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Formel Eins: GP Nürburgring

von DonDahlmann
4 Kommentare

Ich war lange nicht mehr zu Besuch bei einem Formel Eins Rennen. Die Einladung zum Ring kam dann gerade recht. Auch um zu sehen, was bei der Serie alles so im argen liegt.

mclaren_box_3Um es gleich vorweg zu sagen: Das Wochenende war insgesamt eine Wucht. Das lag nicht nur an der extrem netten Betreuung durch das McLaren Team*, sondern auch an dem Erlebnis insgesamt. So nah kommt man als „Normalsterblicher“ ja nie an die Wagen und die Teams heran. Begonnen hatte das Wochenende am Freitag, nach den freien Training, als wir so gegen 17.00 Uhr ins Fahrerlager eingeladen wurden. Dort konnten wir das bekannte McLaren-Mercedes Brandcenter besichtigen. Das Ding ist wirklich riesig. Zwei Etagen, genug Platz um eine mittelgroße Party zu feiern und hinter den Kulissen arbeiten unzählige Angestellte. Für den Transport braucht man 14 (!) Trucks, der Aufbau dauert zwei Tage. Das ist aber noch nichts gegen das Brandcenter von Red Bull, das so groß ist, dass man ernsthaft das halbe Fahrerlager unter bekommt. Nach einer netten Begrüßung bekamen wir dann auch noch einen Rundgang durch die Box und konnten einen Blick auf die Computerbildschirme der Ingenieure werfen. Aber so richtig rund ging es erst am Samstag.

ticketsDa ging es dann zum ersten Mal in den „Paddock Club“, also jenen semi-VIP-Bereich, für den man auch Karten kaufen kann. Dabei ist der Zugang zu diesem Club alles andere als einfach. Man braucht eine Paddock-Club-Karte, man braucht dazu ein Armband und wenn man zusätzlich von einem Sponsor eingeladen ist, benötigt man auch noch eine weitere Karte. Den Spaß hat man im übrigen nicht nur einmal am Wochenende, das wäre ja einfach. Weil Bernie nicht möchte, dass jemand eine Wochenendkarte kauft, und die vielleicht in der Familie weiter gibt, so das fünf Leute zum Preis von einem reinkommen, gibt es jeden Tag neue Eintrittskarten und neue Armbänder.

Die Lounges selber sind nett und die Bewirtung ist wie erwartet sehr gut. Man gibt sich Mühe, den Sponsoren und zahlenden Gästen etwas zu bieten. Da es für Mercedes das Heimrennen war, saß ich im Mercedes-Turm am Ende der Boxengasse. Unter hatten BrawnGP und Force India ihre Boxen, was gute Fotos gab. Das erste, was mir am Samstagmorgen beim 3. Training auffiel, als die Wagen zum ersten Mal mit Fullspeed an mir vorbeidonnerten, war die infernalische Lautstärke. Man vergisst so schnell, wie laut die F1 eigentlich sind. Meine persönliche Meinung: wirklich gut klingen tun sie aber nicht. So lange sie im Leerlauf sind, geht es, aber wenn die kleinen V8 die 18.000 U/min erreichen hat das den Charme einer Kreissäge. Als am Sonntag ein paar alte Mercedes F1 aus den 50er Jahren ein paar Runden drehten, klang das deutlich besser. Statt eines hysterisch kreischenden Nähmaschinenmotor, bollerte der V8 des W196 wie ein drohendes Gewitter um den Kurs.

Als Fernsehzuschauer ist man auch verwöhnt, was die Übertragung und die Übersicht über das Rennen angeht. Vor Ort ist das etwas schwerer. Dummerweise sieht man aus den VIP-Bereich keine der großen Leinwände. Entweder man geht rein und schaut sich alles auf den Fernsehern an, oder man geht raus und bekommt halt nichts mit. Es sei denn, man hat die Chance das „Kangaroo TV“ zu nutzen. Damit geht es dann allerdings wirklich gut, auch wenn das Livetiming extrem lahm ist. Die Quali habe ich mir dann lieber im Worldfeed angeschaut (der im übrigen das gesamte Wochenende am Ring von Stephan Heinrich kommentiert wurde). Schön bei dem Ding: Man kann sich durch sechs Cockpitperspektiven klicken.

Das GP2 Rennen war ja eher eintönig, aber schön zu sehen, dass der Geschwindigkeitsunterschied zwischen der GP2 und der F1 so groß gar nicht ist. Die kleine Serie verliert beim Anbremsen die meiste Zeit. Während ein F1 beim oder jenseits des 50 Meter Schildes bremst, steigen die Piloten der GP2 deutlich davor in die Eisen.

Am Samstag habe ich dann den obligatorischen Pit Walk mit gemacht. Der besteht eigentlich, wie am im Fernsehen sehen kann, daraus, das man in 10 Meter Abstand zu den Boxen durch die Boxengasse geführt wird. Man sieht aber schon einiges, da die Teams viele Wagenteile vor der Box lagern. Nur die Fahrer sieht man natürlich nicht.

Der Sonntag war dann dem Rennen gewidmet, aber das haben ja wohl die meisten im Fernsehen gesehen. Schwerst beeindruckt war ich vom Start. Es ist a) unfassbar, wie schnell die Wagen beschleunigen und b) spannend, wie nahe die sich kommen. Bei diesem Start kam man sich ja, wie Webber erleben durfte, zu nah. Die Berührung zwischen Webber und Barrichello war genau unter der Stelle, an der ich stand, aber es ging so schnell, dass ich mir bis zur Wiederholung im TV nicht sicher war, ob die überhaupt stattgefunden hat.

Und dann war alles viel zu schnell vorbei. Das Wochenende, das Rennen und der ganze Rest. Es hat riesig Spaß gemacht, aber es hat mir auch an einigen Stellen zu denken gegeben.

Wirklich negativ aufgefallen ist mir, wie abgeschottet die Formel Eins mittlerweile ist. Das Fahrerlager (für das man keine Karten kaufen kann, man kommt nur auf Einladung rein), ist derartig aufgeräumt und klinisch rein, dass es kaum noch Atmosphäre hat. Die Teams und ihre Sponsoren, bzw. Gäste sitzen in den Motorhomes, in die man nur dann reinkommt, wenn man einen weitere Einladung hat. Oder zur Presse gehört. Den Teammitgliedern ist es auch verboten die anderen Motorhomes zu besuchen. Jedenfalls einigen Teams. Zwar kennt man sich untereinander natürlich gut, aber man trifft sich nur außerhalb der Motorhomes.
Als Fan kommt man weder an die Fahrer noch an die Teams richtig ran. Egal ob man 99 Euro für das Tagestickt oder 2000 für ein VIP-Paket zahlt. Wirklich Kontakt bekommt man nicht.

Das ist einerseits nachvollziehbar, denn die Teams und die Fahrer müssen arbeiten, andererseits macht es den Sport auch etwas entrückt. Es dreht sich alles nur noch um die Sponsoren, die mit ihren Geldern die Sache am Leben erhalten. Das alles macht die Formel Eins, auch wenn man vor Ort ist, kalt und uncharmant. Nicht das ich falsch verstanden werden. Die Betreuung war großartig, man bekommt viel geboten und das Erlebnis eines Rennens ist weiterhin gut, zumal sich an der Strecke die Dramatik eines Rennens viel besser nach empfinden lässt. Vielleicht bin ich auch in dem Punkt einfach zu verwöhnt aus den 70er/80er Jahren, oder von den anderen Rennserien, die einen ins Fahrerlager und in die Nähe der Teams lassen, aber die Abschottung führt dazu, dass die Formel Eins die Aura eines künstlichen Produktes bekommt. Alles ist etwas zu glatt, zu schick und nicht mehr hemdsärmelig, so wie Motorsport eben manchmal ist.

Das ist bedauerlich, denn so vermisst man halt die Geschichte der Formel Eins auch etwas. Also eben jene Zeit, als man im Fahrerlager Teams und Fahrer dabei beobachten konnte, wie sie zusammen den Wagen für den nächsten vorbereitet haben. Das Wochenende hat mir auch klar gemacht, dass die F1 dringend etwas für die Fans tun muss.

Hier schon mal ein paar Bilder. Den Rest liefere ich nach und nach, wenn ich dazu gekommen bin, die ganzen Fotos auch zu sichten :)

*Disclaimer: Ich war auf Einladung von Vodafone vor Ort.

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4 Kommentare

Ich 15 Juli, 2009 - 19:44

Das war das richtige Rennen, um vor Ort zu sein. Für mich das erste wirklich sehenswerte Rennen der Saison (Melbourne war natürlich aufregend, weil alles neu war, aber schon nach kurzer Zeit war ja alles klar). Allerdings war das Qualifying viel besser als das Rennen. Schade, dass es am Sonntag nicht geregnet hat.

PS: Was sagen die Anwesenden ;-) eigentlich zu der ganzen Situation mit und um Barrichello?

Manuel 16 Juli, 2009 - 09:38

Was muss man denn machen um von Vodafone eingeladen zu werden?

athloni 16 Juli, 2009 - 14:00

@Manuel
glaube mich erinnern zu können, dass Don für Vodafone Berichte oder sowas schreibt. ;)

DonDahlmann 16 Juli, 2009 - 14:03

Unter anderem, ja. Ich hatte mit denen im Vorfeld der neuen Kampagne sowieso zu tun und so ergab sich dann der Kontakt. War ne Mischung aus Arbeit und Zufall ;)

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