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NASCAR: Analyse Pocono Juli / Vorschau Watkins Glen 2016

von KristianStooss
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Nachdem das Rennen in Pocono wegen Regenschauern auf den Montag verschoben werden musste, kam man auch mit einem Tag Verspätung nicht in den Genuss einer vollen Renndistanz. Chris Buescher taktierte im aufziehenden Nebel richtig und sicherte sich nach über einer Stunde Pause überraschend seinen ersten Erfolg im Sprint Cup.

Analyse Pocono Juli 2016

Pocono_NSCS_Buescher_VL2_080116Was war das am (verlängerten) Wochenende wieder für ein feines Eifelwetter an der Nordschleife in Pennsylvania, das über Regen und Nebel wirklich fast alle möglichen Kapriolen bereithielt – mit Ausnahme vielleicht von Hagel oder Schnee. Nachdem das Rennen in Pocono durch immer wieder auftretende Regenschauer zunächst auf den Montag verschoben werden musste, konnte auch zum Wochenanfang nicht pünktlich aufs Gaspedal getreten werden. Erst nach 18 Uhr europäischer Zeit hatten die Streckenarbeiter die Fahrbahn ausreichend abgetrocknet, um das Feld auf die Reise zu schicken. Pünktlich zur angesetzten Competition-Caution im 15. von 160 angedachten Umläufen begann dann auch das Taktieren aufgrund der nächsten, bereits erwarten Regenfront.

Martin Truex Jr. musste sich von der Pole bereits früh von der Führung verabschieden, da nicht alle Teams so früh im Rennen auf vier neue Reifen setzten. So stand beim Restart plötzlich Greg Biffle an der Spitze, man musste sich schon kurz verwundert die Augen reiben. Für Truex ging es gleich darauf komplett bergab, denn bereits in Runde 21 platzte ihm im Tunnel-Turn ein Reifen. Eine wegfliegende Radmutter sorgte beim vorangegangenen Boxenstopp dafür, dass das Ventil beschädigt wurde. Als Resultat fand man die #78 zunächst in der Außenmauer wieder, kurz darauf in der Garage und schließlich verschwand der Wagen nach Comeback-Versuch und erneutem Mauerkuss endgültig im Team-Transporter.

An der Spitze machte sich unterdessen Joey Logano breit, der Greg Biffle in Runde 33 die Führung abjagen konnte. Er wurde noch vor der dritten Caution in Umlauf 67 von zunächst Brad Keselowski und danach Kevin Harvick abgelöst. Für diese Gelbphase im Rennen gegen den drohenden Regen durfte man sich bei Aric Almirola bedanken, der Jeb Burton ausgangs von Turn 3 mehr oder weniger über den Haufen fuhr. An dieser Stelle brachte sich erstmals Kyle Larson ins Spiel, der mit einer Handvoll weiterer Piloten nicht zum Tanken kam und daraufhin die Führung übernahm. Larson lieferte sich anschließend kurz vor Rennhalbzeit ein extrem sehenswertes Duell gegen Austin Dillon. Beide Fahrer befanden sich komplett am Limit im Kampf um ihren ersten Cup-Sieg und tauschten dabei auch etwas Lack aus.

Joey Logano bedankte sich als lachender Dritter und übernahm pünktlich zur Halbzeit das Ruder an der Spitze und nur sechs Runden danach fing es tatsächlich an zu tröpfeln. Da das Wasser von oben allerdings nicht mit genügend Intensität hereinbrach, konnte die Show kurzfristig fortgesetzt werden. Immerhin wechselten nun alle Fahrzeuge an der Box auf dieselbe Strategie zurück, was dem Feld etwas Übersichtlichkeit zurückgab. Durchfahren konnte man jedoch noch nicht, ein weiterer Stopp sollte noch folgen und das war schließlich auch der entscheidende. Nachdem Martin Truex Jr. wie erwähnt in Runde 100 erneut in die Mauer abgebogen war, übernahm Kyle Larson beim Restart wieder das Kommando. Nur sechs Umläufe später kam Chase Elliott dem zurückfallenden Logano zu nah und drehte beide von der Strecke. Elliott hatte generell schwer mit dem Handling zu kämpfen und touchierte zuvor auch schon Ryan Blaney.

50 Runden vor dem Ende der geplanten Renndistanz begab sich das Feld wieder auf die Reise, wohlwissend, dass das Spritfenster in Pocono nur circa 35 Umläufe groß ist. An dieser Stelle war sofort klar, dass ein möglichst früher Boxenstopp gleich zu Beginn des letzten Windows das Mittel zum Erfolg sein würde. Im Gegensatz zur Konkurrenz, die dann auf alten Reifen eher langsam auf den nicht mehr so drohenden Regen warten würde, könnte man gut eine Sekunde pro Runde an Vorsprung herausfahren – der gute alte Undercut also. Brad Keselowski und Kevin Harvick haben hier absolut richtig gehandelt, als sie früh hereinkamen, und befanden sich nach dem Cycle-Through rein rechnerisch in Führung. Sie hatten halt nur kein Glück, wie sich zeigen sollte.

Denn wäre da nicht der verflixte Nebel gewesen, der sich urplötzlich erst über Turn 1 und anschließend über die komplette Rückseite der Strecke legte. Da die Spotter und die Rennleitung die Fahrzeuge nicht mehr sehen konnte, musste das Rennen neutralisiert werden. Zu diesem Zeitpunkt waren Chris Buescher und Regan Smith noch nicht an der Box gewesen, hier hatten wir es mit einem handfesten Wetter-Poker zu tun, der für die Hinterbänkler natürlich absolut sinnvoll gewesen ist. Nach fünf Runden hinter dem Pacecar entschloss sich NASCAR, die Fahrzeuge in der Boxengasse abstellen zu lassen. Buescher wird das angesichts seiner fallenden Tanknadel sicherlich ganz recht gewesen sein.

Nach über einer Stunde Wartezeit war klar, dass sich erstens der Nebel nicht mehr lichten würde und zweitens eine größere Gewitterfront nur noch wenige Minuten von der Strecke entfernt war. NASCAR beendete das Rennen, erklärte Chris Buescher zum Sieger und schenkte dem Rookie und amtierenden XFINITY Series-Champion seinen ersten Erfolg im Sprint Cup – noch vor so hoffnungsvollen Talenten vom Schlage eines Elliott oder Larson. Hinter Buescher klassifizierten sich Brad Keselowski, Regan Smith, Kevin Harvick und Tony Stewart. Die Top-10 komplettierten derweil Kyle Larson, Denny Hamlin, Carl Edwards, Kyle Busch und Kurt Busch. Einige Fahrer wurden in Pocono irgendwie unter Wert geschlagen, denn besonders Larson und Austin Dillon konnten den Sieg schon förmlich schmecken. Mich freut es aber für den Rookie und auch das eher kleine Team Front Row Motorsports, die nach Talladega 2013 ihren zweiten Cup-Erfolg feiern durften.

Noch zwei Kuriositäten: Chris Buescher steht aktuell trotz Saisonsieg und Vollzeitcockpit nicht sicher im Chase, da ihm noch sechs winzige Zähler auf die Top-30 in der Meisterschaftswertung fehlen. Ich bin mir sicher, dass man hier beim Team in den verbleibenden Wochen bis zu den Playoffs alle möglichen Kräfte an der #34 konzentrieren wird. Es wird nicht leicht, sollte aber machbar sein. / Jeff Gordon bekam während eines Restarts Probleme mit seinem Gurt. Während des Rotierens am Lenkrad, um die Reifen warmzuhalten, drückte er versehentlich auf den zentralen Auslöser und öffnete den Gurtverschluss. Er ging sofort vom Gas und bekam wohl auch alles schnell wieder eingerastet, was bei einem Fünf- oder Sechs-Punkt-Gurt natürlich nicht gerade einfach sein dürfte. Trotzdem verstehe ich nicht, warum die Rennleitung den korrekten Sitz nicht noch einmal an der Box überprüfen ließ.

Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings

Vorschau Watkins Glen 2016

CI_355_LOGO_EXPANDEDDa für ein Pocono-Rennen nun ausnahmsweise doch etwas mehr los und damit auch ausführlicher zu schreiben war, müssen wir bei der Vorschau auf das nächste Wochenende etwas sparen. Der Sprint Cup begibt sich nach Watkins Glen, um dort den zweiten und finalen Road-Course der Saison nach Sonoma unter die Räder zu nehmen. Der Watkins Glen International ist dabei das komplette Kontrastprogramm zur kurvigen Berg-und-Tal-Bahn in Kalifornien. Die Anzahl der Turns ist mit 11 schon künstlich hochgerechnet, da die Bus-Stopp-Schikane auf der Gegengeraden aus mir unerfindlichen Gründen als vier Kurven gezählt wird.

Eigentlich sind es eher die langen Geraden und die harten Bremsmanöver, welche diese Strecke interessant gestalten. Wenn Pocono die Rundstrecke unter den Ovalen ist, dann ist Watkins Glen das Oval unter den Rundstrecken. Vor der Bus-Stopp, vor Turn 10 (außer den Esses die einzige echte Linkskurve) und am Ende der Start-Ziel-Geraden bieten sich den Fahrern drei echte Möglichkeiten, um realistische Überholmanöver anzusetzen. Die Voraussetzung ist dabei, dass man gut aus den langgezogenen Kurven herauskommt und dort wenig Zeit verliert. Ich persönlich mag Watkins Glen sehr gerne, es ist schon eine ziemlich rasante Strecke, die viel Tür-an-Tür-Racing bietet. Hoffen wir mal, dass das zweite Road-Course-Rennen der Saison besser wird als das erste in Sonoma.

Auf der Entry-List steht erneut Jeff Gordon, der Dale Earnhardt Jr. aufgrund seiner Gehirnerschütterungssymptomatik auch weiterhin in der #88 ersetzen wird. Nach der einwöchigen Pause steht der Teilzeit-Rentner auch in Bristol parat. Die #32 von GO FAS Racing wird in Watkins Glen übrigens Boris Said besetzen, seines Zeichens ebenfalls kein unbekannter Teilzeit-Rentner. Ich befürchte jedoch, dass er mit dem ihm zur Verfügung stehenden Material nicht viel zeigen können wird. In der #55 von Premium Motorsports übernimmt zudem Alex Kennedy das Steuer von Reed Sorenson. In den letzten drei Ausgaben fuhren Kyle Busch, AJ Allmendinger und Joey Logano in die Victory-Lane, die zuvor mehrere Jahre durch die Rundkursspezialisten Marcos Ambrose und Juan Pablo Montoya besetzt wurde.

Entry-List

Zeitplan & TV-Programm:

Donnerstag, 04.08.
19:00 Uhr, XFINITY Series Practice, nicht im TV
21:30 Uhr, XFINITY Series Practice, nicht im TV

Freitag, 05.08.
16:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, NBCSN
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
22:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN

Samstag, 06.08.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, CNBC
20:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (Zippo 200), CNBC ab 19:30 Uhr

Sonntag, 07.08.
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Cheez-It 355), USA & Motorvision TV ab 20 Uhr

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