Colton Herta und Alex Palou waren die beiden großen Gewinner am letzten Wochenende. Herta holte sich seinen dritten Saisonsieg und Palou die Meisterschaft.
Während Colton Herta für den Sieg kämpfen musste, war die Meisterschaft schon sehr früh fast entschieden. Ed Jones wollte am Ende der ersten Runde innen in Kurve 11 an Ryan Hunter Reay vorbeigehen. Er verpasste aber seinen Bremspunkt massiv und fuhr gegen das rechte Hinterrad von Pato O’Ward. Dieser drehte sich und musste das ganze Feld passieren lassen. Durch die Caution verlor er zwar wenig Zeit aber halt seine Platzierung. In Runde 18 musste er dann seinen McLaren-Dallara mit gebrochener Antriebswelle als Folge dann am Ende der Boxengasse abstellen. Damit war der einzige ernsthafte Kontrahent von Alex Palou ausgeschieden. Mit dem Gewinn der Pole-Position hatte zwar Josef Newgarden weiterhin eine theoretische Chance, die aber den zeitigen Ausfall von Alex Palou, außerhalb der Top-23, und die Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden beinhaltete.
Bis Runde 19 behielt Josef Newgarden auch erst einmal die Führung. In Gefahr der Caution, aufgrund des gestrandeten Wagens von O’Ward, absolvierte er, wie auch viele andere Piloten, seinen ersten Stopp. Fast das halbe Feld blieb aber auf der Strecke, so dass Newgarden die Führung abgeben musste. Kurz nach dem Restart wollte Marcus Ericsson in Kurve 1 an Alexander Rossi vorbeigehen, verbremste sich aber und schlug hart in die Reifenstapel ein. Bei Meyer Shank Racing und RLL Racing ging man Risiko und ließ Helio Castroneves und Graham Rahal auch bei dieser dritten Caution draußen. Josef Newgarden musste sich mit Platz 3 beim Restart begnügen.
Schnellster Pilot im Rennen war bis dahin aber Colton Herta. Ein Fahrfehler in der Qualifikation hatte ihm nur Startplatz 14 eingebracht. Im ersten Stint hatte er auf Option-Tires schon viele Plätze gegen Kontrahenten auf Prime-Tires gut gemacht. Auch im zweiten Stint setzte man ihn bei Andretti Autosport auf neue Option-Tires. Mit diesen setzte er sich leicht gegen Scott Dixon und Josef Newgarden, beide auf Prime-Tires, durch. Mit den Stopps von Castroneves und Rahal übernahm er dann die Führung im Rennen und sollte sie, abseits der Boxenstoppsequenz, auch nicht mehr abgegeben. Durch diese dominante Vorstellung schwand jede Runde die Chance von Josef Newgarden und an der Box von Team Penske machte man sich mehr Gedanken darüber, wie man Platz 2 in der Meisterschaft absichern kann. Mit dem Ausfall von Pato O’Ward, auch wenn er nach langer Reparaturpause für einige Runden nochmal auf die Strecke kam, war aber auch das eigentlich kein Thema.
Im letzten Stint kam dann nochmal etwas Spannung auf. Oliver Askew zwang Conor Daly in den Notausgang von Kurve 9, versenkte dabei aber selbst seinen Wagen in die Reifenstapel. Mit nur noch 20 Runden auf der Uhr wurde das Feld also nochmal zusammengeführt. Colton Herta musste sich nun auf Prime-Tires gegen Josef Newgarden mit Option-Tires verteidigen. Das gelang ihm aber problemlos. Auf Platz 3 kam der entthronte Meister Scott Dixon vor seinem Nachfolger Alex Palou ins Ziel. Diese Top-4-Platzierung war in jedem Szenario ausreichend für den Gewinn der Championship.
Auf den Plätzen 5, 7, 8 und 9 kamen Simon Pagenaud, Jack Harvey, Sebastien Bourdais und Takuma Sato ins Ziel. Bei allen vier Piloten stand am Sonntag noch ein Fragezeichen hinter ihrer Zukunft in der IndyCar-Series. Bourdais hat am Wochenende verkündigt, dass er 2022 Vollzeit in der IMSA an den Start gehen wird und maximal einzelne IndyCar-Rennen bestreiten wird. Seinen Platz bei AJ Foyt bekommt wahrscheinlich Tatiana Calderon. Sato hat noch keinen Vertrag für die nächste Saison und. Harvey verliert auf jeden Fall sein Cockpit bei Meyer Shank Racing. Am Montag wurde verkündet, dass Pagenaud sein Nachfolger wird.
Alexander Rossi und Will Power komplettierten auf den Plätzen 6 und 10 die Top-10. Der Rookie-of-the-Year-Titel von Scott McLaughlin war nicht lange in Gefahr. Romain Grosjean qualifizierte sich auf Platz 6. Er verlor mit dem Stopp während der zweiten Caution einige Plätze und konnte sich im zweiten Stint bis auf Platz 8 verbessern. Scott McLaughlin fuhr derweil auf Platz 15. Kurz nach seinem zweiten Stopp touchierte Romain Grosjean die Mauer mit seinem linken Hinterrad und musste für die Reparatur der Aufhängung an die Box. Er verlor so insgesamt 10 Runden. Mit Platz 11 fuhr dann Scott McLaughlin ungefährdet seinen Titel ein. Zweitbester Rookie war Jimmie Johnson, der mit Platz 17 seinen Aufwärtstrend der letzten Rennen durchaus bestätigte. Seine Entwicklung ist eine der positiven Geschichten dieser Saison.
Negativ aufgefallen sind die Leistungen von James Hinchcliffe und Felix Rosenqvist. Die Performances von Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay waren jetzt auch nicht berauschend. Insgesamt hatte man das Gefühl, dass sich Andretti Autosport mit den ganzen Wagen in der IndyCar und weiteren Projekten etwas sehr verzettelt hat. Aber nur eine Top-10-Platzierung in 16 Rennen von Hinchcliffe ist wirklich zu wenig. Die zwei Top-10 von Felix Rosenqvist sind nicht wirklich besser, vor allem da ja sein Teamkollege bis zum Ende um die Meisterschaft fuhr. Als kleine Entschuldigung mag die Verletzung aus Detroit dienen. Seine besten Platzierungen fuhr er aber danach ein. Rinus VeeKay hat seine Verletzung komplett aus der Bahn geworfen. In vier der ersten acht Rennen der Saison sammelte er Führungsrunden und fuhr sechsmal in die Top-10 (inklusive ein Sieg). Danach war seine beste Platzierung Platz 16 in Mid-Ohio und die Führenden sah er nur bei der eigenen Überrundung.
Das ganze Ergebnis des Grand Prix of Long Beach (pdf) kann man, wie auch die Meisterschaftsentscheidung, auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Alex Palou (549 Punkte) gewann mit 38 Punkten Vorsprung auf Josef Newgarden (511 Punkte) die Meisterschaft. Es ist die Neunte Meisterschaft für Chip Ganassi Racing in den letzten 14 Jahren. Mit 24 Jahren ist Alex Palou der jüngste Meister seit einem gewissen Scott Dixon 2003. Wir können uns sicherlich die Zukunft im Sinne von Chip Ganassi vorstellen.
Die Zukunft der IndyCar-Series beginnt dann schon am 27. Februar 2022 mit dem Rennen in St. Petersburg. Der Übergang von NFL, der Superbowl findet am 13. Februar statt, über das Daytona 500 (20.02.) zur IndyCar ist im nächsten Jahr also sehr fließend. Leider folgen dann im März und April jeweils nur ein Rennen (Texas und Long Beach). Auf jeden Fall werden wir vollgepackte Starterfelder sehen. Juncos Hollinger Racing kehrt mit Callum Illot als Fahrer Vollzeit zurück und Meyer Shank Racing erweitert mit Helio Castronves sein Programm auf zwei Vollzeit-Wagen. Außerdem denken viele Teams (RLL, Arrow McLaren SP, Juncos) darüber nach einen weiteren Wagen, zumindest in Teilzeit, einzusetzen. Im Gegenzug sind nur hinter der #27 und der #22 von Andretti Autosport und Team Penske Fragezeichen, ob sie auch im nächsten Jahr Vollzeit an den Start gehen werden.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, James Black, Joe Skibinski