Home Motorsport GT World Challenge Europe Sprint Cup: Analyse Misano – Umjubelter Sieg für das Duo Maxime Martin/Valentino Rossi am Rimini

GT World Challenge Europe Sprint Cup: Analyse Misano – Umjubelter Sieg für das Duo Maxime Martin/Valentino Rossi am Rimini

von Nils Otterbein
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Das Wochenende in Misano bot ein neues Rekordstarterfeld für den Sprint Cup mit 42 Fahrzeugen. Auf der Motorradstrecke wurde guter GT-Sport geboten. Vor allem der Sieg beim Sonntagsrennen fand auch außerhalb der Fachpresse Erwähnung.

Erstmals waren in Misano auch die Bronze-Fahrzeuge mit dabei, die man bislang nur aus dem Endurance-Cup kannte. Da der Bronze-Cup die größte Klasse des GTWC-Gefüges darstellt, wuchs das Feld damit für ein Sprintformat massiv an. Eines vorweg: Wie auch schon in den Endurance-Rennen blieben wir von Crash- oder Safety-Car-Orgien, wie sie zuweilen in der GT4 European Series vorkommen, verschont. Durch das große Feld wurde auch die Qualifikation gesplittet. Die beiden separat ausgetragenen Qualifikationen wurden je in zehnminütige Sessions unterteilt, einmal für die Klassen Silber und Bronze sowie einmal für die Klassen Gold und Pro. Somit wurde das Feld in 22, bzw. 20 Wagen ausgeteilt. Anders als bei vergleichbaren Abläufen in der Formel 2 in Monaco oder der DTM am Norisring schaffte man das Format ohne längere Pausen durchzuziehen.

Samstag

In der samstäglichen Qualifikation für das erste Rennen absolvierten die Pro- und Gold-Besatzungen die erste zehnminütige Einheit, während die beiden anderen Klassen die Zweite absolvierten. Durch die nominell besseren Streckenbedingungen schafften es einige Fahrzeuge außerhalb des Pro-Cups unter die besten zehn Startplätze mit u.a. vier Wagen aus dem Bronze-Cup. Standesgemäß setzte Raffaele Marciello die Pole vor dem Emil Frey Ferrari von Giacomo Altoe. Die beiden McLaren von Garage 59 kamen auf den dritten und fünften Rang. Im Rennen sollte sich die Durchmischung der unterschiedlichen Fahrereinstufungen dann wie so oft aufheben und die Pro-Besatzungen kamen nach vorne. Eine sehr enttäuschende Qualifikation erlebten die vier BMW aus der WRT-Mannschaft, die alle nur um die 20. Position landeten. Es sollte das Salz in der Suppe für das Rennen bieten.

Rennen 1

Nach dem Start gab es direkt die erste Schrecksekunde. Der McLaren von Nicolai Kjaergaard rutschte quer über die Fahrbahn und räumte einen der Lamborghinis im vorderen Feld ab. Mit Dennis Marschall wurde ein drittes Auto in diesen Unfall beteiligt. Mit viel Glück ist man hier einem größeren Massenunfall wie bei der Formel E in Rom entkommen. Noch nicht mal ein Safety-Car brauchte es nach dem Zwischenfall.

Im Mittelfeld dauerte es wie im Endurance-Cup sehr lange bis die Plätze bezogen waren. Die BMW kamen mit Charles Weerts, Valentino Rossi und Niklas Krütten gut durch den Verkehr. An der Spitze waren die Plätze schnell bezogen und Marciello konnte vor Altoe im Ferrari und Enrique Chaves, der wie so oft den Bronze-Cup anführte, die Führung ausbauen.

Der Gewinner des Stoppfensters war der WRT BMW #32 mit Weerts/Vanthoor, die einen frühen Stopp einlegten und bis auf die sechste Position nach vorne kamen. Auch die #46 mit Rossi/Martin konnte einige Plätze gutmachen. Nun ergab sich die Situation, dass einige der Topplatzierten auf den nominell schwächeren Fahrer setzten mit Boguslavskiy im Akkodis ASP Mercedes, Konsta Lappalainen und Thierry Vermeulen in den Emil Frey Ferraris oder Niklas Baert im Comtoyou Audi. Der McLaren verlor nun auch einige Plätze, da der Bronze-Pilot Miguel Ramos große physische Probleme durch die Hitze bekam.

Vorne blieb es ein recht ruhiges Rennen und Timur Boguslavskiy konnte den Vorsprung konsolidieren. Im Sprint-Cup sind seine Leistungen ohnehin oft besser und allzu stark war die Konkurrenz im Schlussstint nicht. Eine beeindruckende Schlussphase hatte am Ende Dries Vanthoor, der den Emil Frey Ferrari von Vermeulen weichkochte sowie den Audi von Nicolas Baert. Am Ende reichte es für den dritten Rang trotz Startplatz 21!

In den unteren Fahrerkategorien gab es recht eindeutige Klassensiege. Mit dem sechsten Gesamtrang konnte das Audi-Duo Panis/Di Folco für Boutsen VDS den Sieg im Gold-Cup einfahren, womit man gleichzeitig bester Audi war. Es zeigt, dass durchweg alle Audi-Teams in der GTWC fahrerische Schwachpunkte haben. Das Ergebnis bei den 24 Stunden von Spa wäre ohne den Gaststart von Scherer PHX auch nicht allzu gut ausgefallen. Zu bedenken gilt, dass Misano immer eine Paradestrecke für den R8 war. Im Silber-Cup gewann der Haupt Racing Mercedes mit Frank Bird/Jordan Love und im Bronze-Cup der Garage 59 McLaren mit Enrique Chaves und einem sichtlich gezeichneten Miguel Ramos.

Sonntag

Das Quecksilber stieg auch in den frühen Morgenstunden des Samstags nochmal höher an und die Reihenfolge der Qualifikation wurde umgedreht. Die besseren Verhältnisse sollten nun die Pro- und Gold-Besatzungen haben, wodurch größere Überraschungen wie am Samstag ausblieben. Beherrscht wurde die Session von BMW und Audi. Wenig überraschend holte sich Dries Vanthoor nach seinem Husarenritt im ersten Rennen die Pole für das zweite Rennen. Patric Niederhauser konnte die Audi-Ehre mit dem zweiten Rang retten. Wie üblich hatte Maxime Martin in der viel Beachteten #46 ebenso eine starke Qualifikationsleistung. Die beiden Emil Frey Ferraris konnten nach zuletzt eher schwachen Leistungen in der DTM ihr starkes Wochenende fortsetzen und schafften es in die ersten drei Startreihen. Harzig läuft die Saison weiterhin für Dinamic GT Huber, die es mal wieder als einziges Pro-Team von Porsche nicht in die besten zehn schafften.

Rennen 2

Der Start erfolgte ohne größere Zwischenfälle und die Positionen schienen auch im Mittelfeld schneller bezogen zu sein wie noch am Samstag. Das spannendste Duell erlebte man um die Spitze im Silber-Cup zwischen Nicola Marinangeli im AF Corse Ferrari und Alex Aka im Attempto Audi, die sich einige Runden gut duellierten. Vorne konnten Vanthoor, Niederhauser, Martin, Haase, Lappalainen und Vermeulen ihre Position gemäß ihrem fahrerischen Können halten.

Kurz vor dem Stoppfenster kam es dann zum einzigen Safety-Car innerhalb der beiden Rennen, da Alberto Di Folco im Boutsen VDS Audi heftig abflog, nachdem er in einem Pulk rund um die Spitze im Silber-Cup auf die Wiese abgedrängt wurde. Der Reifenstapel konnte jedoch schnell wieder gerichtet werden, wodurch das Stoppfenster nur um eine Minute verschoben wurde. Da das Wechselfenster direkt nach Beendigungen der Safety-Car-Phase begann, gingen bereits Dries Vanthoor, Maxime Martin und Konsta Lappalainen bei der ersten Gelegenheit an die Box, um anschließend freie Fahrt zu haben, da das Feld zusammengeführt wurde. Die #32 von Vanthoor/Weerts verlor einige Plätze, um ein unsafe-release zu verhindern, wodurch die Zuschauer auf den Tribünen schnell merkten, dass nun kein geringer als „VR46“ die bereinigte Spitze übernahm.

Die Position änderten sich im Stoppfenster massiv: Beispielweise fiel die #32 von Vanthoor/Weerts von P1 auf P9 zurück, während z.B. die #31 mit Neubauer/Simmenauer von P8 auf P3 kam. Lucas Legeret war im Comtoyou Audi nun auf dem zweiten Rang mit einigen Sekunden hinter Valentino Rossi platziert. Der Audi von Erwan Bastard, den Patric Niederhauser im ersten Stint pilotierte, verlor auch nach dem Stopp noch an Boden.

Den größten Sprung konnte nach dem Stopp wie üblich Raffaele Marciello machen, der den Mercedes von Boguslavskiy um den zehnten Platz übernahm und am Ende noch Vierter wurde, da Albert Costa im Ferrari die einzige Strafe wegen Track Limit-Vergehen in der Spitzengruppe bekam. Etwas enttäuschend lief der Sonntag für Charles Weerts, der von den Leistungen eines Dries Vanthoor weit entfernt war und auch keinen Boden nach dem verpatzten Stopp gutmachte.

Vorne konnte Rossi seinen ersten Gesamtsieg auf vier Rädern einfahren. Einen Klassensieg fuhr er bereits im Rahmen der 24 Stunden von Le Mans ein, als er im Road to Le Mans Rennen des Michelin Le Mans Cups die GT3-Klasse gewann, ebenfalls mit seinem Kollegen Maxime Martin. Diesen Erfolg möchte ich keinesfalls schmälern, da Rossi in den letzten 1,5 Jahren einen enormen Sprung im Automobilsport gemacht hat, aber: Allzu hoch würde ich diesen Sieg nicht hängen, wenn man in der Schlussphase einen Vorsprung gegen Leute wie Lucas Legeret, Jean-Baptiste Simmenauer, Albert Costa oder Giacomo Altoe halten muss, ohne die Klasse dieser Piloten schlechtreden zu wollen. Bei der Gegnerschaft handelte es sich in seinem Stint bei weitem nicht um das Establishment des GT3-Sports und ohne den verpatzten Stopp der #32 wäre es zu diesem Sieg womöglich gar nicht gekommen. Auch deswegen habe ich im Titel des Beitrags bewusst den Namen des Teamkollegen erwähnt, da viele Medien nur Schlagzeilen wie „Rossi gewinnt erstes GT-Rennen“ raushauen, ohne die Leistung des Teamkollegen im ersten Stint und insbesondere in der Qualifikation zu berücksichtigen. Man muss feststellen: Sobald Rossi die Qualifikation fährt, ist man meist außerhalb der Spitzenränge. Was jedoch ob seiner kurzen Zeit im GT-Sports keine Schande ist.

Für WRT war es nebenbei der erste Rennsieg mit dem BMW M4. Lucas Legeret im Comtoyou Audi und Jean-Baptiste Simmenauer in einem weiteren WRT BMW komplettierten das Podium. WRT gewann mit der #30 durch Callan Williams/Niklas Krütten auch noch den Gold-Cup. Den Silber-Cup gewannen nach harten Duellen Lorenzo Patrese/Alex Aka für Attempto Racing. Den Bronze-Cup dominierte weiterhin das McLaren-Duo Chaves/Ramos.

Im Sprint-Cup hat das Akkodis ASP Team mit Marciello/Boguslavskiy nun ein kleines Polster in der Tabelle aufbauen können.

Weiter geht es mit der Rennserie in zwei Wochen auf dem Nürburgring – dann wieder mit einem dreistündigen Endurance-Lauf.

Bildquelle: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery?filter_season_id=23&filter_meeting_id=203&filter_race_id=1378&filter_text=Simmenauer)

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