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Formel Eins: Analyse GP von Russland 2018

von DonDahlmann
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Mercedes war in Russland nicht zu schlagen. Der Abstand zu Ferrari war groß, Vettel hatte zu keiner Zeit eine Chance. 

Hamilton war nach dem Rennen sehr zufrieden. Ein erneuter Sieg, 50 Punkte Vorsprung auf Vettel und nur noch 5 Rennen stehen aus. Es muss tatsächlich schon viel schief gehen, damit der Brite auf seinem Weg zum fünften Titel noch aufgehalten werden kann. Und mittlerweile muss man dann auch feststellen, dass der Mercedes mittlerweile wieder das bessere Fahrzeug ist. Was immer Mercedes nach dem Rennen Spa gemacht hat – es hat sich ausgezahlt. Bedanken kann sich Hamilton allerdings auch bei seinem Teamkollegen Bottas.

Der hatte Hamilton nicht nur in der Quali geschlagen, sondern auch das Kunststück vollbracht, dass er den Weltmeister nach dem Start auch hinter halten konnte. Was angesichts der langen Geraden bis zur ersten Kurve nicht so einfach ist. Aber die Mercedes hatten sich gut abgesprochen und konnten so einen gut gestarteten Vettel hinter sich halten. Bottas blieb im Rennen auch vor Hamilton, ohne das dieser etwas unternehmen konnte.

Allerdings ging es Vettel dahinter auch nicht besser. Der Deutsche blieb zwar immer im Abstand von rund zwei Sekunden hinter dem Briten, kam aber auch nicht ins DRS-Fenster. Das Rennen blieb von der ersten Runde an statisch, weil sich die Führenden auch darauf konzentrieren mussten, die Reifen zu schonen. Etwas Bewegung kam dann in die Sache, als die Boxenstopps anstanden. Die vier Top-Fahrer bleiben etwas länger draussen, was auch daran lag, dass sie auf den Ultrasoft gestartet waren. Die Fahrer, die die Hypersoft gewählt hatte, mussten etwas früher kommen um die Soft zu nehmen. Dabei konnte man dann sehen, dass die Soft der beste Reifen auf der Strecke war. Und damit eröffnete sich die Möglichkeit eines Undercuts.

Viel Zeit brachte die eine Runde auf den Soft aber nicht – rund eine Sekunden, vielleicht 1.2 Sekunden. Vettel lag rund 3 Sekunden hinter Bottas und rund etwas mehr als eine Sekunde hinter Hamilton. Mercedes entschloss sich jeglichen Versuch eines Undercut zu unterbinden und holte Bottas als ersten an die Box und der Finne legte gleich zwei Sektor Bestzeiten hin. Ferrari reagierte mit Vettel während Hamilton noch eine weitere Runde draussen blieb, was etwas überraschend war. Tatsächlich gelang Vettel eine gute Outlap und obwohl der Stopp von Hamilton sauber war, gelang es Vettel an am Briten vorbei zu gehen.

Die Freude währte allerdings nicht lange. Eine Runde später hatte Hamilton DRS auf der langen gerade, und wäre schon vor Turn 2 beinahe vorbei gekommen, wenn Vettel nicht brutal die Tür zugeworfen hätte. Aber im langen Turn 3 setzte sich Hamilton neben den Deutschen und konnte ihn überholen. Vettel hatte danach keine Chance am Weltmeister im DRS-Fenster zu bleiben. Und das, obwohl beide Mercedes Fahrer ihre Reifen schonten. Abschütteln ließ er sich aber auch nicht.

Dieser Umstand schien die Mercedes-Führung dann dazu bewogen zu haben eine Teamorder auszusprechen. Damit hatte man generell gerechnet, zu Mal Bottas in der WM keine Chance mehr hat. Man wies Bottas an seinen Teamkollegen an einer bestimmten Stelle vorbei zu lassen. Als Begründung gab man an, dass sich an Hamiltons Reifen Blasen gebildet hatten. Offenbar befürchtete man, dass sich diese gegen Ende des Rennens verschlimmern könnten.

Besonders glücklich war Bottas über die Entscheidung nicht. Offenbar war die Absprache auch, dass Hamilton gegen Rennende den Finnen wieder nach vorne lassen würde. Dazu hatte man in der letzten Runde auch genügend Platz, da Vettel seine Jagd aufgegeben hatte. Toto Wolff meldete sich bei Bottas per Funk persönlich und bestätigte, dass der Platzwechsel aus WM-Gründen nicht stattfinden konnte.
Wie gesagt – das darf nicht überraschen. Die WM steht bei Mercedes über allem, Ferrari hätte es nicht anders gemacht. Das Bottas nach dem Rennen sehr enttäuscht war zeigte aber zumindest davon, dass die Absprache vor dem Rennen eine andere gewesen sein muss.

Ansonsten tat sich im Rennen nicht viel. Für Amüsement sorgte in den ersten Runden immerhin Max Verstappen, der wegen eines Motorwechsels von P19 starten musste. Der Niederländer pflügte wie ein Derwisch durchs Feld, hatte allerdings auch die Soft Reifen und gleichzeitig wenig Gegenwehr von den Gegner zu erwarten. In nicht mal zehn Runden hatte sich Verstappen auf P5 eingerichtet. Durch die Stopps von Mercedes und Ferrari rutschte er dann auf P1, wo er bis zehn Runden vor Schluss auch blieb. Er kam dann 14 Sekunden hinter Räikkönen raus und man erwartete, dass der Red Bull mit frischen Ultrasoft den Finnen würde angreifen können. Doch wie so oft stellte sich raus, dass die Unterschiede zwischen den beiden Mischungen zu gering waren.

Best of the Rest wurde in Russland überraschenderweise Charles Leclerc. Der Sauber Pilot legte vor allem in den ersten Runden ein enormes Tempo vor. Er schnappte sich einen Force India und vor allem Kevin Magnussen im HassF1. Danach setzte sich der Monegasse dann ab und fuhr ein einsames Rennen. Magnussen hingegen hatte über das gesamte Rennen entweder Perez oder Ocon hinter sich, die sich in der Verfolgung auf Ansage des Teams abwechselten. Aber keiner der beiden Force India hatte auch nur ansatzweise eine Chance am Haas vorbei zu kommen. Und damit waren die Top Ten auch schon belegt.

Dahinter gab es lange Gesichter. Die Renault hatten aus taktischen Gründen sich in Q2 dazu entschlossen nicht mehr zu fahren, da man eh auf P11 und P12 qualifiziert war. So konnte man mit den Soft starten. Aber im Gegensatz zu den Red Bull konnten die Franzosen aus dem Vorteil absolut nichts gewinnen. Hülkenberg lag zwar zeitweise auf P7, fiel nach dem fälligen Stopp aber hinter den zweiten Haas zurück, an dem er nicht vorbei kam. Noch schlechter lief es für Sainz, der komplett im hinteren Feld verschwand.

Die WM geht nächste Woche in Japan weiter. Klar ist, dass Vettel gewinnen muss. Sollte der Deutsche alle fünf ausstehenden Rennen gewinnen, fehlen ihm immer noch 15 Punkte auf Hamilton. Sollte Ferrari fünf Doppelsiege gelingen, oder Hamilton generell nicht mehr besser als P3 ins Ziel kommen, geht die WM dann für Vettel aus. Man wäre punktgleich am Ende, aber Vettel hätte mehr Siege geholt. Angesichts der überragenden Performance von Mercedes in den letzten Rennen, darf man getrost davon ausgehen, dass Mercedes in Russland nicht das letzte Mal gewonnen hat.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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2 Kommentare

Dirk 1 Oktober, 2018 - 09:43

Für Hülkenberg war es sogar noch schlimmer. Zwischendrin sah es so aus, als ob er schneller fahren könnte als Magnussen im Haas, er hatte fast einen Boxenstop Vorsprung vor diesem (rund 21 Sekunden). Dann aber bauten wohl seine Reifen ab und der Vorsprung schmolz auf rund 14 Sekunden ein. Nach seinem Stop lag er dann mit den Ultrasofts ca. 4 Sekunden hinter Ocon, konnte aber trotz der weicheren Reifen nicht schneller fahren, ganz im Gegenteil, er war so langsam, dass er immer weiter zurückfiel bis auf 14 Sekunden (auch wegen Überrundungen durch die Führenden), und dann musste er sich auch noch von Grosjean überholen lassen. Die Renault fressen wohl einfach die Reifen auf.

DonDahlmann 1 Oktober, 2018 - 10:36

Guter Hinweis, danke. Das sieht man auch am Ergebnis von Carlos Sainz, der weit hinter Nico gelandet ist.

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