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Formel Eins: Analyse GP Türkei 2011

von DonDahlmann
17 Kommentare

Auch wenn vorne alles von Anfang klar war, es war ein sehr abwechslungsreiches Rennen, bei dem man vor lauter Boxenstopps und unterschiedlichen Reifenstrategien etwas den Überblick verlieren konnte.

Sebastian Vettel ist „on the roll“, wie man in England sagt. Vier Rennen, 3 Siege, ein zweiter Platz. Besser kann man eine Saison kaum starten und die Art und Weise wie Vettel in der Türkei seinen Sieg eingefahren hat, war schon bemerkenswert. Im Freitagstraining zerlegte er noch seinen Einsatzwagen und konnte das zweite freie Training nicht fahren. Samstag reichten ihm ein paar Runden im dritten Training, seine Bestzeit in der Quali fuhr er mit nur einem Versuch und haute seinem Kollegen gleich noch 4 Zehntel aufs Dach. Schon das zeigte, dass er trotz des Unfalls sein Selbstbewusstsein nicht verloren hatte. Im Rennen hatte er dann weniger Probleme. Dafür war hinter ihm die Hölle los. Ferrari, McLaren und Mercedes wechselten die Postionen, wie manche Politiker ihre Meinung vor einer Wahl. Ferrari war dabei erstaunlich stark.

Am Start setzte sich Vettel auf der sauberen Linie locker durch, während Webber neben ihm auf der schmutzugen Seite kaum voran kam. Das erlaubte Rosberg sich zwischen die beiden Red Bull zu quetschen, während Webber noch sehen musste, dass Hamilton nicht noch durch schlüpfte. Der übertrieb es aber etwas, und musste im Zuge auch noch Alonso und Jenson Button vorbei lassen. Zwischen den beiden McLaren-Männern entwickelte sich daraufhin ein sehr herzhaftes Duell über mehrere Runden. Martin Whitmarsh beklagte nach dem Rennen zwar ein wenig, dass derartige Duelle viel Zeit kosten, aber auf der anderen Seite sei das eben auch die Art, wie man Motorsport betreiben würde. Eine schöne Einstellung, zu dem hätte es auch nichts geändert, wenn man Button oder Hamilton eingebremst hätte. Denn McLaren war in der Türkei einfach nicht gut drauf. Hatte man vor drei Wochen in China noch den schnellsten Wagen, hatte sich die Sache in der Türkei geändert. Schuld daran waren, so Withmarsh, dass man nicht alle Updates dabei hatte, die man gerne eingesetzt hätte.

Tatsächlich sah es aber so aus, als habe man eher Probleme mit den Reifen gehabt. Die weichen Reifen hielten auf dem Wagen nicht sonderlich lange, Hamilton wurde per Funk angewiesen, dass er besondern im langen Turn 8 aufpassen sollte, da die Reifen zu sehr abbauen würden. Button erging es nicht anders, was dann dazu führte, dass die McLaren recht schnell an die Box kommen mussten. Immerhin splittete McLaren die Strategie um möglichst viel aus dem Rennen noch rausholen zu können. Hamilton wurde, wie fast alle andere, auf eine 4-Stopp-Strategie angesetzt, bei Button versuchte man es mit drei Stopps, was sich am Ende als keine gute Idee herausstellte, da er noch von Rosberg aufgeschnupft wurde.

Aber egal, wie sehr sich McLaren auch anstrengte, an Ferrari kam man überraschenderweise nicht heran. Alonso hatte einen brauchbaren Start und profitierte vom Fehler von Hamiliton, der ihn hinter Webber und Rosberg brachte. Aber dort war für ihn nicht Schluss. Der Ferrari ging mit vollen Tanks und weichen Reifen extrem gut und er ließ die beiden vor ihm nicht wegfahren. Massa steckte im Verkehr, zeigte aber auch eine ansprechende Leistung und hatte einige spannende Zweikämpfe. Es war aber Alonso, der sich im Rennen zu einer echten Gefahr für die Red Bull entwickelte. Gegen Mitte des Rennens schnappte er sich, etwas überraschend, Webber auf Platz 2 und machte Jagd auf Vettel. Der konterte aber die Zeiten des Spaniers, gleichzeitig ließen die Reifen am Ferrari keine besseren Zeiten mehr zu. Alonso meinte nach dem Rennen, dass er vielleicht Vettel hätte unter Druck setzen können, wenn er am Start weiter vorne gestanden hätte. Ich bezweifel das, da Vettel während des gesamten Rennens eigentlich nie richtig pushen musste. Das zeigte sich bei den Rundenzeiten, wo Webber zwei Zehntel als Vettel war. Der Deutsche hätte also deutlich zulegen können.

Während Ferrari wie Phönix aus der Asche aufstieg, ging Mercedes im Rennen ein wenig unter. Rosberg konnte seinen zweiten Platz nur kurz halten, da seine weichen Reifen wohl anfingen sich aufzulösen. Man beschloss Rosberg zweimal hintereinander auf harte Reifen zu setzen um einerseits kein Risiko einzugehen, andererseits hatte man eh nur noch einen Satz weichen Reifen, den man sich für das Ende aufsparen sollte. Rosberg war damit zur Mitte des Rennens ziemlich chancenlos und musste die McLaren und Massa ziehen lassen. Eine Zeit lang lagen sogar die Renault vor ihm. Da Massa zweimal Probleme an der Box hatte, konnte sich Rosberg vor ihm halten. Ohne dessen Probleme wäre Massa vor ihm gewesen. Miserabel lief es mal wieder für Schumacher. Er kam zwar gut weg und lag vor beiden Renault, doch Petrov war Ende der langen Geraden neben ihm und klar vorbei, als Schumacher sich wehrte. Petrov rasierte Schumacher den Frontflügel ab und der Deutsche bog direkt in die Box ab, was sein Rennen zerstörte. Zwar wäre am Ende vermutlich auch nicht mehr als P7 raus gekommen, aber immerhin wären das Punkte gewesen. Erstaunlich war nicht nur die schlechte Form von Schumacher, sondern auch der schlechte Rennspeed des Wagens. In China sah das noch anders aus, vermutlich hat der Mercedes ein ähnliches Problem wie der McLaren, dass er die Reifen zu schnell auffrisst. Dennoch war die Fahrt von Schumacher im Bereich „unschön“. Die Gerüchte, dass Mercedes sich spätestens im Herbst nach einem neuen Fahrer neben Rosberg umsehen möchte, werden immer dichter.

Weiter hinten lagen dann die Renault. Die Euphorie nach den Tests ist längst vergangen, dem Wagen fehlt es grundsätzlich an Speed und man kann auch nicht erkennen, dass es einen Vorwärtstrend gibt. Heidfeld prügelte sich das gesamte Rennen mit Petrov, der ihn teilweise schlecht aussiehen ließ. Zwar schnappte sich der Deutsche gegen Ende seinen Teamkollegen, aber das brachte ihm dann auch nicht mehr viel. Renault hat ein wenig den Anschluss an die vier Top Team verloren und muss sehen, dass man irgendwie wieder ran kommt.

Einen Lichtblick hatte Williams. Barrichello hatte die Top 10 nur knapp verpasst, im Rennen lief es aber nicht ganz so gut. Der Rennspeed des FW33 ist auch noch nicht da, wo er sein sollte, weswegen Barrichello mit stumpfen Waffen kämpfte und am Ende auf Platz 15 landete. Deutlich besser lief es für Kamui Kobayashi im Sauber. Dessen Einspritzpumpe hatte in der Quali versagt und er musste von ganz hinten starten. Nach einer halben Runde war er auf P19, danach sammelte er einen nach dem anderen ein. Gegen Ende wurde es zwar auch für ihn zäh, aber immerhin schob er sich auf Platz 10 vor. Eine starke Leistung. Ich bin mir sicher, dass der Japaner im nächsten in einem deutlich besseren Wagen sitzen wird. Ein Kandidat für Renault oder Mercedes ist er alle Mal.

Sebastian Buemi muss man auch erwähnen. Der Schweizer fuhr ein unauffälliges Rennen, kam aber aber am Ende auf P9 ins Ziel, weil er mit einer Drei-Stopp-Strategie unterwegs war. Sein Kollege Alguersuari kämpfte lange mit Schumacher um den sagenhaften Platz 11, muss aber am Ende einen Fehler drin gehabt haben, denn er taucht in der Wertung nur auf P16 auf.

Ein gutes Rennen zeigten die Lotus. Kovalainen spülte es zwischenzeitlich bis auf P12 nach vorne, doch am Ende zog der Rest des Feldes doch wieder vorbei. Zwar verbessert sich Lotus kontinuierlich, aber vom Mittelfeld ist man immer noch etwas entfernt. Auf der anderen Seite: Im Rennspeed ist der Lotus nur rund 3 Sekunden langsamer als die Spitze, was kein schlechtes Zeichen ist, und zeigt, wie eng es im Rennen zu geht.

Völlig es Chaos herrscht bei Virgin. Das Update funktioniert hinten und vorne nicht und Glock konnte das Rennen gar nicht erst starten, weil sein Getriebe in der Einführungsrunde kaputt gegangen ist. Pech, aber es zeigt auch, wo Virgin steht. D’Ambrosio rettet das Wochenende, weil er sich vor den HRT halten konnte.

Es war ein sehr abwechslungsreiches Rennen. Es gab irrsinnig viele Überholmanöver und über 80 Boxenstopps. Zwischenzeitlich verlor man ein wenig den Überbblick, wer denn jetzt eigentlich wo lag. Und das ging den Zuschauern zu Hause so, die auf das Livetiming und die Kommentatoren zurückgreifen konnten. An der Strecke war man als Zuschauer vermutlich relativ aufgeschmissen.

Dass DRS funktionierte offenbar bei allen ausnahmsweise gut und man sah dank des Systems auch etliche Überholmanöver. Allerdings – eventuell hat die FIA die Sache mit dem Überholen etwas übertrieben. Die Kombination aus DRS, KERS und den Reifen macht die Sache etwas zu leicht. Rosberg war völlig chancenlos, als Webber an ihm vorbei ging und der konnte nichts machen, als Alonso an ihm vorbeiflog. Nun mag die Strecke in der Türkei wegen des hohen Reifenverschleiss etwas besonderes sein und man sollte nach all den langweiligen Jahren in der F1 vielleicht vorsichtig sein. Aber ein bisschen weniger wäre vielleicht nicht schlecht und hätte dann auch wieder mehr mit Motorsport zu tun. Auf der anderen Seite müssen sich die Teams an die neuen Regeln eben auch etwas besser anpassen. DRS und KERS half Webber überhaupt nicht, als er hinter Rosberg steckte. Erst als dessen Reifen aufgaben, kam Webber leichter vorbei.

Aber vermutlich würde es der Konkurrenz auch nicht helfen, wenn man das DRS jederzeit einsetzen könnte. Vettel fährt im Moment in einer eigenen Liga. Er hätte 100 Punkte auf seinem Konto, wenn Red Bull in China nicht den leichten Strategiefehler gemacht hätte. Die Dominanz erinnert im Moment an die Saison 2009, als Jenson Button im BrawnGP alles in Grund und Boden fahren konnte. Im Gegensatz zu Brawn damals hat Red Bull aber die Ressourcen vorne bleiben zu können und hinzu kommt, dass sich McLaren, Ferrari und Mercedes gegenseitig die Punkte wegnehmen. Im Moment scheint Red Bull unschlagbar zu sein, aber das kann ich in der F1 bekanntlich ja an jedem Wochenende ändern.

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17 Kommentare

Speedwriter33 9 Mai, 2011 - 08:48

Exakt, das Überholen ist viel zu einfach. Jedes weitere Rennen bestätigt das. Die reine Inflation. Man sieht ein Überholmanöver und denkt sich: „Na und?“. Auf den ersten Blick spannend, auf den zweiten extrem unbefriedigend. Das kann die Lösung nicht sein. Mit Motorsport hat das jedenfalls nichts zu tun.

NoteMe 9 Mai, 2011 - 10:26

re:ALG

Er war gestern kurz vor Schluss noch ein Mal in der Box, weil die Reifen komplett durch waren und er nichts mehr zu verlieren hatte, nachdem er von einer ganzen Gruppe von Autos überholt wurde.

re:Überholen

Ich verstehe, dass die neuen Regeln und Reifen dieses Jahres einen richtigen Kulturschock bei Formel-1-Fans verursacht haben, die in den letzten Jahren von gruselig langweiligen Einstoppparaden gequält wurden, mir persönlich gefällt es sehr.

Selbst so eine Demonstration an der Spitze wie gestern fällt kaum noch ins Gewicht, weil dahinter um praktisch jede andere Position hart gekämpft wird.

Klar ärgern sich die Fahrer, wenn sie jetzt eben nicht mehr gegen die schnellere Konkurrenz erfolgreich blocken können, aber ist das denn wirklich erstrebenswert? Wollen wir wieder Trulli-Trains hinter Quali-Experten mit schlechter Rennabstimmung?

Spannung, Unterhaltung, und endlich die Möglichkeit für schnellere Piloten, an rollenden Schikanen vorbei gehen zu können. Mich überzeugen die neuen Regeln und Reifen.

Greg 9 Mai, 2011 - 10:29

Ich finde nicht, dass das Überholen zu viel wird. Es gibt viel Action auf der Strecke, das ist doch gut.
Zwischenzeitlich wurde Rosberg von Massa direkt nach Turn 8 kassiert, konnte sich aber dank DRS einige Kurve weiter wieder vorbeischieben. Das waren doch tolle Szenen!

dogfood 9 Mai, 2011 - 10:52

Bisher war DRS durchaus dosiert und damit akzeptabel eingesetzt. In der Türkei war es ein Vollflop. DRS ist doch während sämtlicher Trainingssession komplett frei? Vielleicht täte man besserer daran in einer der drei Sessions die finale Konfiguration auszutesten und dann ggf. die Markierungen zu verschieben.

Re: „Die Gerüchte, dass Mercedes sich spätestens im Herbst nach einem neuen Fahrer neben Rosberg umsehen möchte, werden immer dichter.“
Michael Schumacher hat BBCs Lee McKenzie nach dem Rennen ein Interview gegeben – so abgrudntief frustriert habe ich Michael Schumacher noch nie gehört. Er habe keinen Spaß mehr an den Rennen. Er klang wie jemand, der zum Saisonende aufhören wird.

NoteMe 9 Mai, 2011 - 11:10

dogfood schrieb:

In der Türkei war [DRS] ein Vollflop.

In welche Richtung? (Ich spekuliere mal, dass das Überholen für Dich zu einfach war, oder?)

dogfood schrieb:

DRS ist doch während sämtlicher Trainingssession komplett frei? Vielleicht täte man besserer daran in einer der drei Sessions die finale Konfiguration auszutesten und dann ggf. die Markierungen zu verschieben.

Das würde nichts bringen, weil ja keines der teilnehmenden Teams ein Interesse daran hat, dass der DRS-Vorteil kleiner wird. Selbst RBR braucht es offensichtlich für seine zweite Geige.

Lars 9 Mai, 2011 - 12:30

Speedwriter33 schrieb:

Exakt, das Überholen ist viel zu einfach. Jedes weitere Rennen bestätigt das. Die reine Inflation. Man sieht ein Überholmanöver und denkt sich: “Na und?”. Auf den ersten Blick spannend, auf den zweiten extrem unbefriedigend. Das kann die Lösung nicht sein. Mit Motorsport hat das jedenfalls nichts zu tun.

Das ewige Geflenne von Formel 1 Zuschauern ist schon kurios. Entweder ist es zu schnell oder zu langsam, zu leicht oder zu schwer, zu blau oder zu grün, zu süß oder zu salzig. Wenn ein Fahrer dominiert, wird über die Langeweile gemotzt – und wenn keiner dominiert, mockiert man sich, dass es „keinen richtigen Champion“ gibt. Halten die Reifen ein Rennen lang, stöhnt der Fan, dass die Rennen so vorhersehbar sind; und lassen die Reifen schnell nach, ist alles nur Zufall und Chaos – in jedem Fall „kein richtiger Motorsport mehr“. Wird wenig überholt, ergeht man sich in den entsprechenden Foren über die unerträglichen Prozessionen – und wird dann schließlich wieder mehr überholt, ist es auch nicht Recht.

dogfood 9 Mai, 2011 - 12:45

Ein bißchen mehr Ansprüche an einen Überholvorgang als das bloße Drücken auf einen Knopf sollte man schon stellen können. Es geht darum die Fahrer in eine Position zu bringen, wo sie miteinander kämpfen können und nicht darum komplette Beliebigkeit und Austauschbarkeit zwischen den Fahrern herzustellen.

Wenn der Überholvorgang auf Freier Strecke und nicht erst am Bremspunkt entschieden wird, dann ist die DRS-Linie zu früh gesetzt.

Das ist keine Schwarz/Weiß-Frage „jetzt wird über zuviel Überholen geflennt“, sondern eine Frage des richtigen Verhältnisses. Dies war bislang bei den ersten Rennen gut. Bei diesem nicht.

Lars 9 Mai, 2011 - 13:18

@ dogfood:

OK, „flennen“ war zu polemisch – aber es fällt dennnoch auf, dass die online vertretenen F1 Zuschauer lieber ein Haar in der Suppe finden, als sich mal über abwechslungsreiche Rennen zu freuen. Das absolute Spannungspotential von Autorennen ist nun mal begrenzt. Gadgets und Regelanpassungen hin oder her, da fahren halt ein paar junge Kerle mit ihren Karren zwei Stunden im Kreis…. entweder kann man da was Interessantes dran finden, oder eben nicht.

spookyt 9 Mai, 2011 - 13:46

ich sehe auch wenig kritikpunkte. wie ich schon erwähnte finde ich es ziemlich sinnfrei noch option und prime reifen zu haben.

nona 9 Mai, 2011 - 17:53

Ich würde „Action auf der Strecke“ nicht an der blossen Zahl der Überholmanöver festmachen. „Überholen“ im Rennsport hat für mich die Bedeutung „Kampf um eine Position“, mit der Betonung auf „Kampf“. Kampf ist aber nicht das, was derzeit stattfindet, sondern in den meisten Fällen eher „Vorbeilassen“ weil sich der Vordermann sowieso kaum wehren kann. Der Hintermann klappt fix den Flügel ein und prescht vor, der Vordermann ist zum Dasein als sitting duck verdammt. Der Weisheit letzter Schluss kann das nicht sein.

Re: Webber, seine Situation wird noch interessant werden. Er manövriert sich auch abseits der Strecke zusehends in eine Position als zweiter Fahrer, und ich sehe im Moment noch nicht, dass er damit gut umgehen kann. Die kleinen Scharmützel am Rande des letzten Wochenendes helfen dabei garantiert nicht (Rosberg sagt zu ihm im Scherz, dass er am Start an ihm vorbeiziehen wird; Webber reagiert dezent angesäuert; Rosberg zieht am Start tatsächlich an ihm vorbei…).

xeniC 9 Mai, 2011 - 19:21

Ich find es puren Sarkasmus. Die letzten Jahre „es wird nicht genug überholt“ und heuer heult man, weil zuviel überholt wird? Was würde hier für ein geschrei sein, wenn in der NASCAR nur noch auf den Gerade überholt werden darf und die Turns im Singlefile gefahren werden muss? Gut, ist blödes Beispiel, kommt aber irgendwo bei mir auf den selben nennen.

PS: Ich glaub ja, die meisten Überholmanöver werden durch die Reifen und nicht durch DRS entschieden, wie hier viele tun. Das Problem: DRS „erkennt“ man viel einfacher, als Reifen die durch sind. Schließlich gabs auch etliche Duelle, die trotz DRS eben nicht „klipp und klar“ bereits vor dem Bremspunkt durchkamen, und später sogar noch gekontert werden konnte.

PPS: @dogfood: Naja, in China hat die FIA die DRS Zone ja bereits verkürzt gehabt.

DonDahlmann 9 Mai, 2011 - 19:57

Naja, ein paar Dinge muss man schon sehen.

Die Überholmanöver der McLaren auf der Zielgeraden waren ohne DRS, ebenso einige Manöver runter zu Turn 11. Mir ist zudem aufgefallen, dass einige Fahrer selbst in der dreifach Rechts relativ nah am Vordermann geklebt haben. Das wäre vor ein paar Jahre nicht so gegangen. Und wie im Bericht geschrieben: Webber hing zu Beginn des Rennens auch mit DRS und KERS hinter Rosberg fest, er kam erst vorbei, als dessen Reifen nachließen. Dennoch bin ich auch der Meinung, dass die DRS-Zone zu lang war und man hätte später aktivieren sollen. Die FIA steckt aber, wie selber sagen, noch in der Lernphase. Das man die im Übrigen auch in Monaco weiterführen möchte halte ich für eine sehr schlechte Idee. Es hieß zwar zunächst, dass man DRS in Monaco nicht einsetzen möchte, nun hat man sich aber wieder umentschieden. Es wird die Start/Zielgerade sein, die man dafür nimmt. Die ist recht kurz, aber dennoch halte ich das für keine gute Idee.

Generell gibt es in allen Serien einen Hang dazu, die Spannung künstlich zu erzeugen. Die leidigen „Balance of Performance“ Diskussionen in den GT-Serien und der LMS sind ja nur ein Teil der Sache. Die F1 zieht da nur mit, auch wenn man in diesem Jahr vielleicht etwas zu viel von allem ausprobiert. Die FIA hat aber angekündigt, dass man das noch feinjustieren möchte. Bei den Reifen wird sich, zumindest bis zum Herbst, wohl nichts ändern. Pirelli experimentiert mit einer etwas härten „Hart-Mischung“ die lange durchhalten soll, da wird also noch etwas kommen.

Montoya12 9 Mai, 2011 - 20:55

@Lars

Wo sind denn die Rennen an der Spitze(Platz 1) abwechslungsreich.
Bis auf China war da ja nicht so viel los um Platz 1.
Sonst geb ich dir recht sind es abwechslungsreiche Rennen.

Und wenn einer schon zur Halbzeit Weltmeister ist war das keine gute WM.Und wir können uns jetzt schon drauf ein stellen das dass dieses Jahr nur um Platz 3 spannend wird. Platz 2 müsste ja Webber locker holen können mit dem Material.

Alex 9 Mai, 2011 - 21:45

Die FIA sagt ja selbst, dass sie derzeit noch mit DRS experimentiert. Im Nachhinein kann man natürlich sagen, die DRS-Zone war zu lang. Aber den Mercedes fehlte mit vollem Tank und abbauenden Reifen zum Beispiel einfach der Speed, die wären auch ohne DRS einfach geschluckt worden. Andererseits gab es in dem Kurvengeschlängel nach der DRS-Zone viele tolle Überhol- und Verteidigungsmanöver sowie einige Konter am Ende der Start- und Zielgeraden. Ich finde, die Formel 1 ist ganz klar auf dem richtigen Weg.

Und zu MSC: Die Frage, die auch von Coulthard und Jordan nach dem Rennen intensiv disktuert wurde, ist wohl eher, ob sich Schumacher das alles noch bis Saisonende antut oder ob er schon früher einen eleganten Weg zum Ausstieg findet.

nona 9 Mai, 2011 - 22:02

Coulthard und Jordan – zwei Männer mit mindestens acht verschiedenen Meinungen zu Schumacher, die sie auch ungefragt problemlos in 16 Zeitungen breitreten. Fehlen ja bloss noch Stirling Moss und Jackie Stewart.

toba 11 Mai, 2011 - 14:16

Gegen zu abwechslungsreiche Rennen zu protestieren halte ich auch für unclever, aber wenn man „abwechslungsreich“ mit „unübersichtlich“ ersetzt, ergibt die weiter oben genannte „Flennerei“ schon wieder Sinn.

Es fällt selbst mit (dem stark ausbaufähigen) Livetiming und Racingblog-Chat schwer, einen Überblick zu behalten. Wer nur auf TV (und dann womöglich auch noch mit Werbepausen) angewiesen ist, hat eigentlich schon verloren. Ob die aktuellen Regeln zu komplex sind oder nicht, die TV-Leute müssen sich Gedanken machen, wie sie die Thematik vermitteln.

Ein Überblick über die Reifensituation wäre ein Anfang, um als Zuschauer überhaupt die einzelnen Strategien bewerten zu können. Die DRS-Zone müsste imho auf der Strecke auch deutlicher markiert werden. Und dass die Kommentatoren den Überblick nicht verlieren dürfen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein… aber naja ;)

DonDahlmann 11 Mai, 2011 - 14:54

Für die Kommentatoren ist das auch nicht einfacher. Die haben zwar ein paar mehr Monitore, das Live-Timing sieht aber genauso aus, wie im Netz, nur dass man es etwas besser lesen kann. In der sky Übertragung konnte man immer wieder hören, wie Schulz sein Mikro ausstellte und im Hintergrund mit einem weiteren Mitarbeiter sprach, der wohl zusätzlich versuchte den Überblick zu behalten. Bei 82 Boxenstopps und vielen Überholmanövern, die die Kamera nicht eingefangen hat, ist das ein schweres Unterfangen.

Ich hab das Rennen live per Twitter begleitet und dabei folgende Infoquellen genutzt: TV-Bild, Live-Timing, Chat und Twitter. Gleichzeitig das alles im Auge zu behalten und auch noch zu schreiben (inkl. Updates der Reihenfolge) war ziemlich stressig.

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