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NASCAR: Vorschau Kentucky 2011

von KristianStooss
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„Öfter mal was Neues“ dachte sich die NASCAR und nahm mit dem Kentucky Speedway den ersten Strecken-Neuzugang seit zehn Jahren in den Kalender auf. 2001 stießen zuletzt der Chicagoland Speedway sowie der Kansas Speedway dazu, wobei vor allem letzteres Oval eine große Ähnlichkeit mit der Strecke in Sparta, Kentucky aufweist.

Vor zehn Jahren erweiterte die NASCAR den Sprint Cup jedoch erstmalig von 34 auf 36 Saisonrennen, wodurch Chicagoland und Kentucky keinem anderen Oval Konkurrenz machen mussten, um einen Platz im Kalender zu ergattern. Im Falle von Kentucky sieht die Sache allerdings anders aus und die Hintergründe dieses Neuzuganges werde ich im nächsten Absatz ausführen. Da der Speedway für die Cup-Autos neues Terrain darstellt, beraumte NASCAR am Donnerstag gleich mal einen kompletten Testtag aufgeteilt in zwei Sessions an. Dabei wurden übrigens auch das erste Mal die Motoren mit dem neuen Direkteinspritzer-System getestet, welches ab 2012 die altertümlichen Vergaser ablösen soll. Die einheitliche Elektronik, die NASCAR einen verlässlichen Kontrollmechanismus gegen faule Tricks ermöglichen soll, stammt übrigens von McLaren!

Der Kentucky Speedway ist ein typisches 1,5-Meilen-Oval – ein sogenannter Cookie-Cutter. Diesen Namen gibt man den generischen Intermediate-Ovalen gerne, um damit ihr untereinander ziemlich ähnliches Aussehen zu unterstreichen: ausgestanzt wie mit einer Ausstechform für Weihnachtsplätzchen. Das Oval in Sparta, Kentucky kommt dabei dem gleichaltrigen Kansas Speedway am nächsten, da er mit 14° in den Kurven und 8-10° auf der Zielgeraden nur ca. ein Grad weniger überhöht ist als sein Bruder im Mittleren Westen. Die Gegengerade kommt immerhin noch auf ein überschaubares Banking von 4°, ebenso ein Grad weniger als in Kansas.

Gemeinsam mit den beiden Intermediate Ovalen wurde 2001 auch der Chicagoland Speedway als letztes Mitglied der Drillinge dieser Zeit fertiggestellt. Man kann die etwas unterschiedlichen Ovale gerne in einer Gruppe zusammenfassen, denn bisher lieferte immerhin Chicagoland die besten Vergleichswerte für Kansas. Doch nur die letztgenannten Geschwister bekamen 2001 einen Platz im frisch erweiterten Kalender des Sprint Cups, während der Kentucky Speedway vorerst mit jeweils einem Rennen der Trucks sowie der Nationwide Series vorliebnehmen musste. Dazu kam es vermutlich, weil die NASCAR-eigene International Speedway Corporation (ISC) sich für den Bau der beiden anderen Intermediate-Ovale verantwortlich zeigte, während Kentucky sich im unabhängigen Privatbesitz befand.

Owner Jerry Carroll war gar nicht damit einverstanden, dass sein Speedway keinen Platz im Sprint Cup erhalten hatte und zog kurzerhand vor Gericht. Nach etlichen Jahren endete dieser Rechtsstreit 2008 mit einer Niederlage von Carroll, welcher NASCAR die vermutlich offensichtliche Kartellbildung nicht ausreichend nachweisen konnte. Die letzte Möglichkeit, doch noch an einen Termin im Kalender zu kommen, bot zu diesem Zeitpunkt ein Verkauf an das ISC-Konkurrenzunternehmen Speedway Motorsports Inc. (SMI) von Rennstrecken-Magnat Burton Smith. Ein erhoffter Platz für die Saison 2009 ließ sich damit jedoch nicht mehr realisieren und schnell wurde außerdem klar, dass Smith wohl eines seiner Rennen auf einer SMI-Strecke für Kentucky opfern würde müsse.

Mitte 2010 gab man dann bekannt, dass der nicht mehr regelmäßig ausverkaufte Atlanta Motor Speedway eines seiner Daten verlieren würde, um Kentucky ein Rennen im Sprint Cup zu ermöglichen. Im Zuge der Vorbereitung auf dieses Premieren-Event erweiterte SMI die Zuschauerkapazität des Ovals noch einmal von 66.000 auf 107.000 Plätze, welche tatsächlich nur neun Tage vor dem Rennen als ausverkauft gemeldet werden konnten. Die erste Veranstaltung des Sprint Cups auf dem Kentucky Speedway wurde übrigens gleich als Triple-Header geplant, mit Nationwide Series und den Trucks im Schlepptau.

Zu den Einspritzer-Tests am Donnerstag werde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt äußern, wenn die Teams mit aussagekräftigen Kommentaren um die Ecke kommen. Vermutlich gibt es für die New Hampshire-Vorschau eine Woche später (übrigens mein zweijähriges Jubiläum beim RacingBlog!) schon mehr zu diesem Thema zu berichten. Mal abwarten… Zumindest für das Rennen in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird man bei dieser Testfahrt wohl genügend Daten sammeln können und außerdem haben die Teams ja noch Kansas und Chicagoland als gute Vergleichswerte für die Abstimmung der Autos.

Noch kurz zur erwarteten Stärkeverteilung am Wochenende: Ich vermute Hendrick Motorsports und Penske Racing recht weit vorne, dem Ergebnis des besten Vergleichs-Rennen folgend. Im Juni fand bekanntlich die erste von nun zwei Kansas-Ausgaben statt, welche Kurt Busch und Brad Keselowski gefolgt von einigen Hendrick-Fahrern ordentlich aufmischten. Favorit Busch wurde allerdings letztlich Opfer seiner konservativen Benzinstrategie und musste dem Pokerspieler Keselowski den Vortritt lassen. Die von mir eigentlich an der Spitze erwarteten Fords von Roush-Fenway Racing mussten sich in Kansas teilweise mit unauffälligen Top10-Resultaten begnügen.

Aber wer weiß, vielleicht gelingt der Roush-Truppe ja am Wochenende der große Wurf oder wir sehen einen völligen Überraschungssieger: Da fällt einem zum Beispiel Joey Logano ein, welcher gleich die letzten drei (!) Nationwide-Rennen in Kentucky für sich entscheiden konnte. Letzteres Szenario dürfte aber recht unwahrscheinlich sein, eher würde ich wohl Tony Stewart (4) oder den neuen Spitzenreiter in der Meisterschaft, Kevin Harvick (2), im Auge behalten, die in Chicagoland und Kansas kumuliert schon ein paar Rennen gewinnen konnten.

Ach und bevor ich es vergesse: Die Übersicht zu allen Strecken, welche im Sprint Cup befahren werden, ist nun endlich vollständig – zumindest was die Anzahl der Rennkurse angeht. Der Inhalt könnte sicher noch die ein oder andere Ergänzung vertragen. Zum letzten Jahresende war bereits alles bis auf den Daytona International Speedway fertig und den wollte ich natürlich nicht einfach so abfrühstücken. Mir fehlte immer noch etwas zur Entstehungsgeschichte und dem Speedway an sich, doch zum diesjährigen Sommerrennen und in dieser Woche konnte ich endlich mehr davon zusammentragen, auch in Bezug auf die Neuasphaltierung.

Mit diesem Artikel zum Kentucky Speedway vervollständigt sich nun das Bild und ich freue mich, endlich die große, lange geplante Strecken-Sammlung präsentieren zu können! Daytona International Speedway, Kentucky Speedway und die Übersichtsseite sind hier verlinkt, können aber auch per Navigationsleiste unter „NASCAR FAQ“ erreicht werden. Viel Spaß!

Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:

Die NASCAR-Woche begann in Kentucky schon am Mittwoch, an dem die Trucks einen Großteil ihrer Freien Trainings gefahren haben. Der Donnerstag sah außer dem Testprogramm des Sprint Cups noch Qualifying und Rennen der Trucks sowie das erste Practice der Nationwide Series. Die Trucks Series ist damit schon vor dem eigentlichen Wochenende komplett mit ihrem Programm durch, das Rennen gewann Kyle Busch. TV-technisch habt ihr aber nicht viel verpasst, denn außer den Hauptveranstaltungen der Trucks (Qualifying & Rennen) wurde davon nichts übertragen. Der Freitag bietet dafür ab 17:30 Uhr eine Menge NASCAR-Action auf SPEED!

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 08.07.
15:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
23:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Feed the Children 300), ESPN

Samstag, 09.07.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Quaker State 400), TNT / NASCAR.com RaceBuddy

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