Heute Morgen war die Strecke nass, also konnte man auch mal die Regenreifen von Pirelli ausprobieren. Am Nachmittag war es wieder trocken, aber die Zeiten sind schwer zu interpretieren.
Im Grunde war der Regen ein Glücksfall für die Teams, denn die Regenreifen hat man bisher noch nicht testen können. Ein paar Runden in Barcelona sind da schon sehr hilfreich, vor allem auf abtrocknende Strecke, weil man so auch sieht, wie schnell die Reifen sich auflösen. Aus den Zeiten des Vormittags kann man aber dennoch nichts herauslesen, zumal der Regen ja auch eher ein Gleichmacher ist. Aber auch die Zeiten vom Nachmittag sind heute wenig wert, vor allem was einen Vergleich mit dem Vortag angeht. Da das Gummi über Nacht von der Strecke gewaschen wurde, hatten die Teams wieder eine grüne Strecke vor sich. Red Bull und Ferrari simulierten heute Renndistanzen, die Zeiten waren aber recht unterschiedlich, weil Ferrari offensichtlich meist mit vollen Tanks unterwegs war. Die Bestzeit holte sich Rosberg, aber der war nur auf kurzen Stints unterwegs. Offenbar simulierte man eine Qualifikation.
Die heutigen Zeiten sollte man also mit Vorsicht genießen, aber ein paar Vergleiche kann man schon anstellen. Ich nehme dafür mal zwei mittlere Stints:
Webber
24.9, 28.3, 29.1, 28.4, 28.3, 28.3, 29.0, 28.5, 29.0, 28.6, 29.1, 32.2, 29.2, 30.1, 29.8, 30.3, 30.7
Alonso
28.2, 36.5, 27.8, 28.1, 28.3, 28,7, 29,0, 28.9, 28.9, 29,3, 29.2, 29.4, 29.9, 30.1, 31.5
Rosberg
30.3, 28.5, 29.4, 29.4, 30.1, 29.7, 30.3, 35.0, 29.9, 29.9, 30.2, 30.4, 30.2, 30.4
Daran sieht man, dass Rosberg schwerer unterwegs war. Die schnellste Zeit legte er bei einer einzigen Quali-Runde hin. Dennoch zeigte man sich bei Mercedes durchaus zuversichtlich. Man habe einen Schritt nach vorne gemacht, hieß es in der Pressemitteilung. Allerdings sehe ich den Abstand weiter bei einer halben Sekunde zu Ferrari und Red Bull. Beim Weltmeister-Team sind die Zeiten zwar hübsch anzusehen, aber komplett ohne Probleme ist man nicht. Die auffällig kleinen Seitenkästen sorgen wohl dafür, dass die Hitze des Renault-Motors nur schwer abzieht. In Barcelona war es recht kühl, interessant wird es also erst, wenn man bei 30+ Grad unterwegs ist.
Wer die Zeiten von McLaren vermisst: Deren Zeiten lassen sich bisher nur schwer vergleichen, weil sie bisher keine richtigen langen Stints gefahren sind. Die Sorgenfalten bei McLaren sind wohl schon vorhanden, die Zeiten der kurzen Runden sahen aber nicht schlecht aus und lagen durchaus bei Red Bull und Ferrari.
Viel dreht sich um die Reifen und da ist vielleicht noch ein Vergleich mit den Zeiten Perez im Sauber interessant, der zwischenzeitlich einen sehr konstanten Stint zeigte.
Perez
30.3, 30.0, 30.1, 30.4, 30.4, 30.3, 30.7, 30.4, 30.9, 30.8, 30.8, 30.8, 30.7, 30.9, 31.0, 31.0, 31.7, 32.6, 32.4, 31.9
Offenbar wollte Sauber sehen, wie sich die Reifen verhalten, wenn man sehr konstante Runden fährt und keine Attacke reitet. Der Drop-Off, also der Zeitverlust durch den Abbau der Reifen hält sich dann in Grenzen. Bei normaler Fahrt, liegt der Verlust schon deutlich höher.
Ebenfalls fällt auf, dass sich die Zeiten Sinuskurven-artig nach unten bewegen. Auf eine schnelle Runde folgt eine langsamere, dann erholt sich der Reifen wieder leicht um wieder abzufallen. Rundenlange „Quali-Runden“ wird man also nicht fahren können, schon gar nicht am Ende eines Stints, wenn die Reifen hinüber sind.
Sollte diese Einschätzungen stimmen, werden wir völlig neue Strategieentscheidungen sehen. Die Frage wird sein, ob es mehr Sinn macht gleichmäßige Runden ohne Zweikämpfe zu fahren, oder ob man lieber auf Angriff setzt. Der unterschiedliche Reifenverschleiss der jeweiligen Chassis auf unterschiedlichen Belägen und bei unterschiedlichen Temperaturen wird eine entscheidende Rolle spielen. Wer da die Nase vorne haben wird, ist schwer zu sagen, denn die Teams geben bei den Tests ja nicht bekannt, welche Reifen sie drauf haben. So kann man auch nicht erkennen, welches Team vielleicht besser mit den harten und nicht so gut mit den Medium-Reifen klar kommt.
Diese Strategie wird die Rennen entscheidend prägen und könnte dafür sorgen, dass es langweilig wird. Wenn wegen des massiven Abbau der Reifen die Teams vor allem in den ersten Stints lieber Vorsicht walten lassen wollen, könnten die Rennen, KERS hin neuer Heckflügel her, sehr statisch werden. Auf der anderen Seite dürfte es viel Trubel im Mittelfeld geben, denn die Teams ab Platz 10 haben ja im Gegensatz zu jenen in Q3 freie Reifenwahl.
Kurz zu den anderen Teams: Renault ließ heute Petrov ans Steuer, der fuhr aber nur kurze Stints, so dass man die Zeiten nicht vergleichen kann. Ähnliches gilt für Force India, wo Sutil aber gegen Nachmittag einen längeren Stint fuhr. Die Zeiten starteten bei 31.5 und blieben in dem Rahmen. In der zweiten Hälfte sanken die Rundenzeiten aber dann in den Bereich 33.5 bis 34.5.
Sorgen muss man sich wohl um Virgin machen. Deren Zeiten sahen auf den kurzen 5 Runden Stints nicht schlecht aus, aber lange Ausfahrten hat man auch nicht gesehen. Wenn das heute Quali-Simulationen waren, dann fehlen Virgin mal wieder mehr als drei Sekunden nach vorne.
Bei Lotus sieht etwas besser aus, da sind es wohl 2 bis 2.5 Sekunden, aber der T128 wird permanent von technischen Problemen geplagt. Die liegen wohl vor allem im Bereich der Kühlung. Tests sind zwar dazu da, genau diese Probleme zu finden, aber es hilft auch nicht, wenn man nicht genug Runden hin bekommt, in denen der Wagen läuft. Immerhin: Es ist leichter ein schnelles Auto standhaft zu machen, als langsames Auto schnell.
HRT setzte den ehemaligen Jordan Testpiloten Giorgio Mondini ein (warum auch immer), wird aber am letzten Testtag nicht mehr teilnehmen.
Morgen ist der vor erst letzte Tag in Barcelona, vermutlich wird man sich nächste Woche aber wieder dort treffen. Dass man die geplanten Tests in Bahrain durch ziehen wird, ist mehr als unwahrscheinlich, auch wenn es noch keine offizielle Absage gibt. Für den Grand Prix selber sinken die Chancen. Bernie Ecclestone hat heute gesagt, dass die Regierung von Bahrain am Dienstag eine Entscheidung bekannt geben wird, aber die Teams haben von ihren Sponsoren wohl zu hören bekommen, dass ein Start eher nicht so schön wäre. Allerdings können die Teams dies nicht selber entscheiden, sie sind vertraglich verpflichtet bei den Rennen anzutreten. Einmischen könnte sich noch die FIA, die sich aber nach Ecclestone und der Regierung in Bahrain richten werden.
1 Rosberg Mercedes 1m23.168s
2 Petrov Renault 1m23.463s +0.295
3 Hamilton McLaren 1m23.858s +0.690
4 Maldonado Williams 1m24.815s +1.647
5 Webber Red Bull 1m24.995s +1.827
6 Trulli Lotus 1m25.454s +2.286
7 Perez Sauber 1m25.557s +2.389
8 Sutil Force India 1m25.720s +2.552
9 Buemi Toro Rosso 1m26.155s +2.987
10 Massa Ferrari 1m26.508s +3.340
11 Glock Virgin 1m26.598s +3.430
12 Mondini HRT 1m28.178s +5.010
13 Ricciardo Toro Rosso 1m28.329s +5.161
14 Karthikeyan HRT 1m30.722s +7.554
Bilder: Ferrari, Team Lotus, Force India, Williams, Red Bull, Toro Rosso, HRT