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GT World Challenge Europe Sprint Cup: Analyse Brands Hatch

von Nils Otterbein
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Am vergangenen Wochenende startete der Sprint Cup traditionell im britischen Brands Hatch. Aufgrund der Streckenkapazität waren die Bronze-Wagen zum Auftakt nicht am Start. Die anspruchsvolle Strecke in der Grafschaft Kent bot zwei sehr unterschiedliche Rennen.


Der Zeitplan war in Brands Hatch wie jedes Jahr etwas unüblich. Die Qualifikation für beide Läufe wurde am Samstag ausgetragen, während beide Rennen am Sonntag gefahren wurden. In Misano wird es den gleichen Ablauf nur einen Tag nach vorne versetzt geben mit einer Qualifikation am Freitag und beiden Rennen am Samstag. Auf ein konstantes Format können sich die Teams im Gegensatz zu den GT3-Serien des ADAC also nicht einstellen. Neu ist derweil, dass die Qualifikationssessions nur noch zehn Minuten gehen, was aufgrund der langen Wartezeiten der Teams gerechtfertigt ist! Mal ehrlich: Gab es jemals eine Qualifikation, in denen 20 Minuten komplett gefahren wurde? Wohl kaum! Übersichtshalber werde ich abschnittsweise das passende Qualifying-Segment mit dem dazugehörigen Rennen zusammenfassen.

Rennen 1

Die Qualifikation für das erste Rennen zeigte, dass die aktuelle BOP vielleicht so gut ist wie nie. Fünf Hersteller konnten sich für die ersten fünf Plätze qualifizieren. Ferrari-Neuzugang Ben Green konnte sich für Emil Frey Racing die Pole sichern. Mattia Drudi landete im neuen Comtoyou Aston Martin auf dem zweiten Platz, gefolgt von Dries Vanthoor im WRT BMW. Dazu landete Tom Gamble im Garage 59 McLaren auf dem vierten Rang, den man hier eher nicht erwartet hätte. Das erste Rennen des Sonntags sollte das deutlich Aufregendere der beiden werden.

Bereits vor dem Start gab es den ersten Aufreger, da Maximilian Götz im Boutsen VDS Mercedes schon in der Einführungsrunde ein Motorproblem hatte und das Rennen nicht starten konnte. Eines vorab: Das Team konnte in der mehrstündigen Pause zwischen den beiden Rennen reagieren und konnte ins zweite Rennen starten. Anschließend stellte das neue Mercedes-Team fest, dass der Motor in den oberen Drehzahlbereichen Leistungsverluste hatte.

Die Startrunde wurde gewohnt aggressiv angegangen. Eines der Opfer war der Garage 59 McLaren, der nach dem guten Startplatz durch eine Berührung mit Giacomo Altoe im Emil Frey Ferrari zurückfiel. An gleicher Stelle flog der Rutronik Porsche im hinteren Teil des Felds ab. Wie erwartet fanden sich die Positionen dennoch schnell zusammen. Ben Green im Ferrari konnte wegziehen, während sich dahinter kurz nach dem Start Dries Vanthoor an Mattia Drudi vorbeisetzen konnte. Die Top3 zog es in der Folge weit auseinander. Dahinter war es mit Christopher Haase, Giacomo Altoe, der am Ende des Rennens fünf Sekunden nach der Kollision in der Startrunde aufgebrummt bekam, und Maro Engel deutlich enger.

Wie so oft konnte WRT durch einen schnellen Stopp Boden gewonnen und damit die Führung mit Charles Weerts vor dem Emil Frey Ferrari übernehmen, der nun von Konsta Lappalainen gesteuert wurde. Beide kamen zeitgleich in der erstmöglichen Runde an die Box, was eine eher unerwartete Strategie war, insbesondere vom führenden Ferrari. Beide kamen zudem im hinteren Verkehr wieder raus. Umso überraschender, dass der freifahrende Aston Martin von Mattia Drudi an der Spitze, diesen Umstand nicht ausnutzen konnte und auf dem dritten Rang blieb. Dahinter konnte Lucas Auer im Winward Mercedes den vierten Platz vom Attempto Audi übernehmen, der nun von Lorenzo Ferrari pilotiert wurde.

Für Comtoyou wurde es kurz nach dem Stopp ein Albtraum-Wochenende, da Nicolas Baert ein Styroporschild abräumte und sein Aston Martin wegen dem zugestopften Kühlergrill sofort überhitzte. In der Folge kam es zum üblichen FCY- und SC-Prozedere, wodurch die Abstände eliminiert wurden. Infolgedessen ging es drunter und drüber, da sich teilweise Überrundete mitten unter den Topplatzierten tummelten, was zu haarigen Situationen führte. Unter anderem kam es nach dem Restart zu einer teaminternen Kollision der Attempto Audis, bei denen Ricardo Feller, Lorenzo Ferrari in die Wiese schob, um den vierten Platz zu übernehmen.

Ausgerechnet ein weiterer Comtoyou Aston sollte für eine weitere SC-Phase sorgen, da der Wagen aus dem Gold-Cup in der gefürchteten Paddock Hill Band (erste Kurve nach Start/Ziel) abflog. Dieses Kiesbett hatte über das gesamte Wochenende mal wieder magnetische Anziehung! Danach wurde noch eine Runde frei gefahren. Durch die eng gewordenen Abstände hatten diverse Zeitstrafen einen hohen Wert. Vorne passierte nichts mehr und Vanthoor/Weerts (WRT), Green/Lappalainen (Emil Frey), Engel/Auer (Winward) konnten das Podium einfahren. Dahinter kam der Garage59 McLaren mit Benjamin Goethe noch auf die vierte Position, da der Attempto Audi mit Feller/Aka und der WRT BMW mit Rossi/Martin jeweils fünf Sekunden aufgebrummt bekamen wegen Überschreitung der Maximalgeschwindigkeit in der Box.

Sogar die Gewinner des Gold- und Silber-Cups waren auf den Gesamträngen fünf und sechs zu finden. Den Silber-Cup gewannen Panis/Gazeau im Boutsen VDS Mercedes, die den Markenwechsel gut hinbekommen haben. Aurelien Panis hat nun schon einige Klassensiege in der Rennserie mit dem Team einfahren können. Einen starken Einstand konnte Engstler Motorsport verzeichnen, die durch die Attempto-Strafe bestes Audi-Team wurden und den Gold-Cup mit Max Hofer/Luca Engstler gewannen.

 

Rennen 2

Direkt nach der zehnminütigen Session für das erste Rennen, ging es ins zweite Segment für das spätere Rennen am Sonntagnachmittag. Die Qualifikationseinheit wurde durch eine rote Flagge maßgeblich beeinflusst, die (wie im ersten Sonntagsrennen) von einem der Comtoyou Aston Martin drei Minuten vor Ablauf der Zeit verursacht wurde. Bereits vor der Unterbrechung deutete sich mit Jules Gounon im Boutsen VDS Mercedes eine Mercedes-Pole an. Am Ende sicherte sich Lucas Auer im Winward Mercedes die Pole für eine komplette erste Mercedes-Reihe. Erneut stark waren die beiden Emil Frey Ferraris auf P3 und P7, ebenso der Garage 59 McLaren mit der zweiten Startreihe.

Das Rennen sollte sich weitaus unspektakulärer als das Vorherige gestalten. Schon der Start verlief weitaus ruhiger und Lucas Auer konnte sich in den Folgerunden vom Rest des Feldes um Jules Gounon, Thierry Vermeulen und Benjamin Goethe absetzen. Ab der zweiten Position blieben die Abstände weitaus enger und brachten erneut die Möglichkeit von Platzwechseln durch unterschiedliche Boxenstopplängen mit sich. Immer wieder wird in der GTWC deutlich, dass einige Teams mit schnellen Performance-Stopps noch Schwierigkeiten haben und hierüber die Rennen massiv beeinflusst werden.

Durch einen frühestmöglichen Stopp des Emil Frey Ferraris, konnte sich Giacomo Altoe den zweiten Platz vor dem Boutsen Mercedes sichern, der nun von Maxi Götz übernommen wurde. Benjamin Goethe im McLaren verlor hingegen Plätze durch einen Stopp, der mindestens sechs bis sieben Sekunden zu lange war. Somit konnten nach dem Stoppfenster Alex Aka, Ben Green und Valentino Rossi hinter der zementierten Spitzengruppe das Rennen wieder aufnehmen.

Hinter Rossi sollte es das interessanteste Duell des Rennens geben. Die Saison des neunfachen Motorradweltmeisters ist noch etwas inkonstant. Einem Podium bei der WEC in Imola stehen eher schwache Auftritte in der GTWC gegenüber, so auch in diesem Fall. Nachdem er die Positionen gegen Tom Gamble im McLaren und seinem Teamkollegen Dries Vanthoor nicht halten konnte, musste er das Rennen nach einem Lenkungsdefekt aufgeben. Möglicherweise war damit auch ein heftiger Austritt zu erklären, den er in der gefürchteten Paddock Hill Band hatte.

Aufgrund der Leistungsprobleme des Boutsen Mercedes entwickelte sich eine enge Kampfgruppe von P3-P7 mit Maxi Götz, Alex Aka, Ben Green und Tom Gamble, der den beachtlichen Rückstand nach dem Duell mit Rossi wieder zufahren konnte. Es zeigt, dass der McLaren in beiden Rennen durchaus Podiumspace hatte. Positionsveränderungen gab es in dieser Gruppe jedoch auch nicht mehr, während vorne Maro Engel und Giacomo Altoe ungefährdet die ersten beiden Ränge einfahren konnten.

Dieses Mal war standesgemäß der Sieger im Gold-Cup vor jenem im Silber-Cup. Während der Gold-Cup von Paul Evrard und Gilles Magnus im Sainteloc Audi gewonnen wurde, ging der Sieg im Silber-Cup an die beiden letztjährigen Rivalen der Ferrari Challenge, Thomas Flemming und Eliseo Donno im AF Corse Ferrari, die bzgl. der Gesamtwertung wie erwartet im Schatten von Emil Frey Racing stehen. Die Tabellenführung haben nach dem ersten der fünf Sprint-Wochenenden Lucas Auer und Maro Engel inne.

Mit dem Sprint-Championat geht es bereits in 14 Tagen in Misano weiter. Dann wie eingangs erwähnt mit einer Qualifikation am Freitagabend und beiden Rennen am Samstag.

Bildquelle: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery.html?filter_season_id=24&filter_meeting_id=217&filter_race_id=1458&filter_text=Start)

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