Es gibt noch erstaunliche viele freie Cockpits in der Formel Eins, darunter gleich drei in Spitzenteams. Und eine Menge interessanter Bewegung hinter den Kulissen.
Würde Jacques Schulz die Cockpitvergabe in diesem Winter kommentieren, würde er vermutlich „Chaos!“ rufen. So viel Unordnung hatte man lange nicht mehr in der Szene. Schuld daran ist die aufgestaute Silly Season, die in diesem Jahr wegen der Drohung mit der Piratenserie nicht so recht in Schwung kam. Und die Unentschiedenheit von Räikkönen, der nicht weiß, ob er 2010 Rally-Autos durch den Wald scheuchen soll. Heute gab es dann immerhin schon mal eine Neuigkeit, die allerdings sehr überraschend kam. Timo Glock hat bei Manor Motorsport unterschrieben, also jenem Verein, von dem es heißt, dass er bald auf den Namen „Virgin F1“ hören wird. Das ist schon eine faustdicke Überraschung, denn eigentlich sollte er ja schon fest bei Renault sein.
Manor Motorsport gehört bekanntermaßen zu den neuen Teams. Man wird Cosworth Motoren einsetzen und im Hintergrund arbeitet mit Nick Wirth ein alter Bekannter. Dem gehörte mal das Simtek Team, dann war er Aero-Chef bei Benetton von 1996 bis 99, also jetzt nicht gerade in der ultra-erfolgreichen Zeit. Irgendjemand bei Twitter meinte heute auch schon gehässig, dass da eigentlich nur ein klobiges Auto raus kommen kann, aber dann sei daran erinnert, dass Wirth auch das Konzept des Acura LMP mit gestaltet hat.
Auch wenn ich von Manor persönlich mit am meisten halte, interessant ist die Entscheidung von Glock schon. Renault wäre eine Option gewesen, ebenso Sauber mit den Ferrari-Motoren. Warum er sich für Manor entschieden hat, ist mir nicht so ganz klar. Zumindest hat man einen mittlerweile erfahrenen Mann. Neben bei Glock soll di Grassi endlich die Chance bekommen, die er schon lange verdient hat.
Richtig interessant ist es allerdings bei McLaren. Die Anzeichen mehren sich nämlich, dass sich die Briten mit Jenson Button einig geworden sind. Jedenfalls waren die britischen Medien heute voll davon und @f1scoop berichtete selbiges. Ich fände eine solche Entscheidung von Button immer noch sehr befremdlich. Denn mal ehrlich – wer glaubt schon, dass er wirklich schneller als Hamilton ist, der zu dem auch noch Liebling im Team ist? Dazu kommt: Hamilton fährt deutlich härter und eckiger als Button und er hat die Entwciklung des 09er und des 10er Wagens mit bestimmt. Da kann man ja fast nur Angst um Button bekommen.
Bei Mercedes wäre damit der Platz frei, auf den Heidfeld spekuliert. Heute rauschte es durch die Gerüchteküche, das Räikkönen plötzlich ein Kandidat sei, weil man dessen Lohnvorstellungen aus den Einnahmen des McLaren Verkaufs finanzieren könnte. Vielleicht gekoppelt an einen fetten Bonus, wenn er Weltmeister wird. Norbert Haug ist bekennender Räikkönen-Fan und fürs Marketing hat man eh Rosberg. Ich fände die Kombi Rosberg/Räikkönen/Mercedes schon sehr spannend.
Und zu Renault, wo das dritte Cockpit in einem, na ja, Top-Team frei ist, will auch keiner. So teuer wird Kubica aber nicht gewesen sein. Offenbar hat man auch keine Lust mehr auf Romain Grosjean und da di Grassi zu Manor abwandert, will man Franck Montagny reaktivieren. Das klingt auch schon wieder nach einer halbherzigen Lösung, aber nachdem Glock dann doch nicht zu Renault geht, werden wieder die Gerüchte aufgekocht, dass das Renault den Laden doch verkauft. Interessent soll ausgerechnet Falvio Briatore sein. Interessant sind zwei Dinge: zum einen hat Renault-Chef Goshn ausdrücklich gesagt, dass man eine Entscheigung über den Verbleib als Team Ende des Jahres treffen wird, zum anderen soll in diesem Zeitraum die Entscheidung vor Gericht über das praktische Berufsverbot von Briatore in der Formel Eins fallen. Das war Glock wohl alles eine Nummer zu heiß.
Ebenfalls noch offen sind beide Sitze bei Sauber. Die haben ja offiziell noch nicht die Startfreigabe, und damit fehlt wohl auch die Unterschrift. Da es um das Team aber erstaunlich ruhig ist, gehe ich davon aus, dass man alles nötige vorbereitet. Heidfeld sieht, sollte er überraschenderweise nicht doch zu Mercedes wechseln, nach einem Kandidat für Sauber aus, ebenso Kovalainen oder Trulli.
7 Kommentare
Ich kann Glock verstehen, dass er sich zumindest von Renault abwendet. Dieser Schwebezustand ist doch nichts ganzes. Ob Manor/Virgin die richtige Entscheidung ist, kann ich nicht nachvollziehen. Er wurde ja ansich nur mit Renault und den neuen Teams in Verbindung gebracht (oder unterschlage ich ein Gerücht?). Bis Weihnachten warten und am Ende dann zuschauen, wie Renault verkaufen möchte bzw. auch ohne Käufer aussteigt und dann kein Team bekommen? Ist schon nicht so doof von Glock. Kubica wird sich sicherlich auch nicht gerade freuen, dass Renault nicht Ja oder Nein sagt.
Sehe Button auch nicht stärker als Hamilton. Zumal bei McLaren eh alles Hamilton fixiert ist, wird sich damit keiner einen gefallen tun, höchstens vielleicht ein Räikkönen der sich von einem Hamilton-Klan sicherlich nicht viel sagen lässt.
erst monty wech, jetzt auch kimi?
soll man sich den kram nächstes jahr angucken?
ich sage: nein.
immer mehr blöde thielke strecken ohne überholen ( die komischen „schwirigkeiten“ mit den off-camber stellen kann der sich auchmal gepflegt whin stecken. )
immer mehr scheich-strecken (nix gegen den anderen kulturkreis und alles) – aber die rennen sind da langweilig – und promis gucken ist uninteressant.
ich will racing verdammt nochmal.
die coolen charakterköpfe die auch abseits der f1 stecke mal spass haben wollen sind jetzt jedenfalls erstmal weg.
also, ich fasse zusammen:
– strecken: langweilig
– überholen: geht ned
– coole fahrer: alle wech
enjoy your 2009 f1 season.
/abductee
p.s.: piratenseire währ cool gewesen.
Der Zusammenfassung schliesse ich mich an. Aber mal ehrlich: Gucken werden wir schon, oder? Für mich ist die frühere Faszination der F1 aber auch zum allergrössten Teil dahin, nicht erst seit dieser Saison.
Ich denke, die Hersteller hätten sich nicht zurückgezogen, wenn die Piratenserie Realität geworden worden wäre. Jedenfalls nicht sofort, aber die Gefahr hätte auch dort immer bestanden.
Aus Buttons Wechsel zur Nr.2 bei McLaren spricht eine realistische Einschätzung des eigenen Könnens und ein gesunder Geschäftssinn. ;)
Bernies Hang zu Rennen in Diktaturen die Geld haben ist in der Tat ein Ärgernis, diese Plastikstrecken mit dem Luxusflair (und zwei Kilometer peitschen Glaubenspolizisten „Verbrecher“ aus) ekeln mich schon lange an. Wie so viele Sportarten lebt auch die F1 von Tradition und Historie, in Bernies Altersstarrsinn scheint das irgendwie untergegangen zu sein.
Gut hingegen finde ich den Abgang der Werkteams und den Zulauf neuer „richtiger“ Racing-Teams, diese neue Vielfalt, so sie denn alle an den Start gehen, wird die Rennen sicherlich bereichern.
die sollten lieber mal Spa retten. Ohne Spa kann man die F1 im aktuellen Zustand eh vergessen.
Ist gerettet. Die haben heute ne neue Lizenz bekommen. http://is.gd/4XTWx
das ist/war ja prompt :-) danke Don.
hab ich wohl meinen Twitter-client nicht im Griff.
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