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GP2: Vorschau Saison 2014

von DonDahlmann
5 Kommentare

Die Nachwuchsklasse der Formel Eins, die GP2, startet in Bahrain in eine neue Saison. Aber die Serie steckt in einer Krise und droht, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Wer war der letzte GP2-Meister, der in der Formel Eins ein gutes Cockpit bekommen hat? Da muss man vermutlich etwas länger nachdenken, um am Ende auf Romain Grosjean zu kommen, der 2011 die Meisterschaft vor Luca Filippi und Jules Bianchi gewinnen konnte. In den letzten Jahren schaffte es kein GP2-Meister mehr in die F1. Gut, Davide Valsecchi (Meister 2012) hat einen Vertrag bei Lotus, aber fahren darf er nicht. Von den neun Piloten, die in den letzten drei Jahren die Plätze 1 bis 3 in der Serie belegt haben, konnten nur drei einen Fahrerplatz ergattern. 2013 schaffte es keiner der Top 3 in die Nähe eines F1-Wagen. Fabio Leimer hat es mittlerweile in die WEC geschafft, wo er für Rebellion an den Start gehen wird. Auch den zweitplatzierten Sam Bird geht in die WEC, er wird für AF Corse in der GTE-Am (!) an den Start gehen. Da wird er auf James Calado treffen, der ebenfalls für AF Corse, aber in der GTE-Pro antreten wird.

Die GP2 ist längst kein Sprungbrett in die F1 mehr. Ob nun mit oder ohne Sponsoren – der Sprung aus der GP2 ist groß. Nicht, dass es in der WSbR besser aussehen würde, aber die Serie ist auch ein gutes Stück von der F1 weg, während die GP2 immer in deren Rahmenprogramm unterwegs ist.

So ist ein wenig überraschend, dass sich trotzdem 26 Fahrer für die Saison 2014 eingeschrieben haben, darunter ein paar, denen man den Sprung in die Formel Eins durchaus zutrauen kann. Der Einfachheithalber folgt eine Auflistung von Teams und Fahrern.

Russian Times
russiantimesNach dem überraschenden Tod des Sponsors Igor Mazepa verzichtete das letztjährige Meisterteam, Motopark Academy, auf eine weitere Zusammenarbeit mit Russian Times, die sich daraufhin bei iSport eingekauft haben. Der Rennstall, mit dem Timo Glock 2007 Meister wurde, hatte ein paar schwächere Saisons hinter sich, ist aber dieses Jahr mit Mitch Evans und dem Russen Artem Markelov nicht schlecht besetzt. Die Aufmerksamkeit dürfte aber auf Evans liegen, der 2012 die GP3 gewinnen konnte. 2013 fuhr er im Arden Team allerdings ziemlich hinterher. Markelov kommt direkt aus dem ATS Formel 3 Cup, wo er 2013 immerhin Vizemeister werden konnte.

Carlin
carlinAuch die richtig guten Zeiten von Carlin liegen schon etwas zurück, aber mit Felippe Nasr hat man jemanden im Auto, dem man durchaus ein paar Siege zutrauen kann. Der letzte Titel (British F3) stammt zwar aus dem Jahr 2011, aber Nasr ist einer, der wenig Fehler macht und viele Punkte sammelt. Im letzten Jahr wurde er ohne Podiumsplatzierung Vierter in der GP2. Sein Teamkollege ist der Kolumbianer Julien Leal, der seit 2011 in der GP2 unterwegs und bisher wenig gerissen hat.

Racing Engineering
racingengBei Racing Engineering ging es in der letzten Zeit auch nicht wirklich vorwärts, doch das könnte sich 2014 vermutlich mal ändern. Mit Raffaele Marciello hat man einen Italiener an Bord, der zum einen letztes Jahr die F3 Euro dominiert hat, zum anderen aus dem Förderprogramm von Ferrari kommt. Marciello ist der erste Italiener seit längerer Zeit, dem man den Sprung in die Formel Eins überhaupt zutrauen kann. Stefano Coletti, auch schon seit Ewigkeiten in der GP2, ist sein Teamkollege, was durchaus ein Vorteil ist, denn Coletti kann Marciello mit einer Erfahrung sicher in der ersten Saison helfen. Der Titel dürfte für Marciello in der ersten Saison noch etwas zu früh kommen, zumal das Team auch nicht das stärkste ist.

DAMS
DAMSDMAS wartet mit der Paarung Joylon Palmer und Stephane Richelmi auf. Richelmi ist wie Coletti ein alter Hase in der GP2, Palmer ist nun auch schon in der dritten Saison in der GP2, und wenn es dieses Jahr nichts wird, dann kann er seine Karriere in andere Bahnen lenken. Im letzten Jahr kam er bei iSport immerhin auf zwei Siege. Talent hat Palmer, aber wie bei vielen Fahrern zeigt es sich nur phasenweise. Siege scheinen auch in diesem Jahr möglich, aber die Meisterschaft ist für Palmer weit weg.

ART
artDas ART-Team war lange das Maß der Dinge in der GP2, doch in den letzten Jahren hat man weniger Erfolge einfahren können. In diesem Jahr hat man mit Stoffel Vandoorne einen sehr interessanten Nachwuchsfahrer im Team. Der Belgier wurde im letzten Jahr nur knapp in der WSbR geschlagen, 2012 gewann er die Formel Renault 2.0. Also ein schneller Mann, der bisher immer etwas unter dem Radar geblieben ist. Neben ihm wird der schon 30jährige Takuya Izawa aus Japan im zweiten Wagen sitzen. Izawa war in den letzten Jahren in der SuperGT unterwegs und dort nicht sehr erfolgreich. Offenbar will sich der Japaner dank Sponsorgeldern noch mal ein kleines Abenteuer erlauben.

Hilmer/Force India
hilmerNach dem eher katastrophalen Jahr bei ART ist der Deutsche Daniel Abt zu Hilmer gewechselt. Hilmer, auch eher ein Team aus dem Mittelfeld, soll Abt zumindest wieder auf die Siegerstraße bringen. Das scheint eine lösbare Aufgabe zu sein, das Talent von Abt sollte dafür reichen. Für Abt ist es auch eine „Make or break“-Saison. Wird es dieses Jahr nichts, dürfte er seine F1-Träume komplett begraben müssen. Neben ihm wird Facu Regalia fahren. Der Argentinier wurde im letzten Jahr Zweiter in der GP3.

Rapax
rappaxRapax wird mit Adrian Quaife-Hobbs und dem Schweizer Simon Trummer an den Start gehen. Das Meisterteam aus vergangenen Jahren setzt damit auf zwei Fahrer, die schwer einzuschätzen sind. Der Brite war immerhin AutoGP-Meister im Jahr 2012 und hatte im letzten Jahr bei Hilmer und MP Motorsport eine durchwachse Saison, konnte aber immerhin einen Sieg holen. Trummer geht in seine dritte Saison in der GP2 und konnte bisher nur wenig überzeugende Ergebnisse liefern. Das sieht insgesamt nach einer Saison aus, in der sich Rapax schwer tun wird. Hobbs sind aber durchaus gute Ergebnisse zuzutrauen.

Arden
ardenAuch ein Team, das schon bessere Zeiten gesehen hat und in diesem Jahr mit zwei Nachwuchspiloten besetzt ist. René Binder aus Österreich hat einige Jahre nicht sehr erfolgreich im ATS Formel 3 Cup verbracht, letztes Jahr fuhr er in der GP2 für Lazarus eher unter „ferner liefen“. Im zweiten Cockpit wird André Negrão Platz nehmen. Dem einen oder anderen dürfte der Name in den letzten drei Jahren in der WSbR aufgefallen sein, wo er für Draco unterwegs war. Viel dürfte der Brasilianer allerdings in der GP2 nicht reißen.

Caterham
caterhamgp2Im Nachwuchsteam des Formel-Eins-Rennstalls wird man vor allem auf Alexander Rossi achten müssen. Der Amerikaner gilt als großes Talent, allerdings stockt seine Karriere seit 2012 ein wenig. Im letzten Jahr kam er in der GP2 bei Caterham nicht voran, dafür fiel er durchaus positiv durch seine Einsätze in der LMP2 bei Greaves auf, wo er ziemlich flott unterwegs war. Rossi ist weiter offizieller Testfahrer bei CaterhamF1, aber um den Sprung zu schaffen, müsste er dieses Jahr schon die Meisterschaft gewinnen, was eher unwahrscheinlich ist. Rio Haryanto ist ein alter Bekannter in der GP2, der bisher aber nicht weiter auffiel.

MP Motorsport
mpmotorsportSchwächer besetzt ist dieses Jahr das MP Motorsport Team. Jon Lancester fährt seit Jahren durch diverse Serien, von der GP2 bis zur WSbR. Mit 25 Jahren gehört er auch schon zu den etwas älteren Fahrern im Feld, die sich vermutlich wenig Hoffnung auf einen Aufstieg in die F1 machen. Der Holländer Daniel de Jong ist seit 2012 für MP unterwegs und hat in der Zeit auch wenig Erfolge einfahren können. Ein Team für die hinteren Startplätze, das man nur selten vorne sehen wird.

Trident
tridentEtwas interessater wird es dann wieder bei Trident, wo Johnny Cecotto fahren wird. Cecotto ist schnell, keine Frage. Allerdings weiß man auch, dass ihm ab und an die Sicherungen durchbrennen und er seine Kollegen durchaus auch mal in Gefahr bringt. Schwer einzuschätzen, was ihm dieses Jahr gelingen kann, aber Siege könnten durchaus drin sein. Einen echten Exoten, der aber durchaus flott unterwegs ist, findet man mit Axcil Jefferies im Team. Der Mann stammt aus Zimbabwe und hat im letzten Jahr eine eher maue Saison in der Indy Lights hingelegt.

Lazarus
lazarusNathanaël Berthon und Conor Daly werden dieses Jahr für Lazerus an den Start gehen. Berthon kennt man auch schon etwas länger als GP2-Pilot, für Daly ist es die erste richtige Saison in der GP2, und er ist schnell. In der GP3 wurde er letztes Jahr Dritter, daneben absolvierte er Starts in der IndyCar für A.J. Foyt. Durchaus ein Kandidat für Siege, aber das Team ist schwer einzuschätzen, denn wirklich weit vorne hat man sie selten gesehen.

Campos
camposFür dieses Team sieht es dieses Jahr auch eher so aus, als würde man sich ins Mittelfeld bewegen. Arthur Pic ist nicht schlecht, fiel aber auch nicht mit herausragenden Leistungen auf. Kimiya Sato ist seit einigen Jahren in Europa unterwegs und war durchaus schnell. In der AutoGP konnte er letztes Jahr den Vize-Tiel holen, 2012 war er dritter im ATS-Cup. Also durchaus jemand, auf den man achten sollte. Gemanagt wird er im Übrigen von Twitter-Spaßvogel und Ex-F1-Pilot Taki Inoue.

Kalender und Regeln

Die GP2-Saison ist dieses Jahr wieder erstaunlich lang. Man startet in Bahrain und begleitet die Formel Eins durch die gesamte Europa-Saison, also Spanien, Monaco, Österreich, Silverstone, Hockenheim, Ungarn, Spa und Monza. Zudem startet man in Sochi und Abu Dhabi, wo die Saison zu Ende gehen wird.

Regeländerungen gibt es nur wenige. Die Fahrer haben nun 45 statt 30 Minuten Zeit im freien Training. Im Hauptrennen müssen beide Reifenmischungen genutzt werden. Das war es schon.

Übertragung
Zu sehen gibt es die GP2 entweder über sky oder über Eurosport, die aber nur das zweite Rennen am Sonntagmorgen live zeigen. Sorry, nicht Eurosport Deutschland, aber Eurosport UK. Einen Stream gibt es auf der Seite leider nicht. Wir selber werden immer mal wieder Updates zur Serie geben, das hängt ein wenig von der Zeit und vom Platz ab.

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5 Kommentare

nona 4 April, 2014 - 16:22

Wat? GP2 auf Eurosport? Ist das neu oder nur eine Verwechslung mit der GP3?

DonDahlmann 4 April, 2014 - 16:29

Argh… ich war Eurosport UK, weil mein Proxy noch auf UK eingestellt war und da hatte ich die Tage gesehen, dass es dort läuft

Monster Energy 4 April, 2014 - 19:25

Also Racing Engineering war letztes Jahr mit Leimer Meister, von wegen da ging nix vorwärts…?!

Peter 5 April, 2014 - 07:06

Gibt es denn auch eine Art Favoriten bei Fahrern und Teams? Irgendwie steht bei allen als Analyse: „naja, naja, haben schon bessere Zeiten gesehen, eher Mittelfeld“. Es muss doch auch irgendjemanden geben, der die angesetzten Rennen gewinnen kann…

Monster Energy 5 April, 2014 - 10:32

@Peter

Die Topteams sind im Grunde DAMS, ART, Russian Time, Racing Engineering, Hilmer und Carlin.
Zu den Fahrern gibt es sicher viele Meinungen. Vor allem wenn es um den Anwärter auf den Titel geht. Palmer hat einiges an Erfahrung in der GP2 und viel Talent, dazu mit DAMS das meiner Meinung nach beste Team. Dazu kommt dieses Jahr Vandoorne als Rookie in die GP2, ein extrem schneller Mann. Diese beiden haben definitiv das Potential Meister zu werden, aber man darf auch Evans und Russian Time nicht vergessen. Die Frage dabei ist, wie gut der Schritt vom Einsatzteam des Motopark Oschersleben zu iSport geschafft worden ist.

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