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Formula E: Rom EPrix 2019

von Jonas Brinkmann
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Die verrückte Serie geht weiter! Mitch Evans siegt als siebter Fahrer im siebten Saisonrennen mit dem siebten Team.

Großen Einfluss auf diese abwechslungsreichen Resultate hat unter anderem der Qualifikationsmodus. Da die Meisterschaftsführenden ihre Rundenzeiten als erstes setzen müssen, wenn die Strecke noch deutlich weniger Grip hat, finden sie sich meistens relativ weit hinten in der Startaufstellung wieder. Auf den engen Stadtkursen ist der Startplatz entscheidend für ein gutes Rennergebnis. Es gibt nur geringe Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Teams und das Überholen gestaltet sich als äußerst schwierig. Diese „umgekehrte“ Startaufstellung mit den favorisierten Teams und Fahrern im hinteren Feld, hat einen großen Anteil am Spektakel der Formel E und vor allem an den unfassbar engen Meisterschaftsständen. Beim Rom EPrix hat sich diese These erneut bestätigt. Aus der Quali-Gruppe 1 (Top 5 der Meisterschaft) erreichte Da Costa die beste Zeit, die jedoch nur gut genug für P13 war. Mit Vandoorne, Lopez und Maxi Günther konnten Fahrer aus Gruppe 4 in die Superpole einziehen, die bisher noch kaum Punkte in der Meisterschaft eingefahren haben. Die Reihenfolge im letzten Qualifying Segment wurde dann aber durch das Wetter vorgegeben. Es hatte kurz vorher geregnet und die Strecke wurde gerade wieder trockener. So konnte sich Andre Lotterer trotz eines Fehlers in der Haarnadel Kurve seine erste Pole Position sichern, da er als letzter Pilot seine Runde setzen durfte.

Beim Rennen einige Stunden später war die Strecke teilweise immer noch feucht, was einigen Fahrern Schwierigkeiten bereitete. Der Start lief für Formel E Verhältnisse äußerst gesittet ab. Und das obwohl als erste Kurve gleich die enge Hairpin angesetzt war. Beide Dragon Piloten warfen ihre hervorragende Ausgangssituation (P3 und P5) innerhalb der ersten Kurven weg. Lopez verbremste sich in Turn 1 und fiel ins Mittelfeld zurück und Günter drehte sich wenig später gegen die Mauer, verlor die Frontpartie des Autos und einige Plätze. Für Jose Maria Lopez kam es noch schlimmer. Zunächst drückt er Sam Bird in den engen Kurven 11 und 12 in die Mauer, wofür er später eine Durchfahrtsstrafe erhielt, und in der nächsten Schikane (18 & 19) setzte er sein eigenes Fahrzeug in die Streckenbegrenzung. Gary Paffet, der hinter ihm fuhr, konnte nicht mehr reagieren, fuhr auf den Dragon auf, wodurch die enge Strecke komplett blockiert wurde. Nach nur 3 Minuten wurde das Rennen mit einer roten Flagge unterbrochen.

Die Unterbrechung sollte leider beinahe 50 Minuten andauern. Die Streckenbegrenzung war beschädigt, die Reihenfolge der Autos völlig durcheinander gewürfelt und die Hälfte des Feldes war eine Runde weniger gefahren. Die Rennleitung hat große Mühe dieses Chaos zu lösen. Die vierte Rennunterbrechung in Folge war besonders bitter für das ZDF. Der Fernsehsender hatte zum ersten Mal ein Rennen Live im TV übertragen und dafür eine Stunde eingeplant. Durch die lange Unterbrechung war die Sendezeit aufgebraucht gerade als der Restart in vollen Gange war. Immerhin konnte der EPrix über einen Livestream auf zdf.de weiterverfolgt werden.

 

Das restliche Rennen verlief relativ ereignislos. Beim Restart bliebt Lotterer vor Evans und Vandoorne. Buemi, Frijns, Rowland folgten auf den Plätzen 4 bis 6. Lotterer und Evans konnten sich aber bald absetzen und machten den Rennsieg unter sich aus. Zur Rennmitte mussten beide Venturi Piloten (Massa und Mortara) auf aussichtsreichen Positionen ihr Rennen durch einen Fehler an der Antriebsachse aufgeben. Das hatte eine kurze Full Course Yellow zur Folge. In der Gelbphase ging Vergne an Da Costa vorbei. Beide waren von Maxi Günther eingebremst worden, der seltsam langsam unterwegs war. Vergne bekam dafür später eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt, die ihn aus den Punkterängen warf. Nach deutlicher Kritik der Fahrer gegen die teilweise schwer nachvollziehbaren Strafen der Stewards, wurde heute deutlich stärker und schneller als sonst durchgegriffen. Es blieb trotzdem sehr unübersichtlich, da die Strafen teilweise ohne Erklärung nur mit den Artikeln aus dem Regelwerk begründet worden sind. Immerhin wurden alle Strafen vor dem Ende des Rennens ausgesprochen.

Mitch Evans schien das gesamte Rennen über ein wenig mehr Pace als Lotterer auf P1 zu haben und machte dem Deutschen ordentlich Druck. 15 Minuten vor Schluss setzte der junge Australier dann das Manöver des Tages. Mithilfe der Zusatzpower des Attack Modes griff er den Techeetah in den Kurven 9 und 10 an, konnte dessen Linie beeinflussen und vor der folgenden Schikane innen hineinstechen. Lotterer musste zurückstecken und Evans vorbeilassen, um in Kurve 11 und 12 nicht in der Mauer zu landen. Lotterer versuchte seinerseits mit Attack Mode zu kontern, aber Evans verteidigte sich bis zum Rennende clever. So triumphierte der 24-jährige und holte seinen ersten Formel E Sieg überhaupt. Auch für Jaguar Racing war es der erste Sieg in der Serie. Stoffel Vandoorne, der eine sehr gute Leistung zeigte, komplettierte das Podium auf Rang 3. Nach der völlig vermurksten ersten Saisonhälfte, geprägt durch Fehler und technische Probleme, war der dritte Platz für ihn und für das deutsche HWA Team sicherlich eine unglaubliche Erleichterung. Frijns sicherte sich Platz vier vor den zwei Nissan Piloten Buemi und Rowland. Auf Rang 7 kam mit Di Grassi der erste der Meisterschaftsführenden ins Ziel.

In der Fahrermeisterschaft sind die Piloten noch enger zusammengerückt. Von Platz 1 (d’Ambrosio – 65 Punkte) bis Platz 9 (Mortara – 52 Punkte) sind es gerade mal 13 Punkte Unterschied. In der Teamwertung geht es nicht mehr ganz so eng zu, wie noch nach dem Sanya EPrix. Techeetah (116) führt vor Virgin (109), Audi (102) und Mahindra (102).

Der nächste EPrix findet am 27. April in Paris statt.

(Bilder: Formula E Media)

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2 Kommentare

Formula E: Vorschau Paris ePrix – Racingblog 26 April, 2019 - 08:01

[…] Rom (Rennbericht hier) startete Andre Lotterer von vorn, musste sich jedoch im Laufe des Rennens Mitch Evans geschlagen […]

Andreas Nau 29 April, 2019 - 21:50

Toller Artikel!

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