Home Formel EinsF1 Formel 1 Analyse Ungarn 2015 – Der Knaller am Hungaroring

Formel 1 Analyse Ungarn 2015 – Der Knaller am Hungaroring

von Chaos
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In Gedenken an den verstorbenen Jules Bianchi lieferte die Formel 1 vor der Sommerpause ein fantastisches Rennen ab: Jede Menge Action und ein Überraschungssieg, den so am Samstag niemand hatte kommen sehen.

GP UNGHERIA F1/2015Sebastian Vettel stand am Ende des fast 2-stündigen Grand-Prix ganz oben auf dem Treppchen. Nach einem fantastischen Start, bei dem er beide Mercedespiloten überholte, fuhr er einen nie wirklich gefährdeten Sieg ein. Denn wie schon in Malaysia ging der Ferrari auf der kurvigen Strecke richtig gut. So gut, dass man konstant vor den Mercedes und schnellere Zeiten als diese fahren konnte. Und fast so gut, dass es wohl einen Ferrari Doppelsieg gegeben hätte, da Raikönnen ebenfalls beim Start beide Mercedes schlagen konnte und sich lange auf Kurs Platz 2 befand. Doch dann schlug leider, wie schon öfters in dieser Saison, beim Finnen das Pech zu. Erst demolierte er sich seinen Frontflügel und dann gab die MGU-K-Einheit den Geist auf, wodurch er das Auto leider abstellen musste. Dennoch ist das natürlich ein fantastisches Ergebnis, allerdings ist der Hungaroring in Kombination Temperaturen und Streckencharakteristik relativ einzigartig, weswegen man jetzt nicht erwarten sollte, dass Ferrari nach der Sommerpause auch in allen anderen Rennen um den Sieg mitfahren kann.

Wenn es sowas wie ein rabenschwarzen Sonntag im Vergleich zu der bisherigen der Saison gibt, dann hat Mercedes ihn am Sonntag erfolgreich gefunden. Im Qualifying war noch alles in Ordnung. Hamilton fuhr die Konkurrenz mit einer wahnwitzigen 1:22:020 in Grund und Boden. Teamkollege Rosberg schaffte immerhin Platz 2, mit über einer halben (!) Sekunde Rückstand. Am Start hatten dann beide Mercedes zu viel Wheelspin, besonders der Wagen von Hamilton. Daraufhin kam es zu einem kleinen Scharmützel der beiden Mercedespiloten vor der Schikane, wo Hamilton Rosberg beschuldigte, ihn abgedrängt zu haben. Dies war jedoch definitiv nicht der Fall. Vielmehr war es ein fehlgeschlagener Angriffsversuch Hamilton’s, der darin endete, dass er durch den folgenden Ausritt etliche Positionen verlor. Danach tat sich Hamilton schwer im Feld, zog dann aber neue weiche Reifen auf und war plötzlich verdammt schnell und holte über 20 Sekunden auf Rosberg auf. Nach der Safetycarphase (dazu später mehr) hatten Hamilton und Rosberg, der vorne nicht wirklich an die Ferrari rankam, Mediumreifen aufgezogen und wollten zum Angriff blasen. An dieser Stelle hätte das Rennen eventuell kippen können
Doch Hamilton erwischte einen sehr schlechten Restart, und kollidierte mit Ricciardo, wofür der Brite zu Recht eine Durchfahrtsstrafe kassierte. Am Ende sprang immerhin Platz 6 für den Briten bei raus. Rosberg lag lange auf Platz 3, doch wirklich den Speed gefunden hatte der Mercedespilot das ganze Wochenende nicht. Das lag auch unter anderem daran, dass Mercedes am Freitag wohl falsche Federn eingebaut hatte, man dies jedoch erst am Samstag merkte. Auch Rosberg musste sich nach der Safetycarphase dem herannahenden Ricciardo erwehren und dabei kam es zu einer Situation, wo sich Rosberg am Frontflügel des RedBulls sich seinen Reifen aufschlitzte, weswegen es am Ende nur zu Platz 8 reichte. Für die Rennleitung und mich war das ein normaler Rennunfall. Somit wurde aus einem aussichtsreichem Punktgewinn für Rosberg auf Hamilton in der Weltmeisterschaft sogar noch ein Verlust.
Es ist das erste Rennen in der neuen V6 Ära, in dem kein Mercedes auf dem Treppchen stand. Dies hatte mehrere Gründe. Einerseits sind da die Zwischenfälle und eigenverantwortliche Fehler. Andererseits konnte Mercedes seine Leistungsüberlegenheit wegen der fehlenden Gegengeraden in Ungarn nicht wirklich ausspielen. Der beste Mercedesmotor war Hamilton auf Platz 6. Außerdem und das hat sich auch schon beim RedBull gezeigt, gehen überlegende Autos im Verkehr nie so gut, wie wenn sie frei fahren können. In Spa und spätestens Monza wird man wohl wieder brutal sehen, was der Mercedes kann.

RedBull hatte für ihre momentanen Verhältnisse nahezu ein fantastisches Wochenende. Ricciardo schaffte es trotz mehrerer Kollisionen und Zwischenfälle im Rennen auf Platz 3 zu fahren. Und Teamkollege Kwjat? Der fuhr ein unauffälliges Rennen, profitierte von Safetycarphase und dem Chaos vor ihm und wurde sensationell Zweiter. Interessant war, dass die RedBull’s den Speed von Mercedes und Ferrari mitgehen konnten. Dies lag einerseits an der aerodynamisch sehr fordernden Strecke in Ungarn und andererseits wohl auch daran, dass man bei Renault es wohl geschafft hat, den Leistungsrückstand auf die Mercedes- und Ferrarimotoren zumindest etwas zu reduzieren. Hier gilt allerdings noch mehr, was schon zu Ferrari gesagt werden musste: Spa und Monza dürften eine böse Klatsche für die Renault betriebenen Fahrzeuge geben, in Singapur könnte es dann wieder besser laufen.

Das gute Wochenende für die Renaultfahrzeuge komplettierte Max Verstappen, der sensationell Vierter wurde, was bei Toro Rosso vollkommen zu Recht fast so gefeiert wurde wie ein Sieg. Damit stellte Verstappen auch unter Beweis, dass er vielleicht nicht zu Unrecht so jung schon in einem Formel 1 Wagen sitzt. Teamkollege Sainz schied aus und war nach dem Rennen stocksauer. Allerdings nicht wegen des Ausfalls, sondern weil vorher im Rennen das Team Verstappen vorher reinholte, obwohl dieser hinter Sainz lag. Verstappen schaffte so den Undercut, Sainz fühlt sich benachteiligt.

All dies waren aber noch nicht genügend Überraschungen. Fernando Alonso vollbrachte das Kunststück und stellt den McLaren (!), der diesmal nicht kaputt ging (!!), auf Platz Fünf (!!!), Teamkollege Button wurde 9. Hier zeigt sich aber: Das Chassis des McLaren ist anscheinend wirklich ganz gut, nur der Honda Motor lässt praktisch keine vernünftigen Ergebnisse zu. Ein tolles Ergebnis für McLaren, dass die Truppe für die katastrophale Saison zumindest ein wenig entschädigt.

Grosjean wurde unauffällig 7. und holte wichtige Punkte für das Lotusteam. Alles was Grosjean an Aufmerksamkeit fehlte, sicherte sich jedoch „Racingblog’s Favourite Racing Driver“ Pastor Maldonado, der es schaffte, in einem Rennen sich 3 Strafen einzuhandeln. Zuerst bekam er eine Durchahrtsstrafe wegen einer Kollision mit Perez, diese war zumindest diskutabel. Während dieser Durchfahrtsstrafe hatte Maldonado es etwas zu eilig und war zu schnell in der Boxengasse, was prompt in der nächsten Durchfahrtsstrafe mündete. Aber Maldonado hatte noch nicht fertig, das Highlight hatte er sich bis zum Schluss aufgehoben: Überholen hinter dem Safetycar. Am Ende sprang dann auch nur Platz 14 heraus.

Die beiden Sauber kamen auf die Plätze 10 und 11, womit Ericsson der Truppe immerhin einen Punkt sichern konnte. Völlig unter gingen die Williams , denen aber ähnlich wie den Mercedes die Strecke auch nicht lag. Massa wurde 12., Bottas 13. Als letzte Fahrzeuge kamen die Manorautos von Merhi und Stevens ins Ziel. Die beiden Force Indias fielen aus. Perez mit technischen Problemen, bei Hülkenberg brach auf der Geraden einfach der Frontflügel weg, was zu einem Einschlag in die Reifenstapel und somit zur Safetycarphase führte.

Jetzt ist erstmal Sommerpause, in den Fabriken darf offiziell ab nächster Woche nicht mehr gearbeitet werden. Weiter geht es am 23. August in Spa.

Bilder: Ferrari/McLaren

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