Die letzten Saisonrennen der ADAC GT Masters und der Blancpain GT Series waren ziemlich unterschiedlich. Während die Spannung in Hockenheim teils unerträglich erschien, fand die SRO-Serie ein voraussehbareres Jahresende. Am kommenden Wochenende feiert mit der Pirelli World Challenge eine weitere große GT-Serie ihren Saisonabschluss.
ADAC GT Masters:
Bereits in den ersten Trainingssitzungen am Freitag zeichnete sich ein enges Duell der beiden großen Titelfavoriten ab. Die Mannschaften des #29 Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 LMS GT3 (de Phillippi/Mies) und der #77 Callaway Competition Corvette C7 GT3 R (Gounon/Keilwitz) schienen auf das schwierige Wochenende in Baden vorbereitet zu sein. Für die Corvette gab es jedoch einen Faktor, den Callaway Competition aufgrund der Fahrzeugcharakteristik nur schwer in den Griff bekommen sollte: Regen. Ebendieser fiel in der Nacht auf Samstag und hinterließ um 09:30 Uhr eine herausfordernde Feuchtigkeit.
Auch aus diesem Grund war es klar, dass die entscheidenden Rundenzeiten erst kurz vor Qualifikationsende gesetzt werden konnten. Obwohl Connor de Phillippi im #29 Land Audi kurzzeitig die Nerven verlor und durch das Kiesbett der Sachs-Kurve rollte, war er in der Lage die Pole-Zeit herauszufahren. Rivale Jules Gounon haderte stark mit den Bedingungen am Ende der Session und positionierte die Corvette nur auf Rang 13. In der endgültigen Startreihenfolge war man jedoch noch auf Platz zwölf vorgerutscht, was trotzdem die Meisterschaftsambitionen stark dämpfte.
Große Zuversicht für den ersten Wertungslauf kam auch nicht gerade auf, da ein weiterer Schauer in diesem Zeitfenster erwartet wurde. Auf Position zwei landete der #17 KÜS TEAM75 Bernhard Porsche 911 GT3 R (Jahn/Estre), was Jahns Resthoffnungen auf den Titel erhalten konnte. Dahinter lag mit dem #28 Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Haase/Ortelli) der „Teamkollege“ von Mies und de Phillippi, der im Notfall als Schild fungiert hätte. Wenn diese Reihenfolge dem Endergebnis am Samstagnachmittag entsprochen hätte, wäre der #29 Land Audi bereits Titelträger gewesen. Es sollte aber anders kommen, denn der große Regen erreichte tatsächlich die Motorsportstadt nahe Heidelberg.
Dies tat er sogar kurz vor Rennfreigabe, was besorgte Blicke Richtung Rennleitung wandern ließ. Da der Höhepunkt der Intensität etwa zehn Minuten vor avisiertem Beginn eintrat, entschied man sich gegen einen Safety Car-Start, was äußerst positiv aufgenommen wurde. Natürlich war die Regenbereifung auf allen Fahrzeugen gegeben, was ebenfalls hilfreich bei dieser Entscheidung gewesen ist. Die Race Control wurde in ihrer Wahl durch einen unfallfreien Start bestätigt, aus welchem der #29 Audi anfangs noch als Sieger hervorging. Jahn im Verfolgerporsche des KÜS TEAM75 Bernhard bewies jedoch schnell, dass sein Porsche das beste Fahrzeuge für diese Bedingungen war und schnappte sich den Kalifornier de Phillippi in der Anfahrt zur Haarnadelkurve.
Ein weiterer Porsche in der Form des #36 big FM Racing Team Schütz Motorsport 911 GT3 R (Dienst/Zanella) erwischte einen guten, wenn nicht sogar überragenden, Start und kämpfte sich von Rang fünf auf die zweite Position vor. Die Truppe um das riesige Talent Marvin Dienst schickte sich an, ihr bestes Saisonergebnis herauszufahren. Eine kleine Überraschung war außerdem an der Grenze zur Top 10 zu beobachten, wo sich Jules Gounon auf Position neun vorgearbeitet hatte. Der Franzose fand sich zunehmend besser zurecht im Regen und arbeitete an Schadensbegrenzung, die ihn in den folgenden Minuten noch bis auf Rang fünf brachte.
Weder begrenzt noch vermieden werden konnte der Schaden des größeren Abflugs des #6 HB Racing Lamborghini Huracán GT3 (Snoeks/Erhart), der mit viel zu hoher Geschwindigkeit Kegeln am Ende der Parabolica spielte. Der Lamborghini traf leider den #50 YACO Racing Audi R8 LMS GT3 (Geipel/Frey), der mit größerem Schaden vorne rechts ausfiel. Nach ersten Evaluationen kündigte man zwar bereits das vorzeitige Saisonende an, was am Sonntag jedoch widerrufen werden konnte. Nach längeren Diskussionen mit Offiziellen, von denen Racingblog-Leser und –Gastautor „j82“ im Chat berichten konnte (vielen Dank!), stellte man den Audi für den Sonntag nach einer langen Nacht und mit Hilfe von Schubert Motorsport wieder auf die Räder. Dies hatte sich die im Jahr 2016 durchaus erfolgreiche und sympathische Mannschaft auch verdient.
Mit dem #28 Land Audi wurde noch eine weitere Maschine in den Unfall verwickelt, die aber weitermachen konnte. Riesiges Glück hatte die #77 Callaway Competition Corvette, welche irgendwie durch das Schlamassel durchkam. Trotz des Trümmerfelds waren die Aufräumarbeiten unter SC-Bedingungen nach nur wenigen Minuten abgeschlossen. Knappe zwei Minuten nach der Wiederfreigabe musste das Rennleitungsfahrzeug nochmals ausrücken, da der #34 Car Collection Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Edelhoff/Basseng) unheilvoll an einer Mauer lehnte. Als das SC auf die Strecke fuhr, reihte sich zuerst der #17 Bernhard Porsche ein, dann der #36 Schütz Porsche gefolgt vom #29 Land Audi und dann tauchte schon die blau-weiße #77 Callaway Competition Corvette auf: ein Meisterschaftsduell auf der Strecke. Die Leistung von Gounon kann somit gar nicht genug gelobt werden.
Die geübten Streckenposten nahmen sich diesem Problem ebenfalls sehr schnell an und sorgten für einen zweiten Neustart 43,5 Minuten vor Ablauf der Zeit. Auch dieses Mal dauerte es keine zwei Minuten, bis der nächste Neutralisierungsgrund gefunden war. Rolf Ineichen im #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Ineichen/Engelhart) verschätzte sich und kollidierte mit dem Markenkollegen von Bonaldi Motorsport mit der Nummer 32 (Spengler/Zonzini).
Dafür bekam der Polesitter aus der Gentlemanwertung eine Durchfahrtsstrafe später. Auch in diesem Fall konnte die Lage schnell geklärt werden und zur Freigabe übergegangen werden. Kurz davor kam jedoch der #99 Precote Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 (Renauer/Ragginger) an die Box. Da das Pflichtboxenstoppfenster erst fünf Minuten später öffnete, war es klar, dass ein größeres Problem aufgetreten sein muss. Die Stopps liefen an der Spitze grundsätzlich problemfrei ab, wenn sie denn im Fenster stattfanden. Dies misslang dem #1 AMG – Team Zakspeed Mercedes AMG GT3 (Asch/Ludwig), dessen eh sehr vagen Titelchancen endgültig mit der zwanghaften Durchfahrtsstrafe kollabierten. Größter Gewinner des Fahrerwechsels war Christopher Mies im #29 Land Audi, der auf Position zwei nach vorne rutschte und somit den #36 Schütz Porsche als Puffer zur Corvette installierte.
Während die erste Rennhalbzeit durch den Regen extrem ereignisreich war, beruhigte sich Teil zwei mehr und mehr, was auch durch eine aufreißende Spitze provoziert wurde. Das Abtrocknen des Asphaltbands spielte vor allem den Audis in die Hände und die Corvette büßte interessanterweise Pace ein. So konnte sich der #8 Bentley Team ABT Continental GT3 (Hamprecht/Jöns) herankämpfen und Keilwitz überholen. Die Spitze lief unangetastet ins Ziel ein, was dem #17 Bernhard Porsche den vierten Saisonsieg einbrachte.
Auf Platz zwei beendete der nun absolute Meisterschaftsfavorit in der Form des #29 Land-Motorsport Audis den Wertungslauf. De Phillippi und Mies brauchten nur noch einen normalen und ruhigen Sonntagnachmittag, um den Gesamttitel zu feiern. Rückenwind dafür sammelte der Kalifornier de Phillippi bereits nach dem Samstagsrennen, da die zweite Position den Juniorentitel fixieren konnte. Eine erfreuliche dritte Endposition konnte die Mannschaft des #36 Schütz Motorsport Porsche vermelden, die dank der Piloten Dienst und Zanella das erste Podiumsergebnis des Jahres erzielte. In der Gentleman-Wertung feierte Rolf Ineichen im #63 Grasser Lamborghini trotz der geschilderten Querelen den Klassensieg. Sein Titelrivale Remo Lips aus der #13 RWT Racing Corvette Z06.R GT3 (Lips/Barth) beendete den Wettbewerb am Samstag auf Platz 13, wodurch er trotzdem das Momentum auf seiner Seite behielt.
Da waren es nur noch drei Fahrzeuge und fünf Piloten, die im Titelkampf eine Rolle spielten. Mies und de Phillippi kamen auf 164 Zähler, Gounon und Keilwitz auf 152 Einheiten und Einzelkämpfer Jahn auf 141 Punkte. Zwar erhofften sich die genannten Verfolger große Dramen zur letzten Sonntagsrennmesse der Saison, aber das Ausmaß hätte sich so keiner gewünscht. Herzzerreißende, nervenzerstörende und beängstigende Minuten machten es zu einem historischen Rennfinale.
Am Morgen war davon hingegen nur bedingt was zu merken. In der Qualifikation setzen sich zum wiederholten Male Boliden aus Zuffenhausen an die Spitze. Platz eins ging an den #99 Herberth Motorsport Porsche, der ein Jahr mit Höhen und Tiefen erleben musste. Die Truppe aus dem Dunstkreis von München verlebte mit absoluter Sicherheit schönere Tage in der 24h Series, aber auch in der deutschen GT-Serie war man wiederholt erfolgreich. Wenn der ADAC weiterhin eine so positive Grundeinstellung zum Porsche 911 GT3 R einnimmt, wird man 2017 zu den großen Favoriten gehören. Gleiches gilt für den im Qualifying zweitplatzierten #17 Bernhard Porsche, dessen Einsatzteam eine schöne erste volle Einsatzsaison absolviert hat. Man kann Rüdiger Bernhard und seinen Sohn Timo zu diesem Schritt nur beglückwünschen.
Außerdem war ihre Speerspitze namens David Jahn der beste Quali-Pilot des Titelkampfs somit. Das Porsche-Trio wurde vom #36 Schütz Motorsport Porsche ergänzt, deren Leistungen bereits thematisiert wurden. Auch hier kann man nur hoffen, dass ein Marvin Dienst weiterhin das Vertrauen der Truppe aus Bobenheim/Roxheim geschenkt bekommt. Während also die Front vom springenden Stuttgarter Pferd auf württembergischen Grund geblockt wurde, mussten sich die Hauptakteure mit hinteren Platzierungen zufriedengeben. Zurückmelden konnte sich die #77 Callaway Competition Corvette in den Händen von Daniel Keilwitz auf Startplatz sechs. Gleich dahinter lag aus ihrer Perspektive leider schon der #29 Land-Motorsport Audi, der von Christopher Mies durch die erste Rennhalbzeit gebracht wurde. Dieses Ergebnis würde locker reichen für die Audianer aus Niederdreisbach.
Im Gegensatz zum Vortag war der Sonntag angenehmer und weniger herausfordernd für die 25 Boliden. So blieben uns auch die etlichen Safety Car-Unterbrechungen erspart. Bis zum Öffnen des Pflichtboxenstoppfensters ging es tendenziell ruhig zu. Die größte Entwicklung der Frühphase war der enorm gute Start von Keilwitz, der bis auf Platz vier vordringen konnte, während Mies am Ende der Top 10 stagnierte. Kurz vor dem Fahrerwechsel lagen jedoch nur zwei Autos zwischen den deutschen GT-Assen, sodass Mies theoretisch beruhigt an Connor de Phillippi hätte abgeben können. Doch bei etwa 33 min to go verschätzte sich der 27-jährige in der Sachs-Kurve und rutschte durch das Kiesbett und wieder auf die Strecke zurück: das Ende aller Träume?
Auf faszinierende Art und Weise glich der trotzdem eher harmlose Abflug dem Problem von Connor de Phillippi an gleicher Stelle. Schon fast schuldbewusst bog Mies daraufhin sofort Richtung Box ab, um dem Kalifornier das Ausbügeln des Fehlers zu überlassen. In der Box sitzend wurde er schließlich von der Regie mit diversen Wiederholungen gequält, die er dementsprechend enttäuscht mit Gesten kommentierte. Plötzlich entflammte Hoffnung bei Callaway, die Jules Gounon die letzten 30 Minuten der Jubiläumssaison anvertrauten. In diese dramatischen Minuten reihten sich noch weitere Zwischenfälle ein. Zuerst schien es so, als ob Jahns Titelhoffnungen an einer ausgegebenen Durchfahrtsstrafe zerbrechen sollten. Nur wenige Sekunden später kam es außerdem zum brutalen Abflug der #77 Callaway Competition Corvette in der Anfahrt zur Mercedes-Tribüne. Gounon berührte den #63 Grasser Lamborghini von Ineichen, der vorher zu weit über den Randstein gegangen war und aus diesem Grund leicht schlingerte: Rennunfall.
Der Dampfhammer drehte sich unkontrolliert seitlich in die Mauer, was eine ziemlich stark beschädigte Fahrerseite hinterließ. Gounon blieb erstmal im Boliden sitzen und ließ die Standardbergungsarbeiten durchführen. Hierzu wurde auch die neue Luke im Dach benutzt. Die enorme Geschwindigkeit des Abflugs konnte man an den mit Leichtigkeit zusammengedrückten Reifen und dem verschobenen Mauervorsprung erkennen. Aus dem SC wurde korrekterweise schnell eine Red Flag-Situation, um die Hilfs- und Aufräumarbeiten zu erleichtern. Die Zeit sollte währenddessen ablaufen, was jedoch später in einen 15 minütigen Schlussspurt umgewandelt wurde. Zuerst kursierten Gerüchte und Vorabmeldungen über eine Beinverletzung des Franzosen, die sich jedoch spätestens dank der ausgiebigen Untersuchung als inkorrekt herausstellten. Für Kontrollmaßnahmen blieb er noch einige Tage im Krankenhaus. Die Corvette C7 GT3 ist also nicht nur schnell, sondern kann als sehr sicher angesehen werden. In diesem Zusammenhang sollte nochmals die Luke als sehr sinnvolle Neuerung gelobt werden.
Durch diese anfangs beängstigende Entwicklung blieb nur noch ein Duell um den Titel. Über die Notwendigkeit des Schlussspurtes darf zu Recht gestritten werden und deswegen sei zuerst angemerkt, dass er nichts verändert hat. Der notwendige Sieg für Jahn blieb aus, da der #17 Bernhard Porsche mit Platz zwei nicht die erforderlichen Zähler holen konnte. Denn ein Start-Ziel-Sieg konnte vom #99 Precote Herberth Motorsport Porsche verbucht werden. Ihr großer Saisonabschluss wird höchstwahrscheinlich vom 15. bis 16. Oktober auf dem Automotodrom Brno stattfinden, wo sie an die Siege in Zandvoort (12h), Paul Ricard (24h) und Barcelona (24h) anknüpfen wollen. Dort veranstaltet die 24h Series ihr letztes (24h-)Rennen 2016. Mehr dazu in der nächsten und übernächsten Ausgabe des Reports! Und die neuen Meister namens Mies und de Phillippi? Sie beendeten den 14. Lauf auf dem achten Rang, nachdem man sich ein schönes Duell mit der #13 RWT Racing Corvette Z06.R GT3 geliefert hatte. Deren Pilot Remo Lips ermöglichte mit der sehr starken Leistung des Vorgängerwagens endgültig seinen Gentleman-Wertungssieg. Er war damit der einzige Titelträger ohne Bezug zu Land-Motorsport, welche die Fahrerwertung und die Teamwertung gewannen sowie den besten Junioren stellten in ihrem Debütjahr. Die Teilnahme an der ADAC GT Masters-Saison 2017 wurde schon bestätigt.
Auch wenn das letzte Rennen eher unschöne Wendungen zu bieten hatte, trübte es kaum das sehr positive Fazit zum Saisonabschluss. Die neue GT3-Generation revitalisierte die Serie und erhöhte die Vielfalt in ihren Reihen. Jetzt gilt es, diesen Trend aufrechtzuerhalten. Dies wird der GT3-Report des Racingblogs auch im nächsten Jahr mit aller möglichen Ausführlichkeit verfolgen. Wir bedanken uns für Eure Beteiligung zum Thema ADAC GT Masters und freuen uns mit Euch auf die kommende Saison, deren Kalender nahezu identisch sein wird.
Blancpain GT Series (Sprint Cup):
Nicht nur das ADAC GT Masters feierte am vergangenen Wochenende ihren Saisonabschluss. Auch die Blancpain GT Series schickte sich selbst und ihren Sprint Cup in die Winterpause mit zwei eher zahmen Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.
Vor Beginn des Wochenendes führte das Duo um Enzo Ide und Christopher Mies, der von Robin Frijns vertreten wurde, mit 79 Punkten pro Fahrer dank eines starken Jahres im #33 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS GT3 bisher. Der Verzicht von Mies war schlussendlich dank des GT Masters-Titels kein Fehler. Darauf folgten Dominik Baumann und Maximilian Buhk im #84 HTP Motorsport Mercedes AMG GT3 mit 62 Zählern. Die 17 Wertungseinheiten Rückstand schienen enorm zu sein, aber dafür führte man die Gesamtmeisterschaft der Blancpain GT Series an mit 129 Punkten jeweils. Weitere Titelaspiranten im Sprint Cup waren die Besatzungen des #86 HTP Motorsport Mercedes AMG GT3 (Szymkowiak/Schneider) mit 59 Zählern und des #58 Garage 59 McLaren 650S GT3 (Bell/Parente) mit 56 Punkten.
In der Sprint-Teamwertung lag der Fokus auf HTP Motorsport (90) und den beiden Belgian Audi Team WRT-Divisionen (81 und 75). Die bereits eingeführten Spitzenreiter von HTP Motorsport hatten in der Gesamtteamwertung 160 Zähler. Darauf folgten die erste Belgian Audi Club Team WRT-Division mit 146 Punkten und Garage 59 mit 130 Zählern. Garage 59 hat zwar knapp die Endurance-Ehren errungen, aber durch die Nuller am Ring hat man die Team-Meisterschaft weggeschmissen, was die Briten sicherlich akzeptieren konnten. Sie feierten lieber mit Sonderlogos ihren Erfolg von vor fast drei Wochen. Bei den Fahrern sah es anders aus. Dort lag Bell nur fünf Punkte hinter Buhk und Baumann von HTP.
Da die beiden Rennen am Sonntag stattfanden, war der Samstag den Trainings- und den Qualifikationssitzungen gewidmet. Vor allem in den FPs ging es teils hoch her, sodass einige Male die rote Flagge genutzt werden musste. Der #7 Bentley Team M-Sport Continental GT3 (Kane/Abril) verunfallte beispielsweise im Geschlängel nach der ersten Kurve und erlitt irreparable Schäden an der Front. Dieses Problem konnte nicht mit einem Ersatzboliden wie am Nürburgring gelöst werden, wodurch die Saison der Nummer sieben leider vorzeitig enden musste. Die anderen Abflüge waren entweder zu reparieren oder endeten harmlos in den Kiesbetten.
In der Qualifikation überraschte zum wiederholten Male der #74 I.S.R. Racing Audi R8 LMS GT3 (Stockinger/Perera). Der Franzose Franck Perera stellte den Audi mit knappem Vorsprung auf die Pole-Position. Auf Rang zwei ging der #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Pohler/Bortolotti) ins Rennen. Es fiel also nur bedingt auf, dass Rolf Ineichen in Hockenheim weilte und die europäisch agierende Division von GRT nicht unterstützen konnte. Position drei ging bereits an das Duo um Enzo Ide und Robin Frijns, die sich somit erhoffen konnten, in ihrem #33 WRT Audi den ersten Schritt Richtung Titel zu gehen. Diese Hoffnung wurde durch den achten Rang des #84 HTP Mercedes von Buhk und Baumann sogar noch verstärkt. Die weiteren Favoriten lagen interessanterweise zwischen den beiden Hauptakteuren. Der #86 HTP Mercedes beendete das Qualifying auf Platz vier und die Speerspitze von Garage 59 mit der Nummer 58 holte sich Startposition sechs.
Am Sonntagmorgen um 09:15 Uhr wechselte die Ampelanlage bereits das erste Mal auf die Farbe Grün und entließ 33 Renner in das Qualirennen. Der Start verlief verhältnismäßig geordnet und wurde geprägt durch die frühe Führungsübernahme des #33 WRT Audis. Der Niederländer Frijns leistete somit überragende Vorarbeit für Ide. Hinter ihm holte sich der #86 HTP Mercedes mit Szymkowiak Position zwei. Der Pole-Audi von I.S.R. Racing wurde hingegen nach hinten durchgereicht und beendete das Rennen schließlich auf Platz 26, nachdem er im weiteren Rennverlauf mal im Kies steckenbleiben sollte. Die Grundkonstellation an der Spitze blieb bis zum Beginn der Pflichtboxenstoppphase bestehen, was dem #33 WRT Audi von Ide besonders helfen sollte. Sein größter Konkurrent in der Form des #84 HTP Mercedes schaffte nicht mal den Sprung in die punkteberechtigte Top 6 in den ersten 25 Minuten.
50 Sekunden vor der Öffnung der Boxenstraße teilte die Rennleitung mit, dass sowohl der #58 Garage 59 McLaren als auch der #86 HTP Mercedes die Streckenbegrenzung nicht respektiert hätten und deswegen eine Durchfahrtsstrafe antreten müssen. Zwar gingen auch Punkte dadurch verloren, aber viel schmerzhafter waren die daraus resultierenden schlechten Startplätze am Nachmittag. Durch dumme Fehler hatte sich zwei mögliche Anwärter de facto verabschiedet. Durch ihr Ausscheiden aus der Top 6 entstand im Zuge der Stopps eine neue Ordnung, die jedoch den #33 WRT Audi als Führungsfahrzeug behielt.
Dahinter war zwar im Tableau der Name des #63 Grasser Lamborghini zu lesen, aber auf der Strecke war der Abstand bereits riesig. Trotz der Steilvorlagen der Konkurrenz kämpfte der #84 HTP Mercedes die restlichen 25 Minuten um den Sprung in die Punkte, was schlussendlich auch gelingen konnte. Buhk und Baumann erhielten damit Startplatz sechs. Der Belgier Enzo Ide verwaltete die Führung und gewann eindrucksvoll. Für ihn galt es, sich bei Frijns zu bedanken und durch die Pole am Nachmittag einfach nur in die Punkte zu kommen. Hier wurde wieder mit dem F1-Punkteschlüssel gearbeitet. Auf Rang zwei beendete der #63 Grasser Lamborghini von Pohler und Bortolotti den ersten Lauf und komplettiert wurde das Podium vom #88 AKKA ASP Mercedes AMG GT3 (Vautier/Rosenqvist). Der Chronistenpflicht zuliebe sei noch erwähnt, dass der #19 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Beretta/Stolz) die Silver Cup-Wertung in den Morgenstunden gewonnen hat. Die Titelträger aus den weiteren Klassen sind bereits vorher de facto bekannt gewesen und können in der Vorschau nachgelesen werden.
Mit 24 Punkten Vorsprung auf dem Konto hätte sich Ide eigentlich als sicherer Champ sehen können, aber im Motorsport ist ja bekanntlich vieles, wenn nicht sogar alles, möglich. Deswegen nahm man den Nachmittag sehr ernst. Auch in der Gesamtwertung schien der Vorteil eindeutig auf Seiten des #84 HTP Mercedes zu liegen, da Konkurrent Bell weit weg startete. Der Start des Hauptrennens sollte aufgrund der schlechten Nachrichten aus Hockenheim erstmal in den Hintergrund rücken, aber viel hat man sicherlich nicht verpasst. Gleich am Start setzte sich der #88 AKKA ASP Mercedes in den Händen von IndyCar-Kenner Vautier an die Spitze durch eine mutige Herangehensweise auf den ersten Metern.
Der auf Platz zwei verwiesene #33 WRT Audi ergab sich seinem Schicksal und musste kurze Zeit später auch den #8 Bentley Team M-Sport Continental GT3 (Soulet/ Souček) ziehen lassen. In dieser Dreierformation hatte man sich für die restlichen 55 Minuten gefunden und beendete so auch ein an der Spitze unaufgeregtes Rennen. Für Vautier und Rosenqvist endete die Saison mit dem Highlight eines Hauptrennsiegs. Von dieser Fahrerpaarung des von Mercedes unterstützten AKKA ASP-Teams kann man hoffentlich in Zukunft noch einiges erwarten. Jedoch hat Rosenqvist mit der Formel E und der DTM höchstwahrscheinlich „wichtigere“ Aufgaben in der Zukunft. Der #84 HTP Motorsport Mercedes beendete das Finale auf Position acht und Buhk sowie Baumann gaben später zu, dass sie nie die Pace für eine Attacke auf den Sprint Cup hatten. Als Trost gab es ja immerhin den weitaus wichtigeren Sieg der kombinierten Gesamtmeisterschaften. Wenn man so möchte, kann dies als versöhnlicher Abschluss des Streits zwischen AMG und der SRO/Blancpain gesehen werden. Eine versöhnliche Einstellung zu den Blancpain GT Series-Berichten des Racingblogs habt Ihr hoffentlich im Laufe der Saison gehabt. Wir danken für das Interesse und hoffen, dass man uns gewogen bleibt. Da die Serie wohl einige Änderungen erleben könnte, ist es nicht ausgeschlossen, dass noch etwas Grundsätzliches zur Serie folgen wird in diesem Jahr.
Wochenendvorschau:
Pirelli World Challenge:
Schon sind wir beim dritten Saisonfinale einer großen GT-Serie angekommen. Im Gegensatz zum ADAC GT Masters und zur Blancpain GT Series wird die Pirelli World Challenge erst noch ihre Meister auf dem malerischen Rundkurs von Laguna Seca suchen an diesem Wochenende. Auch hier ist die Grundkonstellation ziemlich spannend. Zwei große und bekannte Werksfahrer werden sich in nur einem entscheidenden Rennen um die Meisterschaft duellieren. Aktuell führt Álvaro Parente im #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3. Neun Punkte dahinter befindet sich Patrick Long, welcher den #58 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R pilotiert. Beide wissen, wie man auch in schwierigen Situationen Rennen gewinnen kann und haben dies bereits bewiesen. Die neun Punkte sind im Übrigen viel weniger als man nun meinen könnte. Für einen Sieg gibt es etwa 110 Punkte. Das Element des Ungefähren beruht auf einem etwas seltsamen Punkteschlüssel, was man anhand der Meisterschaftstabelle abgleichen kann.
Die anderen Fahrerwertungen sind bereits entschieden. Der Mexikaner Martín Fuentes (Scuderia Corsa) ist GTA-Meister und bester Cup-Porsche-Pilot in diesem Jahr ist eindeutig Alec Udell (GMG Racing). Dadurch machten sie auch ihre Teams zu Titelgewinnern. In der GT-Teammeisterschaft spricht alles für ein Duell zwischen K-PAX Racing (1666) und Cadillac Racing (1641). Möglicherweise kann Cadillac seine gute Beziehung zum Westküstenkurs aufleben lassen und zumindest diesen Titel nach Detroit holen. In der GTS-Wertung hat Brett Sandberg im #13 ANSA Motorsports KTM X-Bow GT4 111 Zähler Vorsprung auf den #10 Blackdog Speed Shop Chevrolet Camaro Z28 namens Lawson Aschenbach. Beide absolvieren aber noch zwei Rennen.
Auch SprintX-Racing wird es am Wochenende zu sehen geben. Die Unterserie europäischer Prägung hat ausnahmsweise akzeptable Starterzahlen. Trotz Unfällen am Donnerstag kann man sich zumindest auf über 20 Renner (wahrscheinlich 24) aus dem GT3- und GT4-Bereich freuen. Da es aber einen größeren Unfall gab, ist eine Viper bereits zurückgezogen worden. Weitere Boliden waren ebenfalls betroffen und sind im Evaluationsprozess. Trotzdem geht der Trend für SprintX klar nach oben.
Auch bei den GT-Startern gab es einen dramatischen Unfall. Der #3 Cadillac Racing ATS-V.R. GT3 von Johnny O’Connell kollidierte mit dem Einsatzfahrzeug des ADAC GT-Masters-Piloten Fabian Hamprecht. Dieser pilotiert den #88 Bentley Team Absolute Continental GT3 und ersetzt somit Adderly Fong, der das Finale der China GT-Meisterschaft in Shanghai bestreitet. Eine Serie, die sicherlich nochmal im GT3-Report besprochen wird in den nächsten Jahren. Der rote Cadillac musste mehrere Stunden lang repariert werden. Stand Freitag werden 17 GT-Boliden, 10 GTA-Maschinen und vier Cup-Renner im Hauptrennen des Wochenendes antreten. Dieses wird auch als Abschied des Acura TLX-GT fungieren, dessen Nachfolger in der Form des NSX GT3 bereits die Homologation überstanden hat. Die PWC ist mit allen Klassen in Laguna Seca und Rennzeiten sowie -formalitäten (Streams etc.) gibt es wie gewohnt in der Kategorie TV Zeiten, die vom sehr fleißigen Kollegen Felix (tbz) mit viel Einsatz gepflegt wird.
Wie man erkennen kann, benötigte der aktuelle Report etwas mehr Zeit. Die Verzögerung bitte ich (Philipp) zu entschuldigen. Wir wünschen ein spannendes und intensives Wochenende mit diversen Highlights. Neben der Super GT, welche Kollege Yankee mit gewohnt riesigem Herzblut betreut, fährt die VLN, die dank Felix Töllich hier wieder eine Heimat gefunden hat. Indirekt hat die GT3-Szene auch in der Formel E ein neues Pflichtprogramm gefunden, da beispielsweise World Cup-Sieger Maro Engel, Felix Rosenqvist und Robin Frijns hoffentlich erfolgreich in die neue Saison starten werden. Hier sei die grandiose Vorschau von Stefan sehr empfohlen. Ebenfalls sei auch auf das Bathurst 1000 verwiesen, in welchem natürlich auch GT3-Könner aus Down Under fahren werden. Als Beispiel sei Blancpain GT Series Endurance Cup-Meister Shane van Gisbergen genannt. Kollege Thomas liefert in seiner speziellen Bathurst-Vorschau weitere wichtige Erkenntnisse.
Bilderquelle / Copyright: ADAC GT Masters; Blancpain GT Series; Pirelli World Challenge; 12h Bathurst