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Formel Eins: Analyse GP von Miami – Erlösung für Norris

von DonDahlmann
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Das Rennen in den USA nahm mit dem Sieg von Lando Norris ein überraschendes Ende. Entwickelt sich McLaren zum Hauptgegner von Red Bull?

Der Sieg war überfällig. Lando Norris gehört mit Sicherheit zu den Top 5 Piloten in der Formel Eins, aber mit dem Sieg war es bisher nichts. In Russland 2021 kam ihm ein Regenschauer in die Quere und im gleichen Jahr musste er sich hinter Daniel Ricciardo in Monza anstellen. 2023 wurde er erneut von einem Teamkollegen in einem Sprintrennen geschlagen. Piastri holte den Sieg in Katar während Norris das Tempo nicht ganz mit gehen konnte. Ein Sieg war mehr als überfällig für den Briten und die Erleichterung, dass es in Miami endlich geklappt hat, war allen anzumerken. Selbst die Konkurrenz applaudierte.

McLaren hatte für das Rennen ein riesiges Update mitgebracht. Gleich zehn verschiedene Bereiche wurden von diesem Update abgedeckt. Zak Brown meinte, dass man fast von einem „B-Spec“ des Chassis sprechen könnte. Und das Update funktionierte auf Anhieb bei Norris, der das komplette neue Paket bekam, während Piastri sich mit der „light“ Variante zufriedengeben musste. Die Daten aus der CFD-Abteilung und die des Windtunnels hätten in Miami perfekt gepasst, sagte Teamchef Andrea Stella. Allerdings benötigte man etwas Zeit, das richtige Setup herauszuarbeiten. Was dazu führte, dass das Wochenende von Norris auch von einigen Schwierigkeiten geprägt war.

Doch das Auto war schnell, dass konnte man in der Quali-Session sehen, die in Miami außergewöhnlich eng war. Red Bull, bzw. Max Verstappen, dominierte zwar mal wieder, aber die Abstände waren knapper als sonst. Leclerc war bis auf 1,5 Zehntel dran, Sainz und Perez fehlten ein paar Hundertstel mehr. Mit nur 0,3 Sekunden Rückstand reihte sich Norris auf P5 ein. Interessant: Piastri fehlte nicht mal ein Zehntel, obwohl er nicht alle Updates an diesem Wochenende auf dem Auto hatte.

Das Rennen lief dann eigentlich zunächst wie gewohnt. Verstappen an der Spitze, dahinter beide Ferrari und Perez. Aber der Red Bull ging an diesem Wochenende nicht so gut, wie man das sonst gewöhnt war. So richtig klar wurde aber nicht, woran die relative Schwäche lag. Verstappen beschwerte sich meist über mangelnden Grip, was zu Über- und Untersteuern führte. Damit war er zwar immer noch schnell genug um P1 zu verteidigen, aber absetzen konnte er sich auch nicht.

Ein Grund mag gewesen sein, dass die Strecke in Miami schwierig in Sachen Setup ist, weil man sich zwischen hohen und mittleren Flügelprofilen entscheiden muss. Nimmt man auf der rutschigen Strecke mehr Flügel, ist man im ersten Sektor schnell und gewinnt aus den Kurven heraus, verliert aber auf den langen Geraden. Red Bull scheint da keinen Kompromiss finden zu können, der die Stärke des Chassis unterstreicht.

Dass Verstappen das Rennen am Ende verlor, lag aber an etwas anderem. Norris zögerte seinen einzigen Stopp länger als alle anderen Fahrer heraus. Sein langer Stint ergab Sinn, weil der Undercut in Miami keine so starken Auswirkungen hat und seine Zeiten im ersten Stint in den letzten Runden vor seinem Stopp so gut waren, dass er wenig bis keine Zeit verlor. Als das SC wegen des Unfalls zwischen Magnussen und Sergeant kommen musste, war das perfekt für ihn. Da alle anderen vor ihm drin waren, hatte er die Spitze geerbt und konnte diese so leicht halten.

Nachdem Restart stellte sich aber natürlich die Frage, wie stark der Druck von Verstappen auf ihn sein würde. Doch erstaunlicherweise konnte der Niederländer das Tempo von Lando Norris nicht halten. Hier mal ein Vergleich:

RundeNorrisVerstappen
331:31.1571:32.227
341:31.2891:31.611
351:31.3911:31.409
361:31.1331:31.456
371:31.0741:31.377
381:31.1341:31.526
391:31.1921:31.336
401:31.2221:31.487
411:31.0591:31.375
421:31.3401:31.455

Der Abstand war nicht groß, betrug aber rund 2 bis 3 Zehntel in den entscheidenden Runden nach dem Restart. Oder anders gesagt: Der McLaren war ein wenig schneller als der Red Bull. Nach dem Rennen gab es Berichte, dass der Red Bull von Verstappen eventuell beschädigt war. Der Weltmeister hatte eine Schikane abkürzen müssen und dabei einen Poller mitgenommen. Aber Verstappen meldete im und nach dem Rennen keine Probleme. Von daher kann man davon ausgehen, dass das Tempo von ihm so gut war, wie das Auto das zuließ.

Das interessante an dieser Phase des Rennens: Beide waren mit fast identischen Reifen unterwegs und hatten über viele Runden freie Fahrt. Der einzige Unterschied: die Reifen von Norris waren sechs Runden frischer. Was aber beim Restart keinen großen Unterschied machte, sondern eher in den letzten 10 Runden des Rennens zum Tragen gekommen wäre. Da war Norris aber schon enteilt und hatte 5 Sekunden Vorsprung. Die Pace war also echt und das dürfte Red Bull auch in den kommenden Rennen unter Druck setzen.

Der Rest des Feldes hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Auch Ferrari nicht. Die waren in der Quali zwar nah dran und auch im Rennen ließ sich Leclerc nicht abschütteln. Aber er konnte die Lücke auch nicht schließen und Verstappen unter Druck setzen. Der knappe Abstand zwischen beiden zeigte aber auch, das Red Bull in Miami mit Problemen zu kämpfen hatte. Beide Teams hatten keine großen Updates dabei (das von Ferrari kommt vermutlich in Imola) und waren daher in ihrem üblichen Performancefenster zueinander.

Deutlich mehr Updates (wenn auch nicht so viele wie McLaren) brachte Mercedes mit nach Miami. Und das Ergebnis ist nicht einfach einzuordnen. Am Freitag und Samstag sah die Sache gar nicht gut aus. Im Sprintrennen mühte sich Hamilton mit dem Haas von Magnussen ab, in der Quali zum Rennen lief es etwas besser (P6), aber der Abstand zu Verstappen betrug 8 Zehntel. Das war mehr als enttäuschend. Immerhin hatte sich Mercedes durch das Update einen Sprung nach vorne versprochen.

Doch der war nicht zu sehen. Weder reduzierte man den Abstand zu McLaren, noch zu Ferrari. Es ist nicht so, dass das Update gar nicht gebracht hätte und für eine endgültige Bewertung ist auch noch deutlich zu früh, da wird man Imola abwarten müssen. Aber dafür, dass man doch relativ am Auto verändert hatte (neuer Unterboden, überarbeitete Aufhängung hinten, diverse Aero-Verbesserungen) war das Ergebnis mal wieder ernüchternd.

Aber ein kleines Highlight gab es dann doch. Das Tempo von Hamilton nach dem Restart war durchaus gut. Er lag hinter Perez und fuhr Rundenzeiten, die zeitweise auf Augenhöhe mit denen von Verstappen lagen. An Perez kam der Brite zwar nicht vorbei, aber die Rennpace war zumindest ein kleiner Hinweis darauf, dass das Update eventuell doch etwas gebracht hat. Das sich alles Yuki Tsunoda im RB zwischen beide Mercedes schieben konnte, war dann wieder etwas ernüchternd. Wobei Russell auch eher ein zähes Wochenende hatte.

Auf P9 fand sich Alonso wieder, der sich über die zwei Punkte sogar noch freuen konnte. Er war in der Quali in Q1 hängen geblieben und musste sich durchs Mittelfeld kämpfen, was ihm gut gelang. Aber Aston Martin war in Miami extrem schlecht drauf und konnte nicht die übliche Qualität zeigen. Das Stroll meist schneller war als Alonso lässt eher auf Setup Probleme hindeuten.

Dafür zeigte sich Alpine etwas überraschend stark. Esteban Ocon lieferte dem Team endlich mal einen Punkt für die WM, was durchaus verdient war. Die Alpine schienen in Miami mit dem Kurs und dem wenigen Grip gut zurecht zukommen. Es ist mir noch etwas zu früh von einer Trendwende zu sprechen, da es ja einige ungewöhnliche Bewegungen in der Rangordnung gab, aber es gibt einen leichten Aufwärtstrend bei Alpine bei der Racepace. was man auch schon in China sehen konnte.

Was die Abstände der Teams angeht, sollte man die folgende Tabelle auch mit Vorsicht genießen. Einerseits ist Miami eine gute Strecke, die von einem Chassis viel fordert, andererseits ist der Asphalt nicht so gut, wie auf den nun folgenden Strecken. Stadtkurse haben so ihre Eigenheiten.

TeamAbstand zum vorderen TeamGesamtabstand
McLaren--
Red Bull0,07-0,07
Ferrari0,04-0,11
Mercedes-0,5-0,61
RB-0,3-0,9
Haas-0,2-1,1
Aston Martin-0,02-1,13
Alpine-0,09-1,2
Williams-0,1-1,3
Sauber-0,03-1,34

Weiter geht es in zwei Wochen in Imola. Da hier vermutlich viele Teams weitere Updates bringen werden, dürfte das einiges in Rangfolge bewegen. Größere Updates fehlen bisher von Ferrari, RB, Aston Martin, Williams und Sauber.

Bilder: Pirelli, F1 Analytics

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