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NASCAR: Vorschau Dover Oktober 2011

von KristianStooss
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Nach zwei Siegen in Folge ist Tony Stewart der unbestrittene Favorit im diesjährigen Meisterschaftskampf. Am Wochenende geht es wieder auf ein 1-Meilen-Oval, wenn in Dover das zweite von drei Chase-Rennen dieser Kategorie ansteht. Kann Stewart einen dritten Erfolg nachlegen, bevor es wieder auf die Intermediate-Speedways geht?

Der Dover International Speedway ist wie New Hampshire in der vergangenen Woche eines dieser Ovale zwischen Shorttrack und Intermediate-Oval, wobei die Voraussetzungen durchaus unterschiedlich sind. Dover verfügt im Gegensatz zum 1-Meiler in Loudon über wesentlich mehr Banking und besitzt zudem kürzere Geraden. Wenn man New Hampshire die Strecke in Martinsville als Shorttrack-Pendent zuordnen möchte, dann wäre das Kolosseum von Bristol an dieser Stelle wohl ein treffender Vergleich für die Monster-Mile in Dover. Beide Strecken verbinden sich durch ihre überdurchschnittliche Kurvenüberhöhung sowie die Rennbahn aus Beton zu einem inoffiziellen Geschwisterpaar.

In Dover ist man natürlich nochmal einen ganzen Zahn schneller unterwegs, wird aber ähnlich stark aus den Turns auf die Geraden katapultiert, welche mit 9° gegenüber dem Banking von 24° in den Kurven regelrecht niedlich wirken. Ebenfalls signifikant ist der Höhenunterschied der Streckenteile auf der Monster-Mile: So wird man in den Transitionen regelrecht ausgehebelt, wenn man ca. ein Stockwerk tief in die Turns hereinfällt, nur um wenige Sekunden später mit ordentlichem Drehmoment in die Höhe und in Richtung Außenmauer geschossen zu werden, sobald der Flagstand in Sichtweite kommt. Dover ist schon eine ziemlich spektakuläre Strecke und trägt ihren Spitznamen auch nicht von ungefähr.

Miles, das Monster (eine riesige Statue mit einem Original-CoT in der Hand), zeugt außerhalb des Speedways von der Härte des Beton-Ovals und symbolisiert, dass man praktisch jederzeit einen heftigen Abflug hinlegen kann, der einen nicht nur das Handling sondern möglicherweise den kompletten Wagen kostet. Da es immer eng zur Sache geht, sind Feindkontakte nicht ausgeschlossen und gerade hier liegt der Knackpunkt: Wenn man sich nicht den Chase versauen möchte, sollte man doch lieber diplomatisch bleiben und sich schadlos halten. Letzteres stellt zudem eines der Schlüsselelemente am Wochenende dar, wobei die anderen Track-Position und richtige Reifenwahl lauten.

Track-Position ist natürlich immer das Allheilmittel, wenn es um NASCAR-Rennen auf kleineren Ovalen geht, da man unter Grün oft wenig Platz hat, um seine Platzierung entscheidend zu verbessern. Das geht nämlich meistens nur in der Boxengasse, weshalb die Reifenwahl ins Spiel kommt: Im Frühlings-Rennen von Dover zeigte sich die Monster-Mile von ihrer undurchsichtigen Seite und machte den Teams mit der Gummiverteilung das Leben schwer. Nachdem sich der Abrieb über den Tag gesehen gut auf dem Speedway verteilt hatte, wurde die Strecke plötzlich paradoxerweise rutschiger, weshalb einige Fahrer eine dritte Spur oben an der bissigen Mauer eröffneten.

Die große Gummimenge auf der Fahrbahn sorgte dann im Finale dafür, dass der Reifenverschleiß massiv zurückging und das Fenster für Strategiespiele eröffnete. Während die lange Zeit dominierenden Piloten Jimmie Johnson und Carl Edwards in der letzten Caution konservativ auf vier neue Pneus setzten, zog der spätere Sieger Matt Kenseth nur zwei Reifen auf und holte sich die gewinnbringende Track-Position. Seine Reifenwahl benachteiligte ihn dabei wegen des Abriebs auf der Strecke nicht im Geringsten gegenüber Johnson und Edwards. Ein letzter Key-Fact sei hier noch kurz erwähnt: Auch im Frühjahr wäre das Rennen in Dover ohne die späte Gelbphase zu einem Spritpoker verkommen, was natürlich erneut die Tür für Tony Stewart öffnen würde!

Spritspar-Weltmeister Stewart ist nach seinen zwei Erfolgen in Chicagoland und New Hampshire der neue Top-Favorit auf den diesjährigen Cup-Titel und lässt damit hochgehandelte Fahrer wie Jimmie Johnson und Kyle Busch weit hinter sich. Lediglich Carl Edwards hält als derzeit Vierter in der Meisterschaft als einziger favorisierter Pilot den Anschluss an Stewart. Aufgrund der hohen Leistungsdichte in diesem Jahr kommt es wirklich auf kleinste Nuancen an, wer an einem Wochenende als Siegkandidat gelten kann.

Ganz wichtig ist dabei natürlich das typisch amerikanische Momentum, über welches in diesem Fall nach wie vor Tony Stewart verfügt. Dabei ist er in Dover in den letzten Jahren gar nicht so erfolgreich gewesen. Entwickelt sich das Rennen zu einem Spritpoker, sollte man einige Chips auf Smoke setzen!

Einer der größten Kandidaten für ein Top-Resultat ist meine Meinung nach aber Carl Edwards, der seit Ende 2006 in Dover nur einmal nicht die Top8 entern konnte und das war dann ein solider elfter Rang. Zwischen Beginn dieser Serie und Ende 2008 waren es damals sogar nur Top3-Ergebnisse für Edwards. Die letzten fünf Saisonrennen beendete er ebenfalls angriffslustig in den Top9 und kommt damit für einen Sieg am Sonntag in Frage.

In welche Schublade ich Kyle Busch und Jimmie Johnson stecken soll, ist mir noch nicht ganz so klar. Zwar fuhren beide Piloten in den letzten Jahren in Dover den einen oder anderen Sieg ein, standen in den letzten Saisonrennen aber zumeist auf verlorenem Posten. Busch holte beispielsweise in den letzten drei Ausgaben immer ein Top6-Ergebnis, schaffte selbiges in den letzten fünf Saisonrennen nur ein winziges Mal.

Johnson auf der anderen Seite bestimmte jedes Dover-Rennen seit 2009, und staubte zu all diesen Anlässen immer die meisten Führungsrunden ab. Gewinnen konnte er in den vergangenen beiden Jahren sogar 3 von 4 Rennen auf der Monster-Mile. Pünktlich zum Chase verlor der Dauermeister jedoch in diesem Jahr kurioserweise seine Form und holte seit Richmond nur noch ein Top10-Resultat, wobei er doch in den fünf Rennen zuvor jedes Mal in dieser Platzierungsregion einlief. Wenn für Johnson in Dover nicht der Durchbruch kommt, kann er den sechsten Titel in Folge vermutlich abschreiben. Bei der hohen Leistungsdichte 2011 nützen ihm dann auch seine so starken Intermediate-Ovale nichts mehr.

Teamkollege Jeff Gordon geht es da schon deutlich besser, immerhin hätte er in New Hampshire fast gewonnen. Nur ein kleiner Fehler beim Nachtanken bestrafte das Team mit der #24, nachdem man auch in den Rennen zuvor über ein siegfähiges Auto verfügte. Von den letzten sechs Saisonrennen beendete Gordon gleich ganze fünf in den Top6, wobei auch ein Sieg in Atlanta heraussprang. Seine Dover-Bilanz spricht zwar etwas gegen einen Sieg am Sonntag, doch Gordon hat Momentum – und zwar eine ganze Menge davon!

Natürlich darf man an dieser Stelle auch den Sieger des Dover-Rennens im Frühling nicht vergessen: Matt Kenseth staubte wie erwähnt den Sieg in der letzten Caution des Tages von Edwards und Johnson ab und zementierte damit seine wahnsinnige Bilanz auf der Monster-Mile weiter. Seit 2006 fuhr Kenseth in elf Rennen nur drei Mal nicht in die Top5(!) und eines dieser Off-Resultate war ein zehnter Rang! Zuletzt stieg seine Form in New Hampshire mit einem sechsten Platz wieder leicht an, nachdem er zuvor etwas schwächelte. Dover ist für Kenseth der Ort, an dem er in der Meisterschaft zuschlagen kann. Ein weiterer Sieg ist durchaus drin.

Wow, damit kommen schon eine Menge Siegkandidaten für das Wochenende zusammen und das waren ja nur die Chaser! Aber auch die übrigen Teilnehmer der Meisterschaftsentscheidung sind zumindest für Top5-Resultat gut:

Zum Beispiel könnte man Brad Keselowski am Sonntag in den Top5 sehen, so denn sein nun schon ziemlich langer Top6-Run anhält, den er schon seit Pocono Anfang August pflegt und lediglich in Richmond mit Platz 12 kurzzeitig unterbrechen musste. Auch Teamkollege Kurt Busch legte seit 2009 in drei von fünf Dover-Ausgaben einen Top5-Run hin und in Atlanta, Richmond und Chicagoland stürmte er zuletzt in die Top6, bevor Platz 22 ihn in New Hampshire etwas aus der Bahn warf. Vielleicht ist aber noch genügend Schwung für ein gutes Ergebnis da.

Die übrigen Piloten-Piloten finden sich derzeit meines Erachtens eher in der Beobachterrolle wieder:

Kevin Harvick sehe ich in Dover nicht so richtig weit vorne und auch seine kurze Serie ab Richmond mit Platz 1 und 2 ist zuletzt in New Hampshire gerissen. Die 1-Meilen-Ovale scheinen Harvick nicht zu liegen, schon im Frühjahrsrennen kam er gerade so in die Top10.

Ryan Newman kommt definitiv für die Top10 in Betracht, nachdem er diese in den letzen sechs Saisonrennen vier Mal erreichen konnte und auch in Dover klappte das bei drei der vergangenen fünf Ausgaben.

Dale Earnhardt Jr. erlebt ja derzeit mal eine halbwegs gute Saison, allerdings sind seine Zielankünfte größtenteils immer noch zu schlecht. Für eine Platzierung in den Top5 des Titelkampfes wird es so wohl nicht reichen, denn nach einem sehr soliden Frühling stieß Junior in den letzten 14 Saisonrennen nur noch zwei Mal in die Top10 vor! Platz 3 in Chicagoland kann da nicht darüber hinweg täuschen, dass die Crew der #88 noch eine Menge Arbeit vor sich hat, wobei sie aber auch oft mit Pech zu kämpfen haben. Dover ist auch nicht unbedingt der Ort, an dem ich die Auferstehung des Sohnes kommen sehe, dafür ist ein Top10-Resultat seit Einführung des CoT einfach zu wenig.

Versteht mich hier nicht falsch, ich finde das wirklich schade, denn: Ein starker Earnhardt ist eigentlich gut bzw. Gold für die NASCAR! Die Frage ist nur, was man bei Hendrick Motorsports noch unternehmen soll, denn früher hatte er diese Probleme ja nicht. Man munkelt, dass Juniors Absturz seit 2007 mit der Einführung des CoT zusammenhängen könnte, von dessen Handling er nicht sonderlich angetan sein soll.

Ja gut, was soll man nun noch zu Denny Hamlin sagen, außer dass es ihn 2011 wirklich hart trifft. Im letzten Jahr war er noch der größte Konkurrent von Jimmie Johnson, nur um nach einem fatalen Fuel-Mileage-Rennen total in der Versenkung zu verschwinden. Diese Woche kam sogar heraus, dass Hamlin mit einem Sport-Psychologen zusammenarbeitet, um seine mentale Form wieder in Gang zu kriegen. Wenn ich sowas höre, dann frage ich mich, ob Jeff Burton vor jedem Rennen direkt aus der Zwangsjacke ins Auto gesteckt werden muss.

So schlimm ist es bei Hamlin ja wohl auch nicht, viel Schuld tragen in diesem Jahr nämlich auch die unzuverlässigen Motoren von Joe Gibbs Racing und dann kommt eben auch das übliche Pech dazu. Vielleicht sollte Denny Hamlin einfach die Saison abhaken und schon mal Entwicklungsarbeit für 2012 betreiben, denn mit 66 Punkten Rückstand wird es im neuen System und bei hoher Leistungsdichte schon verdammt schwierig, den Anschluss zurück zu gewinnen.

Wie gewohnt folgen an dieser Stelle noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:

In Dover ist die Nationwide Series gemeinsam mit dem Sprint Cup unterwegs, wobei sich ESPN2 am Freitag um die Practices kümmert und SPEED am Samstag die Qualifyings abdeckt, das erste Training des Cups wird leider nicht übertragen. Beide Rennen sind bei ESPN bzw. ESPN2 zu sehen und beginnen zu angenehmen Uhrzeiten. Unterdessen fahren die Trucks im Rahmen des vorletzten Saisonrennens der IndyCar Series in Kentucky ein Nachtrennen aus. Da der komplette Vorbetrieb der Trucks nicht im TV übertragen wird, habe ich wie gehabt nur das Rennen selbst aufgelistet. Viel Spaß am Wochenende beim NASCAR schauen!

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 30.09.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, nicht im TV
18:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, ESPN2

Samstag, 01.10.
18:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (OneMain Financial 200), ESPN2
02:00 Uhr, Truck Series Rennen (Kentucky 225), SPEED

Sonntag, 02.10.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AAA 400), ESPN / RaceBuddy auf NASCAR.com (mit Geoblocking!)

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