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ADAC GT Masters: Analyse Nürburgring – wachsendes Feld in der Eifel

von Nils Otterbein
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Erstmals nach 2012 war das ADAC GT Masters im Rahmen des beliebten ADAC Truck Grand Prix im Nürburgring unterwegs. Das Wochenende brachte eine Vielzahl an Überraschungen und Hoffnung für die Zukunft der angeschlagenen Rennserie.

Wie schon am Ende der Norisring-Analyse angesprochen durfte man sich am letzten Wochenende über ein wachsendes Starterfeld freuen. Von elf, bzw. zehn Wagen wuchs das Feld auf 15 Autos an. Möglich machten es Gaststarter, die neuerdings punkteberechtigt sind und die die Vorzüge des neuen Pro/Am-Konzepts zu schätzen wissen. Project 1 setzte einen BMW M4 ein, um insbesondere Sandro Holzem auf einen Einsatz in der DTM vorzubereiten und um von DTM-Pilot Marco Wittmann lernen zu können. Hinzu kam Paul Motorsport mit dem älteren Lamborghini Huracan. Außerdem setzte Schnitzelalm Racing einen Mercedes AMG ein und das Audi-Team aus Litauen kehrte nach einem prestigeträchtigen Rennen in der Heimat zurück und setzte direkt einen zweiten R8 ein.

Samstag

Für viele Fahrer war es im GT3 die erste Session unter nassen Bedingungen, wodurch große Leistungsunterschiede in der Qualifikation entstanden. Bei schwierigen Bedingungen setzte Tim Zimmermann im Porsche von Joos by Racemotion die Bestzeit vor Salman Owega, der eine Woche zuvor im Landgraf Mercedes den ersten Sieg einfuhr. Für die große Überraschung des Tages sorgte Simon Connor Primm bei seinem ersten GT3-Einsatz überhaupt im Paul Motorsport Lamborghini auf dem dritten Rang.

Rennen 1

Kurz vor dem Start gab es einen weiteren Regenschauer, was die Bedingungen in der Startphase schwierig werden ließ. Kim Luis Schramm und Collin Caresani im Mercedes von Schnitzelalm Racing drehten sich parallel zueinander nach dem Start weg und das Feld wurde weit auseinandergerissen. Durch die komplizierten Bedingungen gab es viele Platzwechsel. Tim Zimmermann fiel ein paar Plätze zurück, während u.a. Sandro Holzem einige Plätze gutmachte und zwei Wochen zuvor schon beim GTC Race Erfahrungen bei ähnlichen Bedingungen im M4 am Ring sammelte. Salman Owega ging in Führung und fuhr sich kontrolliert einen großen Vorsprung heraus.

Bis zum Fahrerwechsel bildete sich eine enge Kampfgruppe ab der zweiten Position mit Jannis Fittje, Simon Connor Primm, Tim Zimmermann, Alain Valente und Sandro Holzem. Kurios dabei: Bester Lamborghini und bester BMW waren zu diesem Zeitpunkt jeweils die Gaststarter. Das Wochenende hat gezeigt: BOP-Anpassungen und allen voran das Erfolgsgewicht haben aufgrund des größeren Felds einen viel größeren Stellenwert bekommen. Bei den Stopps ging ein erheblicher Teil des Felds bereits in der ersten möglichen Runde rein, um die Luftdrücke auf die verändernden Streckenverhältnisse anzupassen. Die #2 vom Haupt Racing Team mit Alain Valente/Ralf Aron ging erst gegen Ende des Fensters an die Box, was sich als goldrichtig herausstellte. Diese Besatzung kam auf den zweiten Rang vor, während der Landgraf Mercedes mit Owega/Seppänen die Führung klar behielt.

Nach dem Stopp wurde dann der Porsche von Huber Motorsport mit Nico Menzel zum Verlierer des Tages, weil sich die 25 Kg. Zusatzgewicht nach dem Sieg am Norisring massiv bemerkbar machten und er bis auf den achten Rang zurückfiel. Ähnlich schlecht lief es nach schwachem Qualifying für die Joos Mannschaft mit Finn Gehrsitz/Sven Müller, die nicht über den zehnten Rang hinauskamen. In der Schlussphase bildete sich ein enges Duell zwischen Ralf Aron, Maximilian Paul und Marco Wittmann um den zweiten Rang, bei dem die Positionen jedoch gleichblieben. Vorne konnten Owega/Seppänen nach dem Samstag am Norisring erneut das Samstagsrennen am Nürburgring gewinnen. Die große Sensation war der Paul Lamborghini, der beim ersten GT3-Einsatz des Jahres das Podium erreichte. Die Mannschaft hat viel Potenzial, da man auch im letzten Jahr nach der Übernahme von T3 Motorsport schon Achtungserfolge einfahren konnte. Damals in einem weitaus besseren Feld als in diesem Jahr.

Das Rennen hat gezeigt, dass zwölf Wagen verhältnismäßig ausgeglichen unterwegs waren. Die beiden Audis von Juta Racing und der Engstler Audi fahren noch hinterher aufgrund der Unerfahrenheit der Piloten. Hier darf das Jahr 2023 zweifelsohne als ein Lernjahr bezeichnet werden.

Sonntag

Der Sonntag startete unter idealen Bedingungen, womit Marco Mapelli im Grasser Lamborghini einen neuen Pole-Rekord für das GT Masters mit 1:25.3 einfahren konnte. Eine starke Quali erlebten auch die BMW mit Ben Green und Marco Wittmann, die auf den Plätzen zwei und vier die Session bestritten. Der Verlierer des Wochenendes wurde die Huber Motorsport Mannschaft, für die Nico Menzel nur den zwölften Rang einfuhr. Erstaunlich, da das Team am Nürburgring viele Kilometer mit der 992-Baureihe über die Einsätze in der NLS gesammelt hat.

Rennen 2

Ungut lief der Start für die frischgebackenen Tabellenführer mit Elias Seppänen, der sich eine Penalty Lap wegen eines Frühstarts einhandelte. Auch sie merkten das Erfolgsgewicht nach dem Sieg am Samstag deutlich stärker als im bisherigen Saisonverlauf. Im Verlauf des ersten Stints ging für Huber Motorsport das verkorkste Wochenende weiter, nachdem Nico Menzel von Arjun Maini umgedreht wurde, der sich hierfür drei Mal eine Penalty Lap einhandelte. Auch für die #3 von Haupt Racing lief es nach dem eher harzigen Norisring-Wochenende mit Maximilian Götz nicht besser, nachdem nun der eigentlich vorgesehene Arjun Maini am Steuer war.

Nach dem Start ging Wittmann an seinem Markenkollegen Ben Green vorbei, konnte aber die Lücke zu Mapelli nicht schließen, der als Führender ins Boxenstoppfenster ging. Man sah bei den meisten Teams die umgekehrten Taktiken wie am Samstag. In diesem Fall gingen die meisten möglichst spät an die Box, weil sonntags der besser eingestufte Pilot die Qualifikation in Verbindung mit dem Startstint fährt. Erneut asynchron agierte die Haupt Mannschaft mit der #2, die in diesem Fall sehr früh reinkam. Zu den Verlierern der mittleren Rennphase zählte der Schubert BMW, in dem Eduardo Coseteng von Ben Green übernahm und einige Plätze verlor.

Nach der Stoppphase ging es mit Benjamin Hites, Sandro Holzem und Finn Gehrsitz auf den Spitzenplätzen in eine spannende Schlussphase, bei der es jedoch keine größeren Verschiebungen gab. Erwähnenswert ist noch eine Kollision zwischen Alain Valente und Salman Owega, der den Tabellenführer aus Köln in der Mercedes Arena umdrehte. Wie schon am Norisring war zu sehen, dass sich die Mercedes-Teams aufs äußerste bekriegten. Kurioserweise konnte der Mercedes von Schnitzelalm Racing mit Marcel Marciewicz und Collin Caresani mit dem fünften Rang das beste Mercedes-Ergebnis herausfahren. Vorne konnten Sandro Holzem und Finn Gehrsitz wichtige Erfahrungen sammeln und hielten dem Druck stand, um das Podest nach Hause zu fahren. Für Holzem dürfte es ein wichtiges Rennen gewesen sein, um bei seinen ersten DTM-Einsätzen nicht zu sehr unterzugehen. An der Spitze konnte Benjamin Hites den ersten Erfolg für Grasser Racing nach der Rückkehr ins Championat nach Hause fahren.

Zur Halbzeit des Jahres ist nun alles dicht zusammengerückt. Die drei Porscheteams und der Landgraf Mercedes sind nur zehn Punkte getrennt, während sich Gehrsitz/Müller nun Halbzeitmeister nennen dürfen. Auch die Grasser Mannschaft ist nach vielen Ergebnissen im Mittelfeld mit 18 Punkten Rückstand nicht allzu weit weg.

Fazit

Das Wochenende hat gezeigt, dass das GT Masters nicht so tot ist, wie es nach den schwachen Feldern in Hockenheim und am Norisring den Anschein hatte. Mit der Mischung aus einer nach wie vor guten TV-Präsenz auf Sport 1 und dem neuerlichen Pro/Am-Charakter der Rennserie dürften einige potenzielle Teams Interesse an der Serie finden, einerseits Rückkehrer, andererseits Neulinge. Es braucht nicht immer riesige Felder und massenhaft Werksfahrer, um guten Motorsport zu zeigen. Weiter geht es mit der Serie nach einer langen Sommerpause am 09./10. September am Sachsenring. Alle restlichen Läufe werden nun im Rahmen der DTM ausgetragen.

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2630,2792)

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