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ADAC GT Masters: Lausitzring – Komplett unterschiedliche Bedingungen in der Lausitz

von Nils Otterbein
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Am vergangenen Wochenende ging das ADAC GT Masters in seine fünfte Saisonstation. Schauplatz war der Lausitzring im Rahmen eines großen „Family and friends Festival“ mit Attraktionen für die ganze Familie, was eine große Zuschauerzahl versprach. Enttäuscht wurden die Fans vom sportlichen Treiben auf der Strecke nicht!

Insbesondere Mercedes scheint es nach dem starken Nürburgring Wochenende nun wirklich wissen zu wollen und hat fahrerisch erneut einige Änderungen vorgenommen. Somit bekam Raffaele Marciello im Landgraf AMG seinen nun vierten unterschiedlichen Teamkollegen mit Daniel Juncadella an seine Seite, während dieser beim Drago Racing Team ZVO von Marvin Dienst ersetzt wurde, der am Lausitzring als einer der „Freelancer“ des Motorsports einen Doppelstart mit dem ADAC Prototype Cup absolvierte. Neben den fahrerischen Rochaden bei Mercedes gesellte sich mit Dinamic Motorsport ein Gaststarter mit einem Porsche hinzu, die nach einer bislang eher schwachen Saison in der GT World Challenge in die Rennserie reingeschnuppert haben und prompt beim Vortest die Schnellsten sein sollten.

Das vorerst letzte Rennen in dieser Saison fuhr die Madpanda Mannschaft rund um Ezequiel Perez Companc, der nun mit Jusso Puhakka als neuen Teamkollegen fuhr. Man plant hier jedoch 2023 eine Rückkehr mit dem Ziel, bessere Resultate nach einem schwierigen Debüt Jahr einzufahren.

Am Lausitzring wurde die kürzeste der dort möglichen Varianten befahren, was damit die kürzeste Strecke im GT Masters Kalender stellte.

Samstag

Die Pole des Samstags sicherte sich Christian Engelhart für die Mannschaft von Joos Sportwagentechnik, die zweifelsohne zu den großen Verlierern der letzten Rennen zählten und damit bzgl. Punkte einiges federn lassen mussten. Der zweite Platz ging an den Rutronik Audi von Patrick Niederhauser, während sich Maximilian Paul beim Heimspiel für ihn und das neuformierte Paul Motorsport Team im besten Lamborghini auf dem dritten Platz einreihte. Von den Kandidaten für den Titel erwischten einige bei regennasser Fahrbahn keine gute Runde, womit beispielsweise Raffaele Marciello als Tabellenleader nur auf P9 landete. Auch für seinen Teamkollegen Jules Gounon lief es mit P10 nicht besser. Einen schwierigen Start ins Wochenende hatte auch Allied Racing nach überraschend starken Wochenenden mit P16.

Für das Rennen waren damit die Vorzeichen gestrickt, dass vor allem die zweiten Fahrer im Rennen nach vielen Monaten ohne regnerische Bedingungen eine große Herausforderung vor sich hatten. Das Rennen versprach viel Spannung, da das Layout der Strecke zu harten Zweikämpfen einlädt.

Rennen 1

Bei schwierigen Bedingungen mit viel stehendem Wasser gab es eine wie erwartet wilde Startphase mit vielen Platzwechseln. Früh erwischte es den Mercedes von Fabian Schiller, der sich bereits in den beiden Einführungsrunden einen Reifenschaden zuzog und einen Notstopp machen musste. Auch der Allied Racing Porsche mit Joel Sturm hatte einen Ausritt ins Kiesbett, was an diesem Wochenende nicht der Letzte sein sollte. Den Dinamic Porsche von Adrian de Leener erwischte es ebenfalls in der ersten Kurve nach dem Start. Dieser Wagen sollte vor allem in der zweiten Rennhälfte mit Klaus Bachler eine wichtige Rolle spielen. Die Gewinner des Starts waren eindeutig Tim Zimmermann, der ein starkes Wochenende im Land Audi erleben sollte und Marciello, der seinen schlechten Startplatz schnell korrigiert bekam und schnell in den Top5 Bereich vorgestoßen ist.

Vorne reihten sich nach dem Start mit einem souveränen Auftritt Christian Engelhart und Patrick Niederhauser, dessen Rolle bei Audi ab dem kommenden Jahr durchaus interessant sein dürfte, da bekanntlich einige Werksfahrer abwandern werden. Dahinter folgten auf den Plätzen drei bis vier die beiden Lamborghini von Albert Costa-Balboa und Maximilian Paul ein. Viel änderte sich bis zum Fahrerwechsel an dieser Rangordnung nicht.

Den größten Unterhaltungswert boten die Platzierungen ab dem fünften Platz. Hierbei muss man vor allem Marvin Dienst erwähnen, der sich für weitere Aufgaben innerhalb des bezahlten GT Sports empfiehlt. Laut Teamchef Phillip Zakowski wird er auch den kompletten Rest der Saison bestreiten, da man bei Mercedes offenbar mit Juncadella als Marciello-Kollege für den Rest der Saison plant. Nachdem Dienst an seinem Markenkollegen vorbei ging, konnte er auch noch an Tim Zimmermann vorbeigehen und sich damit auf P5 vor dem Fahrerwechsel einreihen. Ohnehin hatten die Audis zu großen Teilen Probleme mit dem Handling im Regen: Zimmermann ließ sich von Marvin Dienst in einen Fehler hetzen und rutschte ins Kiesbett, während im weiteren Land Audi Salman Owega weiter hinten im Feld gar zwei Ausritte hatte.

Dann folgten die Fahrerwechsel, die vor allem durch stärker werdenden Regen geprägt waren. Viele Veränderungen ergaben sich zunächst nicht, wodurch vorne die Reihenfolge auch nach den Stopps vorerst gleich blieb. Damit gingen für die Schlussphase Ayhancan Güven, Luca Engstler, Jack Aitken, Marco Mapelli, Jan Marschalkowski und Daniel Juncadella auf die Strecke. Die Platzierungen hatten sich wie gesagt im Vergleich zu ihren Co-Piloten nicht verändert.

Es war klar sichtbar, dass die frisch eingestiegenen Piloten mitunter große Mühe hatten die Wagen auf der Strecke zu halten, einerseits wegen den fehlenden Runden aus der Quali, die ja immer der Startfahrer bestreiten muss und andererseits wegen dem immer mehr stehenden Wasser. Das letzte Regenrennen ist aufgrund der europäischen Trockenheit ohnehin schon einige Zeit her.

Stark zu kämpfen hatte in seinem Stint Luca Engstler, der die gute Position von Patrick Niederhauser nicht ummünzen konnte und durch einen Ausritt zurückfiel. Dadurch ging Jack Aitken vorbei, der im Emil Frey Lamborghini zum Schnellsten der Spitzengruppe wurde und am Ende sogar noch den klar führenden Ayhancan Güven unter Druck setzen konnte.

Die schnellsten Zeiten in der Schlussphase drehte jedoch Klaus Bachler im Dinamic Porsche, der Platz um Platz aufholte, um am Ende sogar noch in die Top10 zu kommen. Eine weitere Empfehlung von Klaus Bachler nach seiner immens guten Startphase bei den 24 Stunden von Spa für die gleiche Mannschaft.

Wenige Minuten vor Schluss kam Marco Mapelli im Paul Lamborghini noch aufs Podium durch ein tolles Manöver gegen Luca Engstler, der am Ende bester Audi wurde. Wie erwähnt wurde es auch um den Sieg nochmal spannend, da Aitken am Ende Güven stark unter Druck setzte. Jedoch drehte er sich leicht weg beim Versuch sich innen vorbei zu bremsen, womit das Duell zu Gunsten des Türken entschieden wurde.

Die letzten zwei Runden waren ohnehin unter lokaler gelber Flagge, da Mick Wishofer unverschuldet Jan Marschalkowski hinten ins Heck fuhr, nachdem dieser wegen eines technischen Problems schlagartig langsamer wurde. Damit ein bitterer Tag für die ZVO Mannschaft nach dem Reifenschaden von Schiller in der Startphase und dem eigentlich sehr guten Stint von Marvin Dienst.

Am Ende waren es somit Engelhart/Güven vor Costa-Balboa/Aitken, Paul/Marpelli, Niederhauser/Engstler und dem Duo Marciello/Juncadella auf P5. Der fünfte Platz könnte nach einem schwierigen Tag für die Meisterschaft Goldwert sein. Die Joos Mannschaft holte damit die vollen 28 Punkte aus dem Samstag mit und meldete sich zurück. Es war der erste Porsche Sieg in diesem Jahr im GT Masters. Ohnehin fällt auf, dass sich Porsche in diesem Jahr in einigen Sprint Meisterschaften recht schwertut, insbesondere mit Dinamic Motorsport in der GTWC und den Teams von Timo Bernhard und SSR Performance in der DTM. Die großen Verlierer des Tages waren die Duos Schiller/Gounon im Drago Team ZVO Mercedes und Sturm/Müller im Allied Porsche.

Sonntag

Nach der Wasserschlacht des Samstags ging es nun in einen weitgehend trockenen Sonntag hinein, der jedoch früh morgens leicht feucht begann. Viel hatte man nach dem überragenden Spielberg Wochenende nicht von der Schubert Mannschaft mit ihren beiden BMW M4 gesehen, hier konnte man mit der Pole nach längerem mal wieder ein Highlight setzen. Nick Catsburg steuerte den M4 auf Pole vor Sven Müller im Allied Porsche. Catsburg drehte die Runde im letztmöglichen Zeitpunkt, während Müller den Slickreifen unter halbnasser Fahrbahn lange auf Temperatur brachte und die Zeit etwas früher setzte. Jack Aitken konnte seine guten Fähigkeiten im Regen mit P3 erneut beweisen. Bester Audi wurde die Startnummer #1 mit dem Titelverteidiger Christopher Mies. Dahinter reihten sich auch Piloten ein, die mit Regenreifen ihre Zeit setzten, so z.B. Dennis Marschall auf P5, der ebenfalls wie Niederhauser oder Engstler im kommenden Jahr einen höheren Stellenwert bei Audi bekommen dürfte. Ayhancan Güven im Joos Porsche wurde Sechster. Es sollte ein kompliziertes Rennen werden, da sich die 20 Kg. Zusatzgewicht auf dem selektiven Kurs am Lausitzring bemerkbar machen sollten.

Die Enttäuschungen der schwierigen Qualifikation waren schlussendlich Gounon auf P10 und Raffaele Marciello auf P13. Auch Marvin Dienst und Marko Mapelli waren nach einem guten Samstag nun weit hinten zu finden.

Im Rahmen des Wochenendes schwelte plötzlich ein heißes Reifenthema auf: Offenbar hat Pirelli bei den Einheitsreifen teilweise unterschiedlichste Chargen in ihren Reihen, was einerseits optisch große Unterschiede der Laufflächen beinhaltet, andererseits aber auch unterschiedliche Performancemöglichkeiten der Reifen bietet. Dieses Thema gilt es zu beobachten, da vor allem die Leistungen in den Qualifyings teilweise von Rennen zu Rennen massiv unterschiedlich ausfallen, obwohl die Erfolgsgewichte lediglich in den Rennen gefahren werden.

Rennen 2

Wie schon am Sonntag erlebte man eine spannende Startphase. Catsburg konnte die Führung vor Müller halten, während Mies an Aitken vorbeigehen konnte. Das Feld blieb dicht zusammen, da Catsburg in der Startphase etwas gebraucht hat, um die Performance zu finden. Erwähnenswert war Markus Winkelhock, der sich vom letzten Startplatz kurzzeitig bis auf P14 vorkämpfen konnte, nur um dann wegen einer Kollision das Rennen aufgeben zu müssen.

Aufgrund der Teile vom Car Collection Audi von Markus Winkelhock kam erstmals an dem Wochenende das Safety-Car raus. Nach dem Restart bildete sich eine riesige Lücke zwischen Christopher Haase im Land Audi auf P5 und Ayhancan Güven auf P6, der das Tempo einerseits wegen schwierigem Handling und andererseits wegen 20 Kilo Zuladung kaum mitgehen konnte. Dieser machte sich breit wie ein LKW, sodass lediglich Dennis Marschall vor dem Fahrerwechsel an ihm vorbeigehen konnte.

Die Boxenstopps sorgten heute für wesentlich mehr Veränderungen als am Samstag. Auffällig war, dass alle aus der Spitzengruppe bis zum Ende des Stoppfensters draußen blieben, einer sogar zu lange! Es war die Schubert Mannschaft mit Nick Catsburg, denen in Führung liegend ein unglaublich peinlicher Fehler unterlief: Laut Teamchef Torsten Schubert hat in der letzten Runde seines Stints der Funk versagt und er ist eine Runde zu lange draußen geblieben, was am Ende eine 49 Sekunden Stop and Go Strafe zur Folge hatte, da er genau diese Sekundenanzahl zu spät reinkam. Ein Fehler, der von Tollpatschigkeit nicht zu überbieten ist, da der Fahrer einerseits eine Zeitenanzeige im Cockpit hat und man ggf. noch Boxentafeln zur Verfügung hat. So kann man eine Meisterschaft auch wegwerfen!

Wie erwähnt gab es durch die Stopps große Veränderungen. Es stellte sich heraus, dass ein spätestmöglicher Stopp die Trumpfkarte war, womit u.a. die Allied Mannschaft mit Sven Müller/Joel Sturm mit Zitronen handelte, da dieser in der vorletzten möglichen Runde reinging und damit zwei Plätze verlor. U.a. konnte Juncadella einige Plätze gewinnen, da er vorm Joos Porsche mit Christian Engelhart rauskam.

Durch die Strafe des Schubert BMW ergab sich damit folgende Reihenfolge: Tim Zimmermann, Albert Costa-Balboa, Joel Sturm, Salman Owega, Kim Luis Schramm, Patrick Niederhauser, Fabian Schiller, Raffaele Marciello, Maximilian Paul und Christian Engelhart.

Das Duell für die Schlussphase entwickelte sich um den dritten Platz, da die Audi nun im Trockenen die gute Performance des Vortests zeigen konnten. Vorne setzten sich Tim Zimmermann und Albert Costa-Balboa deutlich ab, was vor allem das Lambo Duo Costa/Aitken in der Meisterschaft weit nach vorne bringen sollte.

Bis drei Runden vor Schluss sah alles nach einem ruhigen zweiten Stint aus, bis einige sich offenbar vom Rummelplatz hinter der Haupttribüne inspirieren ließen und zum Autoscooter übergingen! Dreh- und Angelpunkt war ein aggressives Reinbremsen von Patrick Niederhauser gegen Joel Sturm im Duell um P3, was zu Beschädigungen an beiden Wagen führte. Danach mündete ein Anschieben von Fabian Schiller auf Joel Sturm für ein unfreiwilliges Revanche Foul gegen Patrick Niederhauser. Darüber hinaus bekam Kim Luis Schramm auf P3 liegend anschließend permanent Schaltprobleme in seinem R8. Joel Sturm wiederum wurde noch in einen weiteren Dreher geschickt, da ihn Fabian Schiller ins Gras schickte. Es würde den Rahmen dieses Textes sprengen, hier jeden einzelnen Zwischenfall aufzuklären. Schaut es euch am besten selbst an! So eine chaotische Schlussphase hat man lange nicht gesehen!

Durch das schiere Kuddelmuddel konnte Raffaele Marciello komplett unverhofft auf P3 kommen. Die größte Sensation war jedoch nach einem komplett desolaten Sonntag der Joos Porsche von Christian Engelhart auf P4. Beide konnten durch die diversen Zwischenfälle am Ende mindestens fünf Plätze gut machen. Unbehelligt davon konnten vorne Tim Zimmermann und Albert Costa-Balboa ins Ziel fahren. Für Zimmermann war es der erste Karrieresieg im GT Masters und damit der erste Sieg für die #1, nach einer alles in allem verkorksten Saison für die Land Mannschaft.

In der Meisterschaft konnte Marciello nun mit zehn Punkten Vorsprung die Führung behalten. Dahinter meldet sich Joos Sportwagentechnik mit Engelhart/Güven zurück, die trotz einiger vergebener Chancen weiter vorne dabei sind. Die Gewinner des Wochenendes sind mit zwei Podien jedoch Costa-Balboa/Aitken, die still und heimlich nun auf P3 in der Tabelle liegen. 25 Punkte sind mit den konstanten Punkte Ergebnissen von Emil Frey Racing durchaus aufzuholen. Sofern Costa seine oft hitzige Art weiter in den Griff bekommt, könnte das noch was werden. Die Duos ab Gounon/Schiller dürften mit rund 40 Punkten Rückstand keine Chance mehr haben. Die Verlierer des Wochenendes sind eindeutig Joel Sturm/Sven Müller, die gar auf P7 zurückfielen.

 

Weiter geht es am letzten September Wochenende auf dem Sachsenring. Das Finale wird dann Mitte Oktober in Hockenheim stattfinden, wie es bis vor den beiden Pandemiejahren üblich praktiziert wurde.

Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2393,2545)

 

 

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