Home Formel EinsF1 Formel Eins: Safety Car und Medical Car erklärt

Formel Eins: Safety Car und Medical Car erklärt

von DonDahlmann
0 Kommentare
Mercedes AMG GT Safety Car

In dieser Saison gibt es in der Formel Eins ein neues Safety und ein neues Medical Car bei den Rennen. Die Autos sind speziell für den Einsatz vorbereitet, basieren aber auf Serienmodellen von Mercedes AMG. Aber wie ist so ein Sicherheitsfahrzeug eigentlich ausgestattet und wie funktioniert der Einsatz?

AMG GT Medical CarDas Safety und das Medical Car gehören seit Jahrzehnten zur Standardausrüstung in der Formel Eins. Während man das SC bei langweiligen Rennen gerne öfter mal sieht, wünscht man sich, das Medical Car allenfalls beim Start ins Blickfeld zu bekommen. Denn wenn des im Rennen unterwegs ist, bedeutet das meist nichts zu Gutes. Aber ohne diese beiden Fahrzeuge wäre die Formel Eins, wie auch andere Serien, nicht mehr denkbar. In diesem Jahr gibt es zwei neue Autos. Mercedes AMG wechselt vom SLS zum neuen AMG GT, das Medical Car bekommt das Upgrade zum C63S in der Kombiversion.

Safety Car Mercedes AMG GT

Das Safety Car kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Rennleitung beschließt, dass das Rennen unterbrochen werden muss. Bekanntermaßen gibt es dafür meist zwei Gründe: Entweder hat es einen Unfall gegeben und die Ersthelfer sind auf der Strecke bzw. es liegen Trümmer herum, die weggeräumt werden müssen, oder es regnet so stark, dass das Rennen nicht mehr fortgesetzt werden kann. Am Steuer des Safety Car sitzt auch in diesem Jahr Bernd Mayländer, der diesen Job schon seit dem Jahr 2000 macht. Er hat die knifflige Aufgabe, mit dem Safety Car bei trockener Strecke so schnell unterwegs zu sein, dass den Piloten hinter ihm die Reifentemperaturen nicht allzu sehr in den Keller gehen. Man kennt ja die Beschwerden der Fahrer per Funk, dass das SC doch mal einen Zahn zu legen sollte. Was ja nicht so leicht ist, meist fährt Mayländer mit dem SC schon am Anschlag und einen dann eher peinlichen Abflug will auch keiner riskieren. Damit das auch wirklich nicht passiert, trainieren beide Fahrzeuge meist am Donnerstag vor einem Rennen auf der Strecke.

AMG GT Safety CarDer AMG GT basiert auch in der F1 auf einem Serienmodell. Mehr als die 510 PS gibt es nicht, was laut Mercedes auch nicht nötig ist. Für den Einsatz nimmt man auch keine besonderen Reifen, sondern setzt auf die Serienbereifung. Mit Slicks wäre der Wagen zwar schneller, aber es könnte ja auch regnen, da macht so ein Serienreifen schon mehr Sinn.

Neben Mayländer sitzt Peter Tibbitts, der nebenbei auch noch der Chefanalyst für die Kraftstoffe bei der FIA ist. Im Auto ist er für die Kommunikation mit der Rennleitung zuständig. Er nimmt den Einsatzbefehl entgegen und koordiniert auch alles weitere, zum Beispiel wann das SC wieder an die Box kommt. Damit beide nicht völlig von einem Einsatz überrascht werden, gibt es im Auto zwei iPads. Das eine zeigt das TV-Signal, das andere die Positionen der Fahrer auf der Strecke, damit Mayländer entweder den richtigen Fahrer einfangen oder das Feld nach der Reihenfolge sortieren kann. Dabei ist auch das „Marshalling System“ der FIA installiert, dass alle Flaggensignale ins Auto transportiert. Zusätzlich gibt es ein „Medical Warning Light“. Das beginnt zu leuchten, sobald bei einem Unfall ein bestimmter G-Wert überschritten wird.

AMG GT Medical Car

Medical Car AMG C63S

Genau dieses Warnlicht ist auch die wichtigste Ausstattung im Medical Car. Pilotiert wird es seit einigen Jahren von Alan van der Merwe, der seit 2009 das Medical Car fährt. Neben ihm sitzt Rennarzt Dr. Ian Roberts, der vor zwei Jahren in einer umstrittenen Entscheidung Dr. Gary Hartstein abgelöst hat. Dazu kommen bei jedem Rennen noch ein oder zwei weitere Ärzte, die auf der Rückbank sitzen. Die stammen meist aus nahegelegenen Spezialkliniken vor Ort, in die die Fahrer bei einem schweren Unfall verlegt werden. Damit werden zwei Dinge sicher gestellt:

1. Eine sichere Erstversorgung am Unfallort. Der zweite Arzt ist ein Trauma-Spezialist, der sich um Kopfverletzungen kümmern kann.

2. Eine sichere Weiterversorgung im Hospital. Da der zweite Arzt im Auto aus dem Krankenhaus stammt, ist er mit allen örtlichen Gegebenheiten vertraut, kennt seine Kollegen und kann schon von unterwegs eine perfekte Versorgung organisieren. Ein Beispiel dafür gab der Unfall von Jules Bianchi im letzten Jahr. Weil der japanische Arzt die Verletzung erkannte und wusste, dass der Weg zum Helikopter bis zu dessen Start mehr Zeit benötigen würde als ein direkter Transport unter Polizeischutz, wählte man kurzfristig diese Variante.

AMG GT Medical CarNatürlich müssen die Ärzte auch so schnell wie möglich vor Ort sein. Der C63S ist mit 510 PS dafür auch mehr als ordentlich motorisiert, wie wir in unserem ausführlichen Testbericht neulich feststellen konnten. Leuchtet das „Medical Warning Light“ auf, werden immer beide Sicherheitsfahrzeuge auf die Strecke geschickt. Es kann sogar passieren, dass das Medical Car vor dem Safety Car auf der Strecke ist, je nachdem wie dringend der Einsatz ist.

Der C63S, der als Medical Car verwendet wird, ist ebenso wie der AMG GT ein Serienfahrzeug. Allerdings wurde das Medical Car wegen seines besonderen Einsatzes massiv umgebaut. Im Heck des Kombi befinden sich eine komplette Erstversorger-Ausrüstung und alles, was man für Stabilisierung eines Patienten benötigt. Der Rest kommt dann per Krankenwagen. Zusätzlich gibt es wie im Safety Car das „Marshalling System“, Funk und ebenfalls die beiden iPads, mit denen man Rennen und Positionen verfolgen kann.

Nach einem Einsatz beider Fahrzeuge gehen sie wieder an Box. Beim Medical Car werden dabei die verbrauchten Vorräte sofort wieder aufgefüllt. Sollte Dr. Roberts weiter beim verletzten Fahrer verbleiben müssen, springt ein anderer Arzt ein, normalerweise wird mit der Freigabe des Rennens gewartet, bis Dr. Roberts wieder im Medical Car sitzt.

AMG GT Safety CarSchwieriger ist die Situation, sollte es zu einer Massenkarambolage kommen, bei der mehrere Fahrer Hilfe benötigen. Ist das Medical Car mit drei Ärzten besetzt, checken die zunächst die Verletzungen der Fahrer. Dabei geht man nach dem üblichen Prinzip „Ansprechbar, stabil“, „Bewusstlos, stabil, aber sichtbar nur leicht verletzt“, „Bewusstlos, instabil, sichtbar schwerletzt“ vor. Behandelt bzw. stabilisiert werden immer zunächst die Schwerstverletzten, der Rest folgt dann. Der Rennarzt kann über Alan van der Merwe Kontakt zur Rennleitung halten und so einen Abbruch des Rennens anordnen und weitere Krankenwagen mit Ärzten bestellen.

Beide Fahrzeuge werden im übrigen bei jedem Rennen vor Ort von zwei AMG-Technikern betreut, liegen bleiben soll das Auto ja auch nicht. Bei langen Safety Car Phasen gibt es ja oft den Witz, dass das SC gleich wegen Spritmangels liegen bleibt. Das ist aber eher nicht zu befürchten. Im Renntempo, so auf Anschlag, dürfte der AMG GT ca. 20 Liter/100km benötigen. Der Tank (65 Liter) reicht dann fast für eine gesamte Renndistanz. Und so lange wird man ein Rennen dann auch nicht unterbrechen.

Daten AMG C63 und AMG C63S

Motor4 Liter, V8 Bi-Turbo
Leistung (C63)510 PS (476 PS)
Drehmoment (C63)700 NM (650 NM)
0-100 km/h (C63)4,0 Sek. (4.1 Sek.)
Topspeed250 km/h / 290 km/h entsperrt
GetriebeAMG Speedshift 7-Gang
Gewicht 1.730 kg
Co2 (C63)195 g/km (192 g/kg)
 

Daten AMG GT

Motor4 Liter, V8-Biturbo
Leistung 510 PS
Drehmoment650 NM
0-100 km/h3,8 Sekunden
Topspeed310 km/h
GetriebeAMG Speedshift 7-Gang
Gewicht1.645 kg
Co2224 g/km

AMG GT Safety CarAMG GT Safety CarAMG GT Medical CarAMG GT Medical CarAMG GT Medical CarAMG GT Medical CarAMG GT Safety CarAMG GT Medical CarAMG GT Medical CarAMG GT Safety CarAMG GT Safety CarBernd Mayländer AMG GTAMG GT Medical CarAMG GT Medical CarAMG GT Safety CarAMG GT Safety CarAMG GT Safety CarAMG GT Safety CarAMG GT Safety Car

Bilder: Daimler AG

Das könnte Dir auch gefallen