Der 10. und letzte Lauf zur VLN stand am Samstag ganz im Zeichen im Kampf um den Gesamtsieg, nachdem wieder an der Balance of Performance geschraubt wurde und ein BMW etwas überaschend auf dem Podium landet
Als Matthias Eckström und Timo Scheider beim diesjährigen 5. Lauf den Gesamtsieg einfuhren, war dies der 2. Sieg in der VLN seit dem Debüt des R8 LMS und das fünfte verschiedene Modell welches in der VLN zu diesem Zeitpunkt gewonnen hat. Allerdings waren damals viele Top Teams und Piloten nicht anwesend, da zum einen das 24H Rennen 2 Wochen später stattfand, zum anderen auch da an diesem Wochenende die 24H von Le Mans über die Bühne gingen. Der Anspruch bei Audi war also entsprechend hoch einen Gesamtsieg vor versammelter Konkurrenz einzufahren – was ihnen nun auch gelingen sollte, wobei es am Anfang nicht gerade danach aussah. „Schuld“ war aber weniger eine schlechte Performance, sondern sowohl die Leistung die Manthey Racing bei ihrem Abschied mit dem Dicken natürlich auftrumpfen wollten, als auch ihr Spitzenpilot: Marc Lieb.
Der R8 LMS durfte zwar nach einer Änderung in der Balance of Performance 25 kg ausladen, aber Manthey und allen voran Marc Lieb zeigten bereits im Qualy dass man gewillt war den Hattrick mit 3 Siegen in Folge zu vollenden, denn als eben jener Marc Lieb von seiner schnellen fliegenden Runde zurück auf Start und Ziel fuhr, blieb die Uhr und bei einigen wohl auch der Atem stehen: 8:04.471 lautete die unfassbare Zeit, was einem Schnitt von gut 181 kmh enspricht. Zum Vergleich: Damit war man schneller als die F1 Autos, welche bis 1971 auf dem Ring fuhren und auf die 20832 Meter Lange Nordschleife ohne GP wäre dies eine Zeit von umgerechnet ~6:55 min.
Dachte man schon 2010 nach dem Grenzlandrennen, dass Marc seine 8:07 kaum mehr toppen könne, wurde man nun eines besseren belehrt, obwohl derweil die Air Restriktoren für die GT3 Wagen und dem Porsche hier von 76mm auf 45mm verkleinert wurden. Dies liegt wohl zum einen daran, dass man womöglich Teile des 2012er Upgrade Kits getestet hat, zum anderen aber auch daran dass Marc Lieb der schnellste Mann auf der Nordschleife ist. Von daher ist es natürlich doppelt schade, einen solchen Lenkradartisten und so schnellen Fahrer wohl ab 2012 nicht mehr am Ring bestaunen zu können, wenn Manthey mit dem „Dicken“ dem gelb-grünen Porsche nicht mehr an den Start gehen sollte.
Natürlich verblasen dabei die anderen Zeiten der anderen Teams etwas, aber mit 8:20, welche der 10. des Trainings, der Haribo Porsche in den Asphalt brannte zeigten auch die anderen Teams und Wagen dass man sehr flott unterwegs sein würde. Dies war vor allem auch der Z4 von Schuberth Motorsport. Nachdem man im Zeittraining einen Unfall des eigentlich als stärksten eingeschätzten BMW verzeichnen musste, worauf dieser dann nach dem Start immer noch leicht onduliert hinter dem Feld her jagen musste, war es vor allem der Z4 mit den 2 Jungen Piloten aus dem Mini Cup sowie Edward Sandström welche für richtig Furore sorgten.
Nachdem ich noch meine Bedenken gegenüber den 2 jungen Nico Bastian und Hendrik Vieht geäußert hatte, wurde ich def. eines besseren belehrt. So gewann zwar Marc Lieb den Start und führte bis zur 8. Runde, wobei er den Vorsprung immer weiter auf gute 30 Sekunden ausbauen konnte, so fuhr dieser Z4 sehr schnell von Platz 9 auf den 2. Platz nach vorne. Dabei half ihm zwar wohl etwas die Neueinstufung des Wagens, als man ihm einen leicht größeren Air Restriktor zustand, zum anderen aber auch die starke Leistung der Fahrer. So ist zwar Edward Sandström wahrlich kein unbekannter in der GT3 Szene und Laufsiege in der GT3-EM sowie der 2. Platz beim 24H von Spa unterstrichen seine Fähigkeiten, dass er aber am Anfang fast die Zeiten eines Marc Liebs mitgehen konnte, dass war dann aber schon sehr stark und etwas überraschend. Immerhin war man damit schneller als ein Chris Mamerow, ein Richard Westbrook oder ein Christopher Mies – alle Fahrer, welche def. nicht zu den langsamen auf der Nordschleife gehören.
Umso überraschender, war aber dann die Leistung von Hendrik Vieht als er den Z4 von Sanström übernommen hat, denn nach gut 2 Stunden fiel der bis dato führende Manthey Porsche ohne Vortrieb im Bereich Hocheichen aus, was die Führung für den BMW bedeutete. Denn er konnte die Zeiten des Schwedens bei seinem Debüt bis auf 2-3 Sekunden gehen und fuhr demnach fast unvermindert das gleiche Tempo des Routiniers – und das bei seinem ersten Start auf dem Z4 und das auf der Nordschleife. Da kann man nur den Hut ziehen, denn ein GT3-Geschoss auf Anhieb mit Zeiten von um die 8:20 permanent um den Ring zu steuern ist schon richtig stark. Genau so überraschend und ähnlich stark zeigte sich dann auch Nico Bastian, der 2. Mann aus dem Mini Cup, welcher dann bis zum 22. Umlauf das Steuer übernahm. Er konnte zwar nicht ganz die Zeiten seiner Teamkollegen gehen, aber auch er blieb ohne Fehler und fuhr richtig flott, auch wenn Marc Basseng, welcher das Steuer von Michael Ammermüller und Christoper Mies übernommen hatte nun richtig Druck machte und mit Zeiten von ~8:14 den Rückstand immer weiter zu fahren konnte – Eine Siegchance bestand für den Z4 aber immer noch.
Allerdings zeigte sich im Verlauf des Rennens immer mehr, dass der Z4 eine kleine Schwachstelle hatte welche sich bei solchen Rennen recht stark auswirken kann: Der Verbrauch war höher als bei den anderen Wagen. So musste man zum einen zum ersten Stopp schon 1 Runde eher kommen und beim 2. Stopp fuhr man somit bereits 2 Runden vor der Konkurrenz in die Box um nach zutanken. Daraus ergab sich dass der letzte Stopp bereits in Runde 22 über die Bühne gehen musste, was natürlich bedeutete dass man um einiges länger zum tanken in der Box bleiben musste, denn die Konkurrenz musste nur für 2 bzw. 3 Runden nachfüllen, während der BMW Sprint für weitere 6 Runden benötigte. Aufgrund der geringen Durchflussgeschwindikeiten der Zapfsäulen (in der VLN wird mittels normaler Zapfsäulen getankt) und des ADAC Tank Pilots ergab sich somit eine rund 1- 1,5 min längere Standzeit, was dazu führte dass man die Führung und die Siegchancen nach dem letzten Stopp leider begraben musste.
Um den Sieg stritten sich derweil Marc Basseng in seinem R8 und Chris Mamerow im Mercedes, nachdem Mamerow zwar gute 30 Sekunden hinter Basseng lag, aber den Rückstand seinerseits immer weiter zu fahren konnte – ein spannendes Finale kündigte sich an. Die Entscheidung fiel aber nicht auf der Strecke sondern beim letzten Splash and Dash, als man bei Audi gute 30 Sekunden weniger (bzw. Mamerow 30 sek. länger) brauchte um den Sprit nachzufüllen, waren die Positionen 3 Runden vor Ende vergeben, da man einem Marc Basseng auch nicht einfach über 10 Sekunden pro Runde abnimmst. Nicht an diesem Tag bei idealen Bedingungen und bei dieser Leistungsdichte an der Spitze.
Es gewann somit das Trio von Phoenix Racing mit Marc Basseng, Michael Ammermüller und Christopher Mies vor dem Mamerow SLS mit Chris Mamerow und Armin Hahne während der Schubert Z4 auf Platz 3 ins Ziel rollte. Der Haribo Porsche als bester Porsche uaf Platz 4 sowie der Rowe SLS mit Alexander Roloff, Hubert Haupt und Roland Rehfeld rundete die Top 5 ab. Leider hatte der Manthey Porsche mit einem Schaden an der Antriebswelle den selben Defekt wie auch der Frikadelli Porsche von Sabine Schmitz und Klaus Abbellen, denn nicht wenige Leute hätten dem Team rund um Olaf Manthey bei dessen Abschied aus der VLN einen Gesamtsieg gewünscht und von der Pace her waren Lucas Luhr und eben auch Marc Lieb kaum zu schlagen, welche mit 8:11 auch noch die schnellste Rennrunde markierten. Warum aber nun bei beiden Teams ausgerechnet die Antriebswelle versagte ist schon komisch, könnte aber daran liegen, dass diese Teil des neuen 2012 Upgrade Kit für den GT3 R ist und man wohl einige Teile schon mal im Renntrimm austesten wollte. Denn normal waren bei den GT3 R immer die Fächerkrümmer sowie die Abgasführung die Schwachstellen wenn es um die Zuverlössigkeit bei Langstreckenrennen ging.
Ebenfalls ohne Glück war der Z4 rund um Claudia Hürtgen, Marko Hartung und BMW Werksfahrer Dirk Adorf. Nachdem man im Zeittraining unverschuldet in einen Unfall verwickelt wurde hatte man keine Zeit stehen und musste sich von hinten durch das Feld arbeiten. Dazu kam, dass man den Wagen bis kurz dem Start reparieren musste und das Rennen leicht onduliert fahren musste. Ein 7. Gesamtplatz war immerhin noch der Lohn für die Mühe.
Selbiges galt leider nicht für den Audi TT-RS von Raeder Motorsport. Lag man zwar nach der ersten Runde noch auf Platz 2 in der Gesamtwertung (!), musste man aber nach 8 Runden das Rennen mit Motorproblemen beenden. Auf der einen Seite war es insofern schade, da der Audi mittlerweile nur noch max. 10 Sekunden pro Runde langsamer ist als der große Bruder namens R8 LMS, zum anderen zeigte er aber wiederholt auf, dass die VLN für nächstes Jahr die Startgruppen überarbeiten muss. Da der Audi in der SP4T genannt wird/wurde musste man von der 2. Startgruppe ins Rennen gehen, welche 4 min nach der ersten auf die Reise geschickt wird. Diese 4 min bekommt man dann auch am Ende wieder gut geschrieben, allerdings sorgt dies nicht nur bei den Kommentatoren und Fans für Verwirrung, wenn man immer gute 4 min, nachdem die Spitze vorbeigefahren ist warten muss, bis man das „richtige“ Zwischenergebnis sieht. Hier muss man unbedingt nachbessern und solche Autos, welche gesamtsiegfähig sind aber in kleineren Klassen genannt werden in die erste Startgruppe stecken.
Nicht den Gesamtsieg, aber die VLN Meisterschaft konnten derweil Carsten Knechtges, Tim Scheerbarth und Manuel Metzger von Black Falcon ausgiebig feiern, nachdem man beim letzten Lauf bereits den Meistertitel unter Dach und Fach bringen konnte. Dabei gewann die 3 auch gleichzeitig den VLN Serienwagen-Cup und auch die Junior Trophy vor Dominik Brinkammn welcher mit seinem Teamkollegen Stephan Epp die Renaul Sport Speed Trophy der Clio Cup Klasse gewinnen konnte. Somit werden diese 3 dann in 2012 die gejagten sein, wenn die VLN wieder an den Start geht. An dieser Stelle möchte ich allen 3 nochmal recht herzlich gratulieren.
Ebenso erfreulich war auch die Tatsache, dass es bei diesem Rennen keine Rote Flagge gab und auch nicht mehr so viele und vor allem heftige Abflüge zu verzeichnen waren. Es gab zwar immer noch Unfälle, aber bei Leibe nicht mehr so viele wie beispielsweiße beim letzten Umlauf als die komplette Streckensicherung und alle Rettungskräfte gleichzeitig im Einsatz waren, welche ich auch einen rießen Dank aussprechen möchte, denn ohne deren Hilfe wäre dies alles nicht möglich.
Dies war aber noch der letzte Termin der VLN, denn am 10.12 findet im Dorinth Hotel die große Jahressiegerehrung statt.