„Na also, es geht doch!“, möchte man Martin Truex Jr. nach diesem Rennen zurufen. Trotz Pech und konstanter Leistung stand die #78 in Chicagoland am Ende in der Victory-Lane und ist damit bereits sicher in der nächsten Chase-Runde. Hendrick Motorsports meldete sich unterdessen eindrucksvoll zurück, verpasste aber einen Sieg.
Analyse Chicagoland 2016
Martin Truex Jr. holte in Chicagoland bereits den dritten Saisonerfolg und das trotz widriger Bedingungen. Bereits recht früh im Rennen löste sich ein Reifen an seinem Wagen vorzeitig auf und sorgte dafür, dass ein zusätzlicher Boxenstopp eingelegt werden musste. Der daraus resultierende Rundenverlust konnte jedoch durch einen Lucky-Dog wieder ausgebügelt werden. Sein Konkurrent um diese glückliche Position, Kevin Harvick, musste dagegen bis zum Ende des Rennens mit einer Runde Rückstand leben, ursprünglich weil er von einer Caution während der ersten Green-Flag-Stopps böse erwischt wurde. Als Truex gerade in Führung die Ziellinie überquerte, war Jimmie Johnson in der Boxengasse gerade darübergefahren, Harvick befand sich jedoch noch knapp dahinter.
Das Ende vom Lied: Jimmie Johnson ging nach dem nachgeholten Boxenstopp von Martin Truex Jr. während der Gelbphase in Führung und verbrachte dort anschließend 118 der insgesamt 270 Runden. Kevin Harvick fiel dagegen die eine Runde zurück und konnte sich davon wie erwähnt nie wieder erholen. Hier sah man zum einen gut, dass es oft einfach auf Kleinigkeiten ankommt und darauf, zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zu sein. Zum anderen ist die Regel der NASCAR einfach Mist, dass man die letzte Zieldurchfahrt für die Reihenfolge während der Caution heranzieht. Die Johnson-Fans wird es aber freuen, ansonsten wäre die #48 mit Pitroad-Speed ebenfalls eine Runde zurück gewesen. Doch die Geschwindigkeit in der Boxengasse wurde Johnson schließlich beim letzten Stopp unter grüner Flagge zum Verhängnis.
Nach einer Übertretung musste sich Jimmie Johnson mit Platz 12 anfreunden, obwohl er pünktlich zu den Playoffs seine verlorene Form wiedergefunden hatte. Da fragt man sich doch, ob Chad Knaus nach der sicheren Chase-Qualifikation nicht schon heimlich aufs Ausprobieren von neuen Setups umstellte. Anders kann ich mir diesen plötzlichen Sprung bei Hendrick Motorsports nicht erklären. Chase Elliott präsentierte sich als großer Profiteur vom Fehler seines Teamkollegen und befand sich anschließend bereits auf dem Weg zum sicheren ersten Karrieresieg im ersten Playoff-Rennen seiner noch jungen Laufbahn. Eine extrem späte Caution durch einen Reifenplatzer bei Michael McDowell dampfte Elliots Vorsprung nach 75 Führungsrunden jedoch schlagartig wieder ein und brachte so manchen Verschwörungstheoretiker sicherlich auf Hochtouren.
Für die Overtime wurde an der Spitze noch einmal ein frischer Satz Reifen aufgezogen, während Carl Edwards, Kasey Kahne und Ryan Blaney dankend verzichteten und lieber die Track-Position mitnahmen. Dahinter machten sich Martin Truex Jr., dessen Crew am schnellsten gearbeitet hatte, und Chase Elliott für den letzten Restart bereit. Truex kam super weg und machte mit dem altbereiften Trio in wenigen Kurven kurzen Prozess, Elliott konnte dagegen nicht mithalten und musste sogar Joey Logano im Kampf um Rang zwei ziehen lassen. Die Plätze vier und fünf belegten Blaney und Brad Keselowski, während Denny Hamlin, Kahne, Kyle Busch, Matt Kenseth und ein starker Alex Bowman die Top-10 komplettierten. Edwards fand man am Ende auf Rang 15 wieder.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau New Hampshire September 2016
Der Chase wird am nächsten Wochenende auf dem New Hampshire Motor Speedway fortgesetzt, meiner persönlichen Hassstrecke. Ein Banking von nur sieben Grad kann einfach nicht für NASCAR-Racing gemacht sein, selbst der ähnlich gestaltete Martinsville Speedway hat in dieser Kategorie mehr drauf. Das Resultat auf diesem 1-Meilen-Oval ist oft massives Untersteuern und man muss schauen, wie man im Kurvenausgang schnell auf Drehzahl kommt, um über die langen Geraden nicht aufgefressen zu werden. Da die Aerodynamik nahezu keine Rolle spielt, kann uns auch das Low-Downforce-Paket nicht zu spannenderem Racing verhelfen. Ich hoffe, dass mein Verriss die Strecke an dieser Stelle dazu bewegt, doch mal ein gutes Rennen abzuliefern. Es ist hier hoffentlich wie mit dem verspäteten Bus, der erst kommt, wenn man sich gerade die Zigarette angezündet hat.
Auf der Suche nach Chevrolet wird man in der Liste der vergangenen Sieger erst im Jahr 2012 fündig, als Kasey Kahne die Sommerausgabe gewann. Danach beherrschte Toyota die Victory-Lane mit sechs Erfolgen vor Ford mit deren zwei. Fünf der sechs Toyota-Sieg fuhr Joe Gibbs Racing ein und wiederum drei davon Matt Kenseth – der Favorit am Wochenende ist also schon mal klar. Ansonsten sollte man aber auch Hendrick Motorsports auf dem Schirm haben, denn die scheinen pünktlich zum Chase etwas unerwartet wieder vorne bei der Musik zu sein. Spätestens in Dover am Wochenende darauf sollten sie dann richtig angreifen können. Martin Truex Jr. konnte im Sommer 2016 eine Menge Führungsrunden sammeln, doch es reichte damals wieder nicht zum Sieg. Eventuell kann sein Momentum nach dem Erfolg in Chicagoland ihm jetzt aber helfen.
In der Meisterschaft ist im Hinblick auf den ersten Schnitt nach drei Rennen bisher noch nichts entschieden, außer dass Martin Truex Jr. auch dann noch um die Meisterschaft kämpfen wird. Etwas Abstand zum Hauptfeld hat wie erwartet Chris Buescher mit zehn Zählern hinter den weiteren Schlusslichtern Kyle Larson (-2), Kevin Harvick (-1) und Austin Dillon (-1). Die Zahl in Klammern bezieht sich relativ auf Tony Stewart, der derzeit Platz 12 belegt, 22 Zähler hinter dem Spitzenreiter Truex. Ich bin schon gespannt, wer sich in New Hampshire in die nächste Chase-Runde fahren und welcher Pilot sich unter Umständen bereits alles verbaut und damit in Dover auf einen Sieg angewiesen sein wird. Es sieht derzeit danach aus, als ob es an der Spitze weiterhin eng zugeht.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 23.09.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
19:30 Uhr, Truck Series Practice, FS1
21:30 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1
21:30 Uhr, XFINITY Series Practice, NBCSN
22:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
00:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, NBCSN
Samstag, 24.09.
15:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CNBC
16:00 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, CNBC
19:00 Uhr, Truck Series Rennen (UNOH 175), FS1 ab 18:30 Uhr
22:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN
02:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (VisitMyrtleBeach.com), NBCSN ab 01:30 Uhr
Sonntag, 25.09.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Bad Boy Off Road 300), NBCSN & Motorvision TV ab 19:30 Uhr