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DTM: Vorschau 2011 / F3: Vorschau Hockenheim

von DonDahlmann
5 Kommentare

Die DTM geht in eine weitere Saison, in der es eigentlich nichts neues zu berichten gibt. 2011 wird ein weiteres Übergangsjahr.

Die DTM ist, nicht nur auf dieser Seite, eine eher umstrittene Rennserie. Das liegt beileibe nicht an der Professionalität der Teams oder an der Güte der Fahrer. Wie gut die Piloten sind, zeigt Paul di Resta gerade in Formel Eins. Auch andere Piloten haben ihre Klasse schon in diversen anderen Serien unter Beweis gestellt. Auch bei der Technik gibt es eigentlich nichts zu meckern. In den Fahrzeugen steckt eine Menge Know-How, die Teams investieren viel Geld, um die irgendwie das eingefrorene Reglement auszutricksen. Dass die Wagen bei jeder leichten Berührung auseinander fallen wie altes Blätterteig-Croissant ist dann wieder eine andere Sache. Tourenwagensport lebt vom Kontakt und Lackaustausch. Das muss nicht so wild sein wie in der BTCC, aber die diversen GT-Serien zeigen, wie es auch gehen kann. Das ist aber nur ein Teil des Problems der DTM.

Dass die Wagen halt schneller nachgeben, bedeutet dann auch, dass man Berührungen (das Wort „Kollision“ will ich gar nicht erst benutzen) schnell einen größeren Nachteil hat. Die Rennkommissare greifen flott ein, Durchfahrtstrafen gibt es in fast jedem Rennen. Das Bestrafungssystem hat sich derartig hoch geschaukelt, dass selbst Paul di Resta im letzten Jahr in Oschersleben für einen völlig harmlosen Rempler an die Box geschickt. Verstehen tut das keiner mehr. Die DTM ist auch die einzige Serie der Welt, die einen Fahrer bestraft, wenn der mit einer anderen Strategie unterwegs ist. Wer einen Konkurrenten mit neuen Reifen hinter sich hat, muss diesen vorbeilassen, andernfalls setzt es eine Strafe. So will man verhindern, dass eine Marke einen Fahrer taktisch weiterfahren lässt, damit er die Konkurrenz aufhalten kann. Das Problem ist nachvollziehbar, würde sich aber leicht lösen lassen, wenn man auch Privatteams statt nur Semi-Werksteams zulassen würde. Privatteams fahren für ihre Sponsoren und nicht nur für eine Marke.

Die DTM will „sauberen“ Motorsport zeigen, was ok ist, so vom Marketing aus gesehen. Damit zerstört sich aber halt leider den Spaß und die Spannung, was vielen Fans nicht gefällt. Mit klassischen Motorsport hat dann leider nur am Rande zu tun. So ist zumindest mein Gefühl.

Vermutlich wird sich daran im Jahr 2011 auch nichts ändern. Man fährt weiterhin mit „alten“ Wagen, das Reglement wurde ja Mitte 2009 eingefroren. Das muss kein Nachteil, in anderen Serien (NASCAR) gelten ja auch sehr strenge Regeln, die selten verändert werden. In der DTM bedeutet dies aber wohl auch, dass man halt wenig Überraschungen erleben wird. Erst 2012, wenn BMW dazu kommt, könnte sich was ändern. Interessant wäre ja auch mal zu wissen, wie genau das technische Reglement für 2012 aussehen wird, aber da hüllt sich die ITR noch in Schweigen. Meine Quellen meinten jedenfalls, dass es kein an die GTs angelehntes Reglement geben wird, sondern man mal wieder ein eigenes Süppchen kocht. GT3 und GT2 kam eh nie in Frage, die Hoffnung lautete GT1, aber die ist wohl auch geplatzt. Dennoch ist Vorsicht geboten, es kursieren viele Gerüchte, die meisten werden heiße Luft sein.

Eine gewisse Spannung ergibt sich in diesem Jahr bei den Fahrern. Weil man das Starterfeld nicht aufstocken möchte, BMW aber mit bestimmt sechs Wagen kommen wird, muss der Fahrerkader für 2012 bei Mercedes und Audi zusammen gestrichen werden. Neun Piloten haben beide Hersteller unter Vertrag, sechs werden es wohl 2012 werden, plus zwei Damen, die man ja immer als Kulisse mitfahren lässt. (Obwohl Susie Stoddart deutlich besser ist, als ihr Ruf und unter Wert geschlagen wird). Auf jeden Fall dürfte der Konkurrenzkampf innerhalb der Hersteller beinhart werden, und das die sehr viel Druck auf ihre Fahrer ausüben, ist ja bekannt.

Bei Mercedes rutscht Gary Paffett für Paul di Resta nach, ansonsten tut sich nichts. Bruno Spengler, Ralf Schumacher und Jamie Green sind die weiteren Piloten für HWA. Persson hat sich Christian Vietoris und Renger van der Zande geschnappt, die neben Susie Stoddart eingesetzt werden. Mücke Motorsport setzen weiter auf Maro Engel und David Couthard.

Im Hause Audi gibt es nach der Entlassung von Alexandre Premat ebenfalls einen Neuzugang. Der schon im letzten Jahr erstaunlich schnelle Migel Molina bekommt einen ABT-Werkswagen. Dazu gesellen sich Timo Scheider, Oliver Jarvis, Mattias Ekström und Mike Rockefeller. Der ehemalige ABT-Pilot Martin Tomczyk ist nach mehreren erfolglosen Jahren zu Phoenix geschoben worden, wo er als Teamkollegin Rahel Frey hat, die Kathrine Legge ersetzt. Bleibt noch das Audi Team von Rosberg, die mit dem von VW dort geparkten Eduardo Mortara und Nachwuchstalent Felipe Albuquerque in die Saison gehen. Der „Quoten“ Chinese Frankie Cheng ist weg, aber man fährt in diesem Jahr auch nicht in China.

Fahrerisch knallt da einiges an Kompetenz aufeinander und in diesem Jahr gibt es eine weitere Variante, die die Rennen vielleicht etwas spannender machen könnte. Denn mit Hankook gibt es einen neuen Reifenhersteller, der alle Teams beliefert. Allerdings war der Wunsch beider Hersteller wohl, dass es keine Überraschungen gibt und bei den Tests hörte man, dass die Fahrer kaum einen Unterschied zu den Dunlop der letzten Jahre bemerkten. Offenbar wollen die Hersteller auch in diesem Punkt nicht schlecht aussehen. Es geht ja immerhin um die Show.

Gespannt darf man auf die Zuschauerzahlen sein. Die sind und waren nicht schlecht, aber die Ränge waren im letzten, wirtschaftlich schlechtem Jahr, schon deutlich leerer, als das noch vor ein paar Jahren der Fall war. So richtig verstehe ich es ja nicht, warum die DTM immer noch bei weitem mehr Zuschauer hat, als die ADAC GT Masters, aber offenbar gibt es eine Menge Fans, die das „Familienerlebnis“ DTM sehr schätzen.

Die ARD überträgt weiterhin alle Rennen, man darf gespannt sein, welche Kuriositäten in der Pre-Race-Show in diesem Jahr auftauchen werden.

Wir werden die DTM erst einmal weiterhin höchstens in den News am Mittwoch mitnehmen, es sei denn, die Serie entschließt sich die Regeln mal auf ein normales Niveau anzupassen.

Formel 3 Euro / International Trophy
(von Vorsicht)

Im – diesmal einigermaßen gut befüllten – Rahmenprogramm der DTM fährt am Wochenende auch die F3 Euroseries ihr zweites Saisonwochenende. Nach passablen aber nicht übermäßig spannenden Rennen Anfang April am Circuit Paul Ricard ist diesmal deutlich mehr Spannung zu erwarten. Denn das Rennen stellt auch den Premierenlauf der neu geschaffenen F3 International Trophy dar. Weil dieses Serie aber bisher auf eine eigene Homepage (und auch auf sonstige Öffentlichkeitsarbeit) zu verzichten scheint, sind bedeutende Elemente noch immer einigermaßen mysteriös.

Was bisher bekannt ist: Die F3 Intl. Trophy wird 2011 aus ingesamt sechs Veranstaltungen bestehen, für spätere Jahre ist ein Maximum von zehn Events vorgesehen. Neben dem F3 Euro-Lauf in Hockenheim fährt man auch in drei Wochen in Pau (außerhalb einer nationalen Veranstaltung) und Ende Juli in Spa (mit der britischen F3). Außerdem zählen das F3 Masters in Zandvoort, der Klassiker in Macao und ein Lauf in Korea zur Gesamtwertung. Die ersten Drei der Meisterschaft erhalten eine Superlizenz.

Die FIA hat hier (Achtung, .pdf) die sportlichen Regularien für die Serie veröffentlicht. Teilnahmeberechtigt sind demnach alle Formel 3 Autos, die den FIA Regularien genügen und von Fahrern pilotiert werden, die regulär in einer nationalen Meisterschaft an den Start gehen. Außerdem geht daraus hervor, dass die International Trophy nur aus zwei Rennen pro Wochenende besteht. Das Reverse Grid Rennen der F3 Euro am Samstagnachmittag wird daher nicht zur Meisterschaft zählen. Die Frage, ob die Starter aus anderen Serien dort trotzdem mitfahren werden, bleibt unbeantwortet. Kurios: Weil die Autos den Regularien der jeweiligen nationalen Serien entsprechen müssen, wird die Meisterschaft wohl bei verschiedenen Rennen mit unterschiedlichen Reifen ausgetragen – die F3 Euro fährt mit Kumho-Pneus, während die britische F3 auf Produkte von Cooper setzt. Die Punkteverteilung verläuft nach dem Formel 1 Schema (25 Punkte für den Sieger, einer für für Zehntplatzierten)

Noch ungeklärt ist die nicht unbedeutende Frage, wer in der neuen Rennklasse antreten wird. Klar ist bislang nur: Weil der Lauf im Rahmen der F3 Euroseries stattfindet, werden zumindest in Hockenheim alle 12 Starter aus dieser Serie mit dabei sein. Startberechtigt wären darüber hinaus auch Piloten aus nationalen F3-Serien, wie etwa der britischen F3, dem deutschen F3 Cup, der italienischen F3 oder der F3 Open. Welche der dort registrierten Piloten die (vermutlich teure) International Trophy bestreiten werden, ist aber noch nicht klar. Eine offizielle Starterliste gibt es (noch?) nicht.

Vorhersagen sind wegen dieser Unwegbarkeiten diesmal ganz besonders schwer – ich werde mich diesbezüglich also bis nach dem ersten Rennen zurückhalten.

Übertragen wird die Serie auch am kommenden Wochenende wieder von n-tv. Entgegen der eigenen Ankündigungen überträgt der Sender aber wieder nur Rennen 1 und 3 – das zweite Rennen am Samstagnachmittag steht nicht im Programmschema. Ebenfalls nicht in der Vorschau des Nachrichtensenders finden sich bisher die Läufe der F3 Intl. Trophy in drei Wochen aus Pau. Weil die Chancen, dass sich ein anderer Sender dieser Serie erbarmt ziemlich gering sind, wird der Lauf in Hockenheim wohl (abgesehen vielleicht von Macao) die einzige Rennveranstlatung dieser Klasse bleiben, die live im deutschen Fernsehen zu verfolgen ist. Edit: Die Rennen aus Pau werden Live auf Motors TV übertragen.

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5 Kommentare

Slayer_ch 27 April, 2011 - 19:28

Die Rennen aus Pau werden auf Motors TV Live gezeigt.

Digger 27 April, 2011 - 19:45

„Bei Mercedes rutscht Gary Paffett für Paul di Resta nach, ansonsten tut sich nichts. Bruno Spengler, Ralf Schumacher und Jamie Green sind die weiteren Piloten für HWA.“

Gary Paffett? Der fuhr doch schon letztes Jahr ein „aktuelles“ Fahrzeug (2009er C-Klasse). Jamie Green hingegen steigt aus dem „Jahreswagen“ (2008er C-Klasse) auf, übernimmt somit den Wagen von Paul di Resta.

Zudem ist der Satz über den „Quoten-Chinesen“ Frankie Cheng im Absatz über den Audi-Fahrerkader gelandet, er fuhr ja aber letztes Jahr für Mercedes. Der „Quoten-Chinese“ bei Audi im Shanghai-Rennen hieß Darryl O’Young, wobei er im Qualifying ja sein Auto derart demolierte, dass er gar nicht starten konnte.

Vorsicht 27 April, 2011 - 20:16

Danke für die Info, Slayer_ch!

Wongi 29 April, 2011 - 00:20

Hi, danke für den schönen Bericht – und speziell was die DTM betrifft spricht mir aus der Seele. Darum schaue ich jetzt auch BTCC wobei es glaube bei vielen „kleinen“ Tourenwagenrennserien mit den Werksteams hapert was ich äußerst schade finde! Sollten Lieber die 2 Mann vorstellung DTM abblasen und wie in den `90 guten Tourenwagensport liefern alla BTCC,STW :)

GT Masters scheint auch interessant zu sein – ärgere mich langsam das ich nicht letztes Jahr am Sachsenring war …dieses jahr wird´s nu auch nicht´s :(

also Danke – ein schöner Blog

Gruß Wongi

nona 29 April, 2011 - 16:55

Re: technisches Reglement für die Zukunft – die DMSB-Task Force hat neben nochmals aufgewerteten Sicherheitsstandards u.A. ihr Augenmerk darauf gerichtet, diese porzellanartige Fragilität zu reduzieren und die aerodynamischen Auswüchse einzudampfen (Stichwort: „no more winglets“). Soviel lässt sich auf jeden Fall sagen, und ich denke mal, dass das nicht nur der Kostenreduktion dient, sondern auch der Anhebung der Tourenwagen-„Härte“ und damit der Attraktivität.

Re: Fahrer – es gab und gibt in der DTM immer beträchtliche Fahrerqualität und Qualitätsfahrer. Es gab und gibt aber auch immer viel Füllmaterial und Bodensatz, was dann so unten reingespült wird, „vielleicht“ mal in der Hackordnung aufsteigen darf wenn’s genehm ist, und ansonsten sehr bald wieder unten rausfällt. Und Schein war da in der Vergangenheit oftmals bedeutend wichtiger als Sein (Stichworte „zugkräftige Namen die sportlich nichts (mehr) reissen“ und „Quotenfahrer“). Die Show soll stimmen, nicht der Sport.

Keine andere Rennserie fungiert dermassen als Marketingvehikel der beteiligten (und de facto ausrichtenden) Hersteller. Natürlich sind die Aspekte Publicity, Vermarktung und Werbepotential im Motorsport immer ein Thema, aber in keiner anderen Rennserie ist der Motorsport unlängst so sehr eher zur Nebensache verkommen wie in der DTM. Wichtig sind die anwesenden „Promis“ (schöne Grüsse an RTL), die Nachwuchsband die in der ARD „live“ irgendeine aktuelle Single dahinplaybacken darf/muss, die Plakat- und Anzeigentauglichkeit der Starfahrer. Was aber auf der Rennstrecke passiert ist weitgehend Staffage und unterliegt möglichst systematischer Kontrolle von oben, natürlich nur soweit diese nicht schädlich für die öffentliche (un)sportliche Wahrnehmung ist. Welche andere Rennserie würde am ausrücklichen Wunsch der Fans vorbei ein Saisonfinale in China aus dem Boden stampfen (China, Parteidiktatur mit nichtmal rudimentären Menschenrechten, aber ein „wichtiger Absatzmarkt“ für die ausrichtenden Hersteller), das ohne sportlichen Wert auf einem indiskutablen Kurs unter kaum beherrschbaren Bedingungen ausgetragen wird und dadurch die Fahrermeisterschaft nochmal auf den Kopf stellt?

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