Nach Chrysler hat es nun, wenig überraschend, auch GM erwischt. Der ehemals größte Autohersteller der Welt ist pleite.
Die Frage, die hier auch im Chart schon aufgetaucht ist: Was bedeutet dies für den Motorsport? Zunächst mal muss man wissen, dass GM nicht gleich GM ist. Es gibt, grob gesagt, zwei GMs die interessant sind. Zum einen GM USA, die die Marken Chevrolet, Cadillac, Buick, GMC, Pontiac, Saturn, Hummer und Saab betreuen. Und dann gibt es GM Europe, die Opel und Vauxhall unter einem Dach versammeln. Es gibt dann noch GM Australia mit Holden, aber die lasse ich jetzt mal weg. Die sogenannte „Chapter 11“ Insolvenz betrifft nur GM USA. Es bedeutet kurz gefasst, dass die Firma zahlungsunfähig ist, und unter Gläubigerschutz gestellt wird. In der Zeit soll die Firma von ihren schlechten Bestandteilen getrennt werden um später in einer deutlich kleineren Gesellschaft ohne die Altlasten neu aufzuleben. Delta Airlines hat das vor ein paar Jahren recht erfolgreich praktiziert. Für GM Europe sieht es anders aus:
Opel und Vauxhall sind bekanntermaßen in einem Deal zwischen der Bundesrepublik und dem Zulieferer Magna verbunden. Auf einer Info-Seite von GM Europe wird klar gestellt:
# Die Vermögensgegenstände von Opel/Vauxhall werden in der Adam Opel GmbH zusammengefasst, wobei die Mehrheit der Anteile an der Adam Opel GmbH in eine unabhängige Treuhandgesellschaft eingebracht wird (die übrigen Anteile verbleiben bei General Motors).
# Diese Lösung bietet einen ausreichenden Zeitrahmen für den Abschluss eines abschließenden Vertrags mit Magna International Inc., während der europäische Geschäftsbetrieb von dem Chapter 11-Verfahren in den USA abgeschirmt wird.
Und was bedeutet das jetzt für die einzelnen Marken?
Für GM USA:
NASCAR:
Kein Mensch erwartet, dass Chevy aus der NASCAR aussteigt, es kann aber wohl passieren, dass die Mittel arg verknappt werden. Wie sehr hängt vom Insolvenzverwalter ab. Sicher ist aber, dass die NASCAR zu viel Werbe/Marketingeffekt hat, um sie fallen zu lassen. Was passieren kann: Chevy verlagert die Motorenentwicklung mehr zu den Teams. Ähnlich wie Ford, die einen Großteil der Arbeit von Yates erledigen lässt, könnte hier Hendrick Motorsport einspringen. Sicher ist aber auch, dass seit gestern kein Cent mehr zu den Team fließt. Das hat etwas mit der Insolvenz zu tun, aber auch mit der Übertragung der Firmenrechte in die neue Gesellschaft. Richard Petty hat in einem Artikel berichtet, dass seit der Insolvenz von Chrysler kein Geld mehr in sein Team geflossen ist. So wird es vermutlich auch den Chevy Teams ergehen, was vor allem die kleinen Teams betreffen könnte. Da die Sponsorenlage sowieso angespannt ist und der Sommer in der NASCAR als schwache Phase der Serie gilt, könnte es passieren, dass etliche Teams auf einen Start verzichten, damit man im Herbst zum Chase dabei sein kann.
ALMS:
Aus der GT1 hat sich Chevy eh schon zurück gezogen. Der letzte Auftritt der GT1 Corvette werde die 24 Stunden von Le Mans sein. Dieser Einsatz ist nicht gefährdet. Man wollte im August mit einem GT2 Wagen wieder auftauchen, aber das sehe ich in der Tat gefährdet. Ich bin allerdings nicht darüber informiert, ob und wie private Teams in der Entwicklung mit drin hängen.
GrandAm:
Hier gab es nur einen Semi-Werkseinsatz für Pontiac. Da die Marke dicht gemacht wird, steigt auch Pontiac offiziell Ende 2010 aus der Serie aus.
Weitere Serien:
Vor allem Chevy ist in vielen kleinen regionalen Serien unterwegs. Es gibt ja unendlich viele Late Model usw. Serien, die von GM unterstützt wurden. Teilweise über die lokalen Händler. Da das Händlernetz teilweise aufgelöst wird, dürfte es vor allem in diesem Serien zu Problemen kommen. Das gefährdet durchaus die Nachwuchsförderung in den USA.
GM Europe:
WTCC:
Man hat mehrfach kund getan, dass eine Pleite von GM USA die Aktivitäten in der WTCC nicht gefährdet. Auch hier ist der Marketingeffekt zu groß.
BTCC:
Vauxhall hatte eh angekündigt, sich Ende 2009 zurück zu ziehen. Die beiden Cruze Lancetti die da unterwegs sind, sind privat eingesetzt, werden aber von Chevy Europe unterstützt.
LMS / FIA GT:
Hier gibt es keinen Werkseinsatz der Corvette. Wie und ob die privaten Teams von GM Europe Geld bekommen haben, entzieht sich meiner Kenntnis.
Da Opel seit Jahren praktisch keinen Motorport mehr betreut, sind die Auswirkungen in Deutschland eh gering.
Für alle Serien gilt aber, dass die richtigen Probleme erst 2010 los gehen. Pleite hin oder her, die Verträge für die kommenden Saison werden im Herbst 2009 geschlossen. Erst dann wird man sehen, wie tief die Einschnitte im Motorsport insgesamt sind. Das größte potenzielle Opfer könnte dann aber tatsächlich die WTCC sein. Sollten sich BMW und Chevy aus wirtschaftlichen Erwägungen aus der Serie zurückziehen, hätte man dort ein ziemlich großes Problem.
Kurz nochmal zu Dodge: Der Einstieg von Fiat ist wohl beschlossen, die Insolvenz unter Chapter 11 kann wohl aufgehoben werden. Was das für Dodge und die NASCAR bedeutet muss man abwarten. Die Gerüchte reissen aber nicht ab, dass EGR und Petty bei Toyota angeklopft haben.
4 Kommentare
2 kleine Fehler im Text. Magna und nicht Magma, ich glaub letzteres ist eine Pornoproduktionsfirma :D
Und in der BTCC fahren keine Cruze sondern 3 Lacettis, 2 eingesetzt von RML/Silverline und einer eingesetzt von Tempus Sport.
Danke für die Hinweise!
Naja bei den ganzen Hilfen die da mittlerweile in Richtung GM geflossen sind, würde es mcih wirklich nicht wundern, wenn auch noch so einiges für den Rennsport übrig bliebe. Schließich trägt der ja auch ganz maßgeblich zum Ansehen und zur Identität der verschiedenen Marken bei und gute Werbung hat ja gerade auch in schwierigen Zeiten noch niemandem geschadet. Ich glaube kaum, dass sich die Insolvenz sehr stark auf dieses Engagement auswirken wird.
Das die Pleite sind, das wissen die ja nicht erst seit Vorgestern.
Machen seit Jahren Schulden in Millionen Höhe und weinen jetzt, weil sie Insolvenz anmelden müssen.
Und das wird natürlich schön aus Steuergeldern finanziert.
Und der Herr Obama segnet es fröhlich ab.
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