Endlich ist es Mai. Doch bevor das Spektakel in Indianpolis beginnt, macht die IndyCar-Serie noch einen Abstecher nach Birmingham.
Die Strecke im Barber Motorsports Park ist eine meiner Lieblingsstrecken. Sie ist einfach wunderschön in die Landschaft eingebettet. Mit den vielen Fans auf den Hügeln und den Skulpturen ergeben sich viele tolle Bilder. Deshalb steht die Strecke seit 2010 auch im Kalender der IndyCar-Serie. Leider sind die Rennen meist nicht so gut. Außerdem dominiert hier von Anfang an das Team Penske. In den letzten beiden Jahren siegte Scott McLaughlin und Will Power stand jeweils auf dem Podium. Will Power selbst gewann 2011 und 2012 und auch Josef Newgarden konnte sich 2017 und 18 (und 2015 für CFH Racing) in die Siegerliste eintragen. Mit den Siegen von Helio Castroneves (2010) und Simon Pagenaud (2016) hat das Team Penske 8 von 14 Rennen gewonnen. Von den aktiven Fahrern waren Pato O’Ward 2022 und Alex Palou 2021 erfolgreich. Entsprechend gering ist die Quote für einen Sieg von Team Penske, insbesondere von Scott McLaughlin.
Erster Herausforderer ist der amtierende Champion und auch wieder Führende in der Meisterschaftstabelle: Alex Palou. Nach zwei Siegen zu Saisonbeginn musste er sich in Long Beach mit Rang zwei begnügen. Ohne technischen Defekt oder Unfall durch einen Konkurrenten ist ein Platz in den Top 5 fast sicher und ein Podiumsplatz sehr wahrscheinlich. Die Liste seiner Platzierungen außerhalb der Top 5 in den letzten beiden Jahren ist kurz (8 von 37) und die letzten beiden fuhr er ein, als die Meisterschaft schon sicher war.
Andretti Global befindet sich in einer interessanten Situation. Das Team ist sehr gut in die Saison gestartet und belegt den zweiten Platz in der Meisterschaft. Diesen hat sich Kyle Kirkwood mit einem Sieg in Long Beach gesichert. In seiner Zeit bei Andretti hatte er immer wieder sehr gute Rennen, aber es fehlte die Konstanz und so war Colton Herta die unumstrittene Nummer 1 im Team. Mit einer guten Platzierung könnte Kirkwood weiter an Hertas Thron sägen. Allerdings war der Barber Motorsports Park bisher nicht sein bestes Pflaster. Seine beste Platzierung war Rang 10 im Vorjahr. Aber auch Colton Herta hat nur Rang acht als bestes Ergebnis in seinen Büchern stehen und Marcus Ericsson kam seit seinem Debüt für Schmidt Peterson Motorsport nicht über Rang sieben hinaus.
Ähnlich sieht es bei Arrow McLaren aus. Auch hier schwächelte die Nummer 1, Pato O’Ward, bisher, während Christian Lundgaard zweimal auf dem Podium stand. Der große Unterschied zu Andretti ist, dass O’Ward in Alabama schon sehr erfolgreich war. Neben einem Sieg stehen zwei weitere Top-5-Platzierungen zu Buche. Aber auch Christian Lundgaard fuhr in den letzten beiden Jahren für RLL Racing jeweils auf Platz 6. Insgesamt schätze ich McLaren an diesem Wochenende etwas stärker ein als Andretti.
Eine gewisse Wildcard stellt noch Felix Rosenqvist für Meyer Shank Racing dar. Im vergangenen Jahr war er im Qualifying teilweise sehr schnell, konnte diese Leistung im Rennen aber meist nicht halten. In diesem Jahr hat sich das geändert. Nach Platz 7 in St. Petersburg fuhr er zweimal in die Top 5. Wenn er und das Team diese Leistung konservieren können, ist Rosenqvist auf jeder Strecke ein gefährlicher Gegner und der Barber Motorsports Park liegt ihm. Im vergangenen Jahr wurde er hier Vierter.
Da die Strecke das Überholen für die Fahrer recht schwierig macht, hatten viele Rennen das Prädikat „Taktik-Klassiker“. Dementsprechend wichtig ist die Strategie. In den vergangenen Jahren gab es zwei recht ähnliche Strategien: 2-Stopp mit Spritsparen oder 3-Stopp und Vollgas. In den ersten Rennen des Jahres war die Haltbarkeit der weicheren Option-Reifen oft ein Problem. Das würde auch in Alabama für die 3-Stopp-Strategie sprechen. Diese war auch die Siegbringende im Vorjahr. Je nach Startposition werden die Teams aber sicher wieder das eine oder andere Risiko eingehen. Eine weitere Unbekannte sind die Gelbphasen, die im Barber Motorsports Park recht häufig sind. Auslöser sind die vielen Kiesbetten und die eingeschränkten Überholmöglichkeiten. Das verleitet die Piloten gerne mal zur Brechstange.
Strecke
Auf einer Länge von 3,84 km gibt es insgesamt 17 Kurven. Am Ende der Start- und Zielgeraden geht es durch eine kleine Senke 64 Grad nach links bergauf und in einer langgezogenen doppelten Rechtskurve wieder bergab. Eine blind anzufahrende Rechtskurve führt auf eine kurze Gerade und zur langsamsten Stelle der Strecke. Die enge Haarnadelkurve lädt zu Überholmanövern ein, die nicht selten in Karbonschrott enden. Es folgt eine Vollgaspassage durch eine leichte Linkskurve zu einer langsamen Rechts-Links-Schikane, die in eine immer weiter werdende Rechtskurve mündet. Nach einer kurzen Beschleunigungsphase führt eine schnelle S-Kurve auf die längste Gerade der Strecke, die mit einer Links-Rechts-Passage endet. Die folgende Rechtskurve muss wieder blind angefahren werden und führt bergauf zum Horseshoe, einer langen doppelten Rechtskurve. Eine 90 Grad Linkskurve bringt die Fahrer wieder auf die Start- und Zielgerade. Insgesamt eine sehr schöne, flüssige, schnelle und fahrerisch anspruchsvolle Strecke. Überholen ist leider fast unmöglich.
Zeitplan (eastern time, MEZ)
Freitag, 02. Mai
3:30 – 4:55 p.m. (21:30 – 22:55) – NTT IndyCar Series practice #1
Samstag 03. Mai
11:30 – 11:30 p.m. (17:30 – 17:30) – NTT IndyCar Series practice #2
2:30 p.m. (20:30) – Qualifying for the NTT P1 Award (three rounds of Verizon IndyCar Series knockout qualifications)
Sonntag, 04. Mai
10:00 – 10:30 p.m. (16:00 – 16:30) – NTT IndyCar Series Warm-Up
1:30 p.m. (19:00) – FOX on air
1:47 p.m. (19:47) – Honda Indy Grand Prix of Alabama (90 laps/207 miles), FOX, Sky (Live)