Alex Palou gewann das Rennen am Sonntag. Damit steht er bei drei Siegen aus vier Rennen in dieser Saison.
Bereits im Qualifying war Palou der schnellste Fahrer und startete von der Pole-Position ins Rennen. Doch das Qualifying brachte auch zwei Überraschungen hervor. Linus VeeKay fuhr in die Fast 6 und ging von Startplatz 5 ins Rennen. So weit vorne in der Startaufstellung hat man ein Auto von Dale Coyne Racing schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem setzte sich Nolan Siegel im Kampf um die Fast-6 gegen seine beiden Teamkollegen durch und so belegten die drei McLaren die Startplätze 6 bis 8. Die ersten beiden Startreihen gingen derweil an Chip Ganassi Racing, Team Penske und Andretti Global. Hinter Alex Palou starteten Scott McLaughlin, Colton Herta und Will Power. Für Power wäre beinahe schon wieder im ersten Qualifying-Segment Schluss gewesen. Seine schnellste Runde verschenkte er durch einen Fahrfehler. Erst in letzter Sekunde schaffte er es, sich als Sechster für die weiteren Segmente zu qualifizieren. Scott Dixon gelang dies nicht. Er fuhr zu hart über die Abweiser und versenkte sein Auto im Kiesbett. So blieb ihm nur Startplatz 26.
Nach einem sauberen Start setzten sich Alex Palou und Scott McLaughlin sofort vom Feld ab. Sie waren die einzigen Piloten in den Top-8, die mit Option-Reifen gestartet waren. Hinter dem Führungsduo reihten sich Colton Herta, Will Power und Rinus VeeKay ein. Um Platz 6 gab es einen harten Kampf zwischen den drei McLaren. In der dritten Runde setzte sich zunächst Christian Lundgaard vor Nolan Siegel durch. Dahinter folgte Pato O’Ward. Den größten Sprung nach vorne machte in der Startphase Alexander Rossi. Er verbesserte sich von Startplatz 15 auf Rang 9. Nach der Reihe der Fahrer auf Prime-Reifen führte er die zweite Gruppe der Autos mit Option-Reifen an. Diese waren die deutlich besseren Reifen am Start. So fiel Josef Newgarden mit Prime-Reifen von Startplatz 9 auf 15 zurück und Colton Herta verlor bis Runde 10 fast 7 Sekunden auf Palou.
Andretti Global begann dann mit Marcus Ericsson, der nur von Startplatz 23 ins Rennen gegangen war, das Strategiespiel. Bereits in der zehnten Runde wechselte er von Prime- auf Option-Reifen. In den nächsten fünf Runden folgten Graham Rahal, Callum Illot, Josef Newgarden und Scott Dixon dieser Strategie. In Runde 16 ging das Strategie-Spiel dann richtig los. Pato O’Ward kam als erster Fahrer aus den Top-10 an die Box. Christian Lundgaard und Nolan Siegel folgten jeweils eine Runde später und auch Scott McLaughlin steuerte die Box an. Er hatte bis dahin 7 Sekunden auf Palou verloren und wechselte als erster Fahrer von Option- auf Prime-Reifen. Möglicherweise hatte er seine Option-Reifen zu Beginn des Rennens bei der Verfolgung von Alex Palou zu stark beansprucht. Der Führende konnte sechs Runden länger auf der Strecke bleiben. Nach allen Stopps übernahm Alex Palou wieder die Führung. Auf Platz zwei lag nun aber Colton Herta, der sich beim Boxenstopp an Scott McLaughlin vorbeigeschoben hatte.
Auch mit den Prime-Reifen war Alex Palou der schnellste Pilot im Feld. Bis zur 40. Runde hatte er seinen Vorsprung auf über 8 Sekunden ausgebaut. In Runde 40 begann die zweite Serie der Boxenstopps. Christian Lundgaard war einer der ersten an der Box. Der Under-Cut brachte ihn an Will Power vorbei und Scott McLaughlin kam direkt vor ihm auf die Strecke. In einem sehr schönen Manöver über zwei Kurven ging Lundgaard am Penske vorbei. Einen weiteren Platz schenkte ihm Colton Herta. Der würgte bei seinem Stopp den Motor ab und verlor einige Plätze. Er fiel auf Rang acht zurück, noch hinter Alexander Rossi. Mit einem späteren Stopp und einer fantastischen Out-Lap schob sich Rinus VeeKay zwischen die beiden Penskes auf Platz 6. An der Spitze setzte Alex Palou sein einsames Rennen fort.
Auch die letzten Boxenstopps ab Runde 65 änderten nichts mehr an der Spitze. Alex Palou sicherte sich seinen nächsten Sieg vor Christian Lundgaard und Scott McLaughlin. Beim Stopp von Rinus VeeKay verlor der Mechaniker kurz die Radmutter aus den Fingern. Diese kurze Verzögerung hatte keine Konsequenzen und er blieb vor Will Power. Im letzten Stint war er dann auch schneller als die beiden Penske-Piloten um ihn herum. Am Ende war Platz 4 ein sehr gutes Ergebnis für Dale Coyne Racing. Will Power wurde Fünfter vor Colton Herta und Pato O’Ward. Alexander Rossi war nur von Startplatz 15 ins Rennen gegangen. Er konnte sich zwar nicht vor Colton Herta halten, ließ aber die vor ihm gestarteten Nolan Siegel und Josef Newgarden hinter sich. Vielleicht sollte man Alexander Rossi und Ed Carpenter Racing für den Rest des Monats Mai noch nicht abschreiben. Mit den Plätzen 11 und 12 verpassten Kyle Kirkwood und Scott Dixon die Top 10 nur knapp und holten aus ihren schlechten Startplätzen das Maximum heraus.
Das komplette Ergebnis kann auf der Homepage der IndyCar-Serie (PDF) nachgelesen werden.
Insgesamt war es wieder ein Rennen ohne Caution und mit einem sehr überlegenen Sieger. Dahinter ging es allerdings spektakulär zu. Christian Lundgaards Fahrt von Startplatz 7 auf Platz 2 war beeindruckend. Auch das Rennen von Rinus VeeKay, insbesondere die Out-Lap nach dem zweiten Stopp, war ein absolutes Highlight. Die IndyCar-Serie leidet derzeit etwas unter der Dominanz von Alex Palou. Es ist auch relativ ungewöhnlich, dass die Teamkollegen gleichzeitig so weit auseinander liegen. In der Vergangenheit hatten wir mit Chip Ganassi Racing und Team Penske eher dominierende Teams als einzelne Fahrer. Scott Dixon wurde nach seinem Fehler im Qualifying nur 12. und Kyffin Simpson fährt als 21. in einer anderen Liga als Palou. Ein weiterer Punkt ist, dass die Fahrer kaum Fehler machen. Im ganzen Rennen gab es nur einen größeren Fahrfehler. Louis Foster strandete kurz im Gras, konnte aber das Rennen dann auch fortsetzen. So gibt es halt keine Cautions.
Vorschau Sonsio Grand Prix
Im Vorfeld des aktuellen Grand Prix gab es Stimmen, auch von den Fahrern, die das aktuelle Racing in der IndyCar-Serie kritisierten. Die Fahrer würden nur die Reifen schonen und Benzin sparen, ohne wirklich ans Limit zu gehen. Dadurch fehle es den Rennen an Action. So gab es in den vier Saisonrennen nur eine einzige Gelbphase, beim Auftakt in St. Petersburg gleich in der ersten Runde. Mir persönlich gefällt das saubere Racing ohne Cautions, die auch gerne mal die Strategien der Fahrer komplett zerstören, besser. Aber ohne Cautions zieht sich das Feld natürlich auseinander und es gibt weniger direkte Zweikämpfe. Aber wenn ich mir die Lap-Charts der Rennen so anschaue, gab es eigentlich genug Zweikämpfe und auch Überholmanöver. Bei FOX waren sie nur oft nicht zu sehen. Lange Rede, kurzer Sinn: Die IndyCar-Serie hat für den Sonsio Grand Prix die Reifenregeln geändert. Jeder Fahrer muss nun mindestens zwei Sätze Option- und Prime-Reifen im Rennen verwenden. Die Pflicht, einen neuen Satz Reifen zu verwenden, wurde hingegen aufgehoben.
Ich bin gespannt, wie sich diese Regeländerung auswirken wird. Die Standardstrategie für den Grand Prix im IMS sah in den letzten Jahren drei Stopps vor, mit einem kurzen Stint auf den Prime-Reifen und drei längeren auf den Option-Reifen. Die Prime-Reifen waren selbst im Vergleich zu gebrauchten Option-Reifen zu langsam. Mit der Vorgabe von zwei Stints auf Prime-Reifen, die jeweils so kurz wie möglich sein sollten, müssten die Stints auf Option-Reifen eigentlich länger oder mindestens so lang wie in den Vorjahren sein. Das Reifenschonen würde also nicht weniger werden. Vielleicht wagt sich jemand auch an vier Stopps. Bei drei Stints auf Option-Reifen könnte man die Reifen natürlich mehr strapazieren.
In den letzten beiden Jahren hat Alex Palou den Grand Prix im IMS gewonnen. Die Chancen stehen gut, dass ihm auch drei Siege in Folge gelingen. Doch der erste Herausforderer heißt nun Christian Lundgaard. Der Däne ist nach Alex Palou der heißeste Fahrer im Feld. Drei Podestplätze in den letzten drei Rennen beweisen das. Zudem liegt ihm der Grand-Prix-Kurs im IMS. Im vergangenen Jahr war Platz drei dort sein mit Abstand bestes Ergebnis für RLL Racing 2024. In den Jahren davor holte er zwei vierte Plätze und einen zweiten Rang. Auch Rinus VeeKay sollte man im Auge behalten. Er gewann das Rennen 2021 für Ed Carpenter Racing. Mit einem vierten Platz in Alabama bewies er, dass er das Rennfahren nicht verlernt hat.
Zunächst war der Grand Prix im IMS fest in der Hand von Team Penske. Simon Pagenaud und Will Power gewannen fünf der ersten sechs Rennen. Pagenaud gewann auch den Auftakt, damals allerdings noch für Sam Schmidt. Hinzu kamen Siege von Will Power und Josef Newgarden beim zweiten und dritten Rennen auf der Strecke in den Jahren 2020 und 21. Seitdem stand allerdings nur noch Will Power dreimal auf dem Podium. In der aktuellen Form des Teams wird das schwer sein zu wiederholen.
Strecke
Der Rundkurs im Indianapolis Motor Speedway wurde für den Formel 1 Grand Prix im Jahr 2000 gebaut. Man entschied sich für eine Streckenführung im Uhrzeigersinn und nutzte Turn 1 des Ovals als letzte Kurve der Strecke. Für die MotoGP (ab 2008) und die IndyCar-Serie wurde die Strecke massiv umgebaut. Als Start- und Zielgerade wird die lange und breite Gerade an der Haupttribüne des Ovals genutzt. Diese endet in einer engen 90-Grad-Rechtskurve. Ein hier versuchtes Überholmanöver kann in der folgenden 90-Grad-Linkskurve vereitelt werden. In den beiden folgenden Rechtskurven sollten sich die Fahrer jedoch einig sein. Besonders wichtig ist der Ausgang von Kurve 4, denn nach einer sehr schnellen Links-Rechts-Schikane folgt die zweitlängste Gerade der Strecke. Kurve 7, eine 90-Grad-Linkskurve, ist die zweite gute Überholmöglichkeit. Eine flüssige Passage inklusive Kurve 11, die mit Vollgas durchfahren werden muss, endet in einer 90-Grad-Rechtskurve. Mit der Brechstange und/oder der Verzweiflung der letzten Runde kann hier ein Überholmanöver gestartet werden. Die Kurven 13 und 14 müssen dann perfekt erwischt werden, um auf die lange Start- und Zielgerade zu gelangen.
Zeitplan (times local; MESZ)
Freitag, 10. Mai
9:30 – 10:45 a.m. (15:30 – 16:45) – NTT IndyCar Series practice #1
1:00 – 2:00 p.m. (19:00 – 21:00) – NTT IndyCar Series practice #2
4:30 p.m. (22:30) – Qualifying for the NTT P1 Award (three rounds of NTT IndyCar Series knockout qualifications)
Samstag, 11. Mai
11:30 a.m.-11:55 (17:30 – 17:55) – NTT IndyCar Series warm-up
4:30 p.m. (21:30) – FOX on air
4:52 p.m. (21:52) – Sonsio Grand Prix (85 laps/ 207.3 miles), FOX, Sky (Live)