Nicht, gleich zwei Überraschungssieger gab es in Sebring. Das Rennen hatte alles, was ein Langstreckenklassiker braucht.
Nach manchen Rennen fragt man sich „Was? Wie…“ und starrt einigermaßen erstaunt auf den Sieger. So ein Rennen war das in Sebring. Dass man Ende der JDC-Mustang Cadillac ganz oben auf dem Siegertreppchen stand, war eine faustdicke Überraschung. Das Auto war in zwei Unfälle verwickelt, lag zwei Runden zurück und im letzten Segment des Rennens versagte auch noch das oberste Element des Heckflügels. Tristian Vautier, Sebastian Bourdais und Loic Duval hatten also alle Hände voll zu tun und konnten sich nicht gerade über Langeweile beschweren.
Angefangen hatte das Rennen mit einem Feld in der DPi in der wirklich jeder hätte gewinnen können. Schwache Teams gab es eigentlich nicht. Und so lagen im Verlauf des Rennens auch wirklich alle Autos mindestens einmal in Führung. Auch im Verlauf des Rennens war es schwer einen Favoriten ausfindig zu machen, aber zumindest den WTR Acura und der Ganassi Cadillac sah man doch regelmäßig in der Führungsposition. Das erste Auto, dass aus der Wertung fiel, war der Whelen Cadillac. Nachdem Derani ein sehr optimistisches Überholmanöver am Ganassi ausprobiert hatte, touchierte er die Mauer und zerstörte sich einen Teil der hinteren Aufhängung, die gewechselt werden musste. Dabei verlor man drei Runden, die man im Verlauf des Rennens auch nicht mehr aufholen konnte. Das Tempo war zwar da, aber weil vorne eher ein Sprintrennen gefahren wurde, kam an die Spitze nicht mehr ran. Ein zweiter Unfall, bei dem auch der JDC beteiligt war, warf den Whelen dann weiter zurück.
Das Rennen des JDC fing ähnlich schlecht an. Beim Überrunden hatte man sich die Front beschädigt und der Haubenwechsel beim Stopp dauerte länger, als gedacht. Man verlor erst eine Runde und nach dem Kontakt mit dem Whelen, eine weitere Runde auf die Spitze. Dabei stimmten aber die Rundenzeiten des Autos und das französische Fahrertrio hatte alle Hände voll zu tun nicht weiter zurückzufallen. Erst rund zwei Stunden vor Schluß hatte man den Rückstand dank diverser Cautions aufgeholt.
In der Mitte des Rennens tat sich relativ wenig. Mal lag ein Cadillac vorne, mal ein Acura, mal der Mazda. Da muss man der IMSA wirklich ein Kompliment aussprechen. So gut, wie die BoP funktionierte sollte sich der ACO daran schon mal für die Zukunft ein Beispiel nehmen. Niemand konnte sich im Rennen wirklich absetzen oder dominieren. Auch nicht in den sehr langen Grünphasen, die das Rennen zwischenzeitlich hatte.
Nach einer länglichen ruhigen Phase wurde das Rennen dann in letzten 90 Minuten wieder hektisch. Einige Cautions führten das Feld in den Klassen wieder eng zusammen und brachten den JDC wieder ins Spiel. Das kleinste Team im Feld, dass ohne Werksunterstützung auskommen muss, setzte sich tatsächlich in der letzten Stunde an die Spitze. Bourdais gelang es auch einen kleinen Vorsprung herauszufahren, den er auch locker verteidigen konnte. Die letzte Caution kam 20 Minuten vor Schluss. Doch genau dann versagte das oberste Element des Heckflügels vom JDC und Bourdais hatte alle Hände voll zu tun, die Meute hinter sich zu halten. Aber tatsächlich gelang es JDC den Sieg mit nicht mal einer Sekunde Vorsprung ins Ziel zu retten.
Ein wirklich verdienter Sieg für den JDC, die 12 Stunden lang jede Sekunde lang kämpfen mussten. Nach einer langen Durststrecke im letzten Jahr ist der Sieg in Sebring Balsam für das kleine Team.
LMP2
Wenig gibt es aus der LMP2 zu berichten. Das Feld dünnte sich sehr schnell aus und zog sich auseinander. Dominiert wurde das Rennen vom PR1 LMP2, der die meiste Zeit in Führung lag. Ben Keating, Mikkel Jensen und Scott Huffaker brannten auch die besten Rundenzeiten in den Asphalt. Mithalten konnte da nur zeitweise der Tower und der Era Wagen. Leider hatte der Tower LMP2 einen schweren Unfall in T1 als Tim Buret den Wagen verlor und sich nach einem heftigen Einschlag in den Reifenstapeln sogar überschlug. Er konnte den Wagen aber unverletzt verlassen. Der Era Wagen lag bis zur letzten Caution eine Runde zurück, konnte diese dann aber dank der Unterbrechnung zurückholen konnte. Damit war man zwar wieder im Heck des PR1, konnte aber nichts ausrichten. Den dritten Platz (mit einer Runde Rücktand) holte sich der unauffällig fahrende United Motorsport.
GTLM
Im schmalen Feld der GTLM tat sich im Rennen einiges. Die Corvette #4 erwischte ein schlechtes Rennen und fiel mit Motorproblemen früh weit zurück. Das Rennen konnte man zwar beenden, aber eine Chance hatte man nicht mehr. An der Spitze kämpften die zweite Corvette und beide BMW während der gesamten Zeit um den Sieg. Eine ruhige Phase hatte man vorne nicht. Allerdings sah es aus, als könne sich die Corvette durchsetzen. Zwar ließen sich die BMW nicht abschütteln, aber vorbei kamen sie auch nicht. Der WeatherTech Porsche hielt sich im Windschatten der drei Führenden, schien aber nicht die Mittel zu haben vorne einzugreifen. Zeitweilig musste man aufpassen, dass man nicht eine Runde verliert.
Hektisch wurde es dann nach der letzten Caution. In den letzten Runden probierte Connor de Philippi im BMW dann alles, um an der Corvette vorbeizukommen. Und er war etwas übermotiviert. Beim Anbremsen sah er eine Lücke, die nicht da war und räumte die Corvette unsanft ab. Besonders unschön war dann noch, dass er die Corvette regelrecht von der Strecke schob. Involviert war auch der Porsche, der dem Chaos ausweichen musste und durchs Gras rodelte. Aber gleichzeitig war es auch der Profiteur der Sache. Weil sich die beiden nicht einigen konnten, übernahm der Weathertech in den letzten zwei Runden des Rennens Führung und konnte diese bis ins Ziel verteidigen. Ein etwas glücklicher Sieg, aber nicht unverdient.
GTD
Die GT3-Klasse zeigte wie immer ein sehr enges Rennen. Aber über die Distanz gab es doch nur wenige, die die Führung lange halten konnten. Zunächst setzen die Lexus und Lambos an die Spitze, was einigermaßen überraschend war. Die Strecke liegt eigentlich mehr den Autos mit einem Motor im Heck. Das sollte sich dann im Verlauf des Rennens zumindest für die Porsche bestätigen. Vor allem der Wright Porsche schien die beste Abstimmung für Sebring zu haben. Schon früh übernahm man die Führung und konnte zwischenzeitlich auch eine Führung herausfahren. Ebenfalls stark unterwegs was das Pfaff Team. Das eher von Pech geplagte Porsche Team schien endlich mal ein gutes Rennen zu haben. Und so entwickelte sich ein spannendes Duell zwischen den beiden Teams.
Von hinten drohte auch nur selten Gefahr. Zu dominierend waren die beiden Porsche an der Spitze. Einzig der Aston Martin konnte sich im Windschatten halten. Was etwas überraschend war. Auf der anderen Seite zeigte der Heart of Racing Aston schon in Daytona, dass mit ihm in Zukunft zu rechnen ist. Viel fehlte nicht, aber am Ende war es doch ein Rennen zwischen den beiden Porsche.
Der Wright lag vorne, handelte sich aber eine Durchfahrtstrafe in der letzte Stunde ein. Das warf das Auto auf P5 zurück, aber Patrick Long brachte den Wagen schnell wieder hinter den in Führung liegenden Pfaff Porsche. Es sollte also auch hier in den letzten 20 Minuten ein Shootout geben. Patrick Long versus Laurens Vanthoor. Am Ende setzte sich der ehemalige Werksfahrer aus Belgien durch und ließ Long rund zwei Sekunden hinter sich. Ein verdienter Sieg Pfaff, die endlich ihr Pech abschütteln konnten.
Weiter geht es mit der IMSA dann erst wieder im Mai, da das Rennen in Long Beach ausfällt. Das nächste Endurance Rennen ist Ende Juni in Watkins Glen.
Bilder: IMSA
1 Kommentare
Top Bericht Don, so kann die IMSA Saison weitergehen :-)
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