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Formel Eins: Vorschau GP von Singapur 2016

von DonDahlmann
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Singapur scheint das einzige Rennen in diesem Jahr zu sein, in dem die Konkurrenz Mercedes aus eigener Kraft schlagen kann. Doch so schwach wie im letzten Jahr werden die Deutschen nicht sein.

F1 Singapur 201535 Grad Celsius, 80% Luftfeuchtigkeit, kein Wind. Das Klima in Singapur mit dem Wort „unangenehm“ zu beschreiben, wäre stark untertrieben. Die feuchte Hitze ist eine Herausforderung für die Menschen und die Maschinen vor Ort. Dabei ist die Motorkühlung eines der Probleme. Wegen der feucht-heißen Luft muss man zusätzliche Kühlöffnungen am Auto schaffen, was zu Lasten der Aerodynamik geht. Auch wenn die in Singapur nicht die ganz große Rolle spielt – jede Kühlöffnung kostet am Ende Leistung. Noch mehr belastet sind die Bremsen. Meist haben die Teams in Singapur die größten Bremsbelüftungen dabei, die man finden kann. Bei immerhin 17 Kurven werden die Bremsen sehr strapaziert und es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Schaden an den Bremsen zu einem Ausfall führt.

Es ist also nicht leicht, in Singapur zu gewinnen. Mercedes durfte das in den letzten Jahren immer wieder feststellen. Einzig 2014 gelang dem Team hier ein Sieg durch Lewis Hamilton. Im letzten Jahr ging man mit den Supersoft-Reifen komplett unter. Nach nur drei Runden waren die Reifen auf dem Mercedes fertig, den Sieg holte sich dann Sebastian Vettel im Ferrari. Was dann auch für ihn und Ferrari der letzte Sieg war.

In diesem Jahr ist Mercedes in Sachen Reifenverschleiß besser aufgestellt. Tatsächlich ist nicht davon auszugehen, dass die Deutschen wieder die großen Probleme haben werden. Es wäre aber auf der anderen Seite auch eine kleine Überraschung, wenn sie in Quali und Rennen die üblichen 7 bis 8 Zehntel schneller wären. Man rechnet eher damit, dass es schwer werden wird für Mercedes. Was für die Titelaspiranten bedeutet, dass sie sich eventuell auf ein Rennen unter dem Motto „Schadensbegrenzung“ einstellen müssen. Bei zwei Punkten Unterschied in der WM kann ein gutes Abschneiden in Singapur am Ende vielleicht entscheidend sein. Wer dabei im Team die besseren Karten hat? Schwer zu sagen. Hamilton hat hier schon gewonnen, Rosberg mag dagegen Stadtkurse etwas lieber als der Brite. Das Rennen zwischen beiden ist also offen.

Motor Racing - Formula One World Championship - Singapore Grand Prix - Race Day - Singapore, SingaporeEntscheidend wird sein, wie gut die Red Bull in Singapur sind. Alle Experten erwarten, dass das Team hier um die erste Startreihe und den Sieg fahren wird. Das Chassis sollte die Strecke lieben, dazu kommt die Besonderheit, dass das Auto aus langsamen Ecken gut heraus beschleunigt und der etwas schwächere Renault-Motor auf der Piste keine Rolle spielt. Auch in Sachen Zuverlässigkeit muss man sich bei Renault keine Sorgen machen. Klarer Favorit bei Red Bull ist Daniel Ricciardo. Der liebt derartige Strecken, während Max Verstappen hier noch Zeit braucht. Das Rennen in Monaco hat gezeigt, dass sich der Niederländer auf engen Straßenkursen noch etwas schwer tut.

Ferrari ist in Singapur ein wenig das „dark horse“. Es ist offensichtlich, dass Ferrari in Sachen Leistung was gefunden hat. Die Frage ist jetzt: Funktioniert das Update auf allen Strecken? Oder nur auf den sehr schnellen? Bekannt ist, dass der Ferrari bei großer Hitze besonders gut geht und man in Sachen Reifenverschleiß ebenfalls wenig Probleme hat. Das spricht für die Italiener. Gegen sie sprechen die Ergebnisse aus Ungarn und Monaco. Da landete man hinter einem Red Bull und verlor zudem viel Zeit auf die Mercedes. Die Form spricht jedenfalls dafür, dass Ferrari in Singapur eine Überraschung gelingen könnte.

Das Mittelfeld dürfte in Singapur sehr eng gestaffelt sein und es ist schwer auszumachen, wer hier vorne liegt. Mal abgesehen von Williams, die gehen auf den langsamen Strecken ja mittlerweile ja schon fast traditionell schlecht. Aber ob Force India, McLaren oder Toro Rosso hier besser unterwegs sind, ist schwer zu sagen. Eigentlich sollten die Inder „best of the rest“ werden, zumindest passt es bei ihnen im Moment gut. Allerdings hat das Chassis, im Gegensatz zu seinen Vorgänger, etwas mehr Probleme mit dem Reifenverschleiß, was Force India immer wieder dazu zwingt, die normalen Strategien zu wählen.

Toro Rosso sieht sich in Singapur gut aufgestellt. Der schwache Ferrari-Motor von 2015 fällt auf der Strecke nicht so ins Gewicht und man sieht hier eine letzte Chance in der laufenden Saison auf eine gute Position am Ende des Rennens. Zu Wünschen wäre das vor allem Kvyat, für den die Luft bei Toro Rosso immer dünner wird. GP2-Pilot Pierre Gasly wird schon als sein Nachfolger gehandelt.

McLaren ist schwer einzuschätzen. Angeblich haben sie da das drittbeste Chassis im Feld, auf der anderen Seite scheint der Honda weiterhin mit Hitze so eine Probleme zu haben. Punkte werden daher nicht leicht für Alonso und Button. Davon werden Hass, Sauber, Manor und Renault auch nur träumen können.

Strategie

1473156210089Singapur ist für die Strategen an der Box ein kleiner Albtraum. Als einzige Strecke im Kalender hat sie eine 100%-Quote, was das Safety Car angeht. Nur wann und wie oft es raus muss, ist halt ungewiss. Ebenfalls schwer einzuschätzen ist der Reifenverschleiß. Pirelli bringt Ultrasoft, Supersoft und Soft mit. In den letzten Jahren hat man immer wieder gesehen, dass sich neben der Ideallinie massiv viel Gummi ansammelte, was zeigt, dass die Reifen stark belastet werden. Auf der anderen Seite sind die Ultrasoft, die man zuletzt in Österreich gesehen hat, stabiler als man denkt. Wenn man das Temperaturfenster der Reifen halten kann, scheinen sie sogar haltbarer als die Supersoft. Daher ist es kein Wunder, dass die Teams allesamt große Kontingente der Ultrasoft gebucht haben. Auch nicht weiter verwunderlich ist, dass Mercedes einen großen Bogen um die Supersoft macht. Denn die Mercedes gehen mit den Soft, vor allem ab Mitte des Rennens, genauso gut wie mit den Supersoft.

Klar ist aber auch, dass man in Singapur zwei Mal an die Box fahren wird. Anders kann man die 61 Runden nicht durchhalten. Aufgrund der Wahl bei den Reifenkontingenten sieht es eher danach aus, als würden auch die Top-Teams in Q2 dieses Mal die schnellsten Reifen aufziehen. Der zeitliche Unterschied zwischen den Soft und den Ultrasoft ist zu groß, als dass man in Q2 ein Risiko eingehen möchte.

Natürlich ist die Verlockung groß, das Rennen auf den Soft zu starten. Damit kann man relativ lange durchhalten, um dann zwei Mal die Ultrasoft zu nehmen. Doch in Singapur kann man schlecht überholen, der Vorteil der neuen Reifen ist also schnell wieder dahin. Zudem kann eine frühe SC-Phase die Strategie mit einem langem ersten Stint versauen. Denn die Abstände, die man für eine solche Strategie benötigt, um Plätze gutzumachen, sind ja dann wieder weg. Noch mehr Verunsicherung bringt die Frage, wann die Rennleitung das SC raus schickt und wann man es bei einem VSC belässt.

Das spricht eher für eine konservative Strategie, wobei es hier zwei Varianten gibt:

  1. Start auf den Ultrasoft, dann Soft und Ultra/Supersoft
  2. Start auf den Ultrasoft, ein weiterer Stint Ultrasoft, dann Soft

Die erste Variante hat den Vorteil, dass man einen langen, ruhigen Mittelstint hat, am Ende aber auf frischen Reifen sitzt. Die zweite geht davon aus, dass man die Soft nicht länger als 30 Runden fahren wird, so lange sollten sie genug Grip bringen.

Wenn man sich die Kontingente so anschaut, dann scheinen Rosberg und Hamilton auf Variante zwei zu setzen, wobei der Brite am Ende auf die Supersoft oder einen gebrauchten Satz Soft gehen wird. Ferrari wird den Supersoft nehmen, ebenso Red Bull. Diese Vielfalt der Strategie, plus die Unsicherheit in Sachen Safety Car und die vermutlich knappen Abstände werden das Rennen in Singapur sehr spannend gestalten.

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