werksteams betroffen (Audi, Mercedes, Ferrari und mit Abstrichen Honda und Ford), da alle Umsatzeinbußen in den USA erleben werden. Audi hat zum Beispiel schon angekündigt, dass man den Import der in Mexiko gebauten Autos in die USA einstellt. Das betrifft rund 80 Prozent der Produktion in Mexiko.
Die finanziellen Belastungen der Teams könnten also steigen, je nachdem wie lange der Irrsinn mit den Zöllen anhält. Was vermutlich dazu führen wird, dass die Diskussionen um das Budget-Limit schnell starten werden. Dazu kommt ja auch, dass verschiedene Sponsoren Probleme haben werden. Die Teams werden argumentieren, dass die Zölle die Kosten steigen lassen, was gerade angesichts der Umstellung der technischen und der Motorenregeln für 2026 zu Problemen führen wird. Unproblematisch wird das auf jeden Fall nicht, aber die Hoffnung besteht ja, dass sich der Streit schnell schlichten lässt.
Diese Probleme werden in Bahrain vermutlich nur hinter den Kulissen eine Rolle spielen. Der Handelskrieg betrifft ja mehrheitlich die USA und nicht die Handelsbeziehungen zwischen der EU und China oder den arabischen Staaten. Stattdessen wird man sich fragen, ob man die bei den Tests so dominanten McLaren irgendwie schlagen kann. Die Teams sind schon jetzt dabei, größere Updates an die Strecke zu bringen. Haas probierte schon im letzten Rennen einen neuen Unterboden aus. Ferrari, so die Gerüchte, kommt in Bahrain mit einem neuen Unterboden, der die Fahrbarkeit des SF-25 verbessern soll.
Das ist ungewöhnlich früh für solche Updates, die man normalerweise erst ab dem Rennen in Miami oder Imola kommen. Aber der Druck ist in diesem Jahr besonders hoch, da die Lage von der Spitze bis zum Mittelfeld sehr eng ist. Dazu kommt, dass jeder Punkt in der WM-Wertung bares Geld wert ist, was uns wieder zu meiner Einleitung bringt. Geld könnte in diesem Jahr eng werden.
Ob das Rennen in Bahrain besser wird als in Suzuka? Ich würde da nicht mein Geld drauf verwetten. Zwar bietet der Kurs etwas mehr Überholmöglichkeiten, aber es ist jetzt auch nicht so, dass diese in Übermaß vorhanden sind. Wir haben in Bahrain gute Rennen gesehen, aber auch ein Schnarchfest wie Suzuka. Angesichts der Tatsache, dass ich beide McLaren mit einem Rundenvorteil von rund 3 Zehntel sehe, dürfte an der Spitze wenig passieren.
Anders sieht es dahinter aus. Red Bull lag Kurs bei den Tests nicht, allerdings war das auch bevor sie Änderungen am Setup und dem Auto vorgenommen hatten. Man wird also besser unterwegs sein. Aber mein Tipp für Bahrain wäre Mercedes, die bei den Tests überzeugen konnten. Ferrari wird sehr knapp dahinter liegen. Allerdings könnte der neue, ungetestete Unterboden auch einen Schwachpunkt am Auto beseitigen. Aber wer auf die Reihenfolge McLaren, Mercedes, Ferrari, Red Bull setzt, könnte richtig liegen.
Die Racing Bulls haben sich in den letzten Rennen stark gezeigt und lagen vor den Williams. Aber die Sache zwischen beiden Teams ist knapp und ein klarer Gewinner nicht zu sehen. Beide haben Probleme mit den zweiten Fahrern. Sainz kommt mit dem Williams weiterhin nicht zurecht und Lawson ist logischerweise noch nicht richtig in seinem neuen Team angekommen. Das eröffnet dann auch anderen Teams eine Möglichkeit auf Punkte, sollte von den großen Vier ein Auto straucheln.
Die besten Chancen scheint Haas zu haben. Sowohl Ocon als auch Bearman haben schon Punkte auf dem Konto, und das Auto ist, trotz aller Schwierigkeiten, offensichtlich nicht so schlecht, wie es bei Tests aussah. Es besteht natürlich die Chance, dass die Haas speziell in Bahrain ein Problem haben, da das Auto nach den Tests in Australien besser aussah. Seitdem hat Haas einen neuen Unterboden gebracht und diverse kleinere Änderungen vorgenommen.
Sollte Haas nicht gut aussehen, könnte Alpine in die Bresche springen. Die haben bisher keine Punkte eingefahren, was angesichts der eigentlich guten Quali-Ergebnisse überraschend ist. Aber das Auto hat Probleme mit den Long-Runs, weil die Franzosen den Reifenverschleiß nicht unter Kontrolle bekommen. Das wartet noch viel Setup-Arbeit auf das Team, aber immerhin scheint das Chassis eine gewisse Pace zu haben. In Suzuka schob man das schlechte Rennen auf den Motor. Ich bin ehrlich gesagt sehr gespannt, wie sich Alpine 2026 mit den Aggregaten von Mercedes schlägt.
Aston und Sauber streiten sich weiter um den letzten Platz in der Rangordnung. Dass beide schon Punkte haben und Alpine nicht, ist etwas überraschend. Bei Sauber gibt es eine minimale Aufwärtstendenz. Immerhin ist man nicht ganz so schlecht wie im letzten Jahr. Aber halt immer noch weit, weit hinten dran. Während die Sauber in der Qualifikation schon mal etwas besser sind, verlieren sie im Rennen gegen die Aston, bei denen es genau andersherum läuft. Schlecht in Quali, besser im Rennen. Aber dass auch Aston so weit zurückfallen konnte, ist schon komisch. Eigentlich haben sie das Personal und mittlerweile auch die technische Ausrüstung, um weiter vorn zu liegen. Force India ist das ja auch gelungen. Aber Adrian Newey baut zumindest die Design-Abteilung gerade erst neu auf.
Strategie:
Da wird man nicht viel sehen in Bahrain. Der Asphalt ist aggressiv, weswegen Pirelli mal wieder C1, C2 und C3 im Programm hat. Wenn es einen Grand Prix gibt, bei dem eine Zwei-Stopp-Strategie eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint, dann ist es Bahrain und das war letztes Jahr der Fall, als es die Auftaktrunde der Saison war. Alle Fahrer legten mindestens zwei Stopps ein, während einige, wie Hulkenberg (Haas) aufgrund der Umstände, andere freiwillig, Gasly (Alpine) und Sargeant (Williams) sogar dreimal anhielten. Soft und Hard waren die bevorzugten Reifen, wobei sich die überwiegende Mehrheit dafür entschied, auf dem C3 zu starten, bevor sie das Beste aus den beiden C1-Sätzen machte, die sie speziell für das Rennen eingespart hatten. Ausnahmen bildeten das Red-Bull-Duo aus Verstappen und Perez, das den letzten Stint auf einem Satz C3 machte, bis hin zur damaligen technischen Überlegenheit des Milton-Keynes-Teams, unterstrichen durch die Tatsache, dass sie die Plätze eins und zwei belegten. Ihr Schwesterteam Racing Bulls versuchte dasselbe mit Ricciardo, aber er landete außerhalb der Top Ten.
Basierend auf dem, was wir bei Wintertests und in den ersten drei Runden gesehen haben, könnte es aufgrund der für 2025 an den Reifen vorgenommenen Änderungen ein anderes Szenario sein. Während der C1 seinem Vorgänger ziemlich ähnlich ist, sind der C2 und der C3 weicher und am deutlichsten, weisen die drei Verbindungen hinsichtlich ihres Leistungsdeltas eine bessere Streuung auf. Dies könnte daher den C2 als Rennreifen wieder ins Spiel bringen und so mehr Strategieentscheidungen für Sonntag schaffen, wobei sogar ein One-Stop zu einer realistischen Möglichkeit wird. Viel wird davon abhängen, wie heißer es im Vergleich zum Test sein wird, daher werden die drei Stunden freies Training sehr wichtig sein, insbesondere das FP2, das zu einer ähnlichen Tageszeit wie zu Beginn des Rennens stattfindet.
Bilder: Pirelli, McLaren