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Formel Eins: Vorschau GP von Aserbaidschan

von DonDahlmann
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Zum zweiten Mal tritt die Formel Eins auf dem Stadtkurs in Baku an. Und wer hier die Nase vorne haben wird, ist schwer zu sagen.

Man hat sich daran gewöhnt, dass die Formel Eins auch in Ländern unterwegs ist, die eine eher schwierige Einstellung zur Demokratie haben. Namentlich Bahrain und China. Aserbaidschan gehört auch zu diesen Ländern. Auf dem „Demokratie-Index“ des britischen Magazins „Economist“ belegt das Land Platz 148 von 167, knapp vor Bahrain und sogar noch hinter China. Das sollte man nicht vergessen, wenn man über das Rennen schreibt.

Der Kurs in Baku ist ja nicht so schlecht. Irgendwie eine komische Mischung aus sehr engen Straßen und einer 2,1 Kilometer langen Geraden. Die unterschiedlichen Streckenteile sprechen wiederum jeweils Mercedes oder Ferrari an. Im letzten Jahr hatte Rosberg das Rennen fest im Griff und nach dem deutlichen Sieg von Hamilton in Kanada vor zwei Wochen spricht einiges für Mercedes. Vor allem die lange Gerade, denn Ferrari scheint es im Vergleich zu Mercedes doch noch ein bisschen Leistung zu fehlen. 20 PS sollen es ein, so das Fahrerlager. Aber vor allem das letzte Upgrade des Mercedes-Motors scheint ein Schritt nach vorne gewesen zu sein. Es brachte zwar nicht mehr Leistung, aber man kann den High-Performance-Modus jetzt länger fahren, wie die beiden Force India in Kanada gezeigt haben.

Für Ferrari spricht, dass die vier Kilometer des engen Teils des Kurses dem Chassis eher entgegenkommen als dem mit langem Radstand ausgestatteten Mercedes W08. Zwar ist die Strecke nur in wenigen Teilen so verwinkelt wie in Monaco, aber ausgehend vom Zeitverlust der Mercedes dort dürfte Ferrari in diesen Sektoren im Vorteil sein. Die Frage ist also: Kann Mercedes auf den langen Geraden den Rückstand wieder wettmachen? Die Antwort werden wir am Samstag bekommen.

Renault und Red Bull werden mit gemischten Gefühlen nach Baku reisen. So schlecht geht der Renault ja nicht, aber die Chassis-Probleme beider Teams werden nicht über Nacht verschwunden sein. Was in Kanada durch die relativ einfache Strecke verdeckt wurde, kommt in Baku wieder stärker zum Vorschein. Was durchaus bedeuten kann, dass die Force India wieder für eine Überraschung sorgen könnten. Auch wenn es für sie in Monaco nicht so gut lief.

Endlich mal zeigen könnte sich Williams, aber dem FW40 fehlt es grundsätzlich an Abtrieb, und das Setup scheint schwierig zu sein. Bisher ist da auch keine Besserung zu sehen, auch wenn Paddy Lowe beteuert, dass die Updates kommen und man wisse, wo die Probleme liegen. Dass man sich aber von Force India bügeln lassen muss, sagt schon einiges aus.

Toro Rosso und McLaren werden nicht viel Spaß in Baku haben. Dem Toro Rosso geht es wie dem Williams, es fehlt an Abtrieb, dazu kommt dann noch der Renault-Motor. Bei McLaren… nun ja, da wird man froh sein, wenn man das Rennen überhaupt beendet. Der Geduldsfaden des Teams mit Honda ist jedenfalls so dünn, dass man nicht mal mehr abstreitet, darüber nachzudenken, 2018 zu Mercedes zu wechseln. Alonso hat klargemacht, dass er bis zur Sommerpause Ergebnisse sehen will. Ich gehe nicht davon aus, dass er Siege meint, aber so ein fünfter Platz wäre sicher eine kleine Motivation. In Baku wird es den eher nicht geben.

Bleibt Sauber und da geht es zur Zeit rund. Es ist offiziell, dass Teamchefin Monisha Kaltenborn Sauber verlassen hat. In Baku soll der langjährige Sauber-Technikchef Beat Zander das Team kommissarisch leiten. Die Hintergründe des Abgangs sind unklar. Einerseits heißt es, die Investoren seien unzufrieden mit der sportlichen Leistung des Teams, andererseits gibt es Meldungen, die besagen, dass die Eigentümer gerne sehen würde, dass das Team Marcus Ericsson bevorzugt. Was Kaltenborn wohl abgelehnt hat.

Wer Nachfolger von Monisha Kaltenborn wird, ist unklar. Der Name Colin Kolles schwirrt durch die Medien, was mich aber überraschen würde. Kolles hat in seiner Zeit bei MF1, Spyker und Force India keinen schlechten Job gemacht, aber bei Caterham und HRT sah das anders aus. Auch sein LMP1-Projekt läuft ja eher schleppend, der permanente Wechsel der Fahrer macht auch keinen besonders glücklichen Eindruck. Und ob der als impulsiv geltende Kolles die richtige Wahl für den Umgang mit Honda im nächsten Jahr ist, sei mal dahin gestellt.

Strategie:
Da gibt es diese Woche nicht viel zu schreiben. Pirelli bringt Supersoft, Soft und Medium nach Baku, also die gleiche Auswahl wie im letzten Jahr. Da holte Rosberg den Sieg mit einer Ein-Stopp-Strategie, also von Supersoft auf Soft. Und genau das werden auch alle anderen in diesem Jahr machen. Es besteht also durchaus die Gefahr, dass das Rennen etwas eintönig wird. Ein frühes Safety-Car könnte allerdings für Kopfzerbrechen sorgen. Das will man in den ersten acht bis 15 Runden sicher nicht sehen, weil man dann lange auf den Soft unterwegs sein muss. Je nach Rennverlauf bestünde die Gefahr, dass man am Ende von jemandem eingeholt wird, der später an der Box war.

Bilder: Sauber, Renault, Daimler

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1 Kommentare

nona 23 Juni, 2017 - 12:49

Wenn man (richtigerweise) Aserbaidschan, Bahrain und China sagt, sollte man auch die – höflich formuliert – nicht so wirklich prickelnde Lage von verschiedenen elementaren Freiheiten, Grund- und Menschenrechten in Abu Dhabi, Russland, Singapur und Malaysia nicht vergessen. Und über die nicht so wirklich tollen Entwicklungen in Brasilien, Ungarn und Mexiko könnte man auch ein Wort verlieren. Wenn man’s drauf anlegt.

Ist aber natürlich „normal“ für die F1. Ein Jahr werden in Bahrain ein paar Krokodilstränen vergossen, später wird da wieder gefahren als wäre nie was gewesen. Spanien war noch eine faschistische Diktatur als dort regelmässig gefahren wurde, und Piloten mit dezent vorgehaltenen Waffen zum Fahren auf dem unsicheren Montjuic motiviert wurden. Südafrika war schon lange mit internationalem Boykott belegt als die F1 noch jahrelang in Kyalami auftauchte, bis man endlich zur Überzeugung gelangte, dass mit dem rassistischen Regime zu kuscheln und sich nicht um die Apartheid zu scheren dann doch kein so toller PR-Gag ist. Business as usual halt. Ich würde nicht davon ausgehen dass sich das in der F1 in Bälde ändert. So schnell wächst einem kein Rückgrat.

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