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NASCAR: Vorschau Richmond September 2012

von KristianStooss
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„Alles oder nichts“ ist das Motto des letzten Wochenendes vor dem Chase, welches wie üblich in Richmond stattfindet. Dabei werden sich ganze acht Fahrer um die verbleibenden zwei Plätze in den Playoffs streiten, wobei die meisten Szenarios im Bereich der Wildcards ablaufen. Die besten Chancen haben derweil Kasey Kahne, Kyle Busch und Jeff Gordon.

Acht Kandidaten für noch zwei freie Chase-Plätze – das ist schon ein ziemliches Plus im Vergleich zum letzten Jahr, als Brad Keselowski und Denny Hamlin mit ihrer Erfolgsbilanz bereits vorher fast alles klarmachen konnten. Lediglich Hamlin war aufgrund eines einzelnen Saisonsiegs etwas durch die nachfolgenden Konkurrenten gefährdet. Anno 2012 tummeln sich allerdings noch viel mehr Fahrer in den Top20, die allesamt lediglich einen Erfolg in diesem Jahr feiern konnten. Aus diesem Grund spielen auch die besser platzierten Piloten ohne Saisonsieg noch eine Rolle – sofern sie denn etwas Schützenhilfe erhalten. Diese Vorschau soll sich nach einem kurzen Absatz zur Strecke den möglichen Szenarien im Kampf um die beiden letzten Playoff-Positionen widmen und gleichzeitig auch beleuchten, welche dieser Fahrer in Richmond aufgrund ihrer bisherigen dortigen Erfolge die besten Chancen auf eine Chase-Qualifikation besitzen.

Der Richmond International Raceway ist eine der ältesten Strecken im Cup-Kalender, auch wenn nicht seit Beginn auf der aktuellen Konfiguration gefahren wurde. 1988 bekam der Shorttrack die jetzige Länge von 0,75 Meilen bei einem Banking von 14° verpasst. Die D-Form bedeutet, dass alle Turns unterschiedlich angegangen werden müssen, weil die Winkel mal mehr oder weniger Schwung in den Ein- und Ausfahrten der Kurven erlauben. Wie sich das genau äußert, kann in der oben verlinkten Streckenbeschreibung nachgelesen werden. In Richmond sind auch die Bremsen wieder ein großes Thema, mit denen man bis zum Finale sparsam umgehen sollte, damit in den letzten Runden nicht das Pedal aufs Bodenblech durchfällt.

Neun Fahrer sorgen sich am Wochenende nur noch darum, weitere drei Bonuspunkte für einen Sieg mit in den Chase zu nehmen, denn sie haben sich schon in Bristol und Atlanta für die Entscheidung in der Meisterschaft qualifiziert. Die nachfolgende Auflistung ist somit auch gleichzeitig die provisorische Playoff-Setzliste nach Saisonerfolgen, wobei alle Chase-Fahrer nach Richmond auf 2000 Punkte gesetzt werden:

1. Denny Hamlin, 2012 Punkte (4 Saisonsiege)
2. Jimmie Johnson, 2009 (3)
3. Brad Keselowski, 2009 (3)
4. Greg Biffle, 2006 (2)
5. Dale Earnhardt Jr, 2003 (1)
6. Matt Kenseth, 2003 (1)
7. Clint Bowyer, 2003 (1)
8. Martin Truex Jr, 2000 (0)
9. Kevin Harvick, 2000 (0)

Für die Playoffs sind bereits ZEHN Fahrer fest qualifiziert. Das hängt damit zusammen, dass Tony Stewart wie schon 2011 erneut auf die letzte Sekunde plant. In diesem Jahr hat er allerdings den Vorteil von drei Saisonsiegen auf seiner Seite, die ihm immerhin wenigstens eine Teilnahme über die Wildcards bescheren. Sollte er diese Möglichkeit nutzen müssen, verfallen jedoch seine Ansprüche auf die bisher gesammelten neun Bonuszähler. Smoke reiht sich somit entweder auf Platz 4 oder Rang 11 in dieser Tabelle ein.

Tony Stewart kann eine Top10-Qualifikation erreichen, indem er das Rennen mindestens auf Platz 14 (15 bei einer Führungsrunde, 16 bei den meisten Führungsrunden) beendet. Lediglich Kasey Kahne, Kyle Busch und Jeff Gordon können den Titelverteidiger noch abfangen und in die Wildcard-Riege verstoßen. Das ist nicht unwahrscheinlich, da Stewart in den letzten vier Saisonrennen nicht mehr in die Top18 vordringen konnte und damit quasi sein – in der NASCAR sehr wichtiges – Momentum verloren hat. Seit Einsatz des CoTs (2007) fuhr Smoke in Richmond jedoch acht Mal in die Top10 und sein Average-Finish auf dieser Strecke beträgt 10,6. Daher gehe ich bei Stewart von einer regulären Qualifikation über die Punkte aus.

Weiter geht es mit den acht Fahrern, die nicht sicher im Chase stehen und sich (mit besseren oder schlechteren Chancen) erst noch in die Playoffs fahren müssen:

Kasey Kahne hat dabei sicherlich die besten Karten, denn zum einen könnte er Stewart noch abfangen und über die Top10 einziehen oder zum anderen seine bisher zwei Saisonsiege (einziger Fahrer mit 2) für eine Wildcard-Qualifikation nutzen. Wenn Stewart unter den besten Zehn verbleibt, hat Kahne die Wildcard sicher, ansonsten muss er noch zittern: Aus eigener Kraft reicht ihm Platz 13 (14, 15) für den unwahrscheinlichen Fall, dass z. B. Kyle Busch noch Tony Stewart verdrängt und Jeff Gordon das Rennen gewinnt. Richmond ist nicht unbedingt die beste Strecke für Kahne, denn seit 2009 konnte er dort nur zwei Top10-Resultate einfahren, sein Average-Finish beträgt 18,4. Das notwendige Ergebnis in Form von mindestens Rang 13 erreichte er aber in acht der letzten neun Saisonrennen, womit sein Momentum durchaus stimmt.

Für die folgenden zahlreichen 1-Sieg-Fahrern spielt stets das Abschneiden von Tony Stewart eine wichtige Rolle für die Qualifikation. Sollte Smoke in den Top10 verbleiben, reicht im Grunde genommen ein weiterer Saisonerfolg, daher wird in den folgenden Szenarien fast ausnahmslos ohne zweite Fahrt in die Victory-Lane gerechnet:

Kyle Busch darf nicht mehr als 12 Punkte auf Jeff Gordon UND nicht mehr als 40 Zähler auf Marcos Ambrose verlieren. Busch kann sich allerdings auch noch über die Top10 qualifizieren, sobald er mindestens 6 Punkte auf Kasey Kahne sowie gleichzeitig 24 Zähler auf Tony Stewart gut macht. Möglich wäre das, denn Busch ist wohl der größte Siegkandidat in Richmond, er hat dort immerhin vier der letzten sieben Rennen gewonnen und kam seit 2009 ansonsten immer in den Top6 ins Ziel. Auch davor stehen aus den acht Rennen bis einschließlich 2008 ganze sechs Top5-Resultate zu Buche und sein Average-Finish von 4,7 spricht ebenfalls Bände. Hat Stewart ein ähnliches Pech wie in den letzten beiden Saisonrennen, während Busch parallel gewinnt, dann sind die Top10 doch noch erreicht.

Jeff Gordon hat in Ryan Newman noch einen weiteren Gegner, vor dem er bleiben muss, um die Wildcard ohne Erfolg eines anderen 1-Sieg-Fahrers mitnehmen zu können. Gordon darf in diesem Szenario nicht mehr als 13 Punkte auf Kyle Busch, 28 Zähler auf Marcos Ambrose sowie 37 Punkte auf Newman verlieren. Doch auch der Fahrer der #24 hat noch eine kleine Chance auf eine Top10-Qualifikation, dafür müssten aber neben Stewart auch noch Kahne UND Busch gleichzeitig in Probleme geraten. Ein ganz böses Szenario wäre, wenn Kyle Busch noch Stewart aus den Top10 verdrängt: Dann wäre ein Sieg für Gordon die einzige Option am Wochenende, wobei er zudem 18 Punkte auf Kasey Kahne gewinnen müsste.

Bristol und Atlanta beendete Gordon in den Top3, sein Average-Finish in Richmond ist 14,7. Das klingt erstmal relativ schlecht, doch zwischen 2007 und 2010 hat er sieben Top9-Ergebnisse in Folge dort eingefahren. Die letzten beiden Jahre liefen dagegen eher nicht so gut. Im Gegensatz zu Kahne und Busch wird er es am Wochenende deutlich schwerer haben.

Marcos Ambrose kann sich auch ohne zweiten Saisonerfolg qualifizieren, wenn entweder Stewart oder Kahne über die Top10 einziehen und er zusätzlich 41 Punkte vor Kyle Busch UND 29 Zähler vor Jeff Gordon ins Ziel kommt. Dieses Szenario ist aber mehr als unwahrscheinlich und ein weiterer Sieg wäre schon eine wahnsinnige Überraschung. Ambrose konnte seine tolle Top10-Serie über die vier letzten Saisonrennen in Atlanta leider nicht aufrecht erhalten und auch ein Average-Finish von 16,1 in Richmond spricht nicht unbedingt davon, Kyle Busch satte 41 Punkte abzunehmen.

Ryan Newman ist der erste Fahrer mit bisher einem Saisonsieg in der Punktetabelle, welcher einen mathematisch nicht mehr einholbaren Rückstand zu Kyle Busch aufweist. Dies bedeutet, dass Newman das Rennen auf jeden Fall gewinnen muss, wenn er noch in den Chase einziehen will. Sobald aber sein Teamkollege Tony Stewart zugunsten von Busch oder Gordon aus den Top10 fällt, ist es aus. Newman hat zwar ein Average-Finish von 11,8 in Richmond, das äußert sich dann jedoch seit Einführung des CoTs nur durch Zielankünfte um die Top10 herum. Seit 2007 kamen da acht Top11-Resultate bei nur einem Top5-Resultat zusammen.

Joey Logano hat exakt dieselben Voraussetzungen wie Ryan Newman, er muss also gewinnen. Bei einem Average-Finish von 17,6 und nur zwei Top11-Ergebnissen aus sieben Ausgaben sieht das allerdings sehr schlecht für den Gibbs-Abgang aus. Vielleicht bringt ihm aber sein Wechsel zu Penske etwas Motivation für Richmond, auch wenn sein Momentum gerade nicht das Beste ist.

An dieser Stelle verbleiben noch Carl Edwards und Paul Menard, welche über keinerlei Saisonsieg verfügen. Beide Piloten müssen am Wochenende gewinnen, um noch in den Chase einziehen zu können, wobei sie jedoch zusätzlich ordentlich Schützenhilfe benötigen. Dabei gilt, dass weder Stewart noch Kahne gleichzeitig auf eine Wildcard angewiesen sein dürfen und die Ergebnisse von Kyle Busch sowie Jeff Gordon parallel passen müssen:

– Gewinnt Carl Edwards (ohne die meisten Führungsrunden), darf Kyle Busch nicht besser als auf Platz 24 (ohne eine Führungsrunde) ins Ziel kommen UND auch Jeff Gordon darf das Rennen maximal nur auf Rang 12 beenden. Dazu kommt, dass Edwards in Richmond bisher noch nie gewonnen hat und sein Average-Finish auch nur 14,8 beträgt. Ein gutes Omen könnten dagegen seine letzten fünf Ergebnisse (5/10/5/2/10) auf dem Shorttrack sein. Nehmen wir an, Busch hat früh einen technischen Defekt und Gordon erwischt einen schlechten Tag, dann hält Edwards noch alle Karten in der Hand.

– Gewinnt Paul Menard (ohne die meisten Führungsrunden), darf Kyle Busch nicht besser als auf Platz 34 (ohne eine Führungsrunde) ins Ziel kommen UND auch Jeff Gordon darf das Rennen maximal nur auf Rang 22 (ohne eine Führungsrunde) beenden. Menards Chase-Teilnahme ist ziemlich unwahrscheinlich, da er in Richmond bisher noch nie in die Top10 fahren konnte. Dies treibt sein Average-Finish auf 27,5 hoch, was nebenbei die schlechteste Durchschnittsplatzierung aller Wildcard-Anwärter darstellt. Seine gute Serie um Platz 10 herum seit der kurzen Sommerpause ist zwar nett, kommt aber zu spät und reicht vermutlich nicht mehr für die Playoff-Qualifikation.

Die Quelle für die Szenarios der Chase-Qualifikation ist in diesem Jahr aus Zeitgründen leider nicht nur der eigene Taschenrechner, sondern ebenfalls die (noch) hier verlinkte Auflistung bei Jayski.com!

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende:

Motorvision TV überträgt das Shorttrack-Spektakel aus Richmond genauso wie die folgenden zehn Chase-Rennen allesamt im deutschen Fernsehen. Weil jedoch seit 1998 beide Saisonausgaben unter Flutlicht ausgetragen werden, müssen wir Europäer noch einmal durchmachen oder vorschlafen, bevor die dreiwöchige Serie der Nachtrennen ein Ende findet. In den Playoffs geht es dann glücklicherweise nur noch ein einziges Mal (Charlotte) zur späten Stunde auf die Piste. Der Sprint Cup wird am Wochenende übrigens lediglich durch die Nationwide Series unterstützt, welche in der Nacht von Freitag auf Samstag fährt.

Freitag, 07.09.
15:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, ESPN2
22:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2
01:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Virginia 529 College Savings 250), ESPN / RaceBuddy

Samstag, 08.09.
01:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Federated Auto Parts 400), ABC / Motorvision TV

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