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DTM: Rennbericht Zandvoort

von cjander
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Das Wochenende fing gut an für Timo Scheider, die erste Poleposition seit fast zwei Jahren könnte das Ende seiner langen Pechsträhne einleiten. Entsprechend emotional reagierte er auch nach dem Qualifying und war minutenlang nicht ansprechbar. Meisterschaftszweiter, Bruno Spengler verzockt sich im ersten Qualiabschnitt. Seine sicher geglaubte Zeit wird kurz vor Ende vom Rest des Felds auf der schneller werdenden Strecke deklassiert. Zu spät zum Reagieren für den Kanadier, bleibt ihm nur noch der 18. Startplatz. Doch auch für den Führenden der Meisterschaft, Gary Paffett, läuft es nicht rund, mehr als ein 8.Startplatz ist am Samstag nicht drin.

Der Sonntag wird durch wechselhaftes Wetter bestimmt, kurz vor dem Rennen gab es bereits leichte Schauer. Während die Einführungsrunde beginnt, ist es wieder trocken. Doch kurz bevor das Feld wieder die Start-Ziel-Line erreicht, beginnt es erneut leicht zu tropfen. Am Start zeigt sich, dass die Pechsträhne von Timo Scheider leider noch kein Ende gefunden hat, er würgt seinen auf Pole stehenden Audi A5 ab, es gab wohl ein Kupplungsproblem. Bis er den Wagen wieder starten kann, fällt er auf den 18. Platz zurück. Doch das war es noch nicht mit dem Pech für Scheider, bei dem Versuch David Coulthard in der ersten Runde zu attackieren, beschädigt er sich die Motorhaube und muss an die Box. Sein Team versucht die beschädigte Haube zu wechseln, aber man hört schon im Funk, dass er sich wohl Teile der Halterung beschädigt hat. Offenbar ist es nicht möglich die Haube richtig zu befestigen, und als er in der Runde darauf auf der Start-Ziel die Höchstgeschwindigkeit erreicht, greift die Luft zu stark unter die Haube und reist die Haube spektakulär vom Fahrzeug. Am Ende der Boxengasse parkt der frustrierte Scheider seinen beschädigten Audi, und spätestens jetzt ist klar, seine Pechsträhne hat mit der Pole kein Ende gefunden.

Zurück zum Start. Nutznießer des Abwürgers von Scheider ist Rockenfeller. Er kann als erster in die erste Kurve einbiegen und führt das Feld nun an. Weiter hinten kommt es beim Start zu einer Berührung zwischen Wickens und Molina. Der Audi von Molina wird dabei unruhig und Molina verliert das Fahrzeug schließlich komplett und schießt quer über die Strecke ins Kiesbett, das Rennende für den Spanier. Wenige Kurven später erwischt es auch Wickens, durch eine weitere Berührung, diesmal mit Vietoris, verliert Wickens seinerseits ebenfalls die Kontrolle und steht quer auf der Strecke. einige Fahrer können noch ausweichen, doch Andy Priaulx schafft es nicht rechtzeitig mit seinem BMW auszuweichen und trifft ein Hinterrad von Wickens. Kurz darauf wird Wickens, immer noch auf der Strecke stehend von Rahel Fry an selber Stelle getroffen. Das Rad ist zu sehr beschädigt zum Weiterfahren und auch für Fry endet das Rennen an dieser Stelle. Es folgt eine kurze Safetycar Phase um die Trümmer zu beseitigen. Den Restart nimmt Rockenfeller ungefährdet in Angriff. Spengler kämpft sich bis auf Platz 11 vor, während Paffett in einem engen Manöver von Green überholt wird, der sich noch in derselben Runde auch Albuquerque schnappt und nun auf P4 liegt. Ein Stück dahinter versucht es Tomczyk Green gleich zu tun und attackiert Adrien Tambay, schafft es aber vorerst nicht an ihm vorbei.

Es folgt die zweite Safetycar-Phase des Rennens, ausgelöst durch die Trümmerteile von Scheiders Motorhaube. Nach dem zweiten Restart liegt weiter Rockenfeller vorn, gefolgt von Molina und Ekström. Dahinter attackiert nun Paffett Albuquerque und Tomczyk erneut Tambay. Bei seinem ersten Boxenstopp braucht das Team von Green zu lange, sodass er einen Platz auf Albuquerque verliert und auch erst hinter den Streithähnen Tambay und Tomczyk wieder auf die Strecke kommt. Green schafft es jedoch beide recht schnell zu kassieren, wobei sein Angriff auf Tomczyk schon etwas harte Gangart war. Weiter vorn schnappt sich Paffett den auf drei liegenden Ekström im vielleicht schönsten Ausbremsmanöver des Rennens.

Unterdessen lässt Coulthards Boxencrew, den weit zurückliegenden Schotten wieder losfahren, obwohl der Mechaniker hinten rechts noch am Rad arbeitet. Coulthard stoppt wenige Meter von seiner Box entfernt und die Mechaniker eilen herbei um das Rad zu sichern. Als er wieder loskommt, fährt grad das gesamte Feld auf der Start-Ziel an ihm vorbei, sodass er nun eine Runde zurückliegt. Er nimmt das Rennen zwar wieder auf, jedoch beendet er sein Rennen wenig später in der Box.

Während Dirk Werner Ende der 18. Runde als letzter Fahrer zu seinem ersten Pflichtstopp an die Box fährt, setzt Ekström schon zum zweiten Stopp an. Der Schwede versucht aus der Menge rauszukommen und auf freier Fahrt etwas Zeit aufzuholen. Die Taktik geht auf, denn als 5 Runden später Paffett nach seinem zweiten Stopp aus der Box rollt, liegt Ekström wieder vor dem Schotten. Paffett ist allerdings sofort wieder im Heck des Schweden und auch Tomczyk gesellt ich zu den beiden, sodass ein schöner Dreikampf entsteht.

In Runde 27., die Drei befinden sich immer noch in direktem Kampf, beginnt es auf der Start-Ziel-Geraden erneut zu regen. Just in dem Moment, in dem das Dreiergespann das untere Drittel der Zielgeraden direkt vor der Kurve erreicht, blendet die Bildregie den BMW Motorsportchef Jens Marquardt ein, der grade den Himmel betrachtet. Hallo Regie! Wir haben Rennaction! Es kommt, was kommen muss, gerade rechtzeitig blendet die Regie das Dreiergespann wieder ein, Tomczyk verbremst sich und bekommt auf der nassen Strecke seinen BMW M3 nicht rechtzeitig verzögert. Er trifft in der Kurve Paffett und dreht ihn um. Der hinter dem Trio fahrende Albuquerque schafft die Kurve ebenfalls nicht und fährt in einem weiten Bogen durchs Kiesbett. Paffetts Mercedes steht nun dank des Drehers am Ausgangspunkt der Kurve, quer auf der Strecke. Einige der Verfolgergruppe können dem Mercedes nur knapp ausweichen, Farfus kann sich sogar nur über das Grün flüchten, um einer Kollision zu entgehen.

Tomczyk hat sich bei dem Rempler seinen BMW zu stark beschädigt um das Rennen zu beenden, er steuert die Box an, dort entschuldigt er sich sogleich bei Mercedes. Paffett kann zwar weiterfahren, aber fällt auf den 10. Platz zurück. Nutznießer sind Ekström, Green und Spengler. Ekström ist seine Verfolger los, Green verbessert sich auf den 4. und Spengler auf den 6. Platz. Die beiden ärgsten Meisterschaftskandidaten liegen somit im Rennen vor Tabellenführer Paffett.

Nachdem es das ganze Rennen über an der Spitze eher ruhig vonstattenging, ändert sich das mit erneut einsetzendem Regen. Im Nassen fühlt sich Rockenfeller scheinbar nicht wohl und gibt über den Funk durch, dass er Geschwindigkeit rausnehmen wird. Ganz anders jedoch sein Verfolger Edoardo Mortara. Der Fühlt sich scheinbar pudelwohl, er ist deutlich schneller und kann den leichten Rückstand auf Rockenfeller schnell abbauen und schnappt sich den ersten Platz in einem Brechstangenmanöver in der ersten Kurve. Rockenfellers Kommentar: “He’s really crazy!“. Auf abtrocknender Strecke kommt Rockenfeller zwar wieder an Mortara ran, kann ihn aber nicht mehr überholen.

Weiter hinten ist es nun wieder Paffett der auf sich aufmerksam macht und in einem mittelharten Manöver Augusto Farfus überholt. Der Brasilianer schimpft wie ein Rohrspatz über das Manöver und darüber, dass er wohl angeschoben wurde. Doch Farfus scheint durch die Aktion aufgewacht zu sein und attackiert nun Paffett, der jedoch bald seinen vorausfahrenden Markenkollegen, Ralf Schumacher passiert. Schumacher schrieb schon am Freitag Schlagzeilen, als sich bei der Ausfahrt aus seiner Box, einen Luftschlauch der nächsten Box in seinem Mercedes einhakte und der herumwirbelnde Schlauch mehrere Mechaniker verletzte. Doch auch durch den Puffer namens Schumacher zwischen Farfus und Paffett lässt sich der Brasilianer nicht beruhigen. Er attackiert sofort Schumacher und schafft es auch kurz an ihm vorbei, doch Schumacher kontert in einem nicht weniger harten Manöver wie Paffett zuvor und schiebt Farfus über die Randsteine. Diesmal kommt auch Werner an dem Brasilianer und auch an Schumacher vorbei. War Farfus nach der Aktion von Paffett schon auf 180, kocht das Fass nun über. Der Renningenieur von Farfus versucht vergebens den Brasilianer zu beruhigen, doch der hat sein Ziel direkt vor Augen. Sofort setzt er sich wieder hinter Schumacher und drückt nun Schumacher aus einer Kurve raus und erobert sich Platz 9 zurück. Vor ihm kann nun Dirk Werner, während Mortara das Rennen als Erster vor Rockenfeller beendet, sogar auf Paffett aufschließen und setzt sich auf der Zielgeraden kurz neben Paffett, doch es reicht nicht mehr. Paffett betreibt Schadensbegrenzung und sichert sich mit dem 7. Platz wichtige Meisterschaftspunkte.

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4 Kommentare

nona 29 August, 2012 - 12:54

Rockenfeller hat Mortara nicht zuletzt deshalb nicht wieder überholt, weil er bockig und mit frappierend geknicktem Ego nicht wollte. Der Boxenfunkverkehr hat das ja relativ eindeutig veranschaulicht. Er ist wohl ziemlich fest davon ausgegangen, dass er gewinnen darf und Mortara via Audi-Teamorder wieder zurückgepfiffen wird. Als das ausblieb („What are you DOING?!“), wurde er zunehmend genervter (quasi „Na danke für das ’schöne Geschenk'“) und weigerte sich dann auch nach wiederholter Aufforderung (quasi „Push, Rocky, Push! Zeig dass du schneller bist als er!“) Mortara überhaupt anzugreifen (quasi „Nö, ich sichere jetzt Platz 2, dann habt ihr ja was ihr wolltet…“). Fand ich in vielerlei Hinsicht schon erstaunlich.

cjander 29 August, 2012 - 16:18

Jap, da hast du allerdings recht. Als echter Racer sollte man eigentlich immer angreifen, so wie es Mortara auch getan hat als er seine Chance sah. Egal ob der Konkurrent die gleiche Marke fährt oder nicht. Ich würde eigentlich erwarten, dass ein Rennfahrer eher bockig wird wenn er nicht angreifen darf da sein Vordermann für die selbe Automarke unterwegs ist.

Speedwriter33 30 August, 2012 - 08:14

Fand ich auch ziemlich peinlich. Aber Rockenfeller ist ja nicht der einzige, der den Sinn von Motorsport offenbar nicht so ganz begriffen hat. Die Heulsusen-Quote in der DTM ist jedenfalls erstaunlich.

nona 31 August, 2012 - 13:05

Vielleicht muss der eine oder andere Fahrer einfach nochmal das Regelwerk etwas genauer wälzen. Teamorder gibt es in der DTM ja offiziell nicht. :)

Und ja, das Ausmass des Heulgesuses war in Zandvoort mal wieder ein Rückfall in die DTM-Gewohnheiten der letzten Jahre. Einige Fahrer können das wirklich ganz ausgezeichnet. Auch ein Norbert Haug, der noch während des Rennens Tomczyks Entschuldigung bekommen und angenommen hat, braucht sich nicht nach dem Rennen hinstellen und Interviews geben, in denen er diese sportliche Geste mit keinem Wort würdigt, und die sich inhaltlich auf eine Attitüde runterkondensieren lassen etwa so ähnlich wie „wir sind ja sowieso die schnellsten und besten und fairsten, und uns fahren all die anderen Nulpen ja sowieso immer absichtlich in die Karre, sonst wäre der Gary ja schon längst Meister, das muss man ja mal sagen“. Bei so dicker Luft gibt’s im Vorlauf des nächsten Rennens garantiert wieder irgendeinen ARD-Bereinigungsbeitrag, der klarstellen soll, wie toll sich doch alle verstehen und wie alle Unstimmigkeiten ausgeräumt sind, und wie nett und familienfreundlich und eitel Sonnenschein doch alles in der DTM ist…

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