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NASCAR: Johnson und die vier Meisterschaften

von DonDahlmann
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Es war ein zumindest zeitweise sehr munteres Rennen, dass die NASCAR zum Saisonabschluss geboten hat. Aber ist die Siegesserie von Jimmie Johnson gut?

miami09_3Um gleich mal mit allen „Doofer Chase“ Argumenten aufzuräumen: Johnson wäre auch nach dem klassischen Punktesystem Meister geworden. Und das in allen vier Jahren seiner Meisterschaft. Allerdings war der Abstand in den letzten Rennen zu Tony Stewart extrem knapp und man weiß nicht welche Kräfte eine mögliche Meisterschaft im Stewart/Haas Team frei gesetzt hätte. Aber dennoch: keiner konnte Johnson schlagen und das zum vierten Mal in Folge. Und so wie es aussieht, wird man sich auch 2010 auf einen mögliche fünfte Meisterschaft einstellen können.

Aber zunächst mal zum Rennen. Das war von der ersten Minute an recht munter, weil sich vorne niemand so recht absetzen konnte. Das Layout von Homestead sorgt auch dafür, dass man mit unterschiedlichen Abstimmungen unterschiedliche Linien fahren kann. Das progressive Banking belohnt diejenigen, die sich oben an der Mauer entlang tasten, auf der anderen Seite ist das vor allem am Ausgang von Turn 3/4 auch nicht ungefährlich. Und so entbrannte ein munterer Kampf um die Spitze. Es gab zwar nicht so viele Führende (acht, ohne die beim Tankstop eine Runde später kamen) aber es war lange sehr unter den ersten fünf.

Erstaunlicherweise sah man das gesamte RCR Team vorne. Harvick, Burton, Mears und selbst Bowyer zeigten sich und waren durchaus in der Lage mit zu halten. Das war, angesichts des katastrophalen Jahres für RCR ohne Sieg und ohne Fahrer im Chase, schon ein wenig überraschend. Aber RCR hat vier neue Wagen aufgebaut und wie man hört hat man offenbar etwas im Bereich der Vorderachse gefunden, was den Fahrer enorm hilft. Der Wagen sei nicht mehr so spitz zu fahren und deutlich gutmütiger gaben die Fahrer zu verstehen. Durch das Aufrücken von RCR gab es vorne also etwas mehr Stoff, aber dahinter ging es genauso zur Sache.

Schon jetzt legendär: das Aufeinandertreffen von Montoya und Stewart. Die beiden schätzen und verstehen sich eigentlich sehr, aber man kennt ja sowohl Montoya als auch Stewart. Beide sind im Rennwagen jetzt nicht gerade das, was unter „kühl und berechnend“ versteht. Montoya war Stewart, warum auch immer, am Ausgang einer Kurve etwas hinten drauf gerummst. Ob mit Absicht, weil er gepennt hatte oder Stewart vom Gas musste wurde nicht klar. Eine Runde später wollte Montoya an Stewart vorbei, doch der knallte ihm auf der Geraden in die Seite. Dem Kolumbianer ging ein Reifen zu Bruch und er landete in der Mauer. 24 Runden später war er wieder draussen und die Rennleitung sah das Übel schon kommen. Man funkte ein „Genug ist genug“ an beide Teams, aber 30 Sekunden später schob Montoya Stewart Ausgangs Turn 4 hinten an und schickte ihn in einen Dreher. Die Rennleitung parkte den Kolumbianer für zwei Runden, was dann auch nichts mehr machte. Angeblich schickte Stewart noch ein „Well, we deserved it“ über Funk, aber beide verließen nach dem Rennen wortlos das Gelände. Auch bei Twitter ging JPM nicht mehr darauf ein.

Nach dieser hübschen Einlagen flachte das Rennen allerdings massiv ab. Mit der Dunkelheit zeigten sich massive Abstimmungsunterschiede. Vor allem Gordon und Kyle Busch kamen nicht mit ihren Wagen zurecht, während Danny Hamlin an der Spitze weg fuhr. So waren die letzten Runden etwas öde, zu mal auch klar war, das niemand Jimmie Johnson seinen Titel würde stehlen können. Mark Martin hatte im letzten Rennen nur wenig Chancen und sein Wagen lief in Miami einfach nicht.

Nun also der vierte Titel für Johnson. In Folge hat das noch keiner geschafft in der NASCAR. Der Vergleich mit Schumacher/Brawn Johnson/Knaus ist auch durchaus angebracht. Beide bilden ein kongeniales Team, beide schaffen es mit ihren Siegeswillen und ihrem technischen Verständnis die Mannschaft auf Vordermann zu bringen. So lange man auf seitens des Motors nicht in arge Schwierigkeiten kommt, so lange die Stimmung im Team so bleibt, so lange wird man auch mit Johnson rechnen müssen. Und zwar jedes Jahr.

Jimmie Johnson ist sicher weit, weit weg von Raubeinen wie Earnhardt, Petty, Waltrip oder Bobby Allison. Er ist nun mal ein ein wenig glatt und verbissen. Sieht man Stewart vor dem Rennen mit einer Pizza in der Hand, steht Johnson mit Knaus zusammen und sie gehen die Strategie noch mal durch. Rempelt Stewart Montoya von der Strecke, hört man Johnson sich über Funk beklagen, dass die Konkurrenz zu hart unterwegs sein. Es gibt nicht wenige, die halten Johnson deswegen für ein Weichei, einen, der nix aushält, nicht austeilen kann und rum jammert. Einer, der in einem anderen Auto unter ferner liefen unterwegs sei.

Man kann viel über Johnson behaupten, aber letzte Argument stimmt mit Sicherheit nicht. Denn egal auf welcher Strecke (sieht man mal von den Rundkursen ab), wo andere sich vorbei rempeln, da fährt Johnson vorbei. Der Mann hat ein unheimliches Talent und er kommt mit dem CoT eben besser klar als zum Beispiel ein durchaus ebenfalls begabter Earnhardt jr.

Ist die Siegesarie von Johnson und Hendrick für die NASCAR schlimm? Sagen wir mal: es reicht so langsam. Der neue Rekord ist eine Sache, aber mehr muss es vermutlich nicht sein, wenn man die Ratings wieder nach oben drücken möchte. Interessanterweise fing die Saison, angesichts des erwarteten Duells zwischen Kyle Busch und Carl Edwards gut. Das dann Stewart in der Vordergrund rückte, war auch kein Fehler. Die Ratings blieben auch exakt so lange stabil, bis klar war, dass Johnson mal wieder den Ton angeben würde.

Wenn die Zuschauer den Eindruck bekommen, dass 43 Piloten 36 Rennen fahren und Johnson eh Meister wird, dann könnte es öde werden. Auf der anderen Seite: es ja durchaus faszinierend mit an zu sehen, wie jemand derartig dominiert, weil man ja nur darauf wartet das endlich mal einer kommt…usw. Das war bei Schumacher so, das nun bei Johnson so. Es wäre zum Beispiel mal wieder an der Zeit, dass RCR einen Titel einfährt. Die warten nämlich seit 1994 auf eine Meisterschaft.

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1 Kommentare

xeniC 24 November, 2009 - 19:11

Johnson ist halt ein Ausnahmepilot. Vergleiche mit MSC/RB sind bei Johnson/Knaus sicherlich nicht unangebracht. Allerdings sollte man erwähnen, dass die NASCAR nicht einfach nach 33 Rennen entschieden ist, wie eine Formel Eins zu Zeiten von Michael Schumacher.

Die Dominanz von Johnson ist einfach beeindruckend. Und sind wir mal ehrlich, gestern saßen doch massig Leute vor dem Rennen und haben auf die Sensation, auf das NASCAR-Wunder der Neuzeit gewartet. Wär hätte nicht gehofft, dass ausgerechnet ein Mark Martin diese Serie bricht?

JPM und Stewart sind halt schon genial. Ohne solche Piloten mit Ecken wäre Racing nicht das was es ist. So schön das Racing von Johnson ist, so muss aber auch hin und wieder ein Querschläger dabei sein!

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