Home HerstellerChevrolet NASCAR: Analyse Richmond April 2014

NASCAR: Analyse Richmond April 2014

von Steffen Nobis
0 Kommentare

Der NASCAR Sprint Cup belohnte beim letzten Rennen in Richmond die Nachteulen mit einem besonders spannenden Finale, bei dem Joey Logano dem ganzen Trubel am besten entrinnen konnte und sich damit seinen zweiten Saisonsieg holte.

Toyota Owners 400Was war das mal wieder für ein Rennen, nachdem das Wochenende mit Startschwierigkeiten durch eine erneut abgesagte Qualifikation aufgrund von Regen begann und Rookie Kyle Larson auf seiner ersten Pole im Sprint Cup stand. Doch die war er nach dem Rennstart ganz schnell wieder los, denn Mitfavorit Clint Bowyer entschloss sich dazu, den Jüngling kurzerhand noch vor der ersten Kurve mal umzudrehen. Doch das Karma holte Bowyer schnell wieder ein, denn wie bei vielen anderen Fahrzeugen brach bei ihm später im Rennen unter der Motorhaube ein Feuer aus, dass die Front sprichwörtlich zum Schmelzen brachte und die #15 aus dem Rennen warf.

Wie schon erwähnt war Bowyer nicht der einzige Pilot mit derartigen Problemen. Zu ihm gesellten sich mit fortschreitender Distanz noch Jimmie Johnson, Carl Edwards, Kurt Busch, Ricky Stenhouse Jr. und Reed Sorenson. Sorenson hatte zudem einiges an Glück, denn als er mit einem lichterloh brennenden Chevrolet in der Boxengasse zum Stehen kam, half ihm Eric Ludwig – seinerseits Teil der Pitcrew von Kasey Kahne – schnellstmöglich aus dem Wrack, was an dieser Stelle Anerkennung finden soll. Doch warum konnte es überhaupt so weit kommen?

Reifenhersteller Goodyear brachte einen neuen Reifen für die rechte Seite der Fahrzeuge nach Richmond, der mit einer neuartigen „Multi-Zone“-Technologie ausgestattet war. Die äußeren 25 cm des Pneus wurden dabei mit der gleichen Mischung wie schon beim letztjährigen Auftritt auf dem Short Track ausgestattet, doch die inneren fünf Zentimeter des Reifens wurden mit einem härteren und hitzeresistenteren Gummi versehen. Hinzu kam die Tatsache, dass dieser Reifen bisher noch nie auf einem Kurs unter 1,5 Meilen Länge gefahren wurde. Im Rennen zeigte sich, dass die Temperaturen beim neuen Reifen geringer waren und somit die Langlebigkeit zumindest theoretisch erhöht wurde. Allerdings war die Abnutzung ungleich größer und führte zu runtergeschrubbten Pneus nach knapp 55 Runden unter Grün. Der ganze Gummi, der ursprünglich auf dem Reifen war, verteilte sich dann im Fahrzeug und konnte sich in der Nähe von heißen Komponenten, wie z.B. der Bremse, entzünden.

Doch längst nicht alle Piloten hatten mit Reifenproblemen zu kämpfen, was schlicht daran lag, dass sich diese unterhalb des Limits bewegten. Das Fenster zwischen brennendem Fahrzeug und optimaler Balance war in Richmond ein Ritt auf der Rasierklinge und schon eine kleine falsche Anpassung konnte den rechten Vorderreifen überlasten, was zu einer Quasi-Selbstauflösung des schwarzen Goldes führte. Gründe für das schnelle Ableben der Reifen können unter anderem zu starke Stürze sein, wie wir es schon beim Reifenfriedhof von Fontana sahen. Die Teams versuchen, durch die freie Hand bei den Reifendrücken und Sturzwerten bis ans Limit zu gehen und schießen manchmal einfach darüber hinaus.

Doch neben den Reifen gab es durchaus spannende Rennaction zu sehen und besonders die Schlussphase hatte es in sich, denn mit Gordon, Kenseth, Keselowski, Logano und Kyle Busch meldeten gleich fünf Piloten noch Ansprüche auf den Sieg an. Während sich Jeff Gordon in Führung liegend der Angriffe von Matt Kenseth erwehren musste, bot dies den Penske-Boys die Möglichkeit, nochmal aufzuschließen. Als sie dann dran waren, ließen sie sich nicht zweimal bitten und griffen an. Durch ständige Positionswechsel und teilweise sogar Threewides konnte auch Kyle Busch nochmal aufschließen und als dann auch noch Keselowski und Kenseth aneinander gerieten war der Weg frei für die dritte Position. Doch der gefeierte Sieger war an diesem Abend Joey Logano, der sich in einem grandiosen Schlusssprint seinen zweiten Saisonsieg holte.

Jeff Gordon kam erneut mit einem herausragenden Fahrzeug auf dem Long Run nicht in die Victory Lane und steht damit trotz guter Leistungen noch ohne Sieg in diesem Jahr da. Doch wenn er diese Form weiter beibehalten kann, dann ist der erste Erfolg nur noch eine Frage der Zeit. Hinter Gordon komplettierten Kyle Busch, Brad Keselowski und Matt Kenseth die ersten fünf Plätze. Eine wahrlich überragende sechste Position erzielte A. J. Allmendinger in seinem eigentlich unterlegenen Chevrolet mit der #47 und platzierte sich damit sogar noch vor dem lange Zeit auf Position zwei liegenden Dale Earnhardt Jr., der dadurch auch weiter in der Punktewertung zurückfällt.

Diese wird weiterhin von Jeff Gordon angeführt, der sich wiederum knapp vorm ebenfalls sieglosen Matt Kenseth befindet. Dahinter folgen die Piloten mit mindestens einem Erfolg: Carl Edwards, Kyle Busch, Dale Earnhardt Jr., Joey Logano und Brad Keselowski. Die ersten Zehn komplettieren Vorjahresmeister Jimmie Johnson, Ryan Newman und der konstante Brian Vickers. Das Resultat des diesjährigen Toyota Owners 400 kann man sich beim folgenden Link nochmal ausführlich zu Gemüte führen und danach noch die Zwischenstände der Fahrer- und Ownerwertung studieren.

Doch wenn man denkt, es ist nun alles am Ende angelangt, dann haut einem jemand sprichwörtlich dazwischen. Dieses Mal war es Marcos Ambrose, der nach hitzigen Diskussionen mit Casey Mears nach dem Rennen den Worten Taten folgen ließ und Mears einen Schlag verpasste, auf den selbst ein Klitschko neidisch wäre. Mears trug ein ordentliches Veilchen inklusive eines geschwollenen linken Auges davon, wurde aber trotzdem am Sonntag darauf schon wieder auf der Rennstrecke gesehen. Ob die NASCAR irgendwelche Maßnahmen ergreift, ist eher fraglich.

Viel eher dürfen die Fahrer ihre Probleme auf der Strecke klären und mit Talladega bietet sich da nächste Woche zumindest eine interessante Gelegenheit an, wenn es im Pack wieder unter voller Geschwindigkeit um den längsten Kurs im Kalender geht.

Das könnte Dir auch gefallen